Graveyard
Interview mit Truls Mörck zu "Innocence & Decadence"
Interview
Mit ihren ersten drei Alben und der darauf enthaltenen packenden Mischung aus Hard und Psychedelic Rock schafften es GRAVEYARD, sich an die Spitze der Retrorock-Bewegung setzen. Nun folgt mit „Innocence & Decadence“ ein tolles neues Album der Vintage-Rocker, auf welchem sich die Schweden selbst treu geblieben sind. Dieses markiert auch die Rückkehr von Original-Sänger und Gitarrist Truls Mörck, der nun den Platz am Bass von Gründungsmitglied Rikard Edlund, welcher die Band 2014 verließ, übernommen hat. Unsere Fragen beantwortete Truls.
Welchen Einfluss hat eure Heimatstadt Göteborg auf euren Sound?
Abgesehen davon, dass es hier ziemlich viel regnet, hässlich und dunkel ist, haben wir auch viele Bands und eine lange Geschichte von großartiger Musik, welche hier entstanden ist. Zu der Zeit als wir uns trafen, was einige Jahre vor GRAVEYARD war, gab es viele kleine Lokale und Pubs in der Stadt, die Auftrittsmöglichkeiten für Live-Musik hatten und es war ziemlich einfach, einen Auftritt zu bekommen. Leider mussten in letzter Zeit viele mit der Live-Musik aufhören.
Du bist nun wieder zurück in GRAVEYARD während euch Rikard Edlund verließ. Bitte erzähle uns was da passiert ist und wie das Bandfeeling jetzt ist!
Rikard war für eine Weile in der Band und für eine Weile raus, die Dinge mussten erst zur Ruhe kommen. Es ist nicht gut, wenn die Leute kommen und gehen. Als er sich vor ungefähr einem Jahr dazu entschlossen hatte die Band zu verlassen, nahmen sich die anderen Zeit, neue Songs zu schreiben. Um diese Zeit nahmen Axel, Jocke und ich einen Song für Faktum, ein Magazin, dass Obdachlose in Göteborg unterstützt, zusammen mit Bosse Winberg von SPUTNIKS und Miriam Bryant auf. Kurz darauf nahm ich einige Bassparts für Demos die wir im Proberaum machten auf. Ich war zu diesem Zeitpunkt sonst in keiner Band und wurde daher gefragt, ob ich wieder voll einsteigen möchte. Momentan ist das Bandfeeling fantastisch. Wir sind alle sehr glücklich mit dem neuen Album und freuen uns darauf, mit den neuen Songs auf Tour zu gehen.
Jonathan und du singen bei zwei Songs. Wie kam es dazu, und wie denkt euer Sänger Nilsson darüber, dass ihr nun teilweise seine Rolle übernommen habt?
Joakim ist glücklich darüber, dass er etwas Zeit zum Atmen während unserer Auftritte bekommt. Keine schlechten Gefühle. Wir können beide singen daher ist es nur natürlich, dass wir auch ein wenig singen. Offensichtlich sind wir auch in einer Situation wo wir neue Sachen ausprobieren.
Worin siehst du die Unterschiede zwischen „Innocence & Decadence“ und euren vorherigen Veröffentlichungen?
Es mag etwas ruhiger sein, mehr introspektiv. Ein wenig weniger aggressiv aber nicht meilenweit entfernt von unserem letzten Album. Wir haben dieses Album Live in einem großen Raum aufgenommen, was einiges zum Sound und Feeling brachte.
Im Song „Exit 97“ verwendet ihr einen Synthesizer, was eine große Überraschung ist!
Ich habe einen alten Korg MS-10 Analogsynthesizer und brachte ihn ins Studio, ohne dass wir jetzt richtige Ideen hätten, wir wollten einfach schauen was passiert. Wir wollten alles offen, experimentell und unberechenbar halten.
Auch der Song „Too Much Is Not Enough“ ist mit seinen Soul Einflüssen überraschend. Was hat euch hier inspiriert?
GRAVEYARD haben schon immer langsame, balladeske Songs gemacht. Dieser mag mehr Soul enthalten als vorher. Wir mögen alle Soulmusik und Joakims wirklich gefühlvolle Stimme passt sehr gut.
Bitte erzähle uns mehr über eure Aufnahmen im Atlantis Studio mit Janne Hansson (ABBA, THE HIVES, OPETH) und Johan Lindström (TONBRUKET)!
Atlantis ist so ein großartig klingender Ort! Janne arbeitet dort seit den Siebzigern, daher kennt er das Studio wie seine eigene Brieftasche. Johan hat dort vorher auch schon viel gearbeitet, daher lief alles reibungslos ab und wir konnten ziemlich schnell zum Punkt kommen, ohne die üblichen Schwierigkeiten und Probleme die auftreten, wenn man mit altem analogen Equipment aufnimmt.
Das Cover „Innocence & Decadence“ ist großartig! Was kannst du uns hierüber erzählen?
Es wurde von Ulf Lunden gemacht, der auch schon das Cover für „Hisingen Blues“ machte. Er ist richtig gut darin, klassisches Kunsthandwerk mit digitaler Kunst aufzubereiten und dadurch wirklich einzigartige und ausdrucksstarke Bilder zu erschaffen. Ich finde es passt zum Album perfekt in Sachen Farben und seinem Labyrinth-artigen Gefühl. Diese Welt ist sozusagen wie in einer Band zu sein. Alle verrückten Wege führen hier hin und da hin. Manchmal nach oben, in Kreisen oder anders. Einfach, die Orientierung zu verlieren, aber wunderschön.
Wovon handeln die Texte?
Viele von ihnen scheinen sich um personlich Dinge zu drehen. Beziehungen, Liebe und Politk.
Was kannst du uns von eurer Tour mit MASTODON und CLUTCH erzählen?
Wir hatten eine gute Zeit. Wir konnten vor großem Publikum spielen, die nicht alle GRAVEYARD Fans waren. Hoffentlich werden einige von ihnen bei unserer nächsten Tour dort erscheinen. Es war auch toll, die anderen Bands und ihre Crews kennenzulernen.
GRAVEYARD sind in der Vintage-Rock-Szene sehr bekannt. Was hat sich für euch in den letzten Jahren mit der wachsenden Popularität verändert?
Die Möglichkeit zu haben, sich alleine auf das Musikmachen zu konzentrieren und nicht die Zeit und Energie zwischen dem alltäglichen Job sowie der Band zu teilen verändert viel. Auch das Arbeiten mit großartigen Leuten, das Aufnahmen in Studios wie dem Atlantis sind ein Segen. Ein riesiger Einsatz von harter Arbeit hat zu diesem Ergebnis geführt.
Was habt ihr in nächster Zukunft geplant?
Das Album wird in Kürze veröffentlicht und wir werden viel auf Tour gehen, was großartig ist! Wir machen eine Tour zusammen mit IMPERIAL STATE ELECTRIC im Oktober und November in Europa und zwei Tourneen in den USA im Dezember und Januar. Wenn ich weiter in die Zukunft blicke schätze ich, dass wir anfangen werden, neue Songs zu schreiben und weitere Touren spielen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke fürs Hören, kauft Vinyl und wir sehen uns auf der Autobahn!