For Ruin
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Interview

“Last Light“, das kürzlich erschienene Zweitwerk der Iren FOR RUIN, verleugnet zwar überhaupt nicht seine zahlreichen musikalischen Inspirationsquellen, war aber mit seinem Klang irgendwo schwer kategorisierbar zwischen melodischem Death, Black und Doom Metal interessant und auch für die Zukunft vielversprechend genug, um sich ein wenig mit John Murphy, dem Bandkopf, Gitarristen und Sänger der seit 2006 mit fester Besetzung agierenden Band aus Cork zu unterhalten.

For RuinHallo John, wie geht es Dir?

Hallo, mir geht es gut, danke. Es ist bitterkalt hier in Irland und wir bereiten uns auf das gerade angebrochene 2010 vor – es wird ein ereignisreiches Jahr für die Band werden.

Ich habe gesehen, dass ihr euer aktuelles zweites Album “Last Light“ – wenn auch in geringerer Qualität – zum freien Download auf eurer Homepage anbietet. Wieso habt ihr euch zu diesem Schritt entschieden? Ist es ein guter Weg, neue Fans zu erreichen?

Die Entscheidung beruht auf dem momentanen Status von FOR RUIN: Wir wachsen, aber viele Leute haben noch nichts von uns gehört und so geben wir ihnen die Chance, uns anzutesten. Zudem ist es so, dass Musik mittlerweile von vielen Leuten sowieso als kostenlos zugänglich betrachtet wird und da machte es Sinn für uns, wenn wir die Leute das Album direkt von uns beziehen lassen – so können wir immerhin sehen, wer und wo unsere Fans sind. “Last Light“ ist eine Eigenproduktion; wir haben unser letztes Label verlassen, um diesen Weg zu gehen. Das Album ist auf Torrent- und Hosting-Seiten doch sowieso verfügbar und die Leute können nun entscheiden, ob sie uns direkt (und nicht ein Label/Mittelsmann) unterstüzen möchten oder nicht.
Natürlich haben wir durch das frei zugänglich Machen Geld verloren, aber darum geht es uns im momentanen Stadium nicht. Wir sind eine relativ neue Band und wir müssen unserer Musik Gehör verschaffen, unseren Namen nach draußen in die Welt tragen. Viele Bands handhaben das mittlerweile ja ähnlich wie wir. Die Industrie ist in dieser „Grauzone“, wo niemand genau weiß, wie sich alles entwickeln wird. Downloads sind nicht mehr die alternativen Medien, sondern sind in den letzten Jahren zur Norm geworden. Auch ich höre mittlerweile alles auf meinem mp3 Spieler, wie die meisten Menschen. Es ist eine interessante und unsichere Zeit für diejenigen, die mit der Musikindustrie zu tun haben.

Wie sind denn die bisherigen Reaktionen auf das Album und auch im Vergleich zum Vorgänger „Dezember“ in 2007?

Die Reaktionen sind sehr positiv gewesen, seitdem wir die ausschließlich digitale “Enlightened”-EP einige Zeit vor dem “Last Light“-Album veröffentlicht haben. Die EP war ein Test und das erste Lebenszeichen seit dem zwar mit guten Liedern bestückten, aber leider nicht optimal produzierten “December“-Album Ende 2007. Wir hatten einige starke Lieder vom aktuellen Album schon auf der EP und die Leute waren begeistert. Einige fragten sich jedoch, ob wir vielleicht die besten Stücke schon verbraten hätten und “Last Light“ dann auch schwächeres Material enthalten würde – aber sie wurden eines besseren belehrt.
Die Rezensionen in der Presse, auch in großen Publikationen, sind wirklich positiv und konstruktiv gewesen und wir haben nun ein Album, auf das wir wirklich stolz sein können.
Während gute Presse natürlich wichtig ist, liegt es uns noch mehr am Herzen, dass den Hörern unser Sound zusagt, denn das ist der Schlüssel zum Fortbestehen der Band. Und das Album scheint ein recht breites Publikum anzusprechen, das ist gut für uns.
Zudem ist neben allem Lob auch negative Kritik positiv zu sehen, denn sie zeigt uns Dinge auf, die wir vielleicht beim langen Arbeiten an und mit den Liedern übersehen haben und beim nächsten Mal besser machen können. Es ist unmöglich, das perfekte Album aufzunehmen, es gibt immer irgendetwas, was man im Nachhinein hätte besser machen können.

Das “Last Light“-Album enthält in der Tat eine sehr solide Mischung melodischen Black/Death/Doom Metals und erweckt nostalgische Gefühle aufgrund der Tatsache, dass es an alte KATATONIA, IN FLAMES, DISSECTION oder ROTTING CHRIST erinnert. Aber hier liegt in meinen Augen auch ein gewisser Knackpunkt: Ich hatte den Eindruck, dass das Album – für sich allein genommen gut genießbar – etwas Originalität vermissen lässt beziehungsweise eure Vorbilder doch sehr deutlich durchscheinen. Es ist mir klar, dass es heutzutage extrem schwer ist für eine Band, noch etwas Neues oder gar Bahnbrechendes zu erschaffen, aber ich würde trotzdem gerne einmal deine Meinung zu diesem Einwand hören.

Wir haben unsere musikalischen Einflüsse immer offen gezeigt, wie viele andere Bands auch. Musik alleine ist natürlich nicht unserer einziger Einfluss, aber die Bands, die du genannt hast, sind sicherlich unter meinen persönlichen Favoriten. Es gibt deswegen natürlich Elemente aus ihrem Sound, die auch in unserer Musik zu finden sind. Das ist hilfreich für Leute, die uns das erste Mal hören und so abschätzen können, ob eine Chance besteht, uns zu mögen oder nicht. Viele Kritiker haben Probleme, unser Genre zu beschreiben – ich mag das, denn es zeigt uns, dass wir doch nicht so leicht zu kategorisieren sind – und da sind Vergleiche zu anderen Bands dann hilfreicher. Manche sagen, dass BLACK SABBATH schon vor vielen Jahren jedes coole Riff geschrieben haben und dass es schwer ist, etwas wirklich Originelles zu finden – jede Band baut auf ihre Vorbilder, ohne Frage.

Wo wir gerade über Vorbilder sprechen: Kannst Du mir – über die schon angesprochenen hinaus – ein paar deiner größten musikalischen Einflüsse nennen?

Zu den oben genannten würde ich auf jeden Fall AMORPHIS, SAMAEL, ANATHEMA, BLACK SABBATH, CELTIC FROST, DIRE STRAITS, UNANIMATED, DEATH, frühe SENTENCED, MAIDEN, SOUNDGARDEN, THE POLICE, TYPE O, FNM, PARADISE LOST, THIN LIZZY, HYPOCRISY, SEPTIC FLESH, AT THE GATES, OCTOBER TIDE, RORY GALLAGHER hinzugügen…eine lange Liste. Einige meiner Lieblingsalben sind “Ancient God Of Evil“, “Angel Dust“, “October Rust“, “Gothic“, “Draconian Times“, “Symbolic“ und “Brothers In Arms“.

Da viele unserer Leser sicherlich noch nie in Irland waren: Kannst Du uns etwas über Deine Heimatstadt Cork erzählen, uns zudem an ein paar Gedanken über Irland und die dortige Rock- und Metal-Szene teilhaben lassen? Kannst Du ein paar irische Bands neben den bekannten Namen wie PRIMORDIAL oder MOURNING BELOVETH empfehlen?

Irland ist nicht gerade ein toller Platz für eine aufstrebende Band – es ist in Ordnung, hat seine Vor- und Nachteile. Es gibt hier in Irland viele Metal-Hörer, METALLICA spielen hier so gut wie jedes Jahr – zuletzt vor 30.000 Leuten – und auch die anderen großen Namen sind hier recht oft zu sehen. Aber der Untergrund – oder sagen wir die “richtige“ Metal-Szene – ist wesentlich kleiner, umfasst weniger als 1000 Leute würde ich sagen. Festivals haben unter der Rezension gelitten, die Irland härter getroffen hat als viele andere Länder: Die Besuchszahlen bei Konzerten gehen zurück und CD-Läden schließen. Die Bands spüren das alles natürlich auch, es wird immer schwieriger, Alben abzusetzen, hier wie anderswo. Es gibt Fans, die sehr loyal sind, aber jeder hat eben zur Zeit weniger Geld in der Tasche. Wir haben hier im Moment zu viele Konzerte und wohl auch zu viele schlechte Bands: Der durchschnittliche Konzertbesucher ist müde, sie jede Woche zu sehen und wird zu recht wählerisch. Cork hat sehr darunter gelitten, aber auch Dublin (auch wenn die Szene dort natürlich größer ist). Cork ist die zweitgrößte Stadt des Landes und an der Südküste der Insel gelegen – es ist ein schöner Ort zum Leben, ich liebe es hier und bin nach zwei Jahren in Valencia in Spanien wieder hier her zurückgekehrt.
Es gibt natürlich auch einige gute Bands in Irland aus den verschiedensten Stilen des extremen Metal und einige sind mittlerweile auch recht bekannt. Aber generell scheinen irische Bands immer ein wenig sonderbar für den Rest der Welt – Metal von einer Insel im Nordwesten Europas ist eine Kuriosität für viele internationale Fans, die Irland nur durch eine Vielzahl von Klischees und vertreten durch radiofreundliche Künstler wie U2 kennen. Irische Bands, die anzutesten es sich lohnt, wären etwa die mit keltischen Einflüssen aufwartende Doom-Band MAEL MORDHA und die Death/Grind-Band ABBADON INCARNATE. Darüber hinaus möchte ich noch OVEROTH aus dem Norden und ALTAR OF PLAGUES nennen – Letztgenannte haben kürzlich einen Vertrag mit Candlelight Records abgeschlossen.

Eine ausführliche Einschätzung. Können wir damit rechnen, FOR RUIN 2010 auf Tour in Deutschland zu sehen?

Ja, es besteht Hoffnung, denn wir planen für später im Jahr einige Konzerte auf dem europäischen Festland. Zunächst wollen wir im Frühjahr einige Konzerte in England spielen und darüber hinaus vielleicht einen Lizenzvertrag mit einem Label abschließen, das bei Distribution und Touren unterstützt – die Zeit wird es zeigen. Touren ist heutzutage teuer und wir machen alles auf uns alleine gestellt, aber wir wollen es tun, rausgehen und spielen. Es is eine Schande, dass Irland eine Insel ist, sonst wäre es wesentlich leichter, Konzerte auf dem europäischen Festland zu spielen.

Habt ihr denn mittlerweile schon Material für euer nächstes Album geschrieben? Wenn ja, in welche Richtung wird es gehen und wann ist mit einer Veröffentlichung zu rechnen?

Wir haben “Last Light“ im Januar 2009 aufgenommen und aus allerlei Gründen hat sich die Veröffentlichung ein wenig verzögert – die Lücke wird beim nächsten Mal sicherlich nicht so groß sein. Aber ja, wir arbeiten derzeit an neuem Material, ein Stück haben wir schon fertig, zwei weitere sind in Arbeit. Es ist noch zu früh, um zu sagen, wie das Album klingen wird, doch ich ich hoffe, wir können es Ende 2010 oder Anfang 2011 aufnehmen. Zunächst haben wir jedoch erst einmal einiges an Promotion und Konzerten für “Last Light“ anstehen und wollen noch nicht so weit in die Zukunft blicken.

In Ordnung. Dann danke ich dir und überlasse Dir die letzten Worte.

Danke für das Gespräch – ich hoffe, eure Leser haben Freude daran. Auf www.forruin.com kann man uns antesten und das Album herunterladen. Hoffentlich schaffen wir es später in diesem Jahr zu euch nach Deutschland. Cheers!

08.01.2010

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