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Interview mit Gitarrist Rikard Olsson zum neuen Album "The Great Destroyer"
Interview
Zehn Jahre sind seit „The Funeral March“, dem letzten Album der schwedischen Grindcore-Heroen GADGET, ins Land gezogen. 2016 haben sie sich nun mit ihrem neuen, dritten Album „The Great Destroyer“ eindrucksvoll zurückgemeldet. Klare Sache, dass wir nochmal nachgehakt haben – Ladies and Gentleman, GADGET-Gitarrist Rikard Olsson im Interview mit metal.de!
GADGET-Gitarrist Rikard Olsson …
… über die lange Zeitspanne zwischen „The Funeral March“ und „The Great Destroyer“:
Wir fingen an, das Album zu schreiben, bevor die Split mit PHOBIA [aus dem Jahre 2010 – Anm. d. Red.] veröffentlicht war. Ich glaube, die ersten paar Songs sind tatsächlich schon 2008 oder 2009 aufgetaucht, genau weiß ichs nicht mehr … aber dann verlangsamte sich der Prozess aus einer ganzen Reihe von Gründen ziemlich radikal. Ich bin aus unserer Heimatstadt weggezogen, sodass wir aufhören mussten, regelmäßig zu proben. (Ich lebe jetzt in Stockholm, zwei Stunden entfernt.) William [Blackmon, Gitarrist, Schlagzeuger und Sänger – Anm. d. Red.] ist für einige Zeit nach England gezogen und war des Schreibens müde geworden, sodass Fredrik [Nygren, Bassist – Anm. d. Red.] und ich alleine gutes Zeug abliefern mussten. Wir sind nicht so „schnell“ darin, es brauchte also seine Zeit, genügend Material zu sammeln.
Die Aufnahmen waren tatsächlich nicht allzu zeitraubend, aber die verschiedenen Sessions waren über einen ziemlich großen Zeitraum verteilt. Wir haben Anfang 2014 schon damit angefangen, die Grundlagen aufzunehmen, dann fast ein Jahr später die Vocals. Das lag daran, dass wir noch keine Lyrics hatten, als wir mit den Aufnahmen anfingen. Wir haben uns anfangs einfach dazu gezwungen, mit den Aufnahmen voranzukommen – es einfach fertig zu bekommen!
… über GADGETs stilistische Ausrichtung auf „The Great Destroyer“:
„The Great Destroyer“ ist grundlegender, aufs Wesentliche reduziert, so wie ich auch „Remote“ [GADGETs Debütalbum von 2004 – Anm. d. Red.] ‚primitiv‘ nennen würde. Aber es ist auch besser gespielt und besser produziert, wie „The Funeral March“ im Vergleich zum ersten Album. Für mich hört das aber an diesem Punkt auf. Es ist wirklich schwer, das nach all den Jahren sagen zu können … aber ja, das neue Album ist gradliniger und mehr „in your face“ als „The Funeral March“. Fokussierter.
… über den Albumtitel „The Great Destroyer“:
William hatte die Idee zu dem Titel, und wir haben alle sofort zugestimmt, dass das ein guter Titel ist. Man kann den Titel auf quasi alles um uns herum anwenden, weil alles um uns herum alles andere in Scheiße verwandelt. Politik, die Umweltkatastrophen, Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, Kriege, Religion, Hassverbrechen, fucking soziale Netzwerke wie Facebook, und all die Oberflächlichkeit und Heuchelei. Im Grunde auf jedes Thema in jedem der Songs auf dem Album.
… über die Tatsache, dass es auf jedem GADGET-Album zwischen den englischen Texten immer auch ein paar schwedische gibt:
Manchmal endet das einfach so. Das kann zum Beispiel eine Phrase oder eine Wortfolge im Schwedischen sein, die hängen bleibt, und man arbeitet dann einfach drumherum. „Känslan“ ist ein Beispiel dafür. Die Lyrics wurden zuerst geschrieben und passten dann aber sehr gut auf den Song, der einen sehr klassischen Hardcore-Punk-Vibe hat. A perfect match!
… erklärt, was es mit dem Titel „The 02666 Heritage“ auf sich hat:
Einfach nur ein doofes Spiel mit Wörtern und Zahlen. „02666“ ist ein Name für unsere Heimatgegend, was für manche gleichbedeutend mit der Hölle ist.
… über den Gastauftritt von NAPALM DEATH-Sänger Mark „Barney“ Greenway in „Violent Hours (For A Veiled Awakening)“ und wie es dazu kam:
NAPALM DEATH spielten eine Show in unserer Heimatstadt, und ich fand einfach, dass es eine coole Idee war, Barney als Gast auf dem Album zu haben … einfach einen schnell Boxenstopp im Studio einzulegen, während sie hier hier sind. Wir haben in der Vergangenheit schon mal mit LOCK UP getourt, also habe ich einfach Shane [Embury, Bassist von NAPALM DEATH und LOCK UP – Anm. d. Red.] kontaktiert, und er hat uns mit Barney zusammengebracht. Der war wirklich cool drauf und hatte Bock, das mit uns zu machen. Sie haben in einem Hotel in der Nachbarschaft des Studios gewohnt, es war für ihn also so einfach, wie es werden konnte. Ich fand, dass „Violent Hours“ der perfekte Song wäre, da es „napalmischte“ Song auf dem Album ist. Hört euch mal „Lucid Fairytale“ an, dann werdet ihr das verstehen, haha!
… über die Aufnahmen zu „The Great Destroyer“ selbst:
„The Great Destroyer“ wurde in Williams eigenem Studio aufgenommen, dem Overlook, mit ihm selbst an den Knöpfen. Dort hatten wir auch „The Funeral March“ und die Split mit PHOBIA aufgenommen (und in der Vergangenheit eine Menge Demos und Zeugs). Das Studio ist in demselben Komplex, in dem wir auch unseren Proberaum haben, also sehr einfach und bequem. Der einzige größere Unterschied zu früheren GADGET-Aufnahmen bestand darin, dass wir den Prozess diesmal über einen ziemlich langen Zeitraum aufgeteilt haben. Mit den Drums haben wir im Februar 2014 angefangen, irgendwann im Sommer und Herbst kamen der Bass und die Gitarren, und die Vocals in einigen Sessions über den Herbst und Winter 2014/15. Vom ersten Tag der Aufnahmen bis das letzte Mixen und Mastern fertig war, brauchte es fast anderthalb Jahre.
Außerdem hat sich Will diesmal auf die Drums und die Produktion konzentriert, sodass alle Aufgaben an der Gitarre auf mich abfielen (früher hatten wir uns den Rhythmustrack immer 50/50 geteilt), und Emil [Englund, Sänger – Anm. d. Red.] hat alle Vocals selbst gemacht. Auf diese Weise haben wir immer geprobt und live gespielt, ich denke also, dass es eine natürliche Sache war, das auch im Studio so zu halten.
… über das Video zu „Enemies Of Reason“, dem Opener von „The Great Destroyer“:
Wir wollten ein Video für einen der kürzeren Songs des Albums machen, und „Enemies Of Reason“ war einfach der richtige dafür an. Relapse Records haben das Thema aufgebracht, sie boten uns an, ein Video aus freien Archivaufnahmen zu drehen. Darin wird keine wirkliche Geschichte erzählt, und es folgt auch nicht wirklich dem Text des Songs, aber es ist bad ass! Man muss das auf jeden Fall selbst gesehen haben, um es zu verstehen. [Deutsche Youtube-User können das nun auf der Facebook-Seite der Band tun. – Anm. d. Red.] Ich kann es nicht wirklich in Worten beschreiben, aber es hat ALLES, was du in einem Grindcore-Video sehen willst. Es wird deine Augen bluten lassen, haha!
… über die zukünftigen Live-Pläne von GADGET:
Momentan ist nicht viel geplant, wir haben gerade unsere Record-Releaseshow gespielt und werden demnächst auf ein paar Festivals in der Schweiz, in Tschechien und hier in Schweden auftreten. Wir hoffen, dass wir später dieses Jahr ein bisschen touren werden, aber da steht noch nichts fest. Wir sind aber für fast alles offen, wenn uns also jemand haben will, soll er uns einfach anschreiben und wir schauen dann!
… über die generellen Zukunftspläne von GADGET:
Mehr Shows spielen! An Orte fahren, an denen wir noch nie waren! Wir haben eine Liste von Ländern, in denen wir noch nie gespielt haben, und die haben gerade Priorität. (Amerika, Großbritannien, Finnland, Spanien, Südeuropa, Asien, meldet euch bei uns!) Das ist aktuell die Hauptagenda, aber vielleicht werden wir schon sehr bald wieder etwas aufnehmen, naja, sowas wie eine EP, ein paar Splits oder so. If we get our shit together!