Grand Magus
"Wir würden gern mit Judas Priest auf der Bühne stehen" - Interview mit Frontmann JB zu "Sword Songs"
Interview
GRAND MAGUS haben am 13. Mai 2016 ihr aktuelles Studioalbum „Sword Songs“ veröffentlicht – eine mehr als amtliche Angelegenheit ist das achte Album der schwedischen Band geworden. Man gibt sich mehr und mehr dem klassischen Heavy Metal hin, plakative Songtitel und Texte inbegriffen. Haben wir es also mit den neuen Königen des Metal zu tun? Und warum sind Live-Konzerte heute besse als früher? Fragen wir den GRAND MAGUS Bandkopf und Frontmann Janne „JB“ Christoffersson doch einfach selbst.
Janne „JB“ Christoffersson über…
… die Behauptung im Vorfeld der Veröffentlichung, „Sword Songs“ sei ein kommender Klassiker:
Naja, wenn man selbst aufgeregt ist, bei der Musik, die man macht, dann möchte man auch, dass andere das so empfinden. Und wenn Leute die Sachen gemocht haben, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, dann denke ich, dieses Album hat ein paar Songs, die die Zeit überdauern werden.
… den Unterschied zum Vorgänger „Triumph & Power“:
Der große Unterschied zwischen den beiden Alben ist folgender: Wenn man ein Album gemacht hat, es live spielt und die Zeit vergeht, dann geht man an das neue Album und denkt: OK, was haben wir damals gemacht? Und wo stehen wir heute? Ich für meinen Teil habe gedacht: Ich möchte ein Album machen, dass intensiver ist. Wir wollten das Tempo anziehen gegenüber „Triumph & Power“- und die Intensität erhöhen. Das war unsere „Roadmap“ für „Sword Songs“, oder wie auch immer man das nennen will.
… die bisherige musikalische Entwicklung von GRAND MAGUS:
Also ich denke, die Art der Musik, die wir machen, hat sich nicht wirklich verändert, zumindest nicht seit dem dritten Album. Wir haben auch noch nicht wirklich an „unseren Stil“ gedacht, sondern uns einfach darauf konzentriert, die besten Songs zu schreiben. Also in diesem Sinne ist „Sword Songs“ nichts neues, aber es ist ein starkes Album. Die Überzeugung kommt daher, dass man in seinem Herzen weiß, dass das, was man macht, richtig ist.
… den Song „Forged In Iron – Crowned In Steel“ – und die Inspiration zum schwer doomigen Intermezzo:
Das war eine der Sachen, die sich bei den Aufnahmen bereits speziell angefühlt haben. Und ich hoffe, das kommt auch so an. Der Titel ist ein bisschen das Zentrum des Albums geworden.
… die Frage, ob GRAND MAGUS nun Stadionrock macht – wie „Every Day There Is A Battle To Fight“ vermuten lässt:
Eine der großen Sachen beim Heavy Metal waren für mich immer die Songs, die man mitsingen kann, mit denen man sich sofort identifizieren kann. Das haben wir mit diesem Song versucht. Manchmal entwickeln sich Songs ja anders als geplant, aber manchmal schreibt man Songs auch zu einem bestimmten Zweck: Nicht, um Sie zuhause anzuhören, sondern Songs, die mit Publikum funktionieren.
… das Artwork von Anthony Roberts und den Einfluss der Band:
Also ich wollte gern einen speziellen Adler auf dem Cover haben. Es ist ein weißschwänziger Adler, der sehr größte Jagdvogel in Nordeuropa. Ich bin sehr interessiert an der Natur, seit ich ein Kind war. Dieser Vogel, als ich aufwuchs, war er beinahe ausgestorben hier in Schweden, aber in den letzten 15 Jahren hat er eine Art „Comeback“ hingelegt. Da wo ich lebe, nah am Meer in der Nähe von Stockholm, habe ich den Adler mittlerweile auch selbst beobachten können. Das ist sehr emotional für mich, daher wolle ich einen Adler auf dem Cover. Und da das Album ja „Sword Songs“ heißt, brauchten wir auch noch ein Wikinger-Schwert. Da war die Idee.
…warum „Varangian“ als Vorab-Single gewählt wurde:
Keine Ahnung, ehrlich. Nun, es ist catchy ein Heavy Metal Song. Es ist schwierig zu entscheiden, welches der Song sein soll, obwohl es eigentlich keinen Unterschied machen sollte. Denn es ist nur ein Song, es gibt noch acht andere. „Varangian“ fühlte sich einfach nach einem guten Start an
…die Kategorisierung von GRAND MAGUS als „Stoner-Band“ – wie es das deutsche Wikipedia vorschlägt:
Also diese Stoner-Sache ist recht witzig. Ich glaube, ich weiß, warum der Begriff um diese Band geistert. Als wir angefangen haben, da ging diese große Stoner-Welle um, mit einer Menge Bands, die sehr von BLACK SABBATH beeinflusst waren. Wir sind auch beeinflusst von BLACK SABBATH, aber wir haben nichts zu tun mit den amerikanischen Bands wie KYUSS, FU MANCHU oder NEBULA. Und nur weil wir heavy waren und eine Menge Riffs gespielt haben, haben die Leute uns in dieses Genre gesteckt – auch wenn wir mit Desert Rock wirklich nichts zu tun haben. Es hat also was mit dem Timing zu tun, ich würde uns einfach als Heavy Metal-Band bezeichnen. Und dann haben wir noch ein bisschen epischen Kram und doomiges Zeug , aber am Ende des Tages ist es Heavy Metal.
… was sich im Laufe der 15-jährigen Bandgeschichte verändert hat:
Was sich sehr stark verändert hat, ist, dass es besser geworden ist, live zu spielen. Man kann damit sogar Geld verdienen, es gibt mehr Locations, es ist alles besser organisiert. Und es kommen mehr Leute! Und das ist eine natürliche Entwicklung: Studio-Alben sind überall verfügbar, aber was nicht vervielfacht werden kann, ist das Erlebnis physisch vor der Band zu stehen und zuzuschauen. Live spielen ist einfach viel besser geworden.
… wo die Entwicklung zum Heavy Metal Anno 2016 herkommt – und warum alles wieder da ist:
Ich glaube, dass sich alles in Kreisen bewegt. Es ist nur so, dass die Kreise kleiner werden. Als wir angefangen haben, war niemand an traditionellem Metal interessiert. Als wir unser drittes Album „Wolf’s Return“ gemacht haben, da haben sich alle gefragt: „Was machen die da? Niemand macht das!“. Und nun, zehn Jahre später, ist das super-trendy, NWOBHM, und wir machen das seit vielen Jahren. Alles kommt und geht, und ich bin sicher, dass auch so etwas wie Nu Metal in einigen Jahren ein Comeback erlebt. Aber es geht immer schneller, früher hat sowas dreißig Jahre gedauert, der ganze 1970er-Kram war bis in die 2000er verschwunden. Niemand hat BLACK SABBATH gehört, eine lange Zeit nicht, du hast davon nichts in Magazinen gefunden. Und nun: Alles da – und das hat besonders mit dem Internet zu tun.
… wie GRAND MAGUS eine Live-Setlist zusammenstellen:
Also ich glaube, dass wenn jemand zu einem GRAND MAGUS-Gig kommt, dann will er die besten Songs hören. Ich wäre ein bisschen enttäuscht, wenn ich zu einer Band ginge, die ich wirklich mag, und alles was sie täten, wäre nur das neue Album zu spielen, oder nur ein altes. Aber das kann vollkommen passend sein, wenn man eine Band ist, wie JUDAS PRIEST oder BLACK SABBATH. Da reden wir über echte Klassiker, oder ein MANOWAR-Konzert, wo nur die „Hail To England“ oder „Into Glory Ride“ gespielt wird. Aber das ist aktuell nichts für uns. Vielleicht in ein paar Jahren…
… wo das Zitat „Steel is not strong, Flesh is“ aus dem letzten Interview bei „metal.de“ herkommt (Spoiler: „Conan, der Barbar“):
Als ich ein Teenager war, da war schwer angetan von Comics. Ich liebte die Marvel „Conan“-Reihe, das war in den 1970ern. Mein älterer Bruder hatte die alle – und ich wollte einfach mehr darüber wissen. Also habe ich mir die Bücher beschafft, was damals nicht so leicht war. Einige waren noch im Druck, andere musste man Second-Hand beschaffen. Mir ist es gelungen eine Menge aufzutreiben. Das Faszinierende: Viele sagen „Conan, das ist so simpel und einfach“, aber wenn man Robert E. Howard liest, dann ist das wirklich was Besonderes.
… welche Live-Aktivitäten 2016 geplant sind:
Wir haben eine große Europatour, beginnend im Oktober auf dem Zettel, wir werden wirklich überall sein. Aber mehr kann ich derzeit nicht verraten.
… mit wem GRAND MAGUS gern mal die Bühne teilen würde:
Die Sache ist, das ich immer ein Fan war. Aber das heißt auch, dass ich erstmal nichts ändern würde. Und da ich ein Sänger bin, würde ich den Sänger einer anderen Band ersetzen, das würde sich nicht richtig anfühlen. Ich habe diesbezüglich keine Fantasien, das ist vielleicht die Art, wie ich ticke. Aber wenn es darum ginge, mit wem GRAND MAGUS als Band spielen würde, dann würde ich sagen JUDAS PRIEST. Das wäre cool!
… ein paar letzte Worte zum Abschluss:
Hoffentlich sehen wir uns diesen Sommer auf den Festivals, Summerbreeze oder Rock Harz oder so. Und dann kommen wir im Herbst wieder – with real steel!