Hackneyed
Hackneyed - auch in jungen Jahren schon alte Hasen
Interview
Seit geraumer Zeit treten verstärkt junge deutsche Bands ins Licht der Öffentlichkeit. Das besondere dabei ist das hohe Qualitätslevel auf dem sich die Nachwuchsmetaller bewegen. Neuestes Beispiel dieser erfreulichen Entwicklung sind HACKNEYED aus Abtsgmünd, wo früher das SUMMER BREEZE Festival beheimatet war und heute das SUNDOWN stattfindet. Den Werdegang der Gruppe kann man schon als kleine Sensation bezeichnen, da die Jungs Anfang Mai ihren ersten Plattenvertrag mit keiner geringeren Firma, als dem Szenegigant Nuclear Blast unter Dach und Fach bringen konnten. Eine wirklich große Leistung, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter bei 16 Jahren liegt und der jüngste Sprössling der HACKNEYED Truppe gerade mal 14 Lenze zählt. Vor allem ist der Platz im Stall von Nuclear Blast nicht aufgrund des Sensationsfaktors „Alter“ besetzt worden. Alleiniger Grund sind die herausragenden musikalischen Fähigkeiten. Wir hatten die Gelegenheit uns mit dem sympathischen Haufen im Rahmen des Sundown Festivals zu unterhalten. Mit dabei, bei diesem erst dritten Interview, Entdecker und gute Seele der Band Achim Ostertag, der natürlich auch bei der Unterzeichnung des Vertrages dabei war.
Die ersten Probleme gab es aber schon bei der Unterzeichnung eben dieses Dokumentes. So mussten bei den minderjährigen Mitgliedern tatsächlich die Eltern mit anrücken, um ihr O.K. zu geben und durch ihre Unterschrift die ganze Angelegenheit rechtskräftig werden zu lassen. Doch der Dank ihrer Schützlinge ist ihnen, laut Sänger Phil sicher. „Ohne die Unterstützung unserer Eltern würde das alles so nicht funktionieren! Deshalb haben wir sie auch von Anfang an mit einbezogen.“ Die Tatsache, dass ihre Kids aber einmal bei brutalem Death Metal landen würden, war den Eltern wahrscheinlich genauso wenig bewusst, wie den Musikern selbst. Die meisten haben nämlich eine „klassische“ musikalische Erziehung genossen und machten ihre ersten Erfahrungen daher in Orchestern. „Als ich damals mit dem Schlagzeugspielen angefangen habe, hätte ich nie gedacht, irgendwann einmal Gitarrist in einer Prügel-Death-Metal-Band zu sein, die Konzerte gibt und CDs veröffentlicht!“, so Gitarrist Felix.
Interessant wird es dann beim Thema Nuclear Blast. Schließlich ist es nicht gerade üblich, dass eine Firma dieser Größe ein solches Risiko eingeht und eine ziemlich unbekannte Band, die dazu einen nicht wirklich massenkompatiblen Stil spielt, unter Vertrag nimmt. Doch dabei konnten die Jungs auf die Hilfe ihres „Entdeckers und Mentors“ Achim Ostertag vertrauen, der vom Talent der jungen Gruppe so überzeugt war, dass er sogar darauf verzichtete HACKNEYED für sein eigenes Label Silverdust zu signen und all seine Verbindungen spielen ließ damit sie bei einer größeren Plattenfirma unterschreiben konnten. Das in der Band aber, abgesehen von den musikalischen Fähigkeiten, noch mehr Potenzial steckt (nämlich auf der Vermarktungsebene), wissen die Jungs schon sehr genau. „Wenn wir jetzt alle 30 wären, wären wir für die Plattenfirmen wahrscheinlich nicht so interessant. Es ist aber eben so, dass Devin z.B. erst 14 Jahre alt ist. Das lässt sich halt gut vermarkten.“, zeigt sich Phil abgeklärt.
Die KILLERPILZE des Death Metals also? Nicht wirklich, schließlich überzeugen HACKNEYED jetzt schon mit absolut professionellem Songwriting. Und dass das alles in den eigenen Händen liegt, darauf besteht die Band und nimmt überkritischen Zeitgenossen, die HACKNEYED für das durchgestylte Produkt einer Marketingabteilung halten sofort jeden Wind aus den Segeln. Nur beim Intro der im Juli erscheinenden CD, da durfte Achim einen kleinen Beitrag leisten. Ganz im Gegensatz zur finanziellen Unterstützung, wo er durch das Auslegen der gesamten Kosten für den Studioaufenthalt einen durchaus großen Beitrag leistete. Doch für Achim steht das Vorankommen der Gruppe im Vordergrund. Er ist fest davon überzeugt, dass HACKNEYED noch Großes vor sich haben und lässt den Jungs deshalb jede ihm mögliche Unterstützung zukommen. Einen solchen Freund und Förderer im Hintergrund zu haben ist wirklich unbezahlbar, was die Band auf ihrem weiteren Weg auch nie vergessen sollte!
Was die Ziele, die erreicht werden wollen angeht, geben sich die Burschen erfreulich bodenständig. So standen am Anfang der Karriere nicht Groupies und Geld, sondern einfache Gigs und vielleicht einmal die Möglichkeit auf dem ortsansässigen Sundown Festival zu spielen auf dem Wunschzettel. „Es ist unglaublich, wie die Jungs und auch ihre Eltern hinter HACKNEYED stehen. Sie geben wirklich Vollgas um die Band voranzubringen und bleiben dabei aber bescheiden. Ich hoffe, dass es genauso bleibt!“, so Achims Wünsche für die Zukunft seiner Schützlinge.
So wie es aussieht, könnte die sehr rosig werden. Schon jetzt müssen die Schüler innerhalb der Gruppe Autogramme in der Klasse verteilen. Devin, der Jüngste der fünf Freunde gilt sogar als Mädchenschwarm.
Was sicher jeder gerne wissen würde, ist, warum so junge Leute ausgerechnet brutalen Death Metal spielen. Schließlich hören die meisten Jugendlichen heutzutage eher Modernes wie z.B. Metalcore. „Es gibt immer ältere Leute, die einem die Szene näherbringen. Bei uns waren das Geschwister und später dann auch die Jungs von APOPHIS. Von alleine kommt man da eher nicht drauf.“ Devin beispielsweise hatte den ersten Kontakt mit Metal vor drei Jahren auf dem Summer Breeze, das er mit dem Kinderferienprogramm besuchte. Da zeigt doch mal wieder, wie wichtig es ist, Kindern früh genug die richtigen Werte zu vermitteln.
Davon, Fan einer Musikrichtung zu sein, bis hin zur Gründung einer Band und zum Schreiben eigener Songs ist es aber noch ein weiter Weg. Den haben HACKNEYED aber mit Siebenmeilenstiefeln bewältigt. Heute liefern sie Musik ab, die, auch ohne Berücksichtigung des Alters der Musiker auf dem Markt bestehen kann. Entscheidend dafür ist laut Schlagzeuger Tim, die kritische Auseinandersetzung der Jungs mit ihrem Material. „Ein Song ist erst gut, wenn alle zufrieden sind. Wenn jeder beim ersten Spielen des fertigen Stückes grinst, oder eine Gänsehaut bekommt, dann wissen wir, dass das Lied etwas taugt.“
Dementsprechend viel Ausschuss wird aber auch produziert, was jedoch kein Problem darstellt, da, nach Aussage von Achim, jeder der vier Instrumentalisten neben seinem Hauptinstrument auch noch ausgezeichnet Gitarre spielen kann. Bei soviel kreativem Input muss das Quintett ja keine Angst davor haben, dass irgendwann die Ideen für neue Songs ausgehen.
Das ist auch nicht ihre größte Sorge. Die besteht vielmehr darin, dass sich das Debüt schlecht verkauft und HACKNEYED infolge dessen als billiger Marketinggag abgestempelt werden. Neider, die der Band den schnellen Aufstieg missgönnen, melden sich aber auch jetzt schon in diversen Foren zu Wort. „Es gibt einfach Leute, die jahrelang auf einen Deal mit einer großen Plattenfirma hingearbeitet, es aber nie geschafft haben. Da kommen wir dann und unterschreiben nach so kurzer Zeit bei Nuclear Blast. Für die ist es dann so, dass wir (ungerechtfertigt) ihren Traum ausleben.“, weiß Felix, worauf Achim einwirft, dass man sich Neid auch erarbeiten muss, was die Band durch ihren enormen Einsatz auch zweifelsfrei getan habe.
Dazu gehöre, dass die Jungs in den letzten Monaten so gut wie keine Freizeit hatten und die ganze Arbeit nicht an Nuclear Blast abgaben, sondern sich selbst in großem Maße einbrachten. Bei so viel Engagement kann man ja nur viel Glück für das Album wünschen.
Und wenn dieses dann erhältlich ist stehen wahrscheinlich auch Touren an.
Wie ist das aber bei einer Band, die zum Teil aus Minderjährigen besteht? Wer überwacht, dass diese keinen Alkohol trinken, bzw. den Club vor zwölf Uhr verlassen? „Ja, es muss schon eine Aufsichtsperson dabei sein“, meint Phil, „aber Achim ist eigentlich immer da und auch Devins Vater schaut sich fast jedes Konzert an. Als wir im Studio waren, mussten uns unsere Eltern immer abwechselnd fahren, da zu diesem Zeitpunkt noch keiner in der Band 18 war.“ Das die Zusammenarbeit mit den Eltern so gut funktioniert, liegt aber auch daran, dass sie zu jedem Zeitpunkt über das Treiben ihrer Kinder informiert waren. So lud Achim beispielsweise die Familien vor der Vertragsunterzeichnung zum Pizzaessen ein, damit sich alle die Dokumente anschauen und natürlich auch besser kennenlernen konnten.
Bei so viel Unterstützung von allen Seiten haben HACKNEYED jetzt wohl die Chance auf einen erfolgreichen Einstieg ins Musikbusiness. Dazu kann man ihnen nur viel Glück wünschen und gespannt auf die Veröffentlichung ihres Debüts „Death Prevails“ am 25. Juli warten.
Wir danken den Jungs und Achim Ostertag für das Interview.
Vielen Dank auch an Thomas und Volker für die Unterstützung.