Gorilla Monsoon
Gorilla Monsoon
Interview
Mit "Extermination Hammer" haben GORILLA MONSOON vor einigen Monaten wieder einen absoluten Knaller auf den Markt geworfen. Grund genug, mit den Jungs über polynesische Hanfplantagen und ihre Musik zu quatschen.
Hi Jack! Alles klar bei den GORILLAs?
Chris: Sorry, aber Jack ist grad auf einer polynesischen Hanfplantage, um sich selbst von der Qualität des Hanfs fürs nächste Jahr zu überzeugen und so nebenbei unsere sauer verdienten Millionen zu verprassen. Als einer der letzten ehrenamtlichen Drogentester Deutschlands ist er halt immer im Einsatz, also musst Du mit mir Vorlieb nehmen.
Euer neues Album, „Extermination Hammer“, steht ganz kurz vor seiner Veröffentlichung. Ich denke mir, Du hast aber auch schon jetzt viel Feedback bekommen. Wie sehen die Reaktionen so aus, wie wird das Album aufgenommen?
Chris: Mittlerweile ist das Scheibchen ja nun schon raus und das Feedback ist nahezu durch die Bank weg sehr positiv. Klar gibt es auch immer Leute, die das Album absolut nicht mögen, aber ehrlich gesagt ist es uns lieber, wenn unser Album polarisiert als wenn es sang- und klanglos im Wust der Neuveröffentlichungen untergegangen wäre. Es ist außerdem geil zu hören, dass wir mit dem neuen Album auch Leute erreichen, die uns vorher noch nicht kannten und die jetzt unser gesamtes Merchandise und unseren Backkatalog leerkaufen und uns so schweinereich machen, hehe.
Im Grunde kann ich Dir die Frage jetzt gar nicht stellen, da Du eigentlich gar keine andere Möglichkeit hast, als mir zuzustimmen. Meistens posaunen Musiker, Labels und Promoagenturen ja im Vornherein immer schon laut heraus, dass das neue Album „das beste, härteste, abgewichsteste wasauchimmer Material“ sei, was die Band je herausgebracht hat. Ich hab in meinem Review die gewagte These aufgestellt: „Was die Band mit „Extermination Hammer“, ihrem nach immerhin sieben Jahren Bandexistenz erst zweiten Studioalbum, abliefert, kann man ohne Bedenken als ihr bislang bestes Material bezeichnen.“ Was denkst Du dazu? Wo siehst Du „Extermination Hammer“ im Vergleich zu Euren früheren Scheiben?
Chris: Ehrlich gesagt stehe ich nicht so auf dieses „bestes Album ever usw.“-Zeugs. Jedes Album, dass wir machen, soll ein Statement sein, wir wir zu dem Zeitpunkt so drauf sind. Und ich stehe auch heute noch hundertprozentig hinter „Damage King“. Unser Songwriting läuft halt nicht nach Schablone sondern die Songs entstehen immer aus dem ganzen Dreck heraus, indem wir gerade herumwaten. Und deshalb klingt auch jedes Album irgendwie anders. Aber klar, wir haben uns seit „Damage King“ entwickelt, haben neue Scheiße erlebt und das hört man dann halt dem neuen Album auch an. Aber um eines klarzustellen: Spielen gelernt haben wir immer noch nicht!
Denkst Du, man kann sagen, dass Ihr eine spürbare Entwicklung durchgemacht habt, dass Eure Musik reifer geworden ist, eventuell sogar erwachsen?
Chris: Das meinte ich ja eben. Natürlich haben wir uns spürbar entwickelt. Seit „Damage King“ sind zwei Jahre vergangen und in denen haben wir ne ganze Menge erlebt und obwohl wir wahrscheinlich zu den stursten Idioten des Universums gehören (das haben wir übrigens auch schriftlich), geht die Welt nicht spurlos an uns vorbei. Allerdings weiss ich nicht, ob wir wirklich „reifer“ geworden sind und das böse „erwachsen“-Wort würde ich schon gar nicht in den Mund nehmen. Nimm allein die Tatsache, dass wir das komplette zweite Demo neu aufgenommen haben. Diese Songs stehen halt noch genauso für uns wie damals und deshalb sind sie auch völlig gleichberechtigt neben den neuen Songs.
Ich hab festgestellt, dass „Extermination Hammer“ das erste Release von Euch ist, bei dem ich mir nicht denke: „Geile Songs, aber das kommt irgendwie nicht voll und ganzrüber. Die Jungs muss ich mal live sehen…“. Natürlich waren auch die früheren Scheiben schon ziemlich gut und selbstverständlich denke ich mir auch beim neuen Album, dass ich die Songs gerne live erleben würde, aber irgendwie ist „Extermination Hammer“ Eure erste Platte, der schon so die GORILLA-MONSOONeske brachiale Urgewalt innewohnt. Was meinst Du?
Chris: Klar, soundtechnisch hat sich zum Vorgänger schon was verändert und vielleicht erklärt das auch Deinen Eindruck. Aber meiner Meinung nach kann man so eine Live-atmosphäre sowieso nie richtig auf CD bringen (es sei denn, wir legen jedem Album 200 Typen bei, die dann in Deinem Wohnzimmer fürs „richtige“ Ambiente sorgen.) Wir versuchen halt schon, Studioalbum und Livesache irgendwie zu trennen und sowohl Live etwas GM-typisches zu fabrizieren als auch auf andere Art und Weise auf den Studioalben. Aber wenn Urgewalt ein Trademark von uns ist und Du das dann auch auf dem Album hörst, haben wir ja vielleicht ein guten Mittelweg gefunden.
Produziert habt Ihr das Album ja wieder in den Absurd Studios, auch wieder unter der Regie von Schrödey. Die Platte klingt aber fetter, satter und ausgewogener als „Damage King“. Wie kommt’s?
Chris: „Damage King“ wurde ja nicht in den Absurd Studios aufgenommen sondern „nur“ dort gemastert. Aufgenommen wurde es ja in Dresden im Studio unseres Live-Mischers (Goat-Cunt-Laboratory). Und man lernt mit der Zeit eben ein bisschen dazu. Aber ich habe auch heute noch kein Problem mit dem Sound von „Damage King“. So klangen wir damals halt im Studio.
Würdest du sagen, dass GORILLA MONSOON in allererster Linie eine Liveband sind?
Chris: Yezz. Absolut. Dort ist die Energie, die uns treibt. Definitiv.
Was fühlst Du, wenn Du auf der Bühne stehst und worum geht es Dir dabei?
Chris: Hey, wenn ich mit den Jungs auf der Bühne stehe und wir unseren Scheiß zocken, dann mache ich das, was ich immer wollte. Bei so einem Endorphin-Adrenalin-wasauchimmerlin-Gebräu gibt’s keine wirklich beschreibbaren Gefühle mehr. Und wenn von diesem Gemisch dann auch noch was ins Publikum rüberschwappt, dann gibt’s kein Halten mehr. Und genau darum geht’s: Diesen perfekten Moment, wo alles überkocht! Oder wie Exodus sagen würden: „Good friendly violent Fun“ Und das erreichst Du eben nicht auf ner Pladde, das geht nur Live!
Gibt es bei Euch sowas wie eine Bandphilosophie? Etwa sowas wie: „Raus auf die Bühne, gutes Bier trinken und die Masse plätten!“?
Chris: Naja, ganz so kompliziert ist unsere Philosophie nicht. Eher sowas in der Art wie: „MASSE?!?! PLÄTTEN!!!“
Wie ist für Dich die Arbeit an einem Album, besonders die technischen Angelegenheiten im Studio? Nervt Dich das eher an, oder findest Du da mittlerweile Gefallen dran? Wie gestaltet Ihr Euch den Studioalltag möglichst angenehm? Viel Bier und guter Krach? Hehe.
Chris: Wenn Du nicht wie G’n’R tausend Jahre Zeit hast, um ein Album aufzunehmen, dann artet das schon irgendwie in Stress aus und wir sind jetzt alle nicht so die Hektiker. Deshalb brauchen wir dann immer auch mal Abstand voneinander. Aber Krach hilft schon ganz gut beim Entspannen. Studio ist eben immer so ne skurile Mischung aus Urlaub und Stress. Und von dem ganzen technischen Kram lass ich eh die Finger, da haben andere mehr Spaß dran als ich.
Wo wir jetzt schon beim technischen Aspekt sind: Wie entstehen Eure Songs? Wer zeichnet sich da hauptsächlich verantwortlich?
Chris: Der Herr Sabbath ist schon eine ziemliche Müllhalde an Songideen. Da muss man nur lange genug im Mist rumwühlen, dann findet sich meist was glitzerndes. Im Proberaum wird der ganze Kram durchgeknetet, meist ist einer kreativ und die anderen motzen und irgendwie findens am Ende alle gut. Das ist auch das einzige wirklich beständige Kriterium: Songs verlassen nur den Proberaum, wenn alle dahinterstehen. Andernfalls zurück auf die Müllhalde.
Als Ihr damals, trotz Eurer Livepower doch recht überraschend, den Vertrag bei Armageddon Music gewonnen habt, habt Ihr in den Rooster eigentlich kaum reingepasst – die hatten da ja hauptsächlich Acts aus der True-Metal-Ecke unter Vertrag. Jetzt ist (wie ist das eigentlich genau?) Armageddon Music wohl unter der Schirmherrschaft von Wacken Records, und auch die Bandbreite im Rooster ist größer. Fühlt Ihr Euch heutzutage wohler, fühlt Ihr Euch bei dem Label gut aufgehoben und zuhause?
Drumster: Als wir dort unterschrieben, hatten Armageddon bereits eine personelle Umstrukturierung hinter sich. Das waren mittlerweile Leute mit denen man vernünftig reden kann, die wollten damals schon das Programm ändern und wir waren da eben der Anfang. Sie haben sich dann in Wacken Records umbenannt, sind immer noch ein eigenständiges Label, aber irgendwie bei SPV eingegliedert. Jedenfalls vertreiben die unsere Platten. Und ja wir fühlen uns immer noch wohl, auch wenn manchmal dieses Business<-->Musiker Ding echt nervt, aber Kommunikation ist alles.
Mit Eurem neuen Album im Gepäck seid Ihr in Kürze schon wieder unterwegs. Bekommt Ihr vom Touren eigentlich je genug?
Chris: Nö, nicht wirklich! Nur, dass wir jetzt noch verwöhnter sind und zickiger.
Nicht nur mein Vorrat an Fragen nähert sich dem Ende – das Jahr 2008 tut es ebenfalls. Darum bekommst Du jetzt noch fünf obligatorische Jahresrückblickfragen von mir. Fangen wir gleich mal an: Deine/Eure drei Top-Alben des Jahres, bitte!
Chris: Nach ausgiebigem Studium meines Plattenschrankes habe ich leider feststellen müssen, nur ganze drei Platten aus dem Jahre 2008 zu besitzen, „Hail of Bullets“, das Warrel Dane-Soloalbum und die neue „Total Devestation“. Das sind also meine Top3.
Und die drei größten Flops?
Chris: Wie gesagt, ich höre anscheinend nur noch alten Scheiß Wenn also jemand meine drei größten Flops von 1982 wissen will, dann muss er nur fragen. Ansonsten…
Der beste Newcomer und der beste alte Hase 2008?
Chris: Beim alten Hasen wird wohl auch 2008 Bugs Bunny das Rennen machen. Und ist denn dieses Jahr überhaupt ein Newcomer rausgekommen? Hab ich wohl verschlafen. Ach so ja. Natürlich auch HAIL OF BULLETS.
Bester Gig des Jahres?
Chris: Oh, das ist einfach: DANKO JONES im Vorprogramm von MOTÖRHEAD.
Was soll 2009 bei GORILLA MONSOON anders laufen als noch 2008?
Chris: Oha! Da soll was anders laufen? Noch mehr Kohle? Noch mehr Groupies?
Das war’s auch schon! Herzlichen Dank für das Interview. Das Schlusswort hast Du.
Chris: Ja genau. Ich hasse das Schlusswort. Das hat immer sowas von Abschied…schnüff…mach’s gut…bye bye…
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