Grave Miasma
Interview zu "Odori Sepulcrorum"
Interview
Ursprünglich 2002 als GOAT MOLESTÖR gegründet, hat es bis jetzt gedauert bis GRAVE MIASMA ihr erstes Full-Length-Album eingespielt haben. Nachdem die EPs schon viel versprochen haben, ist das Album ein finsteres Machtwerk, das so manches Black-Metal-Album wie Kuschelrock wirken lässt. Wir sprachen mit den Briten über die vergangene Tour mit NECROS CHRISTOS und den Death Metal im Allgemeinen … und selbstverständlich über „Odori Sepulcrorum“.
Ihr seid gerade von eurer Tour mit NECROS CHISTOS zurück. Wie war’s und welche Stadt hat euch am Besten gefallen?
Die Idee zur gemeinsamen Tour geisterte schon eine Weile bei sowohl GRAVE MIASMA als auch NECROS CHRISTOS herum. Die zweiwöchige Erfahrung wäre ohne die Mithilfe aller an der Organisation der Tour beteiligten Seiten nicht möglich gewesen: Die Tour könnte sich als ein weiterer Schritt vorwärts für GRAVE MIASMA herausstellen. Das Publikum war oft nicht sonderlich zahlreich anwesend, dafür aber extrem hingebungsvoll, was viele denkwürdige Shows in vielen Städten, zu viele um sie alle zu nennen, nach sich zog.
Um direkt bei der Tour zu bleiben. Ihr wart ja mit drei weiteren, thematisch wie auch musikalisch sicherlich vergleichbaren Bands unterwegs. Wie verläuft da der Touralltag, tauscht man sich auch über konzeptuelle Inhalte und Okkultismus aus?
Da beide Bands die oftmals langen Strecken in verschiedenen Minivans verbracht haben, gab es eigentlich keine großen Tour-Erfahrungen, außer dass wir alte Freunde getroffen und die Neuzugänge im NECROS CHRISTOS-Quartett kennenengelernt haben.
„Odori Sepulcrorum“ ist das erste Full-Length-Album, welches ihr überhaupt veröffentlicht. Sowohl unter dem Banner GOAT MOLESTÖR als auch als GRAVE MIASMA habt ihr bislang hauptsächlich EPs veröffentlicht. Wieso hat es so lange bis zu einem vollwertigem Album gebraucht?
Da zwei Bandmitglieder in anderen Bands gut eingespannt sind, sind die Möglichkeiten sich zu treffen und an Ideen zu arbeiten ziemlich begrenzt. Die Umstände schmälern aber keineswegs die Wichtigkeit von GRAVE MIASMA für jedes Mitglied. Ganz im Gegenteil gibt es jeder einzelnen Songwriting-Session einen hochheiligen Charakter und ist zudem eine Methode zur Qualitätskontrolle. Oft ist weniger mehr.
Es scheint als wäre in dieser Form des Death Metal das thematische Konzept ebenso entscheidend wie die Musik selbst, sprich, die Einheit steht im Mittelpunkt. Beinhaltet „Odori Sepulcrorum“ ein Konzept?
Jeder Song besitzt eine bestimmte thematische Idee, bei der die Lyrics nicht auf einem der traditionellen Death-Metal-Blickwinkel wie Blut oder Horror basieren. Ich würde das Album nicht als Konzeptalbum einordnen, sondern eher ein komprimiertes Produkt einer dreijährigen Erkundung der ungesehenen Welt.
Auch das Artwork ist erneut sehr detailreich ausgefallen. Kannst du uns etwas dazu erzählen, auch wo es an eure Musik und Texte anknüpft?
Das Cover wurde von Denis Forkas Kostromitin, einem in der Kunstzene hoch angesehenen esoterischen Künstler, gemalt. Das Konzept fußt auf Ideen der Ägypter, Mesopotamier (mit der offenkundig unorthodoxen Darstellung der Wadjet und den architektonischen Seitenhieben in Richtung Sphinx) und der griechischen Mythologie. Das Gemälde zeigt den Tod als ein Portal zu einer höheren Wohnung, ein Gefäß sowohl für Zerfall und Verjüngung, das vorwiegend der griechischen Sage von Ödipus entspringt. Ich beschrieb Herrn Forkas Kostromitin was ich als die energetischen Kräfte wahrgenommen habe, die viele der Tracks musikalisch und textlich durchdringen. Da ich kein Künstler bin, bin ich ihm sehr dankbar dafür, dass er eine künstlerische Idee aus meinen kurzen Notizen entwickelte, noch dazu komplett unabhängig von der Musik. Bis zu dem Punkt, an dem ich die Ästhetik des Covers und des Albuminhalts nicht mehr separat voneinander betrachten konnte.
Inwieweit spielt das Okkulte auch in eurem Privatleben eine Rolle? Kunst ist ja nicht immer das komplette Innere des Künstlers…
Sobald der Moment einer Offenbarung und Bestätigung erreicht ist, ist es unmöglich, auf dem eingeschlagenen Pfad umzukehren. Kunst, wenn man Death Metal als solche sehen möchte, ist ungültig, wenn sie auf bloßen Konzepten ohne Begleitung oder Führung durch die damit verbundene Kräfte (erklärt oder unerklärt) fußt. Ich habe meinen Körper vor meinen Augen in einer kabbalistischen Darstellung gesehen, deshalb kann mein Leben in all seinen Belangen nicht mehr von den übertragenen heiligen Visionen dissoziiert werden.
Während in einer Vielzahl von Genres eine schiere Überflutung herrscht, scheint es im okkulten Bereich des Death Metal tatsächlich noch überschaubar zuzugehen. Hast du noch ein paar Empfehlungen, welche Bands vielleicht noch keinen so gefestigten Status haben, aber es deiner Meinung nach wert sind gehört zu werden?
Die Popularität von dunklem Death Metal ist in den letzten Jahren stark angestiegen, so sehr, dass ich nicht mehr auf dem Laufenden bin was die Anzahl der Bands in diesem Bereich angeht. SONNE ADAM sind in meinen Augen eine der führenden Bands.
Ich empfinde die Stimmung auf „Odori Sepulcrorum“ als unglaublich finster. Im Grunde halte ich es für die Form von Dunkelheit, die Black-Metal-Bands immer einfangen wollen, es dann aber eher selten wirklich schaffen. Siehst du Ähnlichkeiten also lediglich in der transportierten Stimmung?
Viele Bands, die immer eine Säule des Einflusses für uns waren, wurden an der einen oder anderen Stelle als das eine oder das andere definiert. GRAVE MIASMA ist eine Black-/Death-Metal-Band, wenngleich die Definition „Occult Death Metal“ direkt von dem Flyer zur NECROMANTIA/VARATHRON-Split (1992) stammt; eine Veröffentlichung, die heute mit Sicherheit als Black Metal klassifiziert werden würde.
Vielen Dank für das Interview. Selbstverständlich habt ihr die letzten Worte.
Bitte besucht www.facebook.com/gravemiasma oder www.gravemiasma.co.uk für Hörproben und weitere Informationen.
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