Gorath
Gorath
Interview
Bereits seit über zehn Jahren sind die oder besser gesagt der Belgier unter dem Banner GORATH in der Szene aktiv und veröffentlichten nun im letzten Oktober ihr zweites Album "The Fourth Era". Auf diesem wird atmosphärischer, traditioneller Black Metal mit progressiven und modernen Parts vermischt, zudem weist die Platte mit einem interessanten textlichen Konzept auf. Doch lest selbst, was der sehr auskunftsfreudige Mainman Filip zu erzählen hat.
Zur damaligen Zeit im Jahre 1995 spielte ich in einer Death-Metal-Band, wollte aber etwas Eigenes machen. Die Computer waren damals noch nicht so heiß und leistungsfähig wie heute und geeignete Software zum Aufnehmen gab es nur für professionelle Studios. Ich hatte lediglich einen alten Atari Computer und benutzte diesen, um das erste Demo „A Winter Slavery“ aufzunehmen. Mit diesem Tape passierte überhaupt nichts und ich spielte weiterhin in meiner anderen Band.
Einige Jahre später verspürte ich wieder den Drang, einen weiteren Black Metal Streich auszuführen, dieses Mal allerdings auf eine ernsthaftere Weise. Stijn Vranckx trat GORATH bei und übernahm den Gesang, wir nahmen unser erstes offizielles Demo „Haunting The December Chords“ auf. Nach einigen Split-Veröffentlichungen nahm uns das amerikanische Label Black Owl Records unter Vertrag und veröffentlichte unser Debütalbum „Elite“ in 2005. Nach der Veröffentlichung wechselten GORATH zu den Holländern Descent Productions. Und nun haben diese Ende 2006 unser zweites Album „The Fourth Era“ veröffentlicht.
Inzwischen wurden neue Bandmitglieder für Auftritte aufgenommen. Stelle diese doch bitte unseren Lesern vor!
Wir haben nun Zahrim von PANCHRYSIA und Devenster von LENG TCH’E an den Gitarren, außerdem noch Deleener von SUHRIM, welcher sich um das Schlagzeug kümmert, ich übernehme den Gesang und den Bass.
Werden die neuen Bandmitglieder auch neue Songs für GORATH schreiben und an den Aufnahmen der nächsten CD beteiligt sein?
Nein, das nächste Album ist bereits geschrieben, der Arbeitstitel lautet „Codex Sicarii“. Die Songs gehen eher zurück auf die Ursprünge, recht lange und etwas schneller als auf „The Fourth Era“. Dieses Mal hat mein Freund Jurgen von THEUDHO das textliche Konzept geschrieben. Glaub mir, es ist sehr interessant und sehr obskur. Ich bin mir sehr sicher, dass unser nächstes Album mit echtem, organischem Schlagzeug aufgenommen wird. Es werden also Deleener und ich sein, vielleicht in Begleitung mit den Gitarristen, ich weiß es noch nicht sicher. Wir werden das neue Album diesen Sommer aufnehmen.
Du wirst ja nun in naher Zukunft die ersten Auftritte überhaupt mit GORATH bestreiten. Was für ein Gefühl ist das und was erwartest du von diesen Gigs?
Ich denke, die Erwartungen sind hoch. Es liegt nun an uns um zu zeigen, dass wir es schaffen. Die anderen Jungs als auch ich haben eine Menge Live-Erfahrung, auch wenn es dieses Mal natürlich etwas anders ist. Nach über 10 jähriger Existenz von GORATH öffnet sich ein neues Kapitel. Ich freue mich schon auf die Auftritte und setze mich selbst nicht unter Druck. Wir wollen einfach eine gute Show hinlegen, sowohl visuell als auch technisch.
GORATH haben Coverversionen von „Deify Thy Master“ von PESTILENCE und „Day of Suffering“ von MORBID ANGEL aufgenommen. Was bedeuten dir PESTILENCE und MORBID ANGEL persönlich und warum hast du dich für diese Songs entschieden?
Als ich damals in die extreme Metalszene kam, gab es da nicht die großen Unterschiede zwisch all den verschiedenen Metalstilen. Damals hörte ich BLASPHEMY, ANATHEMA, DECIDE und auch die beiden von dir genannten Bands. Es gab da mehr als nur MAYHEM und DARKTHRONE. PESTILENCE verwendeten diesen typischen Black Metal Akkord in „Deify Thy Master“ und MORBID ANGEL sind die Könige des okkulten Death Metals. Ihre Musik ist sehr vielschichtig und keinesfalls einfach. Einige sagen, dass DEATH technischen Death Metal gespielt haben, nun, MORBID ANGEL haben es einen Schritt weiter geführt! Ich mag beide Bands sehr und wollte ihnen meinen Tribut zollen, für ihre glorreiche und inspirierende Vergangenheit!
Euer Album „The Fourth Era“ wurde letzten Oktober veröffentlicht. Wie waren die bisherigen Reaktionen?
Sowohl die Presse, als auch die Fans reagierten sehr positiv. Es scheint, als ob die Maya Geschichte ihre Aufmerksamkeit erregt. Die meisten Reviews bewerteten mit ca. 80 aus 100. Ich wusste, dass das Album besser war als „Elite“. Es kostete mich um einiges mehr Anstrengung, um es in der endgültigen Fassung zu realisieren. Ich bin froh darüber, dass dies honoriert wurde. Der Gesang verbesserte sich, das Artwork ist besser, die Produktion realistischer und auch das textliche Konzept ist etwas Spezielles.
Nach „Elite“ ist dies nun das zweite Album. Wie lange dauerte das Songwriting und die Aufnahmen, wie verliefen diese mit Raf, dem Gitarristen von ANCIENT RITES?
Raf ist vor einigen Monaten aus ANCIENT RITES ausgestiegen. Er ist ein verdammt guter Gitarrist und ein ebenso guter Produzent. „Elite“ enthielt einige Demosongs und direkt nach der Veröffentlichung begann ich damit, neue Stücke zu schreiben. Wenn du nicht proben und Live spielen musst, hast du mehr Zeit, neue Songs zu machen. Es ist also offensichtlich, dass „The Fourth Era“ sehr schnell geschrieben wurde.
Seit Jahren mache ich nun schon Homerecording in meinem Crestfallen Studio, aber für diese Platte benötigte ich professionelles Mix und Mastering. Raf hat auch das zweite Album meiner anderen Band THEUDHO produziert. Es war mir bewusst, wie er arbeitet. Er legte einen tollen Job hin, „The Fourth Era“ klingt sehr gut und natürlich. Er spielt nun nicht mehr bei ANCIENT RITES und wird nun mehr Zeit in seine Studioarbeit investieren.
Ok, kommen wir nun auf die Texte von „The Fourth Era“ zu sprechen. Haben diese etwas mit der verwendeten Bezeichnung „Cosmological Black Metal“ zu tun? Was hat es damit auf sich?
Ja, in der Tat! Musikalisch gesehen sind GORATH eher traditioneller Black Metal vermischt mit einigen progressiven Elementen. Aber denke nicht von GORATH als eine Weltraumband wie THE KOVENANT oder neuere ARCTURUS. „The Fourth Era“ ist ein Konzeptalbum über Maya Prophezeiungen. Ihr Kalender endet im Dezember 2012, von da an soll ein goldenes Zeitalter der Menschheit anbrechen. An diesem spezifischen Tag wird die Erde im Zentrum des Universums stehen, genau in der Mitte des Tierkreiszeichens Schütze.
Die antiken Maya konzentrierten all ihre Intelligenz und ihr Wissen auf die Astrologie. Die Songs auf „The Fourth Era“ handeln hiervon, geschildert aus wissenschaftlicher Sichtweise und gemischt mit traditioneller Maya Folklore. Diese Themen sind ziemlich interessant, und wenn man einmal anfängt, darin zu graben, gerät man immer tiefer in die Prophezeiung des Jüngsten Tages. Ich gebe jedem, der sich mal für etwas anderes interessiert, den Ratschlag, die Texte zu lesen und mehr darüber herauszufinden.
Wenn du nun zurückschaust auf „The Fourth Era“, gibt es da vielleicht etwas, was du heute lieber anders getan hättest, oder bist du absolut zufrieden mit dem Resultat?
Ich war schon sehr zufrieden damit, dass die Platte besser ist als „Elite“. Ich möchte, dass jedes Album besser ist als sein Vorgänger. Bei „The Fourth Era“ bedeutet dies, dass allgemein der Sound besser ist und die Schlagzeugsamples realistischer klingen. Aber natürlich würde es durch die Verwendung von einem echten Schlagzeug besser klingen. Und das werden wir beim nächsten Mal realisieren.
Das neunte Stück auf „The Fourth Era“ ist ein Cover vom MAYHEMs „Buried By Time And Past“. Warum wird dieser Titel nicht auf der Tracklist hinten aufgeführt?
Ich wollte den Song als Hidden Track auf dem Album haben. Also genau vor dem ersten Song, dass die Leute also zurückspulen müssen, um dorthin zu gelangen. Etwas lief allerdings im Presswerk schief, so dass sich das Cover nun an neunter Stelle befindet.
Auf dem Album gaben sich ja verdammt viele Gäste die Klinke in die Hand: Peter (THURISAZ), Zahrim (PANCHRYSIA), Bart (ex-THE QUIESCENT), Roel (Ill FARES THE LAND) und Jurgen (THEUDHO). Wie kam es denn dazu und in welcher Verbindung stehst du mit diesen Leuten?
Ich mag es immer, wenn verschiedene Leute bei meiner Musik ihr Ding durchziehen. Peter von THURISAZ war allerdings meine zweite Wahl, zuerst stand ich in Kontakt mit dem Typ von FOREFATHER. Er fragte mich, ob ich eine klare Gesangslinie schreiben könnte, aber damit kenne ich mich nicht so sehr aus. Es war eine gute Sache, dass ich dann mit Peter in Kontakt kam, er legte einen großartigen Job hin!
Bart und Ich spielten zusammen in einer Band vor vielen Jahren, und seine tiefen Grunts passten einfach perfekt zu der Musik, zu welcher ich wollte, dass er singt. Mikael Akerfeldt könnte wirklich neidisch werden! Zahrim kümmert sich von nun an auch Live um die Gitarren bei GORATH. Als er sich hier aufhielt machte er komplette andere Gesangslinien in „Cosmogenesis“. Und Roel mag MAYHEM sehr. Ich dachte, er würde es mögen, den Gastgesang für das Cover zu übernehmen. Bedauerlicherweise vergas ich, ihn bei den Credits aufzuführen, das hängt alles mit dem Hidden Track zusammen. Jurgen’s textlicher Beitrag bei „The Astronaut Of Palenque“ interessierten mich so stark, dass er sich bei der nächsten Veröffentlichung um alle Texte kümmern wird. Du siehst also, gute Musik inspirieren definitiv!
Inspiration! Ein gutes Stichwort. Einige Parts auf dem Album erinnern mich an die Arbeit von SATYRICON. Stimmst du damit überein und bist du ein Fan der Norweger?
GORATH wurden schon immer mit SATYRICON verglichen. Eines meiner Lieblingsalben aller Zeiten im Black Metal ist „The Shadowthrone“. Auch nachdem ich es bereits tausendmal gehört habe, inspiriert mich diese Platte noch immer. Tatsächlich mag ich die meisten Veröffentlichungen von SATYRICON. „Volcano“ ist das nächste Album, welches mir am meisten gefällt, der Groove dort ist exzellent. Diese Scheibe brachte mich zurück zum Black Metal, während GORATH das „Haunting The December Chords“ Demo veröffentlichten.
Vor Jahren sah ich sie auf der Bühne zusammen mit DISSECTION und GORGOROTH. Dieser Auftritt zählt immer noch zu den besten Liveshows, an welchen ich jemals Zeuge sein durfte. Bei Ebay habe ich mir ein illegales DVD Bootleg von diesem Konzert gekauft. Auch wenn die Qualität wirklich total beschissen ist, so ist doch der nostalgische Wert unbezahlbar. Zu schade, dass „Now, Diabolical“ ein wenig enttäuschend ausgefallen ist. Das Album ist sicherlich nicht schlecht, aber ein wenig zu wiederholend und auf gewisse Weise mehr Hit orientiert als die anderen. Trotzdem kann ich den Einschlag eines live gespielten Songs wie „K.I.N.G“ nicht verleugnen.
Du bist in vier Bands aktiv: GORATH, MAHLSTROM, THEUDHO und P:407. Soweit ich unterrichtet bin schreibst du auch noch für das Vampire Magazin. Du scheinst nicht nur sehr beschäftigt, sondern ein sehr idealistischer, leidenschaftlicher Metalhead zu sein, richtig?
Diese Musik ist meine Leidenschaft, eine Art zu sprechen. Im Moment höre ich mir die Italiener MALNATT an, über welche ich ein Review nach diesem Interview hier schreiben werde. Jede Art von neuer Musik, welche ich höre, inspiriert mich definitiv. Ich bin kein engstirniger Black Metaller, ich höre zu eher musikalisch extremem Metal. Zuletzt bedeutete dies, dass in meinem Player die Alben von MELECHESH, WATAIN, SECRETS OF THE MOON und einige mehr liefen. Vermische diesen Stil mit der Musik von ORPHANED LAND, DEATHSPELL OMEGA, SIGH, GOJIRA und KEEP OF KLAESSIN, und du weist, womit ich mich beschäftige. Die Flamme brennt tief in mir…
Na, das nenne ich doch mal einen ausgezeichneten Geschmack. Was hälst du eigentlich von der derzeitigen Szene?
Dreizehn Jahre lang verkündete ich 1993 als das beste Jahr aller Zeiten für den Metal. Letztes Jahr änderte ich es in 2006. Sehr viele gute Veröffentlichungen erschienen im letzten Jahr. Irgendwie vermisse ich den puristischen Eindruck der alten Szene, aber ich mag die professionellere Herangehensweise. Die Dinge haben sich nun mal stark verändert, seit das Internet die Musikwelt beherrscht und seit Demotapes aufgegeben wurden.
Mit meiner alten Band habe ich einige Tapes veröffentlicht, vertrieb diese weltweit und schrieb mit Leuten im Schneckentempo per Post. Nun ist alles einfacher geworden, aber es ist auch härter, besser zu sein als der Durchschnitt. Die belgische Szene ist in den letzten Jahren ganz schön gewachsen. Kleine Bands wie ABORTED, IN-QUEST und EMETH bekommen internationale Aufmerksamkeit. Andere wie PANCHRYSIA, LENG TCH’E, AXAMENTA und THE RECKONING sind auch dabei, die Grenzen unseres Landes zu durchbrechen. Zu schade, dass es um die exzellente Black-Metal-Band PARAGON IMPURE eher ruhig in diesen Tagen ist. Aber haltet Ausschau nach THURISAZ, deren neues Album ist absolut prächtig und sie haben eine Tour durch die USA zusammen mit NOVEMBERS DOOM geplant sowie SERPENTCULT, welche zuvor unter dem Namen THEE PLAGUE OF GENTLEMEN bekannt waren.
Was sind deine nächsten Pläne mit GORATH?
Im Augenblick laufen da einige Dinge. Gestern erhielt ich Post von dem deutschen Label Fog Of The Apocalypse Records, dass als nächstes die „Elite“ LP veröffentlicht wird. Ein russisches Label wird beide Demos in einem Digipack wiederveröffentlichen. Ausserdem suche ich nach einer Plattenfirma, welche „The Fourth Era“ auf LP herausbringen möchte.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke für das Interview und viel Erfolg mit dem Magazin!