Hail Of Bullets
Interview mit Drummer Ed Warby zu "III The Rommel Chronicles"
Interview
Mit ihrem dritten Album „III The Rommel Chronicles“ haben HAIL OF BULLETS einmal mehr eine Schlachtplatte abgeliefert, die die werte Hörerschaft nicht nur einmal mehr fachmännisch nach Machart der alten Schule zerlegt, sondern obendrein auch noch mit einem ausgeklügelten Textkonzept daherkommt. Alles zur lyrischen Seite des Albums könnt ihr in unserer Rommel-Geschichtsstunde mit HAIL OF BULLETS-Sänger und -Texter Martin van Drunen nachlesen; hier äußert sich Drummer Ed Warby zur Musik des Albums, zu den Nebenprojekten der Musiker und zum (Old School) Death Metal ganz allgemein:
Hi Ed!
Zunächst einmal Gratulation zur Veröffentlichung eures neuen Albums: „III The Rommel Chronicles“. Bevor ich dir erzähle, wie ich das Album sehe, wie würdest du es selbst im Kontext eurer früheren Releases beschreiben? Mit anderen Worten, was sind die Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede zu euren anderen Alben?
Danke! Das Album hat eine Weile gebraucht, bis es fertig war, aber ich bin sehr stolz darauf. Die Idee war, eine Mischung der ersten beiden Alben zu kreieren, besonders die brutale Härte des ersten und dem etwas „veredelteren“ Stil des zweiten. Das hieß also, die Melodie ein wenig zurückzuschrauben und die Brutalität eine ganzes Stück aufzudrehen. Es ist unmöglich, das Feeling eines Debüts zu wiederholen, also versuchten wir das gar nicht erst und so ist klar, dass dies nicht das erste Album einer Band ist. Aber wir machten auch nicht mit einem polierteren Sound weiter, wie manche erwartet haben könnten. Wenn sich überhaupt was verändert hat, dann ist es rauer und primitiver.
Ist die Ausrichtung eines Albums denn etwas, über das ihr großartig nachdenkt, bevor ihr anfangt es zu schreiben? Ich würde ja sagen, „III The Rommel Chronicles“ klingt in erster Linie wie HAIL OF BULLETS, Punkt, ohne große Experimente, auch wenn die Songs sicherlich alle ihre Eigenarten haben.
Ich würde auf jeden Fall zustimmen, dass HAIL OF BULLETS keine Band für Experimente oder Stiländerungen ist, wir machen stattdessen einfach damit weiter, womit wir angefangen haben und versuchen, das in den Details zu perfektionieren. Nachdem man zwei Alben gemacht hat, wird es aber härter, neue Songs und Arrangements zu finden, die nicht wie früheres Material klingen, das war also definitiv eine Herausforderung. Ich bin der erste, der zugibt, dass „Guadalcanal“ auch „Advancing Once More Pt. II“ heißen könnte, und „Liberators“ war sogar als direkte Fortsetzung von „Nachthexen“ geschrieben (das Hauptriff ist eine Variation vom Finale seines Vorgängers), aber auf diesem Album gibt es sowas nicht wirklich. Es gibt ein paar Groover, die wir bisher noch nicht gemacht haben, zum Beispiel „Swoop Of The Falcon“ und „The Desert Fox“, und manche Arrangements sind ein bisschen anders. Aber sowas ist niemals ein bewusstes Ding, genauso wie es auch nicht geplant war, dass „On Divine Winds“ am Ende melodischer war als das Debüt. Solche Dinge passieren einfach, wenn man erstmal mit dem Schreiben angefangen hat.
„III The Rommel Chronicles“ ist ja (wie der Titel natürlich andeutet) euer drittes Album – es gibt ja dieses alte Sprichwort, dass das dritte Album einer Band das wichtigste ist, das Album, das über den weiteren Fortgang einer Band entscheidet. Glaubst du daran? Und hattest du sowas im Kopf, als das Album geschrieben wurde?
Nicht wirklich, wir wollen einfach immer das zu diesem Zeitpunkt möglichst beste Album aufnehmen und das ist der einzige Standard, den wir uns selbst setzen. Natürlich ist es uns völlig klar, dass dieses Album ein wichtiges ist, besonders nachdem wir mit dem „schwierigen zweiten Album“ nochmal gerade so davongekommen sind. Aber wir beschäftigen uns nicht mit irgendeiner kalkulierten Karriereplanung oder sowas in der Art, wir haben auch kein Management, das uns erzählt, eine Schippe zuzulegen, weil’s das dritte Album ist. Tatsächlich ist auch Metal Blade auf diesem Gebiet nicht involviert, womit wir als nächstes ankommen ist für sie eine ebenso große Überraschung wie für jeden anderen auch.
Zwischen 2007 und 2010 habt ihr mit HAIL OF BULLETS immer ein Release pro Jahr herausgebracht – dann gab’s die erste Pause, zwischen „On Divine Winds“ und „III The Rommel Chronicles“ lagen ganze drei Jahre. Gab es für diese Pause einen speziellen Grund? Ich meine, natürlich spielt ihr alle in einer stattlichen Nummer anderer Bands, aber das war ja auch schon zwischen 2007 und 2010 der Fall, oder?
Der Hauptgrund dafür ist, dass ich ein bisschen müde vom ständigen Schreiben und Aufnehmen war, nachdem ich Album über Album über Album ohne großartige Pausen gemacht hatte (zwei GOREFEST-Alben, zwei mit HAIL OF BULLETS, zwei DEMIURG-Veröffentlichungen, zwei mit THE 11TH HOUR und ein Album mit STAR ONE), besonders „Lacrima Mortis“ [von THE 11TH HOUR – Anmk. d. Red.] hat mich echt alle gemacht, da ich darauf wirklich neun Monate lang nonstop alles selbst gemacht habe. Außerdem bin ich ja auch der „Producer“ für HAIL OF BULLETS, was bedeutet, dass ich mich einem Album gänzlich widmen muss, anstatt nur der Drummer zu sein. Ich musste also wirklich meine Batterien wieder aufladen, bevor ich anfangen konnte, an einem weiteren Album zu arbeiten und es hat auch rund sieben, acht Monate gedauert, bevor mir wieder danach war, Metal zu spielen. Es ist sicher nicht so, dass die anderen Jungs nicht ohne mich arbeiten könnten, aber ich schätze, HAIL OF BULLETS kommen nicht ins Rollen bis ich mit Songs um die Ecke komme. Im Juni 2012 endete meine Trockenperiode dann und ich fing wieder an zu schreiben. Von da aus dauerte es etwa ein Jahr das Album zu schreiben, aufzunehmen und zu mischen. Daher die Drei-Jahres-Lücke zwischen den Veröffentlichungen, das mag lang erscheinen, aber wir alle haben in der Zwischenzeit so viel getan, dass es sich für uns wie ein normaler Abstand anfühlt, schätze ich.
Und wo wir gerade bei euren anderen Projekten sind: AYREON, THANATOS, ASPHYX, GRAND SUPREME BLOOD COURT – ihr alle seid neben HAIL OF BULLETS noch in diversen anderen Projekten und Bands involviert. Das stelle ich mir von Zeit zu Zeit ziemlich stressig und planungsaufwändig vor, oder? Und welche Priorität hat HAIL OF BULLETS eigentlich darin, wenn ich fragen darf? Ist es mehr das All-Star-Projekt, bei dem ihr euch einfach von Zeit zu Zeit trefft? Oder eher eine „volle“ Band mit voller Priorität?
Ich sehe HAIL OF BULLETS als meine Hauptband mit höchster Priorität an und ich glaube, dass die anderen Jungs das auch tun – für Martin und Paul teilt es sich wohl den Nummer-1-Rang mit ASPHYX. Und sicherlich wird es manchmal stressig, aber es hilft, dass keine unserer Bands richtige Touren spielt, wir planen nur Shows an den Wochenenden. Da wir alle denselben Booker haben, gibt es da auch keine echten Planungsprobleme. Manchmal reisen wir sogar mit ASPHYX und HAIL OF BULLETS zusammen, wenn wir für dasselbe Festival gebucht sind.
In den letzten Jahren hatte der Old School Death Metal ja einen regelrechten Run: Diverse Bands aus alten Tagen haben sich reuniert und neue Alben veröffentlicht, aber auch neue Projekte mit dem Spirit der „alten Helden“ wurden gegründet. Kannst du vielleicht ein paar deiner liebsten Veröffentlichungen aus dem Old School Death Metal der letzten Jahre nennen? Hast du vielleicht auch ein paar Insidertips? Und gab es auch Enttäuschungen für dich?
Es gibt ein paar großartige Old School Bands, die gerade aktiv sind, vor allem FACEBREAKER, ENTRAILS, MORBUS CHRON, SONNE ADAM, COFFINS etc. Bands wie GRAVE und VOMITORY (schade, dass sie aufhören) liefern weiterhin qualitativ hochwertigen old-fashioned Death Metal ab und es ist cool zu sehen, dass auch CARCASS zurückgekommen sind. Oh, und ich liebe VALLENFYRE, Greg Mackintoshs inniges Tribut an die alte Schule. Ein Insidertip könnten BODYFARM aus den Niederlanden sein, junge Leute, aber absolut dem Old School Sound gewidmet, sie haben gerade ein neues Album über Cyclone Empire veröffentlicht. Was Enttäuschungen angeht: Ich hab mich wirklich gefreut, als AUTOPSY wieder zusammenkamen, aber die erste EP und das erste Full-Length haben mir nicht viel gegeben. Ich muss mir allerdings noch die neue anhören, vielleicht rehabilitiert die sie ja.
Und da du ja schon eine ganze Weile in der Szene unterwegs bist, gibt es vielleicht auch ein paar Veröffentlichungen aus der damaligen Zeit, die zu Unrecht vergessen oder unbekannt geblieben sind und die in jeder guten Death-Metal-Sammlung stehen sollten?
Mir fällt keine ein. Death Metal ist ja unter der neuen Generation immer noch beliebt genug und die jungen Leute haben auch immer noch Interesse an den Meistern der alten Tage, deshalb glaube ich, dass jedes Album, das irgendwas wert ist, mittlerweile auch den angemessenen Respekt gezollt bekommen hat.
Das war’s dann soweit schon – ich danke dir! Und die berühmten letzten Worte …
Haha, meine Hassfrage! Ich rede im Normalfall so viel, dass ich zu dem Zeitpunkt, an dem sie gestellt wird, nichts mehr zu sagen habe, deshalb belasse ich es einfach bei thanks and cheers!