Grave
Interview mit Ola Lindgren zum neuen Album "Out Of Respect For The Dead"

Interview

Nichts Neues bei den Schweden GRAVE – mag man denken, wenn man nur ihr aktuelles, mittlerweile elftes Album „Out Of Respect For The Dead“ betrachtet, bei dem sich die Schweden in gewohnt brillanter Manier durch die Songs knüppeln. Kein Wunder, denn Bandboss und Gitarrist und Vorgrunzer Ola Lindgren hat eine wirklich starke Mannschaft beisammen, mit der er scheinbar mühelos nicht nur den Status Quo halten, sondern immer weiter ausbauen kann. Dabei ist die Band Ende des vergangenen Jahres nahe an einer Tragödie vorbeigeschrammt, wie uns Ola zu Protokoll gibt.

Ola Lindgren zu…

… den Aufnahmen des neuen Albums „Out Of Respect For The Dead“

Wir haben die Scheibe bereits im März, April 2014 angefangen, als wir all das Material zusammengetragen haben, das wir zu dem Zeitpunkt hatten. Im Mai 2014 begannen wir mit den Schlagzeugaufnahmen, gefolgt von den Bassspuren aufgenommen. Danach haben wir eine Aufnahmepause eingelegt, um mit ENTOMBED A.D. auf Tour zu gehen. Letztlich haben sich die Aufnahmen bis zum Frühjahr dieses Jahres hingezogen, viel länger. als wir geplant hatten.

… den Vorteilen, im eigenen „Studio Soulless“ aufzunehmen

Ich habe hier in Stockholm ein eigenes Studio, wo wir bereits die letzten Alben aufgenommen haben. Wir haben in der Vergangenheit viel in anderen Studios experimentiert, und da ich für viele andere Bands den Mix und das Mastering übernommen habe, weiß ich, worauf es ankommt. Für uns ist es natürlich sehr bequem, nicht unter Stress zu stehen und nicht daran zu denken, dass jeder Tag im Studio Geld kostet.

… den neuen Songs

Hinter den meisten Songs stand dieselbe Idee: Ein möglichst aggressives und brutales, aber auch schweres und abwechslungsreiches Album zu machen. Ich denke, das neue Album spinnt die Ideen, die wir für „Endless Procession Of Souls“ hatten, weiter – kombiniert mit noch mehr Brutalität und noch mehr Groove. „Out Of Respect For The Dead“ hat ein noch höheres Aggressionslevel, aber eben auch Variabilität, was das Album so interessant macht.

… dem Albumtitel „Out Of Respect For The Dead“

Den Titel habe ich aus einem Abspann von einem Film: An der Stelle, wo das übliche „die Namen der Personen wurden geändert, um … zu schützen“, kam stattdessen „Out Of Respect For The Dead“, was mich sofort in seinen Bann zog. Das klang echt gut, und ich bin überrascht, dass nicht bereits 17 andere Alben mit diesem Titel veröffentlicht wurden.

 

… seinen Bandkollegen

Ronnie (Bergerstål, Schlagzeug) kam nach der „As Rapture Comes“-Platte 2006 in die Band. Unser damaliger Schlagzeuger Pelle (Ekegren) wollte nicht lange touren, weswegen wir uns nach einer anderen Lösung umsehen mussten. Bereits bei der ersten Probe wussten wir, dass er es sein würde, und zwei Wochen später ist er mit uns auf Europa- und USA-Tournee gefahren.

Mika (Lagrén, Gitarre) ist so etwas wie ein Klassenclown und hat immer einen Witz parat. Außerdem weiß er wirklich gut mit seiner Gitarre umzugehen, ganz eindeutig. Mika hat immer gute Ideen und schafft es meistens, seine Soli in einem Stück zu spielen. Ich bin eher so der Old-School-Typ, der sich das Gitarrespielen selbst beigebracht hat und irgendwelche Solotechniken nie gelernt hat. Natürlich spiele ich trotzdem Soli. Mein Stil ist eher primitiv und rauh, während er einen eher studierten Stil hat. Das passt gut zusammen, wir teilen uns auch die Soli auf.

Tobbe (Tobias Cristiansson, Bass) kannte ich noch von seiner Zeit bei DISMEMBER. Als Fredrik (Isaksson) ausstieg, war er absolut erste Wahl – und er war als alter GRAVE-Fan wirklich interessiert bei uns einzusteigen. Er ist ein sehr zurückhaltender Typ, von uns ist der ruhigste. Wir sind alle sehr verschieden, aber passen als Team wirklich gut zusammen.

… Ronnies schwerer Krankheit

Ronnie hatte letztes Jahr zu Weihnachten einen Herzinfarkt und war wirklich übel dran. Er befand sich für 26 Minuten zwischen Leben und Tod und wäre beinahe gestorben. Danach lag er drei Wochen lang im künstlichen Koma, damit sich sein Körper regenerieren konnte. Als er im Koma lag, haben wir ihn immer wieder besucht. Wir haben ihm einen MP3-Spieler mitgebracht mit Musik, die er mag, einfach nur damit er weiß, dass wir uns um ihn kümmern.

Als er aus dem Koma aufgewacht war, konnte er sich an nichts mehr erinnern und hat anfangs auch niemanden wiedererkannt. Das war eine wirklich anstrengende Zeit für uns alle. Nach ungefähr zwei Wochen kamen aber die Erinnerungen zurück. Danach ist er in die Reha gekommen, um sein Gedächtnis und seine Physis zu trainieren – wenn man so lange liegt, gibt es ein großes Schlaganfallrisiko. Trotzdem wussten wir eigentlich neun Monate nicht so recht, ob er überleben würde, es war eine Fifty-Fifty-Situation. Wir sind wirklich dankbar darüber, wie es letztlich gelaufen ist und dass er sich so gut erholt hat.

… den anstehenden Touren mit Ronnie

Jetzt ist Ronnie vollständig genesen und hat eine Art Herzschrittmacher bekommen. Wir haben wieder zusammen geprobt, und vor einem Monat sind wir bei einem Festival in Frankreich das erste Mal seit Dezember aufgetreten. Eigentlich ist Ronnie derjenige, der uns am meisten antreibt, er will unbedingt auftreten. Ab November werden wir dann in Europa touren und Anfang nächsten Jahres durch die USA.

20.10.2015

- Dreaming in Red -

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