Grave Digger
"Wir haben alles gegeben!"
Interview
40 Jahre GRAVE DIGGER – „Natürlich sind da viele Erinnerungen, aber ich lebe nicht in der Vergangenheit.“
Mal zu einem ganz anderen Thema: Bei euch hat es ja einen Wechsel am Schlagzeug gegeben. Was kannst du uns zu Marcus Kniep sagen, dem neuen Mann an den Drums, der Stefan Arnold ersetzt?
Marcus ist ja eigentlich schon seit 2008 in der Band und hat damals als Drum-Techniker angefangen. Als dann H.P. (Katzenburg, Keyboards 1997-2014 – Anm. d. Verf.) ausgestiegen ist, hat er halt den Job als Keyboarder und Sensenmann übernommen. Und als dann jetzt Stefan aus der Band raus ist – also, ich hatte erst einen anderen Schlagzeuger im Kopf, den ich fragen wollte. Dann wurde mir aber klar, dass wir mit Marcus ja schon einen super Drummer in der Band haben. Wir haben ihn dann gefragt und er war sofort Feuer und Flamme. Für uns ändert sich ja nicht viel, außer, dass er auf der Bühne keine Maske mehr auf hat (lacht).
Welchen Namen hattest du zuerst im Kopf, wenn ich fragen darf?
Ach nee, das halte ich lieber intern (lacht). Aber um kurz was zu Stefan zu sagen: Es hat halt am Ende nicht mehr gepasst. Stefan hat gesagt, dass er sehr verwundert war und wahrscheinlich hat er auch gar nicht damit gerechnet. Aber der Zeitpunkt war gekommen, ich habe diesen Schritt einfach vollzogen und die Band fühlt sich gut dabei.
Wir wünschen Stefan natürlich alles Gute. Es waren ja 23 gemeinsame Jahre und ich hege keinen Groll gegen ihn oder empfinde total den Stress, wenn ich seinen Namen höre. Die Konstellation hat einfach nicht mehr gepasst.
Wie ist das denn generell, wenn man die einzige Konstante im Bandgefüge ist und sich als einziger noch an die Anfangstage erinnert?
(Überlegt kurz) Die Band, diese Zeit, ist natürlich ein wichtiger Teil meines Lebens. In zwei Jahren feiern wir 40 Jahre GRAVE DIGGER. Dann werde ich 58, habe mit 18 die Band gegründet. Natürlich sind da viele Erinnerungen, schöne und finstere Sachen, an die man sich zurückerinnert. Aber dazu muss ich sagen, ich lebe eigentlich gar nicht so sehr in der Vergangenheit.
Gedanklich bin ich eigentlich schon beim nächsten Album. Klar, jetzt mache ich noch die Interviews und so. Kreativ habe ich „The Living Dead“ aber im Juni abgeschlossen. Seitdem beschäftige ich mich eigentlich mit den Ideen zum neuen Album. Da knüpfe ich jetzt schon dahingehend die ersten Banden, das Karma ist manifestiert, mit Axel ist alles besprochen. Wir warten jetzt eigentlich nur noch auf den richtigen Zeitpunkt und legen dann los mit dem Album, das 2020 erscheint.
Plant ihr eigentlich auch ein neues Live-Album. Das letzte ist ja doch ein paar Jahre her.
Also da müsste ich jetzt lügen, aber es ist nicht konkretes in der Planung, auf keinen Fall. Was konkret in der Planung ist, sind für 2020 das neue Studio-Album und natürlich diverse Jubiläums-Shows, die wir auf jeden Fall machen wollen. Da haben wir schon eine fette Geschichte vor: Wir werden etwas vervollständigen, was wir schon längere Zeit im Kopf hatten und da haben wir jetzt gesagt, dass das Jubiläum der richtige Anlass ist. Die Idee ist jedenfalls da und die ersten Kontakte werden geknüpft, manifestieren sich. Da sind wir schon gespannt, wie das funktioniert.
Das hört sich interessant an. Kannst du schon mehr dazu sagen?
Ach, da muss man halt schauen, ne? Da kann man jetzt spekulieren, aber zum richtigen Zeitpunkt werden wir schon noch mit den richtigen News rauskommen, sag ich mal.
Eine sentimentale Frage zum Abschluss: Du wohnst ja schon länger nicht mehr im Ruhrgebiet, aber hast du als alter Gladbecker eine Meinung zum diesjährigen Abschied vom Steinkohlebergbau im Revier?
Natürlich, ich bin ja mehr oder weniger damit aufgewachsen, mit dem Kohlebergbau. Ich habe ja eine Ausbildung zum Betriebsschlosser gemacht. Das war jetzt nicht direkt auf dem Pütt, sondern bei der Firma Kraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven. Natürlich habe ich da eine Bindung zum Bergbau. Ich wohne jetzt seit fast 30 Jahren in Köln, aber ich finde es schon schade, denn es gehörte schon irgendwie zum Ruhrgebiet, die Fördertürme und alles.
Ja, aber ich habe da auch so ein lachendes und ein weinendes Auge. Mein Opa, der war Bergmann und ist an einer Staublunge gestorben. Auf der anderen Seite gehört der Bergbau natürlich zu der Region und es ist ein bisschen schade, wenn das jetzt alles verschwindet. Gut, einige Fördertürme werden natürlich Denkmäler sein, aber das ist ja nicht das Gleiche. Ist der Tom Angelripper nicht früher unter Tage gewesen?
Ja, soweit ich weiß schon. Komisch eigentlich, dass so viele Abschiedsveranstaltungen von Kulturverbänden organisiert werden und keiner davon was mit Heavy Metal macht. Eigentlich wäre das bei der Menge an Metal-Bands aus dem Ruhrpott doch naheliegend.
Ja, ich denke solche Kulturverbände vernetzen solche Ereignisse mit anderen Dingen. In deren Köpfen spielt der Metalhead keine Rolle.
Im Essener Dom gibt es ja eine Abschiedsveranstaltung zu Weihnachten. Aber da passt eine Metal-Band wohl wirklich nicht rein.
Außer Tom Angelripper tritt unplugged auf (lacht). Vielleicht könnte er da „Ausgebombt“ spielen (lacht nochmal).
Das wäre natürlich toll, aber passieren wird es wahrscheinlich nicht.
Wahrscheinlich nicht.
Chris, vielen Dank für das Gespräch. Willst du noch etwas loswerden?
Ja, wir sind natürlich gespannt, wie das neue Album ankommt und freuen uns über jede Unterstützung. Wir haben alles gegeben und ich hoffe, die GRAVE DIGGER-Fans wissen das zu würdigen.
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