Frank Zander
Frank Zander

Interview

Kaum ein vorstellbares Wesen, ob real oder fiktiv, hat er nicht schon dargestellt. Er ist der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein, der Nick-Nack Man und King Kong in einer Person. Er singt Oh Susie, liess "seine . . . wie ein . . . in Susies Hand schrumpfen", was in den Siebzigern vor allen den bayerischen Radiosenden Spielverbote wert war, servierte mit Helga Feddersen in der WDR-Plattenküche vier Jahre lang den Grundstein für viele heutige Comedyformate, bis der Sender die erfolgreiche Kombination aus Musikpräsentation, nacktem Fleisch und Slapstick absetzen wollte und schaffte es, dass die Zuschauer entschieden, die Serie solle weiterlaufen. Hugo Egon Balder sprach bei ihm die Zottelbärfigur "Herr Feldmann", denn sein zweites Gesicht ist den Kindern gewidmet. Er brachte tagsüber die konservative Bürgerschaft in Rage und sang zeitgleich abends in der Sesamstraße deren Kinder in den Schlaf.

Frank ZanderGemeint ist Frank Zander, eine lebende Legende der deutschen Musik, der Erfinder des Rap, der den Ententanz in die deutschen Schützenfestzelte brachte und mit seinen düsteren Gruselsongs den Weg auch für die Heavy Metal- und Gothic-Szene bahnte.

Jetzt ist er 65 geworden, und ich darf ihm gratulieren.

„Sie sind nun aber zu spät“, begrüßt mich der Nick-Nack Man nicht persönlich, sondern seine Frau Evi. Ein Blick auf meine Uhr – tatsächlich – ich bin eine halbe Minute drüber. Die drei Sekunden meiner Stille nutzt Evi schon mal, um mich zu belehren, „datt et schonn drei Minuten nach halb is“. Dann lacht sie und ich höre auch Frankensteins Ur-Ur-Enkel im Hintergrund und damit auch das Erfolgsrezept Zanders, seine Stimme. Angeblich das Produkt einer verschleppten Halsentzündung ist es, diese schnarrende Stimme, die Zander so einzigartig macht.
Nun gut, seine Stimme und sein Mut, auf vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Als in Deutschland mehr oder weniger der gesamte Schlager- und Popmusikhimmel aus ABBA, FREDDY BRECK oder NICOLE bestand, die gitarrenzupfend den Frieden in den Grand Prix summte, knallte Frank Zander seine musikalischen Wagnisse in den Äther – und traf damit nicht zwingend den Zeitgeschmack.

Frank, vor mir liegt die Basis deiner Karriere, die „Zorn –Wahnsinn“-CD zu deinem 65sten – kommt noch was oder geht King Kong jetzt in Rente?

F.Z.: Neeeh, das geht ja nicht so einfach. Da kommt schon noch so Einiges.

Konkret?

Na jetzt kommt erst mal Knut. Das ist ein Wunsch der TV-Redaktion „Willkommen bei Carmen Nebel“.

Das klingt ja unheimlicher als Frankensteins Ur-Ur-Enkel…

Na, ein Lied über den kleinen Knut, das konnte ich doch nicht den Ötzi machen lassen oder womöglich den Drews. Und der Kurt-Song bietet sich ja direkt an, um als Knut-Song wieder zu erscheinen.

Frank, ich schaue auf die CD und merke, wie ich zu mir sage „das war ja auch von dem!“… eigentlich hast Du mich ein ganzes Leben begleitet – wieso bist du immer noch da?

Ich höre eben nicht auf und mache immer wieder was Neues. Das ist der Unterschied – egal, was es in Deutschland war, Frank Zander war immer als Erster dabei und niemals weg.

Ja, wie der Nick-Nack Man 1973 – der erste Song mit einer Rhythmusmaschine, den ich überhaupt kenne. Allerdings war ja Frank Zander nicht immer nur der Erste – Du hast auch sehr viele Songs von Kollegen, sagen wir einmal vorsichtig – eigenwillig – interpretiert. „Rabenschwarz“ und „Rabenschwarz 2“ sind Alben voller uns allen bekannter Schlager auf Zanderart. Wollten Dich die Kollegen nicht manchmal lieber auf dem Grill als auf dem Plattenteller sehen?

Na, die meisten nehmen das mit Humor.

Apropos Grill, auf deiner Internetseite gibt es unter anderem auch ein Zanderrezept – schöne Idee. Aber mit dem Essen hast Du es ja eh – wenn ich mal an deine Weihnachtspartys denke.
Immerhin schon ein Dutzend Mal hat Zander zur Weihnachtsgans geladen – nicht die Haute Volee, sondern Obdachlose, und die werden dann zur Abwechslung mal von der Prominenz bedient, sogar schon vom Bundespräsidenten Horst Köhler. Für das soziale Engagement gabs 2002 schon das Bundesverdienstkreuz. Ist der Zander ein Sozialarbeiter?

Na, das muss man doch machen als Berliner für Berliner. Außerdem bin ich schon immer engagiert gewesen – auch die ganzen Projekte für Kinder gehen in diese Richtung.

Ja, wie auch der Hertha-Song 1992 – die BSC-Hymne auf Rod Stewards „Sailing“ gesungen – und das mit 70.000 Menschen im Olympiastadion. Da wird ja selbst Chorguru Gotthilf Fischer neidisch. Eine weitere, ganz andere Seite habe ich auch noch von dir entdeckt – Francesco Balanzat – das ist dann wohl eher die romantische Seite des Disco-Papas?

Ja, das ist schön, geh mal drauf. www.ibiza-sunset.com. Oh – da muss ich mal anrufen, dass einer über die Kamera wischt, ist Sand drauf.

Ein tolles Projekt, Musik, die wohl selbst eingefleischte Zander-Fans dir nicht spontan zuordnen würden, dazu klasse Fotos – natürlich auch handmade by Zander…

Ja, das ist eine schöne Sache, die auch wirklich Spaß macht – immer mal draufgucken, da passiert echt was.

Mache ich – draufgucken ist ein Stichwort. Vor vierzehn Tagen, kurz nachdem ich den Termin heute in meinen Kalender eingetragen habe, gehe ich abends ins Kino – und wen sehe ich – mit einem Arsencocktail in der Hand ? Frank Zander als Puffbesitzer in „Neues vom Wixxer“…

Das kam durch meine Weihnachtsfeier. Der Olli Kalkofe war da und hat gesagt, Frank, komm mit nach Prag, wir machen da was Tolles, da baue ich dich noch mit ein.
Das wär auch noch so ein Projekt für die Zukunft – ich drehe in Prag kurze Horrorfilmchen – die Kulisse ist dafür einmalig.

Tja, ich bin gespannt, jetzt kommt ja erst einmal der Knutsong – und dann werden wir wohl eines Tages in der Zeitung lesen, dass Frank Zander der erste Botschafter auf dem Mars wird oder ähnliches. Ich danke dir für eine tolle CD und ein prima Gespräch.

Machs gut – Tschühüss.

13.04.2007

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