Green Carnation
Green Carnation

Interview

Green Carnation bestehen bereits seit 1990, aber bis vor einem Jahr verband man den Namen Tchort eher mit Bandnamen wie Emperor, Satyricon oder Carpathian Forest. Vor gut einem Jahr veröffentlichte der Norweger unter Mithilfe einer ganzen Reihe prominenter Namen, wie Vibeke Stene von Tristania oder den Botteri Brüdern von In the woods … sein Debüt "Journey to the end of the world". Dieser Tage erscheint mit "Light of day, day of darkness" das zweite Album von Green Carnation, in dem Thort seine Gefühlswelt in einem sechzigminütigem Epos vertont hat. Einen Einblick in diese Welt gibt er im folgenden:

Wie kam es zu der Idee ein Album aufzunehmen, welches nur aus einen Track besteht?

Die Idee, ein Album mit nur einem Stück aufzunehmen entstand bereits, als ich am ersten Album arbeitete. X Botteri fragte mich, ob ich einen langes Stück für „Journey to the end of the night“ schreiben könne, was ich bislang noch nie versucht hatte und man könnte sagen, dass ich von diesem Gedanken sehr gefesselt war und auf dem nächsten Album etwas Extremeres machen wollte.

„Light of day, day of darkness“, ist ein Konzept-Album. Könntest Du das Konzept vielleicht ein wenig erläutern?

Eigentlich basiert das Album auf zwei unterschiedlichen Konzepten, einem musikalischen und einem lyrischen, die sich sehr voneinander unterscheiden. Musikalisch gesehen, ist es eine Reflexion meines Lebens und den Dingen, die ich emotional durchgemacht habe – im Guten, wie im Bösen. Textlich geht es darum, wie ich die Dinge, die den Botteri Brüdern zugestoßen sind, sehe, indem ich mich an ihrer Stelle sehe und mir versuche vorzustellen, wie sie die Dinge sehen könnten. Es ist offensichtlich, dass sich das lyrische Konzept um Wahnsinn, oder zumindest um einen seltsamen Geisteszustand, dreht …

Wie würdest Du die Begriffe „Licht“ und „Dunkelheit“ beschreiben, ohne die Wörter selber zu verwenden?

Sie sind jeweils das Gegenteil voneinander und das was sie Repräsentieren entsprich genau dem, was mich während dieser Zeit beschäftigte. Ich würde die beiden Wörter als Gegensätze beschreiben.

Helligkeit und Dunkelheit finden in Deinen Texten ziemlich oft Verwendung. Was fasziniert Dich so sehr an diesen gegensätzlichen Zuständen?

Im Grunde reflektiert der Titel die beiden Geisteszustände, die ich durchlebt habe, als meine Tochter starb, das Elend das ich fühlte und die Freude die ich fühlte und immer noch fühle, als mein Sohn geboren wurde. Wirklich sehr gegensätzliche Gefühle und ich denke, der verwendete Titel beschreibt ebenso die verwendeten musikalischen Gegensätze des Albums als auch die Texte und meinen persönlichen Geisteszustand während dieser Vorkommnisse.

Eine große Anzahl sehr bekannter Musiker war bei den Aufnahmen des letzten Albums „Journey to the end of the night“ involviert. „Light of day, day of darkness“ scheint mehr ein Solo-Projekt zu sein, welches nicht mit allzu großer prominenter Hilfe aufgenommen wurde. Welche Gründe liegen dem zugrunde?

Es ist ein Solo-Album. Ich habe die Musik, die Texte und alle Arrangements selbst geschrieben. Die Grundzüge des Albums und das Stück selber wurden nur von mir und dem Drummer im Proberaum ausgearbeitet, aber ich wollte meiner Musik weitere Elemente hinzufügen, um aus jedem Abschnitt und jeder Stimmung das Beste zu machen, so dass ich für deren Realisierung die Einbeziehung verschiedener Musiker plante. Ich glaube mit den Musikern die richtige Wahl getroffen zu haben, da sie das Stück um eine Dimension erweiterten.

„Light of day, day of darkness“ ist Deinem Sohn Damien Aleksander gewidmet. In welcher Weise hat sich Dein Leben seit der Geburt Deines Sohnes verändert?

Ich bin glücklicher, zufriedener und als Person wesentlich entspannter. Seit der Geburt bin ich auch wesentlich kreativer als jemals zuvor.

Ich nehme an, dass Dein Sohn noch ein Kind ist. Meinst Du, er wird die Musik seines Vaters mögen, wenn er aufwächst? Glaubst Du, er wäre erschreckt, seinen Vater mit Corpsepaint zu sehen ( ich denke dabei an die Bilder von Carpathian Forest )?

Er hat mit seinen zweieinhalb Jahre durchaus schon Spaß an der Musik. Er geht an meine CDs, greift sich eine heraus und sagt mir, ich soll diese einlegen – wenn er es nicht selber macht. Er liebt es, sich die Alben von Green Carnation anzuhören, denn er erkennt seine eigene Stimme, die zu Beginn des Albums verwendet wurde. Wenn er Musik Magazine durchblättert oder sich CD-Cover ansieht und dabei einen Typ mit langen Haaren entdeckt, zeigt er oft auf diesen und fragt, ob ich das sei. Es scheint ihn alles nicht zu ängstigen.

Das lyrische Konzept ist Christian und Christopher Botteri gewidmet. Was verbindet Dich mit ihnen und in welcher Weise entsprechen ihnen die Texte?

Nun, sie sind seit vielen Jahren meine besten Freunde. Begonnen hat das mit einer Band aus Freunden, die zusammen Musik machen wollten, ohne überhaupt zu Wissen wie man ein Instrument spielt. Wir haben uns Instrumente ausgesucht, angefangen zu spielen und versucht von der Pike auf zu lernen, wie man überhaupt spielt. In diesem Zusammenhang schulde ich ihnen eine Menge, denn ohne diese Freundschaft und all dem Engagement eines jeden von uns, wäre wahrscheinlich keiner von uns heute Musiker. Die Texte sind ein Tribut an die Beiden und an das, was sie durchgestanden haben, immer noch durchstehen und wie sie darunter litten.

Welche Rolle spielt die Natur in Deinem Leben und in wie weit ist sie eine Inspirationsquelle für Dich?

Ich glaube die Natur spielt eine weitaus größere Rolle für mich, als es mir überhaupt bewusst

ist, wenn ich darüber nachdenke. Wahrscheinlich deshalb, weil ich so sehr in ihrer Nähe wohne und immer Zugang zu Wäldern, Bergen und Seen direkt vor meiner Tür hatte, dass ich es wahrscheinlich schon als selbstverständlich erachte. Wenn ich auf Tour bin und viel Zeit im Tourbus verbringe, mache ich oft alleine Spaziergänge und versuche einen Park zu finden. Die Natur repräsentiert zudem einen Großteil der Emotionen und Wechsel die ich als Mensch empfinde. Ich bin sicher die Natur liefet mir Inspirationen in mehr als einer Weise.

Warum hast Du „Green Carnation“ als Bandnamen gewählt und was assoziierst Du mit ihm?

Der Name hat für mich keine besondere Bedeutung, außer dass es ein Name ist, mit dem ich eine Menge Spaß verbinde und es meine erste ernsthafte Band ist. Laut Wörterbuh ist die Bedeutung in etwa „Grünes Fleisch“ und damals in den Death Metal Tagen war uns irgendwas wie „verrottetes Fleisch“ gut genug … hehehe

This is my musical legacy“ steht im Booklet geschrieben. Dies klingt ein wenig nach einem Ende – dies ist aber nicht das letzte Album von Green Carnation, oder?

Ich glaube nicht, dass es das letzte Album sein wird – überhaupt nicht. Ich habe Visionen, dass ich nicht sehr lange leben werde und wenn eines der Alben, die ich bislang gemacht habe, ein Gedächtnis an mich als Musiker sein sollte, so sollte es dieses Album sein.

07.04.2002
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