Goatwhore
"Ben ist dann tatsächlich einige Runden gelaufen und hat ein paar Hampelmänner gemacht, bevor sie aufgenommen haben" – unser Interview mit GOATWHORE zu "Constricting Rage Of The Merciless"
Interview
GOATWHORE bewegen sich in einem gut bestückten Feld des extremen Metals, in dem vieles ähnlich klingt und die Grenzen mitunter recht massiv sind. Durch ihre ganz eigene Interpretation von blackened Death Metal gelingt ihnen die Abgrenzung trotzdem. Zu viel Groove und eine deutlich modernere Stimme können Puristen aber abschrecken. Warum sie ihren Stiefel konsequent durchziehen, welche Bedeutung kommerzielle Erfolge spielen und so einiges mehr erläutern die Amerikaner im Interview mit metal.de.
Hi alle zusammen. Das neue Album ist gerade rausgekommen. Welche Gefühle sind da stärker: Vorfreude oder Aufregung?
Ich bin erleichtert, dass es endlich draußen ist, und freue mich riesig über das Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden und stolz darauf, wie es lief und dass alles so gut geklappt hat. Ich denke, alle Beteiligten haben einen großartigen Job gemacht.
Habt ihr den neuen Stücken bewusst noch mehr Groove verpasst oder ist das einfach so passiert?
Bei uns ist es immer ein natürlicher Prozess, wenn es zum Songwriting kommt und darum geht, einzelne Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Der Groove ist ein wesentlicher Bestandteil, seit es die Band gibt, heute aber definitiv stärker als je zuvor. Das ist auf jeden Fall eines der Merkmale von GOATWHORE. Wobei es in der Regel kein bewusster Akt ist … wenn sich etwas richtig anfühlt, verwenden wir es.
Meiner Meinung nach liegt der Fokus des neuen Albums mehr auf Thrash und Death Metal. Seid Ihr aktuell nicht in der Stimmung für Black Metal in der Art von „Schadenfreude“?
Ich würde nicht sagen, dass wir nicht in der Stimmung sind, weil wir gerade in Bezug auf Metal-Subgenres sehr verschiedene Wege gehen. Es gibt viele Möglichkeiten, eine bestimmte Idee musikalisch rüberzubringen, und gerade diese Songs fühlen sich richtig an für uns. Im Endeffekt ist es einfach alles Metal für mich.
Gratulation zu einem wirklich brillanten Sound! Wer hatte die Idee, die neue Platte konsequent auf Zweizoll-Analogbändern aufzunehmen? Und waren alle direkt damit einverstanden?
Danke. Es war Sammys Idee und wir anderen stimmten sofort zu, weil es der nächste logische Schritt war, um den Sound einzufangen, der die Band ausmacht. Wir wollten einen sehr viel natürlicheren und schlagkräftigeren Klang, und ich denke, dass wir das ziemlich gut hinbekommen haben. Erik Rutan hat sich bei der Produktion von „Constricting Rage Of The Merciless“ selbst übertroffen. Ich könnte wirklich nicht glücklicher sein mit dem Ergebnis.
Mit „Schadenfreude“ habt Ihr einen deutschen Songtitel am Start. Wie kam es denn dazu?
Es ist ein Wort, das eine sehr komplexe Idee sehr gut erfasst. In dem Song erkunden wir den Drang der Menschen, im Unglück anderer für sich selbst Freude zu finden. Im Endeffekt hat sich einfach herausgestellt, dass das Konzept einwandfrei mit dem Song harmoniert – musikalisch gesehen.
Was bedeutet Euch kommerzieller Erfolg wie der Big Easy Award 2010, ordentliche Platzierungen in den Billboard-Charts und die Verwendung Eurer Songs in Videospielen zum Beispiel?
Es ist immer sehr überraschend und unerwartet, wenn sowas passiert, und ich denke, dass diese Art der Anerkennung schon eine großartige Sache ist, wenn man bedenkt, welche Musik wir spielen … und wenn man sich den Bandnamen in Erinnerung ruft. All das ist fantastisch, aber im Endeffekt sind wir eine Band, die Musik für ihre Fans macht und vor allem Liveshows spielt. Das sind die wirklich wichtigen Dinge für uns.
Stimmt es, dass Falgoust vor den Aufnahmen ums Studio gerannt ist, um seine Stimmleistung zu beeinflussen?
Ja! Für manche Songs sollte die Stimme sehr eindringlich und ein wenig wahnsinnig klingen. Ben ist dann tatsächlich einige Runden gelaufen und hat ein paar Hampelmänner gemacht, bevor sie aufgenommen haben. In „Heaven’s Crumbling Walls Of Pity“ kann man das sehr gut hören.
Gleich noch eine Frage zum Klang der Vocals. Ist der ganz bewusst gewählt? Manche stören sich ja daran, dass der Gesang im Vergleich mit anderen Black-Death-Metal-Bands phasenweise etwas moderner klingt.
Als Band willst Du so gut klingen wie nur irgendwie möglich, und es war uns schon immer wichtig, dass unsere Alben nah an unserem Live-Sound sind, weil wir uns in erster Linie als Live-Band sehen. Ben ist halt ein „In your face“-Frontmann und genau das kommt auch rüber, wenn man das Album hört. Meiner Meinung nach klingt das alles sehr viel direkter und ist effektiver, als wenn man die Vocals künstlich verändert.
Ihr habt Eure Musik als „Verdichtung aller Gefühle“ der einzelnen Bandmitglieder bezeichnet. Finden die einzelnen Prozesse im Stillen statt oder kommen im Proberaum auch mal emotionale Themen auf den Tisch?
Wir befassen uns untereinander eigentlich nie mit persönlichen Angelegenheiten. Einer der Hauptgründe, warum wir es so genießen, diese Art von Musik zusammen zu spielen, ist die Tatsache, dass es für jeden ein Ventil für Frustration und damit sehr kathartisch ist. Jeder nährt quasi von den Ideen der anderen, und zusammengenommen entsteht dann etwas Konstruktives.
Die „Summer Slaughter Tour“ startet bald – mit einem gigantischen Billing! Ist man da als erfahrene Band noch nervös?
Nein, überhaupt nicht. Du machst einfach dein Ding und gibst dein Bestes. Ich freue mich einfach riesig darauf, die neuen Songs live zu spielen!