Grave
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Interview
Das neue GRAVE Album "As Rapture Comes" ist inzwischen erhältlich und überrascht mit einer gehörig gesteigerten Aggressivität und Geschwindigkeit. Da klingelt man doch gerne beim Sänger Ola Lindgren durch und fragt diesen ein paar Löcher in den Bauch, auch in Hinsicht auf die im Herbst stattfindene "Masters Of Death Metal Tour". Was der gute Mann zum neuen Album, der Bandgeschichte, SLAYER sowie der kommenden Tour zu berichten hat, könnt ihr im Folgenden lesen.
Endres: Hallo Ola! Glückwunsch zum neuen Album „As Rapture Comes“, welches sehr cool und aggressiv ausgefallen ist. Wie waren denn die Reaktionen bisher?
Ola: Hallo und vielen Dank! Sie waren bisher sehr gut. Unser neues Album ist sehr stark, aggressiv und brutal, alle Leute scheinen es zu mögen. Wir freuen uns nun schon auf die Reaktionen der Fans nach der Veröffentlichung!
Endres: Ich empfinde das neue Album nicht nur brutaler, sondern auch sehr schnell, es findet sich darauf so ziemlich das schnellste Material eurer Karriere. Wie kam es dazu?
Ola: Das ist richtig! Es hat sich einfach so entwickelt. Bei unserem letzten Album „Fiendish Regression“ war unser Schlagzeuger Pelle Ekegren noch ganz neu in der Band. Er hatte damals noch nicht die Zeit, sich in die neuen Stücke richtig einzuarbeiten. Die Songs waren bereits geschrieben, als er zu uns stieß. Er musste daher genau das spielen, was wir ihm vorgaben. Bei „As Rapture Comes“ war er nun viel mehr involviert, was das Songwriting anbelangt. Es mag es sehr, schnell zu spielen. Die Aggression, die Brutalität und die Geschwindigkeit kamen dann auf ganz natürliche Weise, wobei wir den typischen GRAVE-Stil beibehalten wollten.
Endres: Also hatte Pelle einen starken Einfluss darauf, dass die neuen Stücke schneller wurden. Einige Parts erinnern mich auch ein wenig an euer Debütalbum „Into The Grave“!
Ola: Yeah, die neue Scheibe kehrt ein wenig zur Basis, zu den Wurzeln zurück. Gleichzeitig haben wir aber auch ein wenig Neues erschaffen, diese ultraschnellen Blast Beat Parts beispielsweise, wobei wir die Brutalität und die Heavyness beibehalten haben.
Endres: Auf dem Album kann man auch einen Coversong von ALICE IN CHAIN’s „Them Bones“ hören. Dies ist ja nicht gerade ein typischer Coversong für eine schwedische Death Metal Band der alten Schule. Wie kamt ihr gerade auf diesen Song?
Ola: Es war einfach so eine Idee. Es ist ein sehr cooler Song und natürlich kein typischer Coversong. Wir wollten einfach etwas anderes machen und ein Stück nehmen, welches die Leute kennen. Diesen haben wir neu arrangiert und in den typischen GRAVE-Sound transformiert, es ist nun ein richtiger Death Metal Song! Wir haben „Them Bones“ im Studio probiert und es funktionierte auf Anhieb richtig gut, daher entschieden wir uns, den Track mit auf das Album zu packen.
Endres: „As Rapture Comes“ wurde in eurem eigenen Studio Soulless aufgenommen. Existiert dieses Studio nur für Aufnahmen von GRAVE oder haben dort auch schon andere Bands ihre Alben eingespielt?
Ola: Nein, bisher sind wir die Einzigen, welche dort aufgenommen haben. Wir haben dort neben dem Album einige Promos eingespielt und mit verschiedenen Dingen experimentiert. Die Sache bleibt aber am Laufen und hoffentlich können wir in Zukunft doch die eine oder andere Band dort produzieren. Wir wollten dieses Mal die Aufnahmen komplett selber machen. Hoffentlich gefällt den Leuten, was wir da produziert haben, der Sound und die Stärke, damit dann vielleicht auch mal andere Bands kommen, um dort aufzunehmen.
Endres: Stichwort Erfolg. Wie hat sich dieser verändert in Hinsicht auf die Verkaufszahlen der Alben und Besucherzahlen bei Konzerten. Lief es vor der Pause (zwischen 1996 und 1999) besser oder habt ihr nach eurem Comeback mehr Erfolg?
Ola: Es läuft wirklich sehr gut in den letzten Jahren nach der Pause. Nachdem wir mit „Back From The Grave“ 2002 wieder zurück auf der Bildfläche waren, startete alles richtig durch. Wir spielten viele Shows in den USA und in Europa, auch für unser letztes Album „Fiendish Regression“, welche wirklich gut waren. Generell kann man sagen, dass wir immer ein gutes Publikum haben, egal wo wir spielen. Es scheint so, als ob die Band immer stärker wird und eine gute Gefolgschaft hat.
Endres: Gehen wir nun ein wenig zurück in der Geschichte. GRAVE begannen 1986, wie waren die Anfänge der Band, und was waren damals eure hauptsächlichen musikalischen Einflüsse?
Ola: Nun, das war natürlich lauter altes Zeug. Wir wuchsen alle mit sehr altem, traditionellem Metal auf, Sachen wie ACCEPT, DEEP PURPLE, JUDAS PRIEST, all diese klassischen Heavy Metal Bands. Später interessierten wir uns für immer härtere Musik, die ganze Bay Area aber auch die deutschen Thrash Metal Bands wie KREATOR, SODOM und DESTRUCTION. CELTIC FROST hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf uns, natürlich auch SLAYER und die ersten Death Metal Bands aus den USA wie MORBID ANGEL und AUTOPSY. Wir fingen dann selbst an, Musik zu machen, spielten Demos ein, tauschten mit anderen Bands Demos. Wir bekamen auf unsere Demos Reaktionen aus allen Ecken der Welt!
Endres: Und was waren eure wichtigsten Ziele damals?
Ola: Das größte Ziel war natürlich, ein Album aufzunehmen und zu veröffentlichen. Wir unterschrieben ja dann 1990 unseren Plattenvertrag. Für unser erstes Album „Into The Grave“ tourten wir dann in den Staaten und in Europa, was für uns sehr aufregend war. Wir waren ja damals gerade mal 20 Jahre alt. Damit erreichten wir auch ein großes Ziel für uns, endlich mal außerhalb Schwedens zu spielen. Das alles passierte ziemlich früh.
Endres: Wie denkst du heutzutage über eure ersten musikalischen Schritte?
Ola: Nun, ich finde sie immer noch richtig gut. Das „Into The Grave“ Album wird ja heutzutage von einigen Death Metal Fans als Klassiker bezeichnet, was natürlich sehr cool ist! Es hat Eindruck und Einfluss auf viele Leute hinterlassen und für einige Bands war es auch eine wichtige Inspirationsquelle. Auch die Sachen davor, unsere Demos, hatten einen hohen Bekanntheitsgrad und genossen viel Anerkennung in der Undergroundszene. Ich finde diese Sachen immer noch gut und höre sie ab und zu auch noch an, beispielsweise auch mal auf Partys. Ich mag das Zeug, es ist cool!
Endres: Für mich persönlich ist „Into The Grave“ noch immer eine der besten Death Metal Debütscheiben aus Schweden, ich höre die Platte auch heutzutage von Zeit zu Zeit sehr gerne!
Ola: Oh, vielen Dank!
Endres: Und wie denkst du allgemein über alle bisherigen Alben von GRAVE. Magst du jedes, welches gefällt dir am Besten, welches gefällt dir weniger?
Ola: Es ist schwer für mich, eines auszusuchen, das mir am Besten gefällt. Ich halte „Soulless“ für ein wirklich starkes Album, wir hatten unseren Stil nicht wirklich verändert, es war nur nicht ganz so rau und straight wie die Alben davor und eröffnete uns einen breiteren Hörerkreis. Natürlich ist man immer am meisten vom neusten Album überzeugt, daher mag ich „As Rapture Comes“ am Liebsten. Ich bin sehr zufrieden mit der Platte und habe da auch ein gutes Gefühl. Das für unsere Fans unpopulärste Album war „Hating Life“, da wir hier auch ein wenig unseren Stil verändert hatten. Es ging mehr in die Thrash Metal Richtung. Viele Leute mochten es, aber genauso viele Leute mochten es auch nicht. Es war wohl nicht die beste Entscheidung, die wir damals getroffen haben.
Endres: Und wenn du eure musikalische Geschichte mit dem neuen Album vergleichst, was denkst du hat sich am stärksten verändert, eure gesteigerten technischen Fähigkeiten oder eure Einflüsse?
Ola: Ich denke nicht unbedingt die Technik. Natürlich wird man im Laufe der Jahre immer besser an seinem Instrument. Wir waren allerdings noch nie eine richtig technische Band. Unsere Musik ist ziemlich direkt, und das haben wir über all die Jahre beibehalten. Ich denke es liegt eher an der neuen Kooperation innerhalb der Band. Aufgrund der neuen Zusammenstellung ist „As Rapture Comes“ eher eine Teamleistung von den meisten Bandmitgliedern, was sich zu früher unterscheidet. Es ist besser, mit der ganzen Band Songs zu schreiben, anstatt fast alles alleine zu machen, was ich für viele Jahre tat.
Endres: Nachdem es GRAVE ja nun schon so lange gibt… bestehen irgendwelche Pläne für eine Live-DVD?
Ola: Ja, in der Tat! Wir werden Ende August eine Show mitfilmen. Die DVD ist für Ende November geplant und wird viel Bonusmaterial beinhalten. Wir haben alte Videoclips und viele alte Live-Aufnahmen bspw. noch von 1986, vielleicht kommt noch das eine oder andere Interview und Backstage-Material mit drauf. Alles mögliche, was die Fans interessieren könnte.
Endres: Schön zu hören! Wie denkst du über die heutige schwedische Death Metal Szene? Hat sich deiner Meinung nach viel verändert, wenn du sie mit der Szene vor 10 Jahren vergleichst?
Ola: Nicht wirklich! Ich meine, die größeren Bands von damals sind immer noch da und werden immer stärker wie wir, DISMEMBER, ENTOMBED, UNLEASHED, NECROPHOBIC es gibt da noch viele Bands, welche weitermachen. HYPOCRISY sind ja nun auch schon seit sehr langen Zeiten präsent. Ich denke, die Szene ist noch immer sehr stark. Wir werden ja auch im November mit den anderen Bands aus Stockholm, DISMEMBER, ENTOMBED und UNLEASHED auf Europatour gehen. Das wird sehr cool!
Endres: Damit hast du bereits meine nächste Frage vorweggenommen! Diese „Masters Of Death Metal Tour“, wie kam es zu dieser wirklich genialen Idee?
Ola: Wir sprechen darüber schon seit vielen Jahren. Wir kennen uns alle, wohnen alle in Stockholm und sind miteinander befreundet, daher treffen wir uns natürlich oft, gehen was Trinken usw. Dabei kam die Idee auf, etwas zusammen zu machen, und wir sprachen schon viel darüber, eigentlich jedes Mal, wenn wir uns trafen. Schließlich hatten wir ein Meeting vor ca. zweieinhalb Monaten, in dem alle zusammenkamen und ausführlich über diese Tour diskutierten. Jeder stimmte zu, danach schauten wir nach einem passenden Booker und Agenturen, welche das Ganze für uns organisieren könnten. In den nächsten 2 Wochen sollten sämtliche Termine feststehen.
Endres: Klasse! Wie waren eure letzten Konzerte mit ENTOMBED und euer Auftritt auf dem Sweden Rock Festival?
Ola: Alles war wirklich cool. Wir spielten mit ENTOMBED schon viele Male zuvor. Ich glaube, wir spielten mit ihnen bereits 1990 oder 1991 und eine weitere Show hier in Stockholm 1994. Es ist echt toll, mit unseren Freunden zusammen unterwegs zu sein, wir kennen uns bereits seit 1987 oder 1988, gute alte Freunde! Das Sweden Rock Festival war wirklich ein fantastisches Wochenende, sehr relaxt! Ich gehe als Gast bereits seit 6 Jahren dorthin und schaue mir die Bands an. Dieses Mal haben wir auch mal dort gespielt, aber ich wäre sowieso auf dem Sweden Rock Festival gewesen. Der Auftritt war toll, und auch sonst haben dort wirklich viele gute Bands gespielt.
Endres: Welches war deiner Meinung nach die eure beste Tour bisher?
Ola: Ähm (überlegt lange, Anmerk. d. Verf.), das ist eine harte Frage! Wir waren 1993 mit BOLT THROWER in Europa unterwegs, die Tour war sehr erfolgreich! In jeder Nacht hatten wir ein echt tolles Publikum. BOLT THROWER und GRAVE hatten damals viel Erfolg. VADER waren auch unterwegs, ihre erste Tour und ihr erstes Album. Wir haben daran nur gute Erinnerungen. 1994 oder 1995 hatten wir auch eine tolle Tour mit MORBID ANGEL und DISMEMBER.
Endres: Du bist ja auch ein großer SLAYER Fan. Hast du schon ihr neues Album gehört?
Ola: Ich hatte die Möglichkeit, in eine Promo reinzuhören! Es war sehr cool! Ich liebe immer alles, was SLAYER machen, es gab von ihnen noch nie etwas Schlechtes, ausgenommen das Coveralbum („Undisputed Attitude“, Anmerk. d. Verf.), das finde ich sehr langweilig. Das liegt daran, dass ich weder die Songs noch die Bands mag, welche sie auf diesem Album covern. Aber alle anderen Studioalben sind großartig. Jedes Mal, wenn sie in Schweden spielen, schaue ich sie mir an. Vor einigen Jahren spielten wir zusammen auf dem gleichen Festival und hatten da die Möglichkeit, die Jungs persönlich zu treffen und mit ihnen einige Biere zu trinken. Das war eine große Sache für mich, ich fühlte mich wie ein fünfzehnjähriger Fan, der seine großen Idole trifft!
Endres: Das kann ich mir gut vorstellen! Letzte Frage: Was bedeutet Metal für dich?
Ola: Metal ist ein Lifestyle! Für mich ist Metal alles! Alle anderen Jungs in der Band haben Familie, Kinder, ich habe nichts dergleichen. Ich habe dafür weder das Interesse noch die Zeit gefunden. Ich mache das nun seit ca. 20 Jahren, es ist also eine Lebenseinstellung, ein Lebensweg für mich. Metal langweilt mich nie, und ich werde niemals ruhen! Es ist alles für mich, von meiner musikalischen Karriere bis zu all meinen Interessen!
Endres: Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
Ola: Haha, nunja, ich habe nun nach dir noch drei weitere Interviews!
Endres: Hahaha, ohje, na dann viel Spaß!
Ola: Hehe, also, wir sehen uns auf Tour!
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