Funker Vogt
Funker Vogt

Interview

Seit MASCHINE ZEIT, dem letzten offiziellen Album der EBM-Verfechter Funker Vogt aus Hameln, sind schon über zwei Jahre vergangen. Nun steht endlich das neue Werk SURVIVOR in den Startlöchern. Was in dieser Zeit im Lager II, dem bandeigenen Studio, alles passiert ist und noch einiges mehr, erzählt Songwriter und Produzent Gerrit Thomas im folgenden.

Hi Gerrit! Am 28. Oktober erscheint euer 5. offizielles Album, welches den Namen SURVIVOR tragen wird. Was steckt hinter dieser Wahl des Titels?

Es ist ja bekannt, dass wir sein Beginn unserer Karriere, nun bereits bei der dritten Plattenfirma unter Vertrag sind und einigen Ärger mit unseren Labels und auch Konzertveranstaltern und der Presse hatten, die versuchten, uns Steine in den Weg zu legen. Es gab innerhalb der Branche immer wieder Unmut gegen uns und viele dieser Leute sind inzwischen entweder von der Bildfläche verschwunden oder sogar bankrott gegangen. Wir haben jedoch nie aufgesteckt und immer an uns selbst geglaubt und da wir mittlerweile auf dem höchsten Punkt unserer musikalischen Karriere angekommen sind, möchten wir uns mit dem Titel SURVIVOR – der Überlebende – nun selbst Tribut zollen.

Soviel dazu. Wie würdest du zum anderen die musikalische Entwicklung im Vergleich zu MASCHINE ZEIT beschreiben?

Durch die Aufstockung unseres Studio-Equipments ist produktionstechnisch einiges möglich geworden, auf der anderen Seite hat Jens durch die Vielzahl an Konzerten und Proben einiges als Sänger dazu gelernt und man ist nun nicht mehr so eingeschränkt wie früher, was uns erlaubt, beispielsweise die Stimme nun auch mal in den Vordergrund zu stellen. Dies war zwar anfangs weder möglich, noch beabsichtigt aber nun bei unserem fünften Album möchten wir eben auch zeigen, was wir können und das kommt denke ich bei SURVIVOR auch gut zum Tragen. Das baladeske Stück „Red Queen“ ist dafür ein gutes Beispiel – kaum einer, der den Track hört, würde wohl tippen, dass Funker Vogt dahinter stecken.

Das kann ich in der Tat bestätigen, wenngleich das Album insgesamt gesehen natürlich immer noch nach Funker Vogt klingt!

Klar, nur waren früher solche Experimente einfach nicht drin. Damals hatten wir eben zehn bis zwölf 4/4-Stampfer, die von uns erwartet wurden und uns gar nicht damit beschäftigt, etwas anderes auszuprobieren. Jetzt mit dem fünften Album ist es denke ich jedoch an der Zeit, uns auch selbst mal spielen zu lassen.

Bleiben wir noch bei SURVIVOR. Es wird 3 verschiedene Versionen geben: eine limitierte Auflage inklusive Bonus-CD, eine gewöhnliche European Edition sowie eine US-Edition inklusive Bonus-Track. Was kann man von der limitierten Version erwarten?

Die limitierte Edition wird nur in Europa erhältlich sein, als Dankeschön an unsere treuen Fans, die nach Veröffentlichung sofort in die Läden rennen und sich das Teil kaufen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine limitierte CD mit ein, zwei Bonustracks, sondern um ein schön aufgemachtes Digipack, welchem eine extra CD beiliegt. Eine sehr interessante Sache sind die darauf enthaltenen Remix-Files des Songs „Final Thrill“, welche die Grundlage eines Remix-Contests bilden, den wir damit starten wollen. Die Fans können anhand dieser Midi- und Soundfiles ihren eigenen Mix des Songs produzieren, ihre Ergebnisse uns zukommen lassen und die Besucher unserer Website haben dann die Möglichkeit für ihren jeweiligen Favoriten zu voten. Die Gewinner werden schließlich in Form ihres Remixes auf einer unseren nächsten Veröffentlichungen belohnt.

Diese Idee habt ihr aber nicht beim :Wumpscut: abgekupfert, oder? Rudy hatte nach dem letzten Album WREATH OF BARBS ja einen ähnlichen Wettbewerb ins Leben gerufen.

Nein, das wusste ich gar nicht. Ich dachte, dies sei eine ganz neue Idee. Naja egal, in zweiter Instanz möchten wir mit den Soundfiles auch unseren Fans zeigen, wie ein Funker Vogt Stück überhaupt aufgebaut ist, da uns diese Frage doch sehr oft gestellt wird. Ich denke, hier bekommt man einen ganz guten Einblick in unsere Arbeit.

Wie auch immer, ich halte die Idee als Bonus in jedem Fall interessanter als zig unnütze Remix-Versionen, die kein Mensch braucht. Lass uns doch nochmal auf den Titel Eures neuen Albums eingehen. Inwiefern identifizierst du dich denn mit dem Survivor, dem letzten Überlebenden der Menschheit?

Der Survivor steht eigentlich mehr als Synonym des Untergangs der Erde bzw. der Menschheit an sich. Die Thematik ist somit eine düstere Zukunftsprognose in welcher der Survivor das Synonym der Endzeit verkörpert und die Geschichte des Albums mit all ihren negativen Facetten, wie bspw. die Themen Krieg und Untergang, erzählt. Direkt auf eine Person würde ich den Survivor jedoch nicht projizieren.








In Eurer History sprecht ihr selbst von „Musikalisch ausgeschöpften Ressourcen“. Wie kritisch siehst du diesen Aspekt? Der Vorwurf der musikalischen Stagnation dürfte euch und der gesamten Szene nicht fremd sein, oder?

Das stimmt, mit der gesamten musikalischen Möglichkeit innerhalb der PC-Welt werden mir jedoch ständig neue Pforten geöffnet. Klar, ein Analog-Synthesizer ist irgendwo begrenzt, auch wenn ich davon fünf Stück in meinem Studio stehen habe, aber es gibt immer irgendwelche Möglichkeiten, die ich noch nicht ausprobiert habe.

Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit Synthetic Symphony, dem Sub-Label von SPV? Über Zoth Ommog (a division of Music Research), euren ersten Partner, wurde bereits vieles gesagt. Hat sich die Sache bei Bloodline, dem quasi Nachfolge-Label, wiederholt?

Wir haben ja bei Bloodline mit teilweise den gleichen Leuten zusammengearbeitet wie damals bei Zoth Ommog und waren uns also bekannt. Als unsere Ziele dann immer mehr auseinander drifteten, war eine vernünftige Kooperation kaum noch möglich. Wir sind jedoch nicht im Streit auseinander gegangen, sondern haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt und die Rechte an unseren Songs zurückerhalten. Wir wollten neue Wege gehen und da SPV einen Major-Status hat, jedoch ihren Bands immer noch eine Art Independent-Flexibilität gewährt und zudem eine perfekte Struktur besitzt, haben wir uns für die Zusammenarbeit mit SPV bzw. Synthetic Symphony entschieden. Zudem liegt deren Standort Hannover gerade hier um die Ecke und bislang hätte es auch wirklich nicht besser laufen können.

Dann hoffen wir mal, dass diese gute Stimmung endlich mal eine Weile anhalten wird und auch zukünftige Produktionen reibungslos über SPV veröffentlicht werden können. Womit wir auch beim nächsten Thema wären: Wie hat man sich eigentlich die Produktion eines Funker Vogt Albums vorzustellen? Geschieht dies neben deiner Produzententätigkeit für andere Bands, sozusagen nach Feierabend?

Es ist eigentlich ein immer fortlaufender Prozess. Da ich so gut wie jeden Tag im Studio verbringe, arbeite ich in erster Linie an meinen eigenen Produktionen, die Arbeit mit anderen Bands ist eigentlich die Nebensache, nicht umgekehrt. Ein Funker-Song hat manchmal gut und gerne einen Produktionsprozess von zwei Jahren, während andere Bands eine Vielzahl von Songs komponieren und dann für ein paar Wochen ins Studio gehen, um ein gesamtes Album fertigzustellen. Dies trifft auf uns alles andere als zu.

Das leuchtet ein, zumal man als Besitzer eines Studios und wenn man auch noch sein eigener Produzent ist, ganz andere Möglichkeiten hat. Schränkt dich dein Produzentendasein auf Funker Vogt bezogen denn eher ein, da die ein oder andere Idee eben nicht bei Funker Vogt Verwendung findet, oder erweitert sie dein Ideenspektrum, da du immer wieder neuen Input erhältst?

Die Arbeit mit bzw. für andere Bands erweitert auf jeden Fall mein Ideenspektrum, da ich, wenn ich einen Remix für eine andere Band anfertige, Einblick in deren Arrangements habe und sehen kann, wie die Kollegen an die Sache heran gehen. Dies ist oftmals sehr lehrreich und wird auch umgekehrt für jemanden so sein, der einen Funker Vogt Track überarbeitet. Genau aus diesem Grund, finde ich auch unseren angesprochenen Remix-Contest so interessant.

Wie steht es eigentlich um die Funker Vogt Nebenprojekte Ravenous, Fictional und Fusspils 11? Ist diesbezüglich in absehbarer Zukunft mit einer Veröffentlichung zu rechnen? Mit Ravenous habt ihr ja auf dem diesjährigen EURO ROCK Festival in Belgien gespielt.

In naher Zukunft auf keinen Fall, da wir momentan mit Funker Vogt zu sehr ausgelastet sind. Wir werden natürlich auch touren und da lässt es die Zeit einfach nicht zu. Es ist jedoch nichts ad acta gelegt, sondern lediglich beiseite geschoben. Es wird definitiv von allen drei Projekten noch etwas neues geben!

Hoffentlich auch wirklich neues Material von Fusspils 11…

Das auf jeden Fall! Wir haben uns auch bereits Gedanken gemacht, wie es weitergehen kann, allerdings steht bislang noch nichts konkretes fest.

Schade, GIB IHR EINEN NAMEN liegt ja doch schon eine ganze Weile zurück. Aber na gut, du hast hiermit ja versprochen, dass es weitergehen wird! Du hast es schon vorweg genommen – es wird eine Tour zu SURVIVOR geben. Was erwartet den Besucher?

Wir werden wie immer auf der Bühne Party machen, wobei es ja eher ein Nahkampf, denn Party ist. Es wird auf jeden Fall viel Action geben und definitiv neue Sets in verschiedenen Variationen, da wir nicht von Stadt zu Stadt eine ganze Tour lang ein und das selbe Set spielen möchten. Vom neuen Album werden so um die sechs bis sieben Songs im Programm sein und ein älteres Stück haben wir bereits aufgearbeitet bzw. sind gerade am üben – das muss man ja auch tun… Insgesamt wird es um einiges umfangreicher und auch länger als in der Vergangenheit.

Also eine Headliner-Tour.

Das auf jeden Fall. Der Support steht zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht fest, wenngleich wir mit einigen Bands im Gespräch sind.

Was möchtest du abschließend all den Kritikern entgegen, die noch immer mit der Phrase „EBM is dead“ um sich schmeissen?

Die gesamte EBM-Szene hat sich bloß weiterentwickelt. Klar kann man nicht sagen, dass heutiger EBM sich noch anhört, wie Front 242 vor 15 Jahren, allerdings finde ich es überflüssig, für jede Band, die ihren eigenen Stil entwickelt, einen neuen Namen zu definieren. Bestes Beispiel ist dieses Unwort Futurepop. Warum sagt eine Band nicht einfach, hey wir machen Musik wie VNV Nation, dann kann man es auch auf einen Punkt bringen.

Ein gutes Schlusswort, welches meine Wissbegierde vorerst (!) stillt. Ich danke Dir für Deine Zeit und wünsche Euch viel Erfolg für SURVIVOR.

Allen Lesern dieses Interviews möchte ich an dieser Stelle noch die sehr ansehnliche, offizielle Funker Vogt Website ans Herz legen, welche sämtliche Fragen, die hier nicht zum Gespräch kamen, beantworten sollte. -enjoy-

18.10.2002
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