Glorior Belli
Interview mit J. zu The Great Southern Darkness
Interview
Mit „The Great Southern Darkness“ haben GLORIOR BELLI ihren ungewöhnlichen Stil verfeinert. Die Symbiose aus Black Metal und Southern Rock funktioniert, aber Gitarrist und Sänger J. hat noch einiges mehr über die Band zu berichten.
Grüß dich! Soweit ich das überblicken kann, sind die Reaktionen zu „The Great Southern Darkness“ bislang sehr positiv. Zufrieden?
Die Reviews sind alle einstimmig,
Das neue Album wurde in Reviews aus aller Welt hoch gelobt, und das freut uns sehr, wenn man bedenkt, wie viel Energie wir reingesteckt haben. Die Meinungen über unser voriges Album waren doch stark geteilt, aber das ist jetzt vorbei.
Wenn meine Informationen korrekt sind, gab es im Vergleich zu „Meet Us At The Southern Sign“ erhebliche Wechsel im Line-Up. Was ist passiert? Wer hat am neuen Album eigentlich mitgewirkt, und wer ist zur Zeit in GLORIOR BELLI außer dir aktiv?
Eigentlich gab es von Anfang an größere Veränderungen im Line-Up. Ich denke, man muss sich darüber im klaren sein, dass GLORIOR BELLI alles andere als eine typische Band ist. Im Grunde bin ich der Einzige, der sich um die Komposition kümmert, im Studio arbeiten wir dann zu zweit, und am Ende holen wir uns Sessionmitglieder, die uns auf der Bühne begleiten. Am neuen Album haben also nur Gionata (am Schlagzeug) und ich gearbeitet, obwohl ich vor kurzem auch einen neuen Bassisten dazu geholt habe. Mittlerweile sehe ich GLORIOR BELLI als richtige Band, und ich vertraue Gionata und unserem neuen Mitglied, dass sie ihre Sache auf dem nächsten Album und auf der Bühne gut machen werden.
Ihr seid nun bei Metal Blade unter Vertrag und damit eine der wenigen Bands in deren Katalog, die grob zum Genre Black Metal gehören. Wie kam es zur Zusammenarbeit, und warum seid ihr nicht bei Candlelight geblieben?
Geschehen ist geschehen, und ich werde mich an dieser Stelle nicht beklagen. Was den Deal mit Metal Blade angeht, ist das definitiv der größte Erfolg für eine Band, die vor zehn Jahren als kleines, aber ambitioniertes Projekt anfing. Ich erwarte nur das Beste von dieser Zusammenarbeit, da wir absolut entschlossen sind, alles zu tun, was wir nur können, um unser neues Album angemessen zu promoten. Ich kann spüren, dass kein Funke Energie vergeudet wird, und die Zusammenarbeit beruht auf einer coolen Symbiose. Ich hatte es vorher noch nie mit solch professionellen Leuten zu tun, die uns gleichzeitig so sehr unterstützen. Sie wissen genau, wie sie den Betrieb am Laufen halten, und das mit einem hohen Maß an Leidenschaft und Beharrlichkeit. Das ist also eine Sache weniger, um die ich mich kümmern muss, und, um ehrlich zu sein, nimmt mir das eine große Last von den Schultern.
Lass uns auf „The Great Southern Darkness“ zu sprechen kommen. Die neuen Einflüsse, die ihr bereits auf dem Vorgänger verwendet habt, verschmelzen auf dem neusten Werk zu einer geschlossenen Einheit. Die Übergänge der verschiedenen Einflüsse sind flüssiger, und das Album hört sich großartig an, wobei immer wieder die Momente abseits des BM begeistern. Wo liegt für dich der Kern eurer Entwicklung, und vielleicht kannst du kurz aus Musikersicht darlegen, wie GLORIOR BELLI 2011 klingen?
“The Great Southern Darkness” unterstreicht den Sound von GLORIOR BELLI, ein Monolith aus Southern Rock und bluesigen Grooves, vermischt mit der brutalen, unheilvollen Atmosphäre des Black Metal. Jedes Instrument hat bei der Komposition seinen Platz gefunden, die Gitarrenarbeit ist anspruchsvoller, die Basslinien noch heftiger, und das Schlagzeug wechselt beständig zwischen Blast Beats und Rock Mustern, was die gesamte Rhythmusfraktion unerbittlich macht. Es ist nur die logische Fortsetzung von dem, was wir auf „Meet us at the Southern Sign“ begannen, aber diesmal haben wir die perfekte Balance erreicht.
Bei allen Entwicklungen im Black Metal steht ihr mit eurem Southern-Rock-Einfluss noch recht allein dar. Wie wichtig ist es, als kreativer Kopf für dich einen wirklich einzigartigen Weg mit deiner Musik zu gehen, oder interessiert dich das eher weniger?
Es ist nicht so, als würden wir darauf aus sein, die originellste Band auf der Welt zu sein. Es gibt durchaus noch einige andere Bands, die experimentieren und versuchen, ihren eigenen Sound zu finden. GLORIOR BELLI haben ihre Wurzeln immer noch in der Musik des Teufels. Ich würde sagen, dass sich unser Stil heutzutage definitiv als progressiv bezeichnen lässt, oder Post-Black Metal? Vielleicht sogar als „Avant-garde“, da wir die Pioniere in diesem Genre sind. Weißt du, es ist nicht so, als wäre mir diese Art von Musik plötzlich vor die Füße gefallen, wie Jesus am Weihnachtsabend. Ich musste es einfach raus lassen.
Ihr hab in vergangenen Interviews immer von einem bestimmten „Glauben“ gesprochen, der sich quasi auch in dem Konzept eurer Alben wieder findet. Da es auch hier für einige Leser sicher interessant ist, würde ich gerne erfahren, welchem Glauben ihr folgt und wie sich das in eurer Musik niederschlägt.
Diesen „Glauben“, den du da erwähnst, nenne ich unerbittlichen Willen. Einen unstillbaren Hunger nach neuen Herausforderungen, den Durst, sich gegen alle Einschränkungen, die uns von Demiurg (Anm. d. Red.: Erschaffer der Welt in gnostischen Texten) aufgezwungen wurden, zu wehren, mit der festen Absicht, die kosmische Illusion zu besiegen. Ein großer Teil meiner persönlichen Meinung basiert auf auf der Chaos-Gnostik, ich sammle mein Wissen seit zehn Jahren, und natürlich spiegelt sich das auch in den Werken von GLORIOR BELLI wider.
Das Albumcover hat bereits im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Die einen fanden es passend zum neuen Stil, die anderen einfach nur grausig. Hier würde mich zunächst interessieren, was das Cover genau darstellt und inwiefern es zum Konzept des Albums passt. Zum anderen würde mich interessieren, wie du allgemein dem Artwork von Veröffentlichungen gegenüberstehst, sprich: welchen Stellenwert sie einnehmen.
Das Coverartwork stammt von der kanadischen Künstlerin Alexandra Snelgrove, und sie hat es perfekt hinbekommen. Das Design basiert auf dem Songtext von „Negative Incarnate“: „From behind the nervous curtains of my trembling cosmic prison, the dark Gods are firmly waiting filled with hatred for the cosmos; outside the frame of creation lies the darkest of all secrets, the magic of the queen dragon waits for us to crush the gates!“. Es ist eine Darstellung von Tiamat, wie sie im Königreich der ewigen Dunkelheit, außerhalb der Grenzen des Kosmos, wartet. Die Flammen, die gequälte Seelen, das wieder aufgegriffene Logo und die einzigartige Schriftart des Albumtitels, jedes dieser Elemente des Covers ist für das Verständnis der Texte wichtig. In gewisser Weise ist es der Schlüssel, der das Tor zum Album öffnet.
Das Artwork ist natürlich sehr wichtig. Heutzutage ist es einer der letzten Anreize für die Fans, ein Album zu kaufen, wenn man bedenkt, wie beschissen das Musikgeschäft sein kann. Im Grunde präsentiert es das Album und gibt visuell wieder, was darauf zu hören ist.
Da ich beim Under The Black Sun vergangenes Jahr selber anwesend war, ist mir natürlich nicht entgangen, dass etwas schief gegangen ist und du scheinbar gar nicht erst auf dem Gelände angekommen bist. Es gab viele Gerüchte, vielleicht kannst du ja kurz aufklären, was damals eigentlich geschehen ist?
Ich denke, ich kann mit den Gerüchten leben, was passiert ist, ist passiert. Wir sind seitdem wieder auf Tour gewesen und haben nie eine Show absagen müssen. Aber sowas kommt manchmal vor, und man kann nicht immer etwas dagegen tun.
Da wir bereits beim Live-Geschehen sind, mir ist ein Gig in Bitterfeld mit u.a. AOSOTH bekannt. Werden hierzulande weitere Folgen oder wie sehen aktuell die Pläne aus?
Bis jetzt ist eine Tour in Australien mit unserer Freunden von THE HOUSE OF CAPRICORN geplant, die Anfang 2012 stattfinden soll. Im November haben wir einige Einzelshows gespielt.
So, damit möchte ich das Interview auch abschließen. Vielen Dank an dieser Stelle und die letzten Worte gehören natürlich dir.
We will defeat and bring down the cosmic scheme! See you all Froggerz somewhere down the road.
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