God Dethroned
Interview mit Henri über "Under The Sign Of The Iron Cross"

Interview

Gerade erst eineinhalb Jahre ist es her, dass GOD DETHRONED der geneigten Todesblei-Anhängerschaft mit “Passiondale” ein wirklich überragendes Album lieferten und schon legen die Holländer mit “Under The Sign Of The Iron Cross”, dem zweiten Konzept-Album über den Ersten Weltkrieg, nach. Grund genug, sich Bandleader Henri einmal zum Interview vorzuknöpfen.

Grüß dich, Henri! Alles klar bei dir?

Mir geht’s gut, danke. Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das Interview zu beantworten. Ich war sehr damit beschäftigt, unsere CD-Release-Party vorzubereiten.

Glückwunsch zum Release des neuen Albums “Under The Sign Of The Iron Cross” am 19.11., wie fühlt ihr euch damit?

Ich denke, es ist großartig geworden. Es ist unser bisher schnellstes und aggressivstes Album. Es sollte so sein und ich bin sehr stolz darauf.

Ihr habt beim neuen Album wirklich ein Mordstempo vorgelegt, immerhin erschien euer letztes Werk “Passiondale” erst letztes Jahr. Wie habt ihr es geschafft, in der kurzen Zeit neue Songs zu schreiben, aufzunehmen usw.?

Wir mussten eine Deadline einhalten, anderenfalls hätte das Album erst im Sommer 2011 erscheinen können. So lange wollte ich nicht warten, also begann ich sofort damit, ein neues Album zu schreiben. Es war zwar sehr hektisch, das und den Studio-Aufenthalt mit unserer “Passindale”-Tour zeitlich unter einen Hut zu kriegen, doch ich habe es einfach versucht und es hat geklappt.

“Under The Sign Of The Iron Cross” ist euer zweites Konzept-Album über den Ersten Weltkrieg. Was fasziniert dich an dieser Thematik so sehr, dass du ihr zwei ganze Alben widmest?

Das ist ein sehr faszinierendes Thema und ich bin sowieso ein wirklicher Geschichtsfreak, also habe ich das als Gelegenheit genutzt, mich noch intensiver damit zu beschäftigen und es auch als Album-Konzept zu nutzen. So war es bei “Passiondale” und als die Reviews dazu so gut ausgefallen sind, kam mir in den Sinn, dieses Konzept noch weiter zu führen. Es gibt so viel darüber zu erzählen und weil noch nicht so viele Bands diese Thematik genutzt haben, hatte ich beim Schreiben eine gewisse Freiheit und musste mir nicht ständig Gedanken machen, ob jemand anderes bestimmte Ideen vielleicht schon vor mir hatte.

Welche Geschichte wird auf “Under The Sign Of The Iron Cross” erzählt? Welchen speziellen Teilen dieser umfangreichen Thematik hast du dich auf diesem Album zugewandt?

Es werden gleich mehrere Geschichten erzählt, z.B. von der Schlacht von Verdun, vom Schlieffen-Plan, dem Roten Baron, einige Songs basieren auch auf Ernst Juengers “In Stahlgewittern”.

Besonders gefällt mir das Titel-Stück, weil es, ähnlich “Poisonfog” auf “Passiondale” cleanen, sehr ausdrucksstarken und charakteristischen Gesang enthält. Warum nutzt ihr diesen immer nur bei einem Stück auf einem Album? Persönlich würde ich mich wirklich freuen, sowas häufiger zu hören.

Diesem Song sollte der cleane Gesang einfach etwas besonders atmosphärisches hinzufügen und für diese Art von Atmosphäre ist nicht in jedem Track Raum. Das zu oft zu nutzen, würde vielen Songs einfach nicht gut tun. Ich denke, es ist besser, so etwas nur zu nutzen, wenn es möglich ist und einen bestimmten Song besonders machen kann.

“Under The Sign Of The Iron Cross” ist meiner Meinung nach ein sehr hartes, schnelles, aggressives Album für eure Verhältnisse und auch die Atmosphäre ist diesmal besonders düster. Habt ihr die musikalische Ausrichtung bewusst dem Thema des Albums angepasst oder kam diese Entwicklung ganz automatisch?

Natürlich muss die Musik auch zum Konzept passen und weil es ein sehr brutales, raues Thema ist, ist die Musik ebenso besonders brutal und rau. Es würde auch keinen Sinn machen, fröhliche, melodische Songs zu schreiben, wenn wir darüber singen, wie Soldaten erschossen und in Stücke gesprengt werden.

Ihr habt euch nach dem letzten Album von eurer Gitarristin Susan Gerl getrennt. Wie kam es dazu? Gab es persönliche oder musikalische Differenzen?

Das kann ich gar nicht so genau sagen, ich glaube, es waren eher persönliche Differenzen. Man weiß vorher nie, wie sich die Dinge entwickeln werden und unsere Beziehung hat sich einfach nicht gut entwickelt.

Susan hat nach der Trennung im Internet publiziert, dass diese nicht gerade in gegenseitigem Einverständnis ablief und sie mehr oder weniger ohne Vorwarnung rausgeworfen wurde. Magst du dazu Stellung nehmen?

Das ist eine Lüge! Und wir haben nie verstanden, warum sie das getan hat. Wir haben über die Probleme eine ganze Weile vorher schon gesprochen, doch konnten einfach keine Lösung finden. Ihr Statement hat alles in ein sehr schlechtes Licht gerückt, aber wir haben auch keinen Grund dazu gesehen, dem etwas entgegen zu setzen. Das hätte auch nichts geändert.

Insgesamt gab es bei GOD DETHRONED seit der Gründung unzählige Besetzungswechsel. Woran denkst du liegt das?

Es ist sehr schwierig, eine Band am Leben zu erhalten und das mit einem regulären Leben in Einklang bringen zu können, besonders bei den vielen Touren, die wir mit GOD DETHRONED machen. Dazu kommen immer andere Faktoren, die es noch schwieriger machen. Wie auch immer, wenn man sich anschaut, welche Musiker bisher in der Band, wie lange sie im Durchschnitt Teil von GOD DETHRONED waren und wie viele Alben sie eingespielt haben, sieht das gar nicht mehr so extrem aus. Ich weiß auch gar nicht, warum die meisten Menschen das so wichtig finden. Bei GOD DETHRONED gibt es sowieso nur eine Person, die die Band leitet und alle Songs schreibt. Erst, wenn diese Person die Band verlässt, ist es vorbei.

GOD DETHRONED gründeten sich 1991. Sieht man von der kurzzeitigen Trennung in den 90ern ab, besteht die Band nächstes Jahr schon 20 Jahre. Habt ihr vor, das irgendwie zu feiern?

Wir wurden sogar schon 1990 gegründet. Letzte Woche haben wir unsere CD-Release-Party gefeiert und zugleich eine Art Reunion mit vielen ehemaligen Mitgliedern gemacht. Wir haben zwei Stunden gespielt und ein paar besondere Shirts zum 20-jährigen Jubiläum drucken lassen. Der Club war knackevoll und es war einfach großartig!

Du bist das einzig übrige Gründungsmitglied. Wie fühlt es sich für dich an, auf die letzten 20 Jahre zurück zu blicken, in denen die Band und ihre Höhen und Tiefen ein wichtiger Teil deines Lebens waren?

Ich bin glücklich damit, was ich erreicht habe. Ich habe viel von der Welt gesehen und war mit vielen großartigen Bands auf Tour. Es gibt in jeder Band Höhen und Tiefen, aber ohne Tiefen kann man schließlich auch keine Höhen erleben!

Du hast einen Großteil deines Lebens in der Metal-Szene verbracht. Gibt es Dinge, die du früher geschätzt hast und die dir heute fehlen und andersrum?

Ich habe sogar mehr als die Hälfte meines Lebens in dieser Band gespielt, das ist ein wirklich großer Teil meiner Existenz. Ich habe z.B. die Underground-Szene in den frühen 90ern geliebt, sowas wird es nie weiter geben.

Vielen Dank für das Interview!

Cheers!

31.12.2010
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