Ghost Brigade
Interview mit Tommi Kiviniemi zu "IV- One With The Storm"

Interview

Ghost Brigade

Um GHOST BRIGADE war es lange Zeit still, immerhin zogen ganze drei Jahre ins Land, ehe nun mit „IV – One With The Storm“ endlich der Nachfolger zum vielumjubelten, erstklassigen „Until Fear No Longer Defines Us“ veröffentlicht wurde. Dieses hält einerseits an der grundsätzlichen stilistischen Ausrichtung von GHOST BRIGADE fest, zeigt aber gleichzeitig auch zuhauf neue und überraschende Facetten, die den nunmehr komplexeren Sound deutlich bereichern. Wir sprachen mit Gitarrist Tommi Kiviniemi über alleredelste, authentische Finnen-Melancholie in Form des tiefgründigen, emotional aufwühlenden „IV – One With The Storm“.

Nach eurem letzten Album „Until Fear No Longer Defines Us“ dauerte es ganze drei Jahre, bis nun mit „IV- One With The Storm“ der Nachfolger vorliegt. Was waren die Gründe hierfür?

Dafür gab es tatsächlich viele Gründe. Der hauptsächliche Grund war wahrscheinlich, dass uns unser ursprünglicher Bassist Janne im Spätsommer 2012 verließ. Zu dieser Zeit arbeiteten wir gerade an dem neuem Material, aber nach Jannes Ausstieg stoppte alles für eine Weile. Wir mussten wirklich herausfinden, ob wir als Band weitermachen wollten. Wir hatten also eine Auszeit für ca. sechs Monate. Während dieser Zeit entschieden wir uns dazu, mit einem neuen Bassisten weiterzumachen, und Ende 2012 fingen wir wieder mit den Proben an. Zudem schlossen wir einen neuen Plattenvertrag ab, was auch einige Zeit in Anspruch nahm. Es gab viel zu tun und zu arrangieren, bevor alles weitergehen konnte wie es normalerweise der Fall wäre. 

Mit Joni Saalamo (Bass) und Joni Vanhanen (Keyboard) habt ihr zwei neue Bandmitglieder in GHOST BRIGADE. Was kannst du uns über sie erzählen? Wie ist das Bandfeeling jetzt? Und wie groß war ihr Einfluss auf „IV- One With The Storm“?

Außer dass beide talentierte und erfahrene Musiker für sich alleine sind, sind beide auch verdammt nette Typen und großartige Freunde. Freundliche Menschen die den Spirit mit ihrer Anwesenheit und ihren Meinungen erhöhen. Sie haben mit Sicherheit neuen Zauber in die Band gebracht. Joni Saalamao hat in verschiedenen Hardcore und Metalbands im Laufe der Jahre gespielt, wie A PALE PACK OF BLACK HOUNDS, SATURA LANX und ILLS, um einige zu nennen. Joni Vanhanen hat einen starken Background in elektronischer Musik, nicht alleine nur als Keyboardspieler und Solokünstler sondern auch als Produzent. Er hat auch eine Band namens SUMIA, in welcher er auch der Hauptsänger ist, daneben spielt er dort noch Keyboard und Gitarre. Beide haben mit Sicherheit viele Talente. Ihr Einfluss auf das neue Album war ziemlich signifikant. Joni Vanhanens starke elektronische Geräuschkulissen sind ein ziemlich großer Teil des generellen Sounds des Albums, genauso wie das charakteristische Bassspiel von Joni Saalamo. Beide trugen viel in der Phase des Arrangierens mit ihrem unterschiedlichen Ansatz und frischen Ideen bei.   

Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „IV- One With The Storm“ und in welcher Beziehung steckt dieser zu den Texten? Handelt es sich um eine Art Konzeptalbum?

Es ist kein Konzeptalbum, auch wenn die Verbindungen mit den Texten und dem Titel an manchen Stellen so ausgelegt werden könnten. Eine bestimmte Bedeutung des Albumtitels darzustellen ist unmöglich, da es so viele Interpretationen geben kann wie Deuter. Im Gesamten geht es darum, mitten im Ärger die Balance zu halten und eins mit dem Sturm zu werden, der einen umgibt.

Wovon handeln die Texte?

Laut Manne (Ikonen, Sänger, Anmerk. d. Verf.) und Ville (Naukkarinen, Gitarrist, Anmerk. d. Verf.), welche beide die Texte schrieben, sind sie hauptsächlich vom täglichen Leben inspiriert und könnten fast wie Einträge von Tagebüchern sein. Auf der anderen Seite können da sehr zufällige Themen sein oder viel Metaphorisches, sogar Fantasy Sachen. Auch wenn die Darbietung normalerweise zu dunklen oder depressiven Sachen verbunden ist, sind Hoffnung und positive Lösungen entscheidende Merkmale in den Texten von Ville, während die Texte von Manne mehr die dunkle Seite des Lebens und des menschlichen Geistes hervorheben.

Für mich klingt „IV- One With The Storm“ viel abwechslungsreicher, reifer und komplexer als alles, was GHOST BRIGADE bisher gemacht haben. Es sind nun viel mehr Elemente des Electro eingeflossen, das Keyboard ist deutlich dominanter. Kannst du meiner Sicht beipflichten? Worin siehst du selbst die Unterschiede zu euren vorherigen Alben? Was waren die Herausforderungen für das Songwriting für „IV- One With The Storm“?

Ja, dem stimme ich zu. Ich würde sagen, dieses Album ist das reichste bisher was die Vielfältigkeit und verschiedene Geräuschkulissen anbelangt, und es enthält komplexere Songstrukturen. Das erschuf natürlich einige Herausforderungen, hauptsächlich beim Arrangieren und an manchen Stellen im Studio wenn wir über die passenden Wege der Realisierung von diesen Komplexitäten nachdachten. Was den Sound anbelangt sind die Unterschiede auf der elektronischen Seite am meisten. Wir haben auch mehr über die Klänge der Saiteninstrumente nachgedacht. Der Eigentümer und Toningenieur vom Electric Fox Studio Tuomas Kokko war ein großer Teil davon mit all den Ideen und einigem Equipment, das er über die Jahre erprobt hatte. Das war der lustige Teil und ziemlich erleuchtend, zwischen Bandmitgliedern und Tontechniker die technischen Ansätze zu teilen und verschiedene Sachen an verschiedenen Stellen auszuprobieren.    

Was kannst du uns über den Aufnahmeprozess erzählen? Hat er sich von euren vorherigen Erfahrungen unterschieden?

Wenn nicht anders, war es alles in allem eine rauere Erfahrung und anspruchsvoller als in vorherigen Zeiten. Von den Voraussetzungen war das neue Material etwas herausfordernder und technisch wie auch mental anspruchsvoller. Das setzte die Standards dieses Mal viel höher. Der Aufnahmeprozess selbst war nachtragender und die neuen Songs erreichten nicht die Ansprüche mit den Methoden, die wir in vorherigen Sessions gelernt hatten. Wir mussten einen großen Schritt vorwärts machen und uns selbst stärker ins Zeug legen, um das erwünschte Resultat zu erreichen. Es gab definitiv viel mehr Überlegungen zur Produktion hinter jeder Lösung verglichen mit unseren vorherigen Arbeiten.

 

 

 

Mit „Elämä on tulta“ habt ihr euren allerersten Song in eurer Muttersprache auf dem Album!

Wir sprachen an einem bestimmten Punkt darüber, einen finnischen Song zu schreiben, ohne das absichtlich voranzutreiben. Ville hatte diese Texte bestehend aus diesen wenigen kraftvollen Linien, was einfach zu der Idee passte von einem Song mit einem Akkord Muster. Es ergab sich nach allem ziemlich natürlich. Es ist um einiges schwieriger sich in Finnisch anstatt zum Beispiel in Englisch auszudrücken. Es kann schnell kitschig oder falsch klingen wenn man nicht aufpasst.  Der Song wurde sehr kraftvoll und hat natürlich ein sehr unterschiedliches Feeling als jeder andere Song von GHOST BRIGADE. Das war auch unsere Intention, wir wollten es anderes für uns erschaffen, das möglicherweise deine Gedanken auf ein völlig anderes Level nimmt. 

Finnland ist bekannt für seine puristische, raue und kalte Schönheit. Welchen Platz spielt die Natur eurer Heimat in eurer Inspiration?

Wir lieben natürlich alle die finnische Natur, auch wenn sie keine direkte Inspirationsquelle war. Natürlich spielen die Umgebung und Aufenthaltsorte immer eine wichtige Rolle wenn du Schöpfungsakte in jeglicher Form ausführst. Wenn nicht direkt zumindest unterbewusst ist es wichtig. In unserem Fall ist die Wirkung der finnischen Natur eingebaut, also kann es auf diesem Weg zumindest als ein Einfluss betrachtet werden.

In den letzten Jahren gab es überall auf der Welt eine anwachsende Zahl von wissenschaftlichen Untersuchungen über Heavy Metal. Was hältst du davon? Inspiriert dich so etwas oder ärgert dich das eher?

Ich würde weder sagen, dass es mich viel ärgert, noch dass es mich inspiriert. Ich mag die Tatsache, dass Musik die Kraft hat, verschiedene Menschen miteinander zu verbinden, aber zugleich mag ich nicht die Tatsache, dass Heavy Metal seinen Status als Gegenkraft verloren hat. Ich denke das ist ein Bild von diesen Tagen und Ursache davon, dass Metal immer mehr die Musik der Massen geworden ist. Aus dieser Entwicklung folgernd ist es nur normal, dass diese Musik auch das Interesse von Leuten in akademischen Sinn geweckt hat. Vielleicht verwenden manche das Wissen welches auf Analysen basiert dafür, die Kraft der Musik in etwas Profitables nutzbar zu machen. Vielleicht ist es aber auch für jemand anderes einfacher, die Metalheads überall auf der Welt zu einen, wer weiß. Unglücklicherweise können solche Werkzeuge auch einfach schädlich verwendet werden, den anthropologischen und sozialen Wert vergessen. 

Was habt ihr in nächster Zukunft geplant?

Zumindest bisher haben wir noch nichts Besonderes geplant. Wir haben erst eine Europatour angekündigt. Sie wird im Februar 2015 stattfinden und der Hammer werden. Wir dürfen sie spielen mit den beiden großartigen Bands AGRIMONIA aus Schweden und TALBOT von Estland. Ein tolles Package, wir sind sehr aufgeregt!

08.11.2014

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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