Gang Loco
Interview mit Sänger und Gitarrist Gale Anderson zu "No Better Tomorrow"
Interview
Ohne Zweifel ist „No Better Tomorrow“, das Debütalbum der vier Desperados von der Waterkant, ein ganz besonderes Schmankerl des noch jungen Jahres, wobei die Songs wunderbar ins Ohr gehen und mit einem Gemenge aus Härte, Melodie und Düsternis mitreißen. Sänger und Gitarrist Gale Anderson stellte sich selbstbewusst meinen Fragen und erklärte nicht nur was sich hinter der Bezeichnung „Loco Metal“ verbirgt, sondern auch was ein Film wahrer Größe wirklich benötigt und warum man „No Better Tomorrow“ auf gar keinen Fall verpassen darf.
Moin Moin! Ich hoffe du hast gut ins neue Jahr gefeiert?! Wirklich interessant dürfte es allerdings erst werden, nachdem „No Better Tomorrow“ in den Läden steht. Ich habe gehört, dass das Album eigentlich schon sehr viel früher erscheinen sollte. Was hat dazu geführt, dass „No Better Tomorrow“ erst jetzt veröffentlicht wird?
Ebenfalls ein frohes Neues! Was die Verzögerung angeht, so gab es einige Gründe: zum Einen war da das „Don’t wake the Dead“-Filmprojekt von Andreas Schnaas, wo wir spontan aufgefordert worden sind dran teilzunehmen. Das hat einiges an Zeit verschlungen. Unser Drummer hatte dann auch tiefgehende Probleme, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, aber die Gang hat ihm zur Seite gestanden und jetzt läuft es besser denn je.
Ihr spielt einen extrem interessanten Stilmix, der auf dem Album ziemlich straight rüber kommt. Erklär‘ mir doch mal eure selbstgewählte Bezeichnung „Loco Metal“ etwas näher bitte.
Der wichtigste Faktor ist sicherlich der Metal der 80er und 90er Jahre. Bands wie PRIEST, MAIDEN, MEGADETH, METALLICA, QUEENSRYCHE etc. haben uns schon sehr geprägt. Dazu kommt dann eine gute Dosis Punk, 70er Rock und Progressive Rock sowie Gruppen wie FAITH NO MORE, VOIVOD, TOOL und ISIS, was dann mit Zutaten aus diversen Italo-Western und Trashmovies durch alle Dekaden gemixt wird. Unser Ziel ist die Schaffung einer völlig neuen Musik, die aber immer noch als Metal erkennbar ist. Wir sind die Priesterschaft des Irrsinns, huldigen der Idee des Absurden und sind keiner Schandtat abgeneigt. Dies spiegelt sich in unseren Texten, unserer Musik sowie in unserer ganzen Lebenshaltung wieder.
„Loco Metal“ als Begriff kommt mir sehr spanisch vor, während das Cover-Artwork wenig mediterrane aber viel mehr apokalyptische Züge trägt. Welche Bedeutung steckt dahinter?
Wir sind wie gesagt sehr geprägt von Italo-Western wie „Töte Amigo“, „Django“, „Sartana“, „Leichen pflastern seinen Weg“ etc… Hier kommt dann auch der spanische Einfluss her. Das Album selbst ist in gewisser Weise der Anfang einer Trilogie, die den Sturz Satans vom Himmel in den Schlund der Dunkelheit zum Thema hat. Deutlich wird dies in Songs wie „Once More“, “ Hit The Ground“ und „Return To Heaven“. Das Cover spiegelt diesen verloren gegangenen Krieg wieder. Der zweite Teil wird sich noch mehr mit der Verzweiflung, dem Irrsinn und der unstillbaren Sehnsucht nach dem Licht befassen. Teil 3 wird dann schließlich die Rückkehr zum Ursprung zum Thema haben, die erneute Einkehr ins Ganze, die Überwindung aller Polaritäten: die Unio Mystica!
Spannend! Du hast ja vorhin schon ein paar Bands genannt, die euch beeinflusst haben. Aber welche Bands haben euch ganz besonders geprägt?
Neben den bereits erwähnten Bands wäre auf jeden Fall noch Rich Ward, der Gitarist von STUCK MOJO und FOZZY. Ein sehr cooler Typ, den ich nun schön öfters getroffen habe und einer der besten Rhythmusgitaristen des Metals. Daneben sind noch DISTURBED und natürlich BLACK SABBATH zu erwähnen, die Gralsträger des Heavy Metals. Im Booklet unserer CD ist dann auch noch eine recht umfangreiche Auflistung unserer Einflüsse zu finden.
OK. Du hast Splatterfilm-Regisseur Andreas Schnaas bereits angesprochen. Mit ihm habt ihr mittlerweile schon einige Projekte durchgezogen und musikalisch untermalt. Wie kam es dazu, dass ihr nun auch in einem seiner neuen Filme mitspielt?
Wir hatten ja schon für seinen Film „Goblet of Gore“ den Titeltrack sowie den Abspannsong beigetragen. Mit meiner Vorläuferband BRONX BOYS hatten wir da auch einen kleinen Auftritt. Als Schnaas mit den Arbeiten zu seinem neuen Film „Don’t wake the Dead“ begann fragte er uns, ob wir uns vorstellen könnten, wieder ein paar Songs beizusteuern und sogar eine Rolle im Film zu übernehmen. Das hat dann auch alles gut geklappt. Das wird auf jedem Fall Schnaas‘ bisher bester bester Streifen!
Und, würdet ihr jeder Zeit wieder in einem Film mitspielen?
Auf längere Sicht wird es sicher irgendwann einen GANG LOCO-Film geben, voll von Gewalt, Sex, religiösen Exzessen, Irrsinn, sinnlosen Dialogen und unverständlicher Handlung: also alles was ein Film von wahrer Größe braucht. Ich selbst spiele auch noch in dem neuen Film von Henna Peschel („Rollo Aller 1 & 2“) mit, der den Namen „Mad Boy“ trägt und zum Sommer anlaufen soll. Und es sind auch noch weitere Projekte geplant…
Kommen wir zurück zu eurem Album. Mit „It’s No Good“ gibt’s auch eine Covernummer von DEPECHE MODE, die ich ziemlich geil finde. Warum habt ihr euch gerade für dieses Cover entschieden und wie passt das zum Kontext der anderen Songs?
DEPECHE MODE fand ich immer schon recht cool. Die Idee war es, dem Titel eine ganz neue Identität zu geben und ihn so spielen, dass man ihn problemlos zwischen unsere Stücke packen könnte, ohne dass das irgendwie blöd wirkt. Ich denke, dass uns das ganz gut gelungen ist. Ansonsten würde eine Coverversion für mich auch keinen Sinn machen.
Vor knapp drei Jahren habt ihr für das RUNNING WILD Tribute-Album den Song „Branded And Exiled“ eingespielt. Welche Erinnungen verbindest du mit RUNNING WILD und ganz besonders mit diesem Song?
Ich bin mit der Musik von RUNNING WILD aufgewachsen und habe immer ihre Gradlinigkeit bewundert, mit der sie ihren Stil durchgezogen haben, auch wenn Heavy Metal mal überhaupt nicht angesagt war. Wenn man sich dann mal JUDAS PRIEST oder METALLICA anguckt, die sich in solchen Zeiten gar nicht oft genug vom Metal distanzieren konnten, kann das einem schon etwas übel aufstoßen, wie die jetzt wieder voll auf den Zug aufgesprungen sind. Mit Rolf bin ich ausserdem zur Schule gegangen. Er war ’nen paar Klassen über mir und hat mir die ersten Sachen auf der Gitarre gezeigt. Neben Rich Ward ein weiterer Anwärter als einer der besten Rhythmusgitarristen der Welt!
Wie waren die Reaktionen auf eure Version von „Branded And Exiled?
Die waren überwiegend sehr gut bis euphorisch! Wir haben da sogar Fanpost aus Japan erhalten.
Ähnlich wie „Branded And Exiled“ hat auch der Titel eures Albums – „No Better Tomorrow“ – einen eher negativen Unterton. Spielt das so ein wenig in die ursprüngliche Punk-Richtung „No Future, No Hope“?
Kann man so deuten. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit das so zu interpretieren, dass „No Better Tomorrow“ dafür steht, nicht permanent nach morgen zu schauen, sondern voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein und alles so anzunehmen, dass man gar nicht mehr davon abhängig ist, was morgen passiert, da das Jetzt einem bereits alles bietet. Wie gesagt, das ist alles Ansichtssache.
Welche andere lokale, aus Hamburg stammende Band haut dich momentan um?
TAPE finde ich recht cool, weil die eine unglaubliche Livepäsenz haben…auch wenn ich die Platten nicht so toll finde. Aber live hauen die alles weg! Großartig sind natürlich auch unsere Freunde von RAMONEZ 77, die ebenfalls live die Megamacht sind. Leider haben sie sich aufgelöst und spielen nur noch sporadisch.
Wird es nach dem Release eures Albums ein paar Gigs geben, wo man euch dann auch live bewundern kann?
Wir spielen am 26.01.2008 im Molotow in Hamburg und feiern dort unsere CD-Reaseparty. Darüber hinaus steht im Moment noch nichts genaues fest, aber sobald es da News gibt, kann man die auf unserer Website erfahren: www.gangloco.com
Na gut! Zum Schluss nenn‘ mir doch noch drei Punkte, die mich davon überzeugen, warum man sich „No Better Tomorrow“ unbedingt zulegen muss:
1. gezieltes Hineinsteigern in den Wahnsinn
2. großartiges Coverartwork von Wolf Sangmeister, einem ganz Großen seiner Zunft!
3. geballte musikalische, hymnische Kraft gepaart mit kranken, philosophischen und apokalyptischen Lyrics
Dankeschön! Ich wünsche euch viel Erfolg mit „No Better Tomorrow“! Cheers!
Danke für das Interview. Stay Loco!
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