Fuck You And Die
"Wir wollen es einfach richtig machen!"
Interview
FUCK YOU AND DIE ist ein Name, der konservative Herzen höher schlagen lässt. Dabei sind die Jungs eher darauf aus gute Musik zu spielen, als ewig Gestrige zu provozieren. Was im Hause der Tech-Death-Amigos so alles ansteht, was sie mit Black Metal am Hut haben und warum man sie in ihrer eigenen Heimatstadt nicht auf die Bühne lässt, verrieten uns Roman (Gesang) und Sascha (Gitarre) bei einem netten Pläuschchen kurz vor ihrem Gig auf dem Euroblast Festival in Köln.
Was steht bei euch gerade an? Ihr habt eine EP herausgebracht?
Roman: Ja, das war schon 2011. Drei Tracks waren drauf.
Sascha: Wir haben die gemacht, um sie dann auf dem Summer Breeze zu verschenken. Davor gab es ja die „Veni Vici“ Platte. Das war aber eher eine Sammlung von Musik, die wir bis dato gemacht hatten. Wir waren sehr zufrieden, auch wenn es nicht einmal eine halbe Stunde lang war. Allein der Titeltrack ging über neun Minuten.
Roman: Tja und danach kam dann die EP. Auch wenn sie nur für zwischendurch war, haben wir sie als Lebenszeichen auch an die Presse geschickt. Nach dem Motto – guckt mal, das machen wir grad.
Wie sieht es mit dem nächsten Album aus?
Roman: Es ist komplett fertig. Wir haben auch ein Management und sehr bald gibt es Infos zum Artwork, Tracklist und alles drum und dran. Den Namen verraten wir noch nicht, da wir alles sinnvoll auf einen Schlag veröffentlichen wollen.
Wird es musikalisch an die EP anknüpfen?
Roman: Auf jedem Fall. Zwei Songs davon werden auch wieder in verbesserter Form dabei sein – so viel kann man schon verraten.
Ich hab gehört, dass ihr bereits die ersten Auftrittsverbote eingefahren habt?
Roman: Hehe – ja. Es war in der St. Georgen, wo ich neun Jahre lang zur Schule ging. Ich kenne die Leute, und den Bürgermeister. Im besagten Jugendhaus haben wir sogar schon unter dem gleichen Namen gespielt und verstehen uns super mit dem dortigen Leiter. Scheinbar ist die Stadt auf ihn zugegangen und hat deutlich gemacht: „Diese Band mit diesem Namen wird in dieser Stadt nicht spielen.“
Mit krassen Reaktionen habt ihr beim Auswählen des Namens wahrscheinlich gerechnet, oder?
Roman: Der Name wurde so gewählt, weil wir auf solche Reaktionen scheißen. Das ist jetzt keine Kampfansage, bei der wir unbedingt provozieren wollen – dass wir es tun ist natürlich klar.
Sascha: Gerade in anderen Ländern wie England oder Südamerika stehen die Leute total auf den Namen. Scheinbar nennt sich niemand so. Und das findet man dann super.
In Verbindung mit euer Musik fällt oft der Name Necrophagist. Gehen euch die Vergleiche auf die Nerven, oder wie seht ihr das?
Roman: Man kann überhaupt nicht verneinen, dass wir sie sehr viel hören und dass es eine Band ist, die wir bei Bandfahrten und ähnlichen oft hören. Necrophagist geht immer. Wenn jemand sagt, sie seien die beste Band der Welt und wir hören uns danach an, dann ist das ein Lob. Unser Mastering hat auch deren Producer Christoph Brandes in den Iguana Studios gemacht. Es war ein gutes Gefühl dort zu arbeiten. Der Christoph weiß genau was er macht und hat uns mit dem, was er aus dem Sound geholt hat auch ziemlich überrascht. Sehr positiv natürlich.
Wie wichtig ist euch das Gefrickel aus technischer Sicht?
Sascha: Das wird man auf der Platte hören können. Das Technische hat natürlich Überhand und hatte es schon auf unserer Demo. Es ist aber mittlerweile auch natürlicher geworden. Bei der ‚Veni Vici‘ war ich wohl in meiner Tech-Death Phase. Mittlerweile mögen meine Riffs für den Durchschnitt immer noch anspruchsvoll sein, als über-technisch würde ich sie aber nicht bezeichnen. Hier auf dem Euroblast hat man uns als Death Metal angemeldet was völlig cool ist. Man kann die Musik nennen wie man will. Daheim müssen wir aber trotzdem viel üben, sonst hört sich die Musik scheiße an.
Habt ihr die Liveperformance im Kopf, wenn ihr die Songs schreibt?
Sascha: Nein. Wir machen Musik. Wenn ein slamiger Part kommt, denkt man natürlich schon daran, dass es live gut kommt. Aber ansonsten schreiben wir einfach Songs. Es gibt auch welche, die man nie spielt. Nicht weil es nicht möglich wäre, sondern weil sie einfach nicht in das Live-set gehören.
Roman: Wir haben auch noch nie ein gutes Riff weg geworfen, weil es nicht technisch genug war. Wenn es zu uns passt, behalten wir es.
Gerade auf einem Festival wie dem Euroblast hat man manchmal das Gefühl, die Bands würden eine Art Wettbewerb um die abgefahrendste Technik führen.
Sascha: Ja, das konnte man in den letzten Paar Jahren gut beobachten. Es gibt bei YouTube eine Art Szene der selbst-produzierten Typen, die richtig heftiges Zeug spielen. Aber ihre Songs sind eher Fingerübungen. Ich mein – Respekt, ganz klar. Ich will da nichts schlecht reden. Aber das ist nicht unser Ziel.
Wie schreibt ihr?
Sascha: Viel passiert zuhause mit Guitar Pro. Das Musik schreiben übernehmen Tobias (Drums), Dominik (Gitarre) und ich. Es entstehen erst die Riffs und so nach und nach die ganzen Arrangements, wie wir es immer nennen.
Roman: Da fängt der Spaß auch richtig an. Wie klingt der Teil, was packt man nach links, wie macht man die zweite Stimme? Solche Sachen. Es gibt deshalb immer vorab Aufnahmen in unserem Heimstudio. Dort programmieren wir einen Drum Track, legen die Geschwindigkeit fest und dann kommen die Riffs. In die Datei hört dann der Rest rein, ändert eventuell etwas um und so entwickelt sich das Ganze. Wir sind so eingespielt, dass wir musikalisch eine eigene Sprache untereinander entwickelt haben.
Dabei seit ihr noch nicht so lange in der aktuellen Besetzung.
Sascha: Ja, erst seit neun Monaten. Ich habe vorher Keyboards gespielt – das ist jetzt komplett raus. Die waren eh nur unterstützend, also haben wir drauf verzichtet.
Der Umstieg von Keyboards auf Gitarre ist gerade für dich wahrscheinlich so ähnlich anders wie deine andere Band „Der Weg Einer Freiheit“, wo du auch an der Gitarre aktiv bist. Wie viel Unterschied besteht zwischen den beiden?
Sascha: So gut wie alles ist anders. Image, wie man spielt, was man live macht. Es ist ein ganz anderes Ding, obwohl wir bei beiden Bands überwiegend die selben Typen sind. Beides beeinflusst sich aber durchweg positiv und produktiv.
Müsst ihr euch konservative Kommentare anhören, die meinen dass Black Metal und Death Metal nicht zusammen passen?
Roman: Diese Leute würden doch nicht einmal „Der Weg einer Freiheit“ als Black Metal akzeptieren. Unsere Musik unterscheidet sich schon sehr voreinander – unser Bühnenlook, bzw. unser Aussehen aber kaum. Aber auch musikalisch gibt es Parallelen – wir machen das schon so lange zusammen, dass sich das gar nicht vermeiden lässt. Oft sind wir auch zusammen unterwegs und wer an dem Abend nicht auf die Bühne muss, kümmert sich ums Merch, oder ist dann der Fahrer. Das macht uns gar nichts aus.
Sascha: Heute ist übrigens das erste Mal, dass beide Bands zusammen spielen. Für drei von uns heißt es also Doppelset.
Roman: Das wird viel Arbeit für Tobi – aber der kann das auch. [lacht]
Ihr habt durch die beiden Bands einen guten Einblick in die unterschiedlichen Fanlager. Habt ihr das Gefühl, dass im Metal heutzutage auch untereinander viel Wert auf Abgrenzung und Schubladen gelegt wird?
Sascha: Wir supporten uns ja auch im Internet gegenseitig. Die Fans kriegen also mit, dass es da zwei Bands gibt. Bisher habe ich da aber nichts negatives gehört. Es passiert zwar, dass jemand sagt „Gefällt mir nicht.“, aber dann sagen sie auch „Respekt dafür was ihr da macht.“ Trotzdem verstehe ich was du mit der Frage meinst und sehe das Problem gerade in Deutschland weit verbreitet. Das sieht schon in Österreich ganz anders aus. Wenn wir da mit „Der Weg einer Freiheit“ spielen, sind die Leute schon ganz anders drauf. Da steht jemand mit einem „Burzum“ Shirt neben einem Typ mit einer Baseballcape und beide sind für uns da – keiner guckt sich schief an. Fahren wir dagegen in diverse deutsche Städte, wird es schon deutlich konservativer und man wird für seine Klamotten schon mal schief angeguckt.
Wohin wird es mit FUCK YOU AND DIE gehen? Was sind eure unmittelbaren Zukunftspläne?
Sascha: Das Album kommt im Frühjahr 2014, obwohl es so gut wie fertig ist. Wir wollen es einfach richtig machen – mit entsprechender Promo und weltweitem Vertrieb. Wir wollen das Material richtig benutzen. Viele Bands haben gute Alben, aber keiner kriegt das mit.
Roman: Ja, oft ist die Band zufrieden mit ihrem Album und will es sofort raus hauen. Ohne vorher zu überlegen, dass der Veröffentlichungstermin extrem wichtig ist! Da machen wir lieber ein Paar Monate vorher einen Teaser, damit es genug Leute mitkriegen. Und wenn jemand heute schon sagt, dass er die Platte haben will – dann sagt er das auch in zwei Monaten.