Goat Explosion
"Von Dire Straits bis Death ist alles dabei."
Interview
Über “Threatening Skies”, seine Entstehung und seine Songs
Man kann “Threatening Skies” gedanklich in zwei Hälften teilen. Das Album besteht einerseits aus kompakten Heavy-Doomern ähnlich des Vorgängers “Rumors Of Man” und andererseits aus einigen epischen und abwechslungsreichen Longtracks. Der Opener “Thunder Tower” zählt zu ersterer Kategorie. Der Song befindet sich bereits seit einigen Jahren im Live-Set von GOAT EXPLOSION. “Seitdem hat dieser Song natürlich ein paar Veränderungen erfahren. Dass einige Leute ihn häufig mit MANOWAR vergleichen, wird wahrscheinlich unseren Drummer Seitz sehr freuen.” Das ähnlich “klassische” “Dawn Of The Red” sollte man (auch in Verbindung mit dem Cover Artwork) nicht zu leichtfertig in eine politische Richtung überinterpretieren. „Die Texte sind nur politisch insofern, als dass wir als private Menschen natürlich auch politische Menschen mit politischen Ansichten sind; die Songs selbst sind nicht politisch“, möchte Basti festhalten. „Selbst bei ‘Dawn Of The Red’, aber auch bei ‘Slumbering Judgement’ und ‘Storm Of Sorrows’ ist es eher eine persönliche, philosophische Betrachtung, nicht zuletzt, weil wir unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Ansichten sind.“
Die beiden erwähnten Longtracks werden auf alle Fälle zu den Favoriten einiger Leute gehören. “Wir haben bewusst ‘Slumbering Judgement’ als erste und einzige Veröffentlichung vor dem Release ausgewählt, weil er uns auch sehr am Herzen liegt.” Eine gute Wahl, weil in dem Song auch eine Menge Dinge passieren, die man nicht erwartet hätte, wenn man das Demo und das Debüt kennt. „So ein Song wächst natürlich über einen längeren Zeitraum“, erzählen die beiden. „Wir hatten zu Beginn ein Riff, welches nun insgesamt zwei Mal zu hören ist. Das war der Ausgangspunkt. Dann mussten irgendwie Strophen und Bridges her und auch der Refrain stand schnell. Problematischer war hingegen das Intro oder besser die drei Intros und wir hatten unendlich viele Versionen. Ursprünglich sollte ‘Slumbering Judgement’ sogar der erste Song der Platte werden. Das wunderschöne Solo von Franz am Ende hingegen war eine spontane Sache, die so erst im Studio entstand“, schwärmt Alex und Basti fügt hinzu: „Es war einer der ersten Songs, die wir angegangen sind und einer der letzten, die fertig wurden.“
Spannend sind solche Songs nicht zuletzt deswegen, weil bei GOAT EXPLOSION intern immer mehrere Einflüsse aus verschiedenen Richtungen aufeinander prallen. So spricht Basti von einem bestimmten Riff in “Sinking Shift” als FATES-WARNING-Riff und meint das gleiche, welches Alex als CROWBAR-Riff bezeichnet. „Von DIRE STRAITS bis hin zu DEATHs ‘Symbolic’ ist aber auch alles in dem Song“, kommentiert der Frontmann. „Der Text benötigte beinahe genauso viel Zeit wie die Musik. Die ersten Zeilen schrieb ich zu Beginn der Covid-Pandemie, die letzten Zeilen, als Putin in die Ukraine marschiert ist. Er ist eine Art Dokument dieser ganzen Zeit und wie ich das verarbeitet habe.“ Ob dann “Storm Of Sorrows” das Resultat ist, wenn GOAT EXPLOSION Bock auf einen Death-Metal-Song mit Doom-Gesang haben? „Ich habe zu der Zeit häufig die zweite GRAVE UPHEAVAL gehört und der Song wäre fast rausgeflogen, weil alle der Meinung waren, dass er vor allem zum Ende hin scheiße war.“, lacht der Sänger. „Im Proberaum haben wir, glaube ich, viel INCANTATION zu der Zeit gehört und es kam die Idee auf, ein Death-Metal-Riff ans Ende zu setzen. Seitz wollte das Ganze dann noch mit BLASPHEMY-mäßigen Höhlenmenschen-Drums garnieren. Wie immer sind auch hier Sachen erst während der Aufnahmen entstanden, was dem Song teilweise im vorletzten Take noch eine neue Gestalt gegeben hat.“ Beiden Musikern fällt es schwer, sich individuelle Favoriten aus “Threatening Skies” herauszupicken; dafür sind beide hörbar zu stolz auf die Wirkung des Albums als Ganzes. Gerade aber mit den drei langen Stücken sind sie besonders zufrieden.
Wie es bei GOAT EXPLOSION weitergeht …
Ob diese epische Ausrichtung die Richtung für künftige Alben vorgeben könnte, vermögen die beiden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. „Ich glaube, ‘Threatening Skies’ lebt davon, dass wir nach ‘Rumors Of Man’ alle unterschiedliche Visionen davon hatten, in welche Richtung es künftig gehen könnte“, mutmaßt Basti. Ähnlich intuitiv wird wohl auch in Zukunft an neuen Songs gearbeitet werden, sodass die weitere Entwicklung spannend bleibt.
„Wir haben definitiv immer Bock, noch mehr und noch coolere Konzerte und auch mal größere Festivals zu spielen“, sinniert er auf meine Frage, ob das Album vielleicht einige weitere Türen für GOAT EXPLOSION öffnen könnte. „Wir haben auch größere Labels angeschrieben, mit Enrico von Cruz Del Sur hatte ich zum Beispiel Kontakt. Aber da war eine Zusammenarbeit zunächst nicht möglich, daher sind wir froh, dass wir seit dem ersten Demo mit Praasti [Sänger der Black Metaller VIDARGÄNGR, Organisator des A Sinister Purpose Festivals und Betreiber von Into Endless Chaos Records – Anm. d. Red.] zusammenarbeiten zu können. Praasti hat immer wieder Bock, unsere Platten zu veröffentlichen und ist begeistert von dem, was wir machen. Als verschrobene Heavy-Doom-Band in diesem Portfolio mit befreundeten Bands wie YOUNA, DEATHRITE oder EVIL WARRIORS zu sein, ist auch geil.“ „Zudem wäre er der letzte, der sich in den Weg stellen würde, wenn ein größeres Label wie sagen wir mal Southern Lord Interesse hätte“, fügt Alex hinzu.
GOAT EXPLOSION und der Metal in Leipzig
Stichwort Leipzig und Into Endless Chaos. Einst war bei den Kolleg:innen vom Deaf Forever ein Leserbrief zu finden, der sinngemäß bemängelte, dass sich die Leipziger Szene in das Umfeld von Into Endless Chaos und den Rest aufteile, wobei alle außerhalb dieses Umfeldes oft übersehen würden. Die beiden schmunzeln. „Das ‘Into-Endless-Chaos-Umfeld’ sind im Endeffekt ‘nur’ eine handvoll Kumpels, die sich seit Jahren kennen, fast täglich miteinander abhängen und in unterschiedlichen Konstellationen und Projekten miteinander Musik machen, Konzerte organisieren und so weiter. Das sind vielleicht zehn Leute, die zusammen zwanzig Bands betreiben. Ist ja fast klar, dass die irgendwie zusammen bleiben.“, meint der Bassist. „Zudem gibt es noch Bands wie DISILLUSION und DARK SUNS, die schon viel länger außerhalb dieses Kreises existieren und eine riesige Szene an Punk- und Crust-Bands, die ihr eigenes Ding machen. Wir haben Kontakte in alle möglichen Richtungen und ich sehe diese Teilung nicht unbedingt. Viele andere Leipziger Bands, die es teilweise schon viel länger gibt, sind bei Labels wie High Roller, Dying Victims und so weiter“, schildert Basti seine Sicht der Dinge.
Als weitere wichtige Bands der an harter Musik reichhaltigen Stadt empfehlen die beiden RUMOURS (die zum Teil aus Dresden sind), EVIL WARRIORS, YOUNA, BLOODY VENGEANCE, DEAD SLOW, CHURCH OF MENTAL ENLIGHTMENT, FIRMAMENT und GEWALTBEREIT.
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Stile | Epic Doom, Epic Metal, Epic Metal, Sludge |
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