Grind Inc.
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Interview
GRIND INC. sind spätestens mit ihrem neusten Album “Sudden State Of Hate“ in die Bundesliga des deutschen Death Metal aufgestiegen. Natürlich sind die fünf Krefelder Jungs nicht nur im muffigen Kämmerlein unterwegs, sondern betreiben auf den Sommerfestivals regelmäßig Frischluftkur. So auch diesen Sommer, doch vorher hat sich die Band noch meinen Fragen gestellt.
Gratulation zu eurer neuen Scheibe! “Sudden State Of Hate“ ist ja ein Werk, dass sowohl abgeht wie Schmitt’s Katze, als auch technische Finessen vorweisen kann, wie man sie selten auf Death-Metal-Werken findet! Wo lag für euch die Messlatte, die ihr mit diesem Album übertreffen wolltet?
Hi Johannes, danke für die Einschätzung! In erster Linie wollten wir unser vorheriges Album übertreffen, was uns hoffentlich gelungen ist. Ich denke, dass die Songs noch präziser und ausgereifter sind, auf der anderen Seite aber auch wieder etwas mehr von der spontanen Brutalität unseres Debütalbums haben. Die Messlatte lautet “mehr Härte, mehr Technik, aber auch mehr Eingängigkeit und mehr Groove“. Diesen Weg wollen wir so weitergehen und beim nächsten Mal noch weiter ausreizen.
Wie wurde euer Album eigentlich generell vom Publikum angenommen, auch im Vergleich zu euren älteren Werken?
Bislang recht gut, würde ich sagen. Die neuen Songs haben live auch gleich ordentlich gezündet, insofern denke ich, dass sich das Material nahtlos einpasst bzw. für ein paar neue Highlights im Live-Set sorgen wird. Auch die Reaktionen auf die vorab bei Myspace veröffentlichten Songs waren hervorragend!
Ihr habt ja “Sudden State Of Hate“ diesmal bei Twilight rausgebracht und nicht bei Morbid Records. Was für Gründe sprachen für diesen Wechsel?
In erster Linie der Grund, dass es Morbid Records in seiner ursprünglichen Form nicht mehr gibt. Insofern war es noch nicht mal nur der Grund, nach einem nächsten Schritt zu suchen, sondern ganz profan der Umstand, dass wir einen neuen Partner für die Veröffentlichung brauchten, den wir in Twilight recht unkompliziert gefunden haben. Für uns war es schon immer wichtig, bei einem Label eine gewisse Priorität zu haben, anstatt nur Nr. 845 aus 3214 zu sein.
Welche Bands bzw. Personen sind eigentlich schuld daran, dass ihr euch bei der Bandgründung auf Death Metal geeinigt habt und wer hat derzeit den größten Einfluss auf euren Sound?
Hm, das ist schwierig. Grundlegend Schuld haben die ganzen klassischen Death Metal-Bands aus der US- (hier vor allem Florida) und Schweden-Szene, die ende der ’80er den Ball richtig losgetreten haben. Das war ein neuer Sound, viel härter und anspruchsvoller als Thrash Metal, der uns total mitgerissen hat. Trotzdem haben wir schon immer über den Tellerrand geschaut und auch viele Bands aus anderen Bereichen gehört. Als Beispiel seien progressive Sachen oder auch die diversen Core-Genres von Bollo bis Math genannt. Wir sind da wie ein Schwamm und saugen alles in uns auf, was uns gefällt und kreieren später unsere eigene Interpretation von modernem, brutalem Sound. Da kann man keine einzelnen Bands als Einfluss nennen.
Ihr habt ja zwei Shouter angestellt. Warum?
Damit keiner anfängt zu nerven, während er eh mit der Band rumhängt, haha! Im Ernst, die Idee mit der Band mit den zwei Shoutern hatten Chris und ich schon vor zig Jahren, und als unsere anderen Bands allesamt den Bach runter waren und GRIND INC. zu einer richtigen Band mutierte, war es an der Zeit, unseren alten Plan umzusetzen. Davon abgesehen ist es zu einem Trademark geworden, dass wir in der Regel mit nur einer Gitarre, dafür aber mit zwei Vokillern über die Bühne toben.
Was für eine Rolle spielen bei euch die Texte? Sind das “nur“ Klischee-Death-Metal-Texte oder steckt da mehr dahinter?
Auf der einen Seite müssen die Vocals erstmal grundlegend zur Musik passen, bilden also eine Säule des Sounds an sich. Auf der anderen Seite sind die Texte durchaus durchdacht, gerade Chris gibt sich da viel Mühe bzw. verarbeitet auch persönliche Dinge. Ich bin da etwas klassischer orientiert, wenngleich reine Gore-Texte keinen besonders großen Reiz mehr haben, man kann da auch zwischen den Zeilen lesen. Die Texte drehen sich um Horror – sowohl in klassisch erzählender Art, als auch in Bezug auf Persönliches und vor allem in Bezug auf unsere Gesellschaft, der wir gerne den Spiegel vorhalten. Da draußen läuft einiges falsch und wir nutzen die Texte, um das auch zu sagen. Allerdings ohne blinden Aktionismus oder den erhobenen Zeigefinger.
“Certifiably Insane“ ist für mich allein wegen des Titels ein absoluter Höhepunkt der Scheibe. Woher stammt der Titel, gibt’s da gewisse reale Hintergründe?
Der Titel stammt von Chris und das ist bestimmt kein Zufall, haha! Wir sind ja eher so unauffällige Serientäter, die in der Woche ihrem geregelten Leben mit Job und allem Drum und Dran nachgehen, aber am Wochenende zu GRIND INC. mutieren und der “anderen Seite“ in uns freien Lauf lassen, haha.
Ihr steht ja unter anderem schon mit Größen wie CRYPTOPSY, NAPALM DEATH und SUFFOCATION gemeinsam auf der Bühne beim Neurotic Deathfest 2008 in Tilburg/NL und auf einigen kleineren Festivals 2008 seid ihr sogar als Headliner unterwegs. Was für eine Bedeutung haben diese Festivals für euch?
Die Festival-Shows sind sehr wichtig für uns. Zum einen machen sie einfach Spaß, weil man eine Menge Leute trifft, eine Menge Zuschauer hat und eine Menge Leute erreichen kann, die einen vorher vielleicht noch nicht kannten. Zum anderen sind die Festivals wichtig für uns, weil es bislang mit einer zusammenhängenden Tour leider nicht geklappt hat. Insofern sind die Festivals hoffentlich eine gute Visitenkarte und ein Zeichen dafür, dass der Patient noch lebt und knüppelt.
Wo findet euer Bandleben hauptsächlich statt? Im Studio beim tüfteln oder auf der Bühne?
In erster Linie auf der Bühne, da fühlen wir uns am wohlsten. Okay, danach hängen wir auch gern mal am Tresen rum, hehe. Im Studio sind wir ja nur für die Aufnahmen, wenngleich wir da gerne auch mal tüfteln und spontan Ideen ausprobieren, wie z.B. der Echo-Part am Ende von “Certifiably Insane“. Ansonsten treffen wir uns vor allem vor Shows im Proberaum, um das Set durchzuknüppeln, das Wichtigste ist aber eindeutig die Bühne.
Was für einen Traum würdet ihr euch als Band 2008 gern noch erfüllen? Ist überhaupt momentan Platz für Träume?
Viel Platz wohl nicht, weil wir neben der Band ja auch alle unseren sonstigen Verpflichtungen wie Job und Familie nachgehen. Ansonsten träumen wir nur von einer zusammenhängenden Tour durch Deutschland und Europa und/oder von einem Abstecher in die USA. Ansonsten wären unglaublich tolle Verkaufszahlen und die Weltherrschaft auch okay, aber das bleiben dann wohl doch eher Träume.
Erstmals benutzt ihr ja auf einem Studioalbum kein Dämonen-Artwork, sondern ein eher blutigeres Bild mit leicht ironischem Einschlag. Woher der Sinneswandel?
Ein richtiger Sinneswandel ist es nicht, eher ein weiterer Schritt in die Richtung, kein typisches Death Metal-Cover zu haben. Beim Debüt war es ja schon so, dass wir große, weiße Flächen genutzt haben, während alle Welt schwarze, düstere Standardcover hatte. Bei unserer zweiten Scheibe hatten wir auch so etwas, allerdings spielt generell der Umstand mit, dass wir auch auf die Finanzen achten mussten. Bei der neuen Scheibe wollten wir also wieder ungewöhnlicher werden und haben diesmal entsprechend Kohle reingesteckt, um mit Björn von Killustrations einen renommierten Künstler zu engagieren. Da wir mit ihm zum Glück schon eine Weile befreundet sind, war es diesmal eben auch für uns finanzierbar. Er hat unsere Ideen super aufgegriffen, mit seinem eigenen Stil umgesetzt und genau das Cover gemacht, das wir wollten. Da sich ja die meisten Texte um realitätsnahe Themen drehen, wollten wir auch ein realistischer wirkendes Cover, das trotz seiner hellen Farben die subtile Härte und Kälte der Platte demonstriert.
Ist es sinnlos, eine eingefleischte Death-Metal Band zu fragen, wo sie sich musikalisch in ein paar Jahren sieht? Könnt ihr euch Ausflüge in Metalcore (Man verzeihe mir diesen Ausdruck), Thrash Metal oder – um dem Namen wieder gerecht zu werden – Grindcore vorstellen?
Sinnlos bei uns sicher nicht, da ich ja schon angedeutet habe, dass wir nicht gerade mit Scheuklappen durch die musikalische Welt laufen. Allerdings wirst du von uns wohl niemals eine reine Genre-Scheibe zu hören bekommen.Vielmehr werden wir weiter so verfahren, dass wir das Beste aus den Sachen, die uns gefallen, in einen Topf werfen und schauen, was dabei rauskommt. Die Basis ist sicherlich weiterhin Death Metal, aber wieviel Prozent davon mit Metalcore, Grindcore, Thrash oder sonstwas versetzt sein werden, kann ich dir nicht sagen. Ich denke, dass gerade Abwechslung und Ablehnung von Limitierungen typische Trademarks von GRIND INC. sind.
Dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche euch weiterhin viel Erfolg und mir bzw. der Hörerschaft weiterhin so geniale Platten eurerseits! Die letzten Worte gehören wie immer euch!
Vielen Dank für die guten Wünsche und das Interview. Ebenso vielen Dank an die Leser, die bis hierhin durchgehalten haben, haha. Besucht uns im Netz unter
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