Graveworm
"Wir sind ja alle nichts Besseres, nur weil wir auf einer Bühne stehen."
Interview
Woran merkt man, dass man älter wird? Subjektiv haben GRAVEWORM für „Killing Innocence“ genau so lang gebraucht wie für „Ascending Hate“. Faktisch hat es aber doppelt so lange, nämlich acht Jahre gedauert, bis die Südtiroler Dark-Metal-Institution uns mit einem neuen Album beglückt hat. Dafür ist das aber auch ein ziemlicher Kracher geworden, weswegen wir Frontmann Stefano Fiori ein paar Fragen ins Land der 1000 Berge sandten. Wir wollten natürlich wissen, warum wir so lange warten mussten und horchten auch nach dem generellen Stand der Band.
Hallo und danke für deine Zeit. Acht Jahre hat es gedauert, bis wir endlich den Nachfolger von „Ascending Hate“ zu hören bekommen haben. Wieso hat es so lange gedauert?
Echt viel zu lang, wir waren ja nie die Schnellsten beim Songwriting. Nach dem Release von „Ascending Hate“ hatten wir eine Menge Liveshows, waren auch auf Tour und haben dann irgendwann mit dem Songwriting begonnen. Das Problem, das sich jedoch herausstellte war, dass die Songs zu ähnlich zu den Songs von „Ascending Hate“ waren. Also haben wir daran gearbeitet, teilweise Songs in den Müll geschmissen teilweise bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Die Zeit verging und irgendwann kam dann Corona. Das war gut für uns, denn es gab keine Shows mehr und wir hatten viel Zeit, an den Songs zu arbeiten. So entstand dann „Killing Innocence“.
In welchem Zeitraum wurde das Album konkret geschrieben?
Naja wie vorher geschrieben haben wir viel Zeit investiert, gewollt oder ungewollt.
Wovon handeln die Texte? Songtitel wie „If The World Shut Down“ oder „Dead World“ lassen ja auf einen gewissen Einfluss der Pandemie hindeuten.
Die Lyrics sind alle von den Geschehnissen inspiriert die um uns herum gerade stattfinden. Man muss mal nur den Fernseher anmachen, das Internet einschalten oder eine Zeitung in die Hand nehmen und schon ist man konfrontiert mit Kriegen, Naturkatastrophen und so weiter. Es sieht so aus als würden wir als Menschheit kurz vor 12 stehen. Es wäre so langsam an der Zeit die Kurve zu kratzen und einen anderen Weg einzuschlagen. „Killing Innocence“ steht für mich persönlich dafür, dass die Menschheit dabei ist, den Planeten (der steht für mich als „Innocence“) in Grund und Boden zu zerstören.
Ich finde, das Album ist wieder härter und vor allem schneller als die letzten Alben. War das ein bewusster Schritt. Etwas „back to the roots“?
Das Einzige, das wir uns vorgenommen hatten war, weniger auf das Keyboard zu setzen und die Gitarren mehr in den Vordergrund zu stellen. Das Ganze hat sich dann so entwickelt. Wir wissen meist nicht, in welche Richtung es geht, wenn wir mit dem Songwriting beginnen. Aber ich muss sagen wir sind alle happy mit den Songs und froh, dass es in diese Richtung gegangen ist.
Dieses Mal ist keine eurer kultigen Cover-Versionen am Start. Eine Zeit lang hat man ja auf jedem Album eine gefunden. Wieso dieses Mal nicht?
Wir haben es versucht. Hatten ein bis zwei Songs an denen wir rumgebastelt haben, aber wir waren bis zum Schluss mit dem Resultat nicht zufrieden und so haben wir entschieden, es dieses Mal sein zu lassen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und vielleicht kann man ja mal was Neues live zu hören bekommen.
Euer „Fear Of The Dark“-Cover wird von Fans oft CRADLE OF FILTH zugerechnet auf YouTube. Könnt ihr euch das erklären?
Eigentlich nicht, denn die Stimmen ähneln sich meiner Meinung gar nicht, deswegen ist es unverständlich. Aber es sieht für mich dann so aus, als hätten wir einen guten Coversong kreiert.
Mit DRAGONBREED hast du ja mit Arkadius von SUIDAKRA eine weitere Band am Start. Wie unterscheiden sich bei DRAGONBREED und GRAVEWORM deine Vocaltechniken?
Bei DRAGONBREED hab ich die Lyrics und die Gesangslinien schon vorher erhalten. Ich musste dann das gute Ding im Studio einfach einschreien. Ich denke, dass ich dann in Zukunft auch meinen Ideen mit einbinden werde und mal sehen wie das Ganze dann klingt.
Ich hab häufiger den Kommentar gelesen: „GRAVEWORM sind eine Einsteigerband für extremeren Metal.“. Wie würdest du die Aussage bewerten?
Kuriose Aussage. Was ist eine Einsteigerband für extremeren Metal? Mhhhh… Wir sind halt immer noch sehr normale, ein bisschen verrückte Musiker, die einfach Spaß daran haben, Konzerte zu spielen und nachher mit Leuten abzuhängen und ein, zwei oder mehrere Bier zu trinken. Ich denke so sollte es auch sein. Wir sind ja alles nichts Besseres nur, weil wir auf einer Bühne stehen.
Wie schaut es mit Liveaktivitäten für 2023 aus? Dürfen wir eine Headlinertour erwarten?
Geplant sind erstmal ein paar Festivals im Sommer. Für Herbst haben wir noch keine Daten. Headlinertour denke ich ist da eher schwierig. Wir spielen lieber auf einem coolen Package mit coolen Bands und gerne auch zu früheren Zeiten. Da bleibt uns dann mehr Zeit um nachher mit den Fans abzuhängen und Spaß zu haben.
Danke Stefano für deine Zeit!