Halphas
Moderne Entwicklungen scheren uns einen Dreck!
Interview
Die Hessen HALPHAS veröffentlichten letztes Jahr ihr Debütalbum „Dawn Of A Crimson Empire“, auf dem sie sich sehr, sehr old school geben. Von Trends oder modernen Herangehensweisen an den Black Metal ist auf der Platte wenig zu hören – und trotzdem klingt sie nicht altbacken. metal.de unterhielt sich mit Sänger Legatus.
HALPHAS-Sänger Legatus im Interview zu „Dawn Of A Crimson Empire“
Hallo!
Euer Debütalbum „Dawn Of A Crimson Empire“ ist ja nun schon eine Weile draußen. Könnt ihr uns eine Übersicht darüber geben, wie die Reaktionen bisher ausfielen?
Hallo Stephan. Die Reaktionen auf unser Album waren überwiegend positiv. Es ist ein gutes Gefühl, zu sehen, dass all die Arbeit geschätzt wird. Vor allem Thurstan hat sehr viel Mühe in dieses Album gesteckt. Er war sowohl für die Aufnahmen als auch für den Mix zuständig. Bin der Meinung, er hat einen sehr guten Job abgeliefert.
In meiner Review zum Album habe ich euch ja mit der Szene aus dem norwegischen Hønefoss und dortigen Bands à la URGEHAL und BEASTCRAFT verglichen. Erstmal: Wie steht ihr zu diesen Bands? Und könnt ihr die Vergleiche nachvollziehen? Oder gibt es andere Bands, mit denen ihr euch eher assoziieren würdet?
Natürlich schätzen wir BEASTCRAFT und besonders URGEHAL, aber ich würde nicht behaupten, dass uns diese Bands wirklich beeinflussen würden. Forcas und ich hören zum Beispiel sehr viel finnischen Black Metal. Auch BATHORY und alte ULVER sind Inspirationsquelllen für uns. Gerade beim Song „Empire“ ist ein gewisser BATHORY-Anteil vorhanden.
Ein besonderes Schmankerl für mich ist auch der recht überraschende Klargesang in „Call From The Depths“ und „Sword Of The Necromancer“. Versteht mich nicht falsch: Ich finde den Gesang sehr passend. Aber ich hätte ihn auf einem solchen Album wie „Dawn Of A Crimson Empire“ nicht zwingend erwartet. Wie kam es dazu? War das von vornherein geplant oder eher eine spontane Idee?
Solche Dinge entstehen meist spontan im Proberaum. Man hat eine Idee und probiert, ob es passt. Einige Ideen beim Gesang kamen auch von anderen Bandmitgliedern. Aber Cleangesang wollte ich gerade am Anfang von „Call From The Depths“ unbedingt drinhaben. Was die anderen Passagen betrifft, so entstanden viele davon spontan. Ich lasse mich einfach von der Musik und der Stimmung des jeweiligen Songs leiten.
Und daran anschließend: Wie arbeitet ihr denn so im Allgemeinen? Eher intuitiv und aus der Jam-Session heraus? Oder doch bewusst geplant? Mit anderen Worten, was ist eure generelle Herangehensweise ans Songwriting?
Unsere Hauptsongwriter sind Forcas und Thurstan. Allerdings steuert jeder Riffideen bei. In jedem Song von „Dawn Of A Crimson Empire“ steckt von jedem Mitglied die eine oder andere Idee. Auch wenn es manchmal nur eine Nuance ist, trägt jeder seinen Teil bei. Ich kenne das meist so, dass in einer Band nur ein Mitglied den Ton angibt. Dies ist bei HALPHAS jedoch nicht Fall. Wir ergänzen uns gegenseitig. Jedoch würde ich nicht sagen, dass wir eine feste Herangehensweise haben. Es gibt auch Songs, die ursprünglich aus einer Jam-Session entstanden sind.
Was ich an HALPHAS sympathisch finde, ist, dass ihr euch (zumindest nach außen hin) einen Dreck um modernere Entwicklungen im Black Metal schert. Eure Mucke ist – im allerbesten Sinne des Begriffs – „old school“, euer Promofoto zeigt euch im Corpsepaint, das Logo ist schön unleserlich und auf dem Cover gibt es ein wunderbares Horror- bzw. Dark-Fantasy-Motiv zu sehen. Was macht für euch den Reiz an dieser ganz klassischen Black-Metal-Ästhetik aus?
Dass es uns einen Dreck schert, trifft es schon ziemlich gut. Wir verfolgen keine Trends und machen das, was und gefällt. Ich würde schon sagen, dass wir alle recht traditionelle Vorstellungen haben, wenn es um HALPHAS geht. Dennoch hat sich die Entwicklung, was die Band und das Album betrifft, ganz von selbst ergeben. Wir hatten von Anfang an ähnliche Vorstellungen. Ich weiß jetzt nicht ob es DIE Black-Metal-Ästhetik gibt, aber für mich würde es nicht in Frage kommen, traditionellen Black Metal zu repräsentieren, und dabei auszusehen wie Schwiegermuttis Liebling. Das war für mich auch nie die Intention von Black Metal. Es ist nicht nur die Musik, sondern das große Ganze was zählt. Alles andere ist eine Mogelpackung.
Und wie steht ihr denn als Privatpersonen zu neueren Entwicklungen der Szene, zum Beispiel zum orthodoxen Black Metal mit all seinen Dreiecken und Beschwörungsformeln, oder zum Post-Black Metal mit eher introvertierten, selbstreflektierenden Themen? Könnt ihr euch das privat mal geben und spielt es nur selbst nicht? Oder sind diese Dinge etwas, was ihr strikt ablehnt? (Wenn letzteres: Mögt ihr das bitte begründen?)
Ich lehne orthodoxen Black Metal nicht grundsätzlich ab. Allerdings gibt es einige Bands die einfach nur auf den Zug aufgesprungen sind. Vieles davon wirkt einfach nur noch kitschig. Mit Post-Black Metal hab ich nicht allzu viel am Hut. Oft sind diese Bands Weltverbesserer, die privat gar nichts mit Black Metal an sich zu tun haben. Da vermisse ich Leidenschaft. Gerade bei Konzerten. Gibt aber auch angenehme Ausnahmen, wie zum Beispiel Deadwood.
Als ich auf dem letzten De Mortem et Diabolum kurz mit Avnas gesprochen habe, sagte der mir, ihr wäret sehr froh gewesen, als das Angebot von Folter Records reinflatterte. Was macht für euch den besonderen Reiz dieses, zugegeben, kultigen Labels aus?
Als wir bandintern über mögliche Labels sprachen, waren wir uns alle einig, dass wir es definitiv bei Folter Records versuchen wollen. Joerg von Folter Records macht seit den 90ern einen mehr als guten Job, und auch unsere Kumpels von STREAMS OF BLOOD sind bei Folter unter Vertrag. Da mussten wir gar nicht lange überlegen. Die Qualität der Veröffentlichungen von Folter Records spricht für sich selbst.
Last but not least:
Was steht denn für HALPHAS als nächstes an? Gibt es – neben dem Gig auf dem diesjährigen Under The Black Sun – bereits konkrete Pläne für die Zukunft?
Es sind einige Konzerte mit unseren Labelkollegen SCHRAT und STREAMS OF BLOOD geplant. Unter anderem in Erfurt im September. Eventuell spielen wir dieses Jahr noch einmal mit HORN zusammen. Zudem haben wir bereits mit dem Songwriting für das nächste Album begonnen. Es ist auch eine MC-Veröffentlichung von „Dawn Of A Crimson Empire“ in Arbeit. Die Kassette wird über Worship Tapes veröffentlicht werden.
Das wars soweit von mir – ich danke euch für eure Zeit und Antworten! Die berüchtigten letzten Worte gehören natürlich euch!
Vielen Dank für dein Interesse. A storm is coming!