Grave
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Interview

Wie schon beim letzten Mal, überraschen GRAVE aufs Neue. "Dominion VIII" ist ein klarer Rückgriff zu den Anfängen der Band, obwohl auch merkliche Einsprengsel der "modernen" GRAVE zu hören sind. Was liegt da also näher, als den Bandkopf Ola Lindgren bezüglich des neuen Albums, den Veränderungen in Sound und Line-Up sowie anlässlich des zwanzigsten Jahrestages von GRAVE etwas näher zu befragen!?

GraveGuten Abend Ola! Wie geht’s euch jetzt, nachdem ihr euer achtes Album veröffentlicht habt? Gab es schon ein paar Reaktionen?

Hallo Patrick! Uns geht es sehr gut und wir sind sehr zufrieden, sowohl mit dem Album als auch mit den bisherigen Reaktionen. Zwar hab ich noch nicht allzu viel gehört, aber diversen Freunden hat es sehr gut gefallen, dass wir wieder etwas mehr in Richtung unserer älteren Alben gegangen sind.

In meinen Augen ist “Dominion VIII“ ein interessanter Mix, indem ihr Schnipsel aus eurer Anfangszeit und aus dem letzten Album verarbeitet habt. Beispielsweise “Fallen Angel (Son)“ könnte sicherlich genauso gut auf “As Rapture Comes“ stehen. Siehst du das ähnlich?

Ja, absolut. Du hast schon Recht, “Dominion VIII“ ist eine gut ausgewogene Mischung aus den modernen GRAVE und aus der traditionellen Brutalität unserer ersten Platten. Weiterhin haben wir noch versucht etwas von dem Groove des “Soulless“ Albums hereinzubringen. Esfühlt sich einfach gut an, verschiedene Stile zu etwas Neuem zu kombinieren.

Die letzte GRAVE-Platte war vermutlich eines der schnellsten Alben der Bandgeschichte. “Dominion VIII“ hat ebenfalls ordentlich Tempo drauf. Gibt es dahingehend einen Zusammenhang zwischen der neuen Scheibe und “As Rapture Comes“?

Nicht wirklich, das Neue ist richtig schnell – das ist wahr. Dennoch kommt die Geschwindigkeit der beiden besagten Alben aus verschiedenen Quellen. “Dominion VIII“ kommt anders als “As Rapture Comes“ völlig ohne Blast-Beats aus, ist aber trotzdem sehr druckvoll und intensiv – genau wie wir es wollten.

Obgleich eure neue Scheibe etwas anders klingt als die Letzte, gab es bei GRAVE nie ein wirklichen Stilumbruch. Jetzt habt ihr eurem langjährigen Label-Begleiter Century Media den Rücken gekehrt. Was hat euch eigentlich zu Regain Records getrieben?

Der Vertrag, der zwischen uns und Century Media bestand, war nach Erscheinen unseres letzten Albums erfüllt. Seit vielen Jahren waren wir endlich mal frei und da haben wir uns gefragt, ob wir nicht einfach mal etwas Neues probieren sollten. Century Media wollten zwar noch weiter mit uns arbeiten, aber wir haben abgelehnt. Regain Records machten uns letztlich das beste Angebot – wir sind wirklich froh bei ihnen untergekommen zu sein. Ich meine sie haben einen großartigen Bandstall und weiterhin ist es für uns viel unkomplizierter als noch zuvor, unter anderem da sie ja in Schweden ansässig sind.

Weiterhin ist mir die Produktion aufgefallen, die auf eurem achten Werk, gemessen an heutigen Standards, ziemlich rau ausgefallen ist. Ist das ein Kontra gegenüber allen überproduzierten Metal-Bands heutzutage?

Ja, so ziemlich. Wir wollten diesmal alle Fäden selber in die Hand nehmen. Wir haben also alles aufgenommen, gemixt und haben es produktionstechnisch dann mit dem Songwriting verbunden. Das heißt, ähnlich wie die Songs, soll auch die Produktion gleichermaßen frisch, aber auch merklich traditionell verwurzelt klingen. Wir finden es einfach cool, ein Album produziert zu haben, das sich nicht besonders klar, überproduziert und bearbeitet anhört.

Klares Statement!Was denkst du diesbezüglich über getriggerte Drums?

Wir benutzen keine – niemals! Bezogen auf die Musik, ist es das Schlechteste, was du überhaupt anstellen kannst.

Das Albumcover von “Dominion VIII“ ähnelt in punkto Detailreichtum und ein wenig auch auf den Stil bezogen dem Letzten auf “As Rapture Comes“. Ist das Artwork vielleicht sogar vom selben Künstler?

Nein, das Neue ist von einem völlig anderen Kerl. Es wurde von einem Rumänen erstellt, der bereits für Bands wie CENTINEX gearbeitet hat. Wir kamen eigentlich über unseren neuen Drummer an ihn heran und seine Arbeit hat uns einfach am Besten gefallen – dahingehend hatten wir nämlich auch einige andere Zeichner zur Probe, die uns aber nicht entsprechend zugesagt haben. Der Zeichenstil unseres Artwork-Künstlers hat uns sogar so gut gefallen, dass er auch noch für diverse Zeichnungen im Booklet verantwortlich ist. Ich denke mit seinem Stil visualisiert er GRAVE ziemlich gut.

In der letzten Zeit hattet ihr euch ja mit einigen Line-Up Problemen auseinanderzusetzen. Mit Ronnie Bergerstahl habt ihr nun jemand mit richtig viel Erfahrung hinter den Fellen. Inwieweit habt ihr bisher von seinem Fähigkeiten profitieren können?

Ich denke wir haben bisher unheimlich viel von ihm profitiert, nicht allein da er ein sehr versierter Drummer ist, der einfach so ziemlich alles spielen kann. Er hat die alten Songs sehr gut drauf und einen klasse Groove in seinem Spiel. Weiterhin spielt er neben den Trommeln auch Gitarre und Bass, was ihn auch aktiv ins Songwriting involviert – so hat er bereits auf “Dominion VIII“ mit daran gearbeitet. Ich würde ihn jedenfalls gegen niemand anders eintauschen.

Wie sieht euer Verhältnis zu Jörgen Sandström derzeit aus? Nachdem er ja nun bei ENTOMBED raus ist, könnte er doch eigentlich bei euch einsteigen, oder?

Nein, eher nicht. Ein Grund, warum er ENTOMBED verlassen hat, war die häufige Tourzeit der Band, was er mit dem Fakt, dass er nun Vater ist, nicht mehr vereinbaren konnte. Wir touren ebenfalls sehr viel und von daher würde es einfach keinen Sinn machen, ihn für die Album-Aufnahme zu rekrutieren, um dann ohne ihn auf Tour zu gehen. Ich denke nicht, dass es eine Chance gibt, ihn in naher Zukunft wieder bei GRAVE zu sehen.

Ihr spielt auch in diesem Sommer wieder viele Shows, unter anderem Wacken. Habt ihr für die Auftritte einen Session-Musiker oder spielt ihr da zu dritt?

Für die Live-Auftritte haben wir jemanden, der den Gitarristen-Part übernimmt. Als Band werden wir jedoch auch in Zukunft zunächst mal zu dritt bleiben, da wir gerade im Studio sehr gut harmonieren – einen neuen festen Posten musst du schließlich auch in jede Entscheidung einbinden. Andererseits könnten wir auch zu dritt Live spielen. Wir kommen gerade aus Russland, wo wir als Trio gespielt haben – sprich wir wissen, dass es auch so geht. Bei Shows haben wir aber jetzt zunächst mal Magnus Martinsson von INSISION dabei. Er hatte zuletzt in Hamburg seinen ersten Gig mit uns und es hat super geklappt. Dementsprechend versuchen wir auch, erstmal solange wie möglich mit ihm zu touren.

Werdet ihr in Zukunft auch mal wieder so ein tolles Old-School-Set, wie auf dem Party San 2007, auffahren? Die Reaktionen bezüglich dessen waren doch sicherlich großartig?

Ja, auf jeden Fall – wir spielen gerne solche speziellen Shows. Dahingehend haben wir auch schon überlegt, vielleicht mal das ganze erste Album oder die teilweise nicht einmal veröffentlichten Demo-Songs zu spielen. Wir haben eine Menge Songs, die Live oftmals zu kurz kommen oder sogar noch nie gespielt wurden, von daher haben wir schon einige Ideen, mal wieder was Spezielles zu bringen – vielleicht für eine kommende DVD oder so.

Anlässlich des 20ten Jubiläums mit GRAVE habe ich noch ein paar Fragen zu eurer Geschichte sowie zu euren älteren Alben. In einigen Interviews habe ich dich sagen hören, dass du festgestellt hast, dass viele Fans “Into the Grave“ als ein essentielles Album in der klassischen Death Metal-Szene betrachten. Doch wie sieht es bei dir aus? Was bedeutet eure erste Scheibe für dich persönlich?

Ich verbinde unheimlich viel mit der Platte. Für mich stecken da so viele Erinnerungen drin, da viele der enthaltenen Songs auch noch aus einer Zeit weit vor dem Release des Albums stammen. Außerdem war es schließlich unser erstes professionelles Album und hat damit den Stein sozusagen ins Rollen gebracht. Ob es musikalisch ein wirklicher Klassiker ist, kann ich schlecht sagen. Verstehen kann ich es trotzdem, wenn viele Fans “Into the Grave“ als das ultimative GRAVE-Album betrachten – es ist sehr roh und geradlinig, aber hat seinen ganz eigenen Charme.

Du bist nun seit gut 20 Jahren in die Death Metal-Szene verstrickt. Wo siehst du Heute positive Entwicklungen und in welchen Punkten, wärst du lieber wieder in der guten alten Zeit?

Die Anfänge des Ganzen waren eine wirklich tolle Zeit. Du konntest einfach mal im Studio Dampf ablassen und schon hattest du was Beeindruckendes erschaffen. Heutzutage kannst du einfach nichts mehr Bahnbrechendes bringen – klar du kannst deinen Stil komplett ändern, aber ob das so eine gute Idee ist, sei mal dahin gestellt. Andererseits scheinen die Zeichen für Death Metal wieder ganz gut zu stehen, denn in den letzten fünf Jahren haben wir die meisten Touren überhaupt gemacht.

Wenn du die ganzen Jahre mit GRAVE noch mal erleben dürftest, was würdest ganz sicher wieder genauso machen und gibt es auch Dinge, die du vielleicht lieber anders gemacht hättest?

Klar, es gibt immer ein paar Dinge, die andersherum vielleicht etwas besser gelaufen wären, aber wir haben als Band eigentlich nie etwas getan, was uns im Nachhinein wirklich weh getan hätte. Das “Hating Life“ Album ist für unsere Fans insgesamt sehr polarisierend ausgefallen, dennoch halte ich es für eine gute Entscheidung die Scheibe damals so gemacht zu haben. Zwischen 1996/97 und 2000 haben wir eine Pause gemacht – selbst das würde ich aber Heute nicht mehr ändern wollen. In diesen vier Jahren kam wahrlich nur Mist heraus, sodass es gut war, dass wir uns da raus gehalten haben. Alles in Allem gefällt mir jedes unserer Alben, nicht allein weil sie alle irgendwie in ihre Zeit hineinpassen.

Eure Labelkollegen DISMEMBER haben dieses Jahr auch wieder einen neuen Old-School-Brocken auf den Markt geworfen. Hast du die Platte schon gehört?

Nein, leider noch nicht. Ich kenne bereits ein paar Songs, aber das komplette Album konnte ich mir noch nicht geben. Ich denke mal, dass es wieder sehr gut geworden ist, zumal die Pressereaktionen auch darauf schließen lassen. Früher haben wir oft mit DISMEMBER getourt – sie spielen ja ähnlich viele Shows wie wir. Es wäre super, wenn wir uns mal irgendwann wieder zusammentun könnten.

Das war schon Alles. Vielen Dank für das nette Gespräch und Alles Gute! Falls du noch was sagen möchtest, darfst du das jetzt gerne tun!

Wenn ihr unsere Mucke kennt, kauft euch das neue Album – ihr werdet es mögen! Weiterhin geht’s nächste Woche zum Videodreh zum Track “Bloodpath“. Das wird das erste GRAVE-Video seit “Soulless“ und ich denke das wird eine richtig coole Sache!

Galerie mit 14 Bildern: Grave - Braincrusher In Hell 2023
16.05.2008

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