Gernotshagen
Warum in der Ferne schweifen...
Interview
Da stellt sich mir natürlich gleich anschließend die nächste Frage. Welchen Einfluss hat der Ausstieg eures langjährigen Gitarristen, Gründungsmitglieds und natürlich Songschreibers Maik auf die neue Ausrichtung? Oder anders gefragt, in welchem Ausmaß hat sich der „neue“ Gitarrero Roman bei der neuen Scheibe bereits mit eingebracht?
Maik war ein wichtiger und wesentlicher Bestandteil des Songwritings und prägte eben damit auch die alten Alben. Sein Ausstieg war zwar schon länger freundschaftlich geplant, aber es war dennoch gerade im Entstehen des Albums ein kleiner, ich möchte fast sagen „Rückschlag“, da wir uns einer völlig neuen Gegebenheit stellen mussten. Auch dies hat mit dazu beigetragen, dass nun andere in der Band das Ruder in die Hand nehmen mussten. Und Roman hat mit seinem Engagement und neuen Ideen noch einmal zusätzlich frischen Wind in das Songwriting mit eingebracht.
Anderes Thema, erzähle uns doch mal ein bisschen was zu den Texten. Betrachtet man den epischen Albumtitel, dann scheint es da ja schon eine Art übergeordnetes Konzept zu geben, ist das richtig?
Das Konzept und der Albumtitel sind erst im Laufe des Songwritings entstanden. So wie das eigentlich immer bei uns ist. Es gab zwar eine grobe Struktur, aber wir erarbeiten die Feinheiten immer erst im Werdegang der Alben. Wir hatten auch lange nach einem Albumtitel gesucht, der die Thematiken der Lieder recht gut zusammenfassen würde. Wir hoffen, dass das uns gelungen ist. Die Texte selber sollten etwas reifer und komplexer werden und so mehr zum Nachdenken und selber Interpretieren bieten, aber auch Denkanstöße für gewisse Themen liefern und ein wenig das Um-die-Ecke-Denken des Hörers anregen. Wir haben ja schon immer irgendwie darauf geachtet, dass auch die Texte bei GERNOTSHAGEN nicht einfach „nur“ Texte sind.
Und dieses Vorhaben ist absolut gelungen, denn man entdeckt auch in den Texten immer wieder neue Facetten. An einem Thema kommt man in diesen Zeiten leider nicht vorbei. Ihr als „Hobby-Musikanten“ seid ja jetzt sicher nicht die klassische Tour-Band und daher zumindest finanziell nicht so arg gebeutelt wie andere Kollegen. Inwieweit trifft euch dennoch die anhaltende C-Krise, wie sehr vermisst man als Musiker die Bühne und natürlich die Gratis-Backstage-Getränke?
Ja, wir haben da, nennen wir es einfach mal „Glück“. Wir haben sehr viele Freunde aus der Profibranche, die leider sehr unter dieser Situation leiden müssen. Es ist sehr schade, zusehen zu müssen, wie ganze Clubs schließen und Techniker-Crews einfach pleite gehen. Uns trifft es halt mit den Live-Konzerten und Festivals. Da wir, wie du schon sagst, „Hobby“-Musikanten sind, finanzieren wir Album, Shirts, Patches etc. alles aus eigener Tasche und da fehlt es auch bei uns zurzeit durchaus an Geld mangels fehlender Auftritte. „Ode Naturae“ war für uns ein enormer finanzieller Kraftakt. Hierbei hat uns unser Freundeskreis sehr unterstützt, um das Album inklusive Merchandising zu finanzieren und letztlich raus zubringen. An dieser Stelle nochmal Danke an alle Beteiligten!
PS: „Gratis“ Backstage-Getränke!? Wo gibt es die!?!? Hahaha.
Muss ich da etwa mein Bild von exzessiven Backstage-Partys nochmal überdenken? Egal. Die Lage für Künstler und Veranstalter ist derzeit leider richtig ernst, da kann man allen Involvierten nur die Daumen drücken und versuchen, diese im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen. Gibt es dennoch schon konkrete Pläne bezüglich neuer Live-Aktivitäten oder hängt das nun alles erstmal weiter in der Schwebe? Normalerweise feiert man eine neue Scheibe ja mit einer zünftigen Release-Party…
Die Festivals, bei denen wir für dieses Jahr gebucht waren, haben alle fairerweise das Billing mit uns für 2021 übernommen. Obwohl natürlich auch die heute noch nicht wissen, ob sie dann überhaupt noch existieren. Eine Scheißzeit ist das gerade. Wann wir wo spielen und was es für News diesbezüglich gibt, erfahrt ihr natürlich immer aktuell auf unserer Facebook-Seite oder der Homepage. Für den Release-Gig haben wir uns das kommende Fimbul Festival [übrigens präsentiert von metal.de] ausgesucht, das von unserem ehemaligen Gitarristen Maik (Dark Troll Festival) mit organisiert wird.
Als Thüringer finde ich es ja mächtig cool, dass neben der „Waldvolk“ von XIV DARK CENTURIES nun mit eurem Werk noch eine bockstarke Scheibe innerhalb kurzer Zeit erschienen ist. Thüringen war ja einst eine richtige Hochburg für Pagan Metal, wie würdest du die Situation heute beschreiben?
Thüringen war und ist noch eine Pagan-Metal-Hochburg. Es bestehen ja immer noch fast alle alten Bands von damals und es wachsen hier ja auch immer noch junge Bands nach. Das Erbe von MENHIR, ODROERIR ect. wird hier hoffentlich immer leben.
Dein Wort in das Ohr sämtlicher Götter! Wenn du so auf 20 Jahre GERNOTSHAGEN zurückschaust, würdest du im Nachhinein irgendetwas grundlegend anders machen, oder hat grundsätzlich schon alles soweit gepasst?
Wir würden das Album „Ode Naturae“ einfach 20 Jahre früher rausbringen, zur damaligen Zeit wäre das bestimmt ein Gassenhauer geworden, hahaha. Im Ernst, trotz aller Rückschläge und Probleme würden wir alles, aber auch wirklich alles wieder genauso machen. Denn nur das alles hat uns schließlich dort hingebracht, wo wir nach nunmehr 20 Jahren stehen. Wir sind noch da, haben immer noch Spaß an dem, was wir machen und haben auch immer noch Ideen und Muse, das Ganze weiterzuführen. Aufhören werden wir erst, wenn es live peinlich wird, hahaha.
Ok, dann geht die Reise sicher nochmal 20 Jahre weiter, prima. Zum Abschluss noch eine kleine Entweder-Oder-Runde mit der Bitte um kurze Begründung.
Pagan oder Black?
Pagan UND Black. Sonst trennt sich unsere Band, hahaha.
Schwarzmetallischer Ernst oder heidnischer Spaß?
Mittendrin. Beides für sich alleine ist albern, oder wir sind zu alt, hahaha.
Mutter Freya oder Gevatter Tod?
Mutter Freya. Die ist wesentlich angenehmer.
MENHIR oder ODROERIR?
MENHIR! Sorry ODROERIR, hahaha.
Hütes (für Nicht-Thüringer: Klöße) oder Bratwurscht (für Nicht-Thüringer: Bratwurst)?
Kann man eigentlich eine Bratwurscht im Kloß essen? *Band prügelt sich* Hahaha.
[Und das völlig zurecht, alleine die Andeutung eines solchen Sakrilegs bringt auch den humorvollsten Thüringer zur Weißglut.]
Thors Hammer oder Steindildo
Hahahaha, also wenn, dann nur Steindildos von der Firma Saycher! Die werden in mühseliger Handarbeit von unserem Sänger hergestellt. Und der Thors Hammer, naja, der ist ja mittlerweile eher zum Modeschmuck avanciert.
Ein schönes Schlusswort, denn mit irgendwelchen Modeerscheinungen haben GERNOTSHAGEN genau so viel zu tun wie die Bratwurst mit erwähnten steinernen handgefertigten Utensilien. (Wer sich dafür interessieren sollte, wird sicher bei Facebook oder Google fündig werden, wir wollen ja keine Schleichwerbung machen.)
Unter dem berühmten Strich steht mit „Ode Naturae“ ganz einfach ein Klasse Album, mit dem GERNOTSHAGEN endgültig ihren Platz gefunden haben.
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Stile | Atmospheric Black Metal, Pagan Metal |
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