Funeral
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Interview

"As The Light Does The Shadow", so der Name des neuen FUNERALwerkes, das von Trauer, Hoffnungslosigkeit und Abgründen nur so strotzt. Woher diese Depresse rührt, erzählt Euch FUNERAL-Frontmann Anders Eek.

FuneralHi! Erst mal Glückwunsch zu eurem neuen Album, das meiner Meinung nach wirklich gelungen ist.

Vielen Dank! Das bedeutet uns viel.

Wie sind die Reaktionen bis jetzt so ausgefallen?

Scheint ganz so, als hätte es bisher nur großartige Reviews gegeben. Das ist gut für uns (und das Label).

Bist Du mit „As The Light Does The Shadow“ voll und ganz zufrieden? Oder gibt es einige Punkte, die Du im Nachhinein lieber ändern würdest, weil Du ein wenig unzufrieden bist?

Es gibt immer Details, die man irgendwie hätte besser machen können. Leider. Aber es ist oft schwer, das zu hören, bevor man die Sachen aufgenommen hat. Ich bin jedoch ein Perfektionist, also bin ich nie übermäßig zufrieden mit irgendwas. Ich versuche jedes Mal nichts als mein Bestes.

Ich würde behaupten, dass Euer neues Album die logische Weiterentwicklung von „From These Wounds“ ist – der nächste logische Schritt. Würdest Du da mit mir übereinstimmen, dass Ihr mit „As The Light Does The Shadow“ den Weg weitergeht, den ihr mit „From These Wounds“ begonnen habt?

Ja, ich denke damit hast Du schon recht. Es ist eine natürlich Entwicklung all unserer Alben. Ich denke mittlerweile, dass wir es nun geschafft haben, klassische Musik auf eine sehr befriedigende Art und Weise mit Doom Metal zu verschmelzen.

Ihr habt Euch wirklich von Eurer früheren Musik entfernt; kein weiblicher Gesang mehr, kein Funeral Doom… Denkst Du, Ihr habt völlig mit der Musik von damals abgeschlossen, oder besteht immer noch die Möglichkeit, dass wir auf einem kommenden FUNERAL-Song z.B. weibliche Vocals hören werden?

Ich bin definitiv offen dafür, dass wir wieder weiblichen Gesang einsetzen. Ich bin allerdings nicht offen, noch mal eine Frau als permanentes Bandmitglied zu haben… Es gibt auch Abschnitte auf dem Album, die definitiv mit unserem frühen Schaffen in Verbindung gebracht werden können. Sowohl in ihrer Geschwindigkeit, als auch in ihrer Atmosphäre.
Wenn FUNERAL ein wenig „zu schnell“ werden, habe ich immer noch mein Side-Project FALLEN, bei dem ich dann, wenn man das so nennen möchte, den Dampf rauslasse.

Euer Line-Up hat sich häufig verändert. Denkst Du, die aktuelle Besetzung ist etwas stabiler und wird erst mal bestehen bleiben, oder ist die Band immer noch so fragil, wie sie es immer war?

Ich hoffe, dass ich mit dem aktuellen Line-Up eine lange Zeit arbeiten kann. Das sind einfach großartige Jungs und wir arbeiten sehr gut zusammen. Natürlich weiß niemand, was die Zukunft bringt, aber ich sehe FUNERAL als meine Lebensaufgabe – und werde damit weitermachen, was auch passiert!

Auf eurem letzten Album habt Ihr den legendären Robert Lowe als Gastsänger. Wie hast Du ihn kennengelernt?

Ich hab letztes Jahr nach dem CANDLEMASS 20th anniversary gig mit den Jungs abgehangen. Wir haben uns betrunken, ich habe ihnen das letzte Album gegeben. Einige Wochen später hatte ich eine E-Mail von Rob, der mir mitteilte, wie sehr er das Album liebte. Ich hab ihn einfach gefragt, ob er Interesse daran hätte, bei uns mal als Gastsänger mitzumischen. Das war etwas, worauf er ohne den geringsten Zweifel mit einem ja antwortete. Danach sind wir auch in Kontakt geblieben.

Würdest Du sagen, Roberts Musik hat FUNERAL beeinflusst?

Ja! Ich war und bin ein großer Fan von beiden Bands: SOLITUDE AETURNUS und CANDLEMASS. Das bin ich schon seit den spätern 80ern.

Wie ist die Zusammenarbeit mit ihm zustandegekommen? Und wie hat das überhaupt funktioniert? Hat er Euch seinen Part geschickt, oder habt ihr, was ich eher nicht annehme, zusammen in einem Raum gearbeitet?

Ich hab ihm ein Demo und die Lyrics von dem Song geschickt, für den ich seinen Gesang wollte und er hat die Vocals in Texas aufgenommen und uns die Files geschickt.

Kannst Du uns ein bisschen mehr über die lyrische Seite von „As The Light Does The Shadow“ erzählen?

Es ist ein Blick auf die Menschheit, darauf, was mit dem Menschen heute los ist. Die Texte stammen aus Frodes Feder und handeln mit philosophischen und psychologischen Aspekten des Lebens. Im Booklet gibt es ein Vorwort, das mehr Details dazu verrät.

Lass uns über das wahrscheinlich traurigste und dunkelste Kapitel in der Bandgeschichte und womöglich auch Deinem Leben sprechen. Zwei Euer früheren Bandmitglieder, Christian Loos und Einar Andre, habt Ihr durch Suizid verloren. Inwiefern beeinflusst das Deinen Weg zu denken und Dein Verhalten heutzutage?

Nun, um das einmal klarzustellen: Christian hat sich NICHT umgebracht. Es war ein Unfall. Nichtsdestotrotz ist es natürlich sehr, sehr traurig und trifft mich auch heute noch in meinem Alltag.
Ich versuche mir selbst beizubringen, damit in einem gewissen Maß umzugehen, aber es fällt mir immer noch extrem schwer, es zu verkraften. Das waren enge Freunde von mir. Jeder, der Menschen, die ihm so nahe stehen, verloren hat, weiß wovon ich spreche…

Denkst Du, diese tragischen Erlebnisse haben FUNERALs Musik merklich beeinflusst?

Nein, nicht wirklich. Es hat nur meinen Eifer, die Band auf ein noch höheres Level zu bringen, verstärkt. Natürlich habe ich die Jungs beim Komponieren nicht mehr, also muss ich mich wirklich auf mich selbst verlassen, wenn ich schreibe.

Ich behaupte, dass Eure Musik nur deshalb diese hohe Authentizität hat, weil Ihr diese tragischen Erlebnisse durchmachen musstet. Die Band, und alle Personen darin für sich selbst. Was ist Deine Reaktion auf diese These?

Ich schreibe von Herzen und das Herz ist wirklich getroffen, wenn solche Dinge passieren. Ich denke also, dass Du Recht hast.

Wenn Du Dir daheim Musik anhörst, hörst Du dann nur Bands mit emotionaler Tiefe, eventuell Traurigkeit, und hoher Authentizität? Oder hörst Du Dir auch Musik an, die komplett anders ist als die, die Du selber schreibst?

Beides. Wirklich. Ich liebe harte, niederschmetternde, melancholische Musik, aber höre mir von Zeit zu Zeit nichtsdestotrotz auch F.EKS., WOLFMOTHER, THE BEATLES und weitere Up-Beat-Musik an. Jede Musik hat ihre Zeit.

Ihr werdet mit dem neuen Album auch in Deutschland touren, richtig?

Eine Europatour im Februar ist momentan im Gespräch…

Dann hoffe ich, dass wir uns dort treffen. Danke für Deine Zeit und fürs Beantworten der Fragen!

21.09.2008

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