Halford
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Interview

Er ist unbestritten eine Legende und hat uns schon viele geniale Alben kredenzt. Doch auch einem Ausnahmekünstler wie ROB HALFORD weht ab und an mal mehr, mal weniger kräftiger Wind ins Gesicht. So wurden JUDAS PERIESTs “Nostradamus” und auch das letzte HALFORD-Werk “Winter Songs” nicht allerorts positiv aufgenommen. Dass HALFORD mit einem derart starken Album wie “Made Of Metal” zurück kommt, war also nicht unbedingt zu erwarten. An einem Montag, pünktlich um 22:45h, klingelt nun das Telefon und ROB HALFORD zeigt sich bester Laune und bereit für ein Interview mit uns…

Hallo?

Hi, Colin. Hier spricht Rob.

Wie geht es dir denn so?

Oh, mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Wie läuft es denn bei Dir so?

Auch ganz gut, danke. Ich komme gerade von der Arbeit und freue mich auf das Interview mit dir.

Dann lass uns mal loslegen.

Wie viele Interviews musst du denn heute geben?

Oh, heute bin ich von mittags bis ca. 6 Uhr abends hier in Kalifornien mit Interviews beschäftigt.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Scheibe.

Oh, vielen Dank. Hattest du die Chance das ganze Album zu hören? Oder hast du nur ein paar Nummern hören können?

Ähm,…nö. Ich habe die Platte vor drei Tagen bekommen und sie bis jetzt ca. zehn Mal gehört.

Das ist ja super. Freut mich, dass du die CD rechtzeitig bekommen hast.

Ich denke, ich habe genug Zeit für die Scheibe gehabt, um ein objektives Review zu schreiben. du hast mit “Made Of Metal” knapp die Pole Position verpasst, aber immerhin neun von zehn möglichen Punkten ergattert.

Wow, das ist fantastisch. Ich danke dir vielmals. Das macht mich sehr glücklich.

Eigentlich muss ich mich ja bedanken. Du hast deinen Fans ein bärenstarkes Album geschenkt.

Ich hatte auch viel Spaß daran, die Platte zu machen, und es kam auch alles zügig zusammen. Weißt Du, manchmal, wenn man eine Platte schnell schreibt, entsteht etwas ganz Spezielles. Die musikalischen Ideen fügen sich dann sehr schnell zusammen. Dennoch haben wir die Scheibe zwar schnell, aber nicht überstürzt geschrieben. Wir waren alle sehr kreativ, haben intensiv gearbeitet und sind dabei aber stets produktiv geblieben.

Wenn du gerade schon von Kreativität sprichst, ich habe in meinem Artikel geschrieben, dass deine beiden Gitarristen Metal Mike und Roy Z. sich keineswegs hinter Größen wie Murray/Smith oder Downing/Tipton zu verstecken brauchen. Würdest du dem zustimmen und wie inspiriert ihr euch gegenseitig? Ihr habt ja alle neben der HALFORD-Band noch andere Projekte laufen.

Wenn du professioneller Musiker bist und die Sachen, die du machst, auch gerne machst, fügen sich manche Teile sehr schnell zusammen, ohne dass man großartig darüber reden muss. Metal Mike und Roy haben viele Ideen und versuchen diese in die HALFORD-Band einzubringen.
Da ja jeder der HALFORD-Band, wie du richtig sagst, in verschiedene Projekte involviert ist, wissen wir nie was passiert, wenn wir uns zusammen setzen. Das Schöne daran ist, dass wir alle Profis sind und jeder seine Ideen mit einbringt. Ich denke, dass wir alle einen wundervollen Job auf “Made Of Metal“ abgeliefert haben.

Das sehe ich auch so. Es lassen sich auf “Made Of Metal” ja viele verschiedene Facetten finden, wie zum Beispiel “Till The Day I Die” mit diesem Southern Rock-/Country Music-Flair. Wie wichtig ist es dir, neue Elemente und Strömungen in deinen Sound aufzunehmen, gleichzeitig aber bei deinen Heavy Metal-Wurzeln zu bleiben?

Du musst versuchen alles in der gleichen Arena spielen zu lassen, haha. Ich vergleiche das gerne mit dem Besuch in einer Bücherei. Die Regale voll von Büchern, die alle ihre eigene Art haben sich auszudrücken. Da ein Großteil des neuen Materials von mir stammt, denke ich, dass meine jahrelange Erfahrung als Metal-Musiker da mit reingespielt hat. Ich habe beinahe vierzig Jahre lang ein erfülltes Leben als Metal-Musiker gelebt und bin noch immer voller Ideen und Songs, die in mir schlummern.
Es ist ja nicht so, dass ich die Songs, die ich schreibe, immer im Hier und Jetzt schreibe. Wenn ich Songs erarbeite, habe ich die verschiedenen Dekaden im Hinterkopf, in denen ich Musik gemacht habe. Zudem stehen mir noch andere Quellen zur Verfügung und ich habe ja auch noch vier weitere Musiker in der Band, die alle Einfälle haben, die ich auch mit einbeziehe. Letztlich ist es wichtig eine Balance zwischen meinen Parts und denen der anderen zu finden, so dass wir zusammen gute Songs schreiben können.

Es ist ja auch logisch, dass du nach all den Jahren in dem teilweise doch recht engen Korsett ‘Heavy Metal’ mal etwas Neues mit in deine Musik einfließen lassen möchtest. Wie gehen denn Mike und Roy damit um? Müssen sie dich auch mal bremsen und dir sagen: hey Rob, an dieser Stelle muss jetzt aber wieder ein Oldschool Metal Riff gespielt werden.

Yeah, wenn ich Songs schreibe und den Jungs meine Ideen präsentiere, sind sie sehr rudimentär. Als Musiker schreibe ich simple Nummern und wir schauen einfach mal was aus unseren Ideen so entsteht. Ich habe natürlich auch schon sehr komplexe Sachen gemacht – vornehmlich mit PRIEST. Wenn man sich aber die Geschichte des Rock und Metal einmal anschaut, sind es doch immer die simplen Songs mit den eingängigen Riffs oder Melodien, die herausstechen. In dieser Hinsicht sind zum Beispiel die BEATLES sicherlich unerreicht. Sie haben mich unheimlich in der Art und Weise wie ich meine Songs schreibe beeinflusst als ich noch ein Teenager war

Ja, die BEATLES sind nach wie vor die Meister der Melodie, könnte man sagen.

Definitiv. Da stimme ich dir zu.

Ein anderer Gedanke, der mir kam, als ich mich mit “Made Of Metal” beschäftigt habe, war, dass nicht alle Kritiken zu den letzten Platten an denen du mitgewirkt hast, unbedingt positiv waren. Man denkt dabei sofort an “Nostradamus” oder “Winter Songs”. Wolltest du den Kritikern mit der neuen Scheibe zeigen, dass du den harten, klassischen Heavy Metal-Stoff noch drauf hast?

Hmm…Das ist eine sehr interessante Frage, bei der es viele Möglichkeiten und Wege gibt, sie zu beantworten. Ich würde lügen, wenn ich sage, ein negatives Review regt mich nicht zum Nachdenken an. Warum passiert das jetzt gerade? Ich meine, irgendjemand findet das Produkt offensichtlich scheiße. *lacht*
Ich denke dann immer, wenn das wirklich Mist ist, warum habe ich es überhaupt gemacht, haha? Du arbeitest mit deinen Einstellungen, Ideen und Meinungen und das ist die Passion von Kreativität. Ich bin ziemlich sicher, dass irgendwer auch zu Van Gogh über eines seiner Bilder gesagt hat, dass dieses Werk sein schlechtestes wäre und genau dieses Bild ist dann das Bekannteste geworden. Du musst mit solchen Sachen einfach klar kommen.
Klar ist es schön zu hören, wenn die Leute dir sagen: Man, das war eine geile Show! Die beste, die du je gespielt hast. Solche Kommentare mögen Autoren und Regisseure ebenso gerne wie Musiker. Das kann ein hilfreiches Werkzeug und gut für die eigene Kreativität sein. Auf der andern Seite kann dich dieses Lob auch dahingehend beeinflussen, dass du deine Kreativität nur noch im Sinne der Anderen auslebst und das ist meiner Meinung nach falsch. Du musst dich selbst verwirklichen und deinem Herzen folgen.

Mir ist aufgefallen, dass du auf “Made Of Metal” den Großteil der Songs wieder in deiner normalen Stimmlage singst und die typischen ‘Halford-Screams’ sehr sparsam einsetzt, eigentlich nur in “The Mower”. Meiner Meinung nach klingst du in den mittleren Lagen schon immer besser, weil deine Stimme dann Emotionen besser transportieren kann.

Ja, das stimme ich dir absolut zu. Wir haben lange diskutiert, ob wir “The Mower” mit auf das Album nehmen sollen. Der Songs stammt nicht aus den Sessions zu “Made Of Metal”, er ist früher entstanden. Wir waren uns uneinig, ob er wirklich ein guter Metal-Song ist. Mike schlug dann vor, ihn trotzdem an das Ende der Platte zu stellen. Ich persönlich wünschte mir, dass der Song gar nicht auf die CD kommt, immerhin erscheint das Album auf meinem Label.*lacht*
Aber mir ist bewusst, dass man, um ein Album zu veröffentlichen, auch hier und da Kompromisse eingehen muss. Selbst, wenn die ursprünglichen Ideen und Vorhaben dabei nicht alle berücksichtigt werden können. Ich halte “The Mower” aber natürlich auch für einen guten Song, der nun an der richtigen Stelle des Albums steht.
Was den Gesang angeht, war ich zunächst unentschlossen, welche Stimmlage ich einsetzen sollte. Ich habe viele Dinge ausprobiert, doch Roy hat mich ermutigt hier die ‘Screams’ zu benutzen, weil dadurch die Message des Songs am besten transportiert wird. Wie gesagt, man hätte den Song auch weglassen können. Ich bin mit den Tracks eins bis dreizehn vollends zufrieden gewesen. Er ist jetzt eben auf der Platte und man kann an der Stelle die CD ja auch ausmachen oder vorspulen. *lacht*

Wie wirst du die Platte promoten? Hast du eine Tour geplant?

Ja. Wir werden die CD in Japan, Südamerika, den USA und Kanada betouren. Das wird ungefähr bis zum 20. Dezember dauern. Danach fliege ich zurück nach England und werde mich dort mit Glen und Ken treffen, um zu sehen, ob sie schon Ideen haben, wie es mit PRIEST weiter gehen könnte.

Hast du denn schon konkrete Ideen bezüglich einer neuen JUDAS PRIEST-Scheibe?

Es schwirren ja immer Ideen in unseren Köpfen herum. Wir machen PRIEST jetzt seit 35 Jahren und es gab noch nie so etwas wie einen konkreten Plan vor den Writing-Sessions. Wir haben uns immer erst dann zusammen gesetzt, wenn wir bereit waren, ein neues Album in Angriff zu nehmen oder wenn wir der Meinung waren, wir haben etwas zu sagen. Wir machen das Übliche und schreiben anschließend eine Ankündigung auf die Homepage der Band, haha.

Das hört sich doch gut an. Zurück bei „Made Of Metal“ interessieren mich dann noch ein paar Details, in den Lyrics zum Beispiel: Erstens, wer ist eigentlich der ‘Undisputed Heavyweight Champion’?

Ich meine damit ganz klar Heavy Metal und habe hierfür eine Metapher aus dem Boxsport verwendet, die die Unverwüstlichkeit unserer Musik über all die Jahre meint. Als Heavy Metal anfing eine Duftmarke zu setzen, gab es von Anfang an Kritiker und böse Zungen, die uns nur milde belächelt haben. Es gibt auch heute noch Leute, die dagegen wettern. Aber das ist es, was Heavy Metal für mich ist – der ‘Undisputed Heavyweight Champion Of The World’.

Des weiteren ist mit dem Titeltrack ist auch wieder ein Song auf dem neuen Album, der sich mit der Science-Fiction-Thematik beschäftigt. Bist du ein Science-Fiction-Fan?

Ja, ich lese aber eigentlich alles querbeet. Ich mag jede Art von Fantasy. Gerade lese ich “Der Sturz der Titanen” von Ken Follett. Davor habe ich neben anderen Büchern die ‘Millenium’-Triologie von Stieg Larsson beendet. Was den Titeltrack angeht, hast du natürlich Recht. Themen im Metal sind eng verknüpft mit Science-Fiction und Fantasy. Der Titeltrack handelt von dieser mystischen Kreatur aus dem Weltraum, vergleichbar mit dem ‘Predator’.

Ok. Haben wir noch etwas Zeit übrig, Rob?

Oh, gut, dass du fragst. Leider sind wir schon über der Zeit. Ich danke dir, dass dir “Made Of Metal” so gut gefällt und für das Interview. Ich hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr auf der kommenden PRIEST-Tour sehen.

Rob, ich danke dir für das Interview und wünsche dir noch einen schönen Tag!

Ich dir auch, Colin.

28.10.2010
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