Five Finger Death Punch
Wir waren immer schon die "Band des Volkes"
Interview
Eine neue New-Metal-Band aus den Staaten sorgte vor kurzem in selbigen schon für Furore. Nun scheint die Begeisterung für die fünf Jungs von FIVE FINGER DEATH PUNCH auch auf Europa überzugreifen. Momentan befinden sie sich auf einer Europa-Tour mit DIMMU BORGIR, LAMB OF GOD und UNEARTH. Also allerhöchste Zeit, um mit Bandkopf und Gitarrist Zoltan einige Fragen zu klären.
Hallo Zoltan! Wie geht’s euch drüben in den Staaten? Alles in bester Ordnung, wo doch jetzt Barack Obama euer neuer Staatschef ist? Was hältst du von ihm und denkst du über die Situation?
Eine Menge Leute denken, dass er einfach auf magische Weise alles richten wird. Aber ich denke, dass das nicht realistisch ist, insofern er nicht einen blauen Superman-Spandex-Anzug unter seinem artigen, gehärteten Präsidentenanzug trägt… Die Probleme sind nicht einfach amerikanischer Art, die Probleme sind global. Wir (als Rasse) verbrauchen die Ressourcen unseres Planeten in schnellen Schritten und das wird Probleme aufwerfen, die nicht politisch sondern menschlich sind.
Ein wahres Wort. Aber genug der Politik. Kommen wir zu FIVE FINGER DEATH PUNCH selbst. Ich würde gerne wissen, ob ihr große Fans von Quentin Tarantino, im Besonderen von „Kill Bill 2“, seid. Immerhin legt euer Name das doch nahe. Oder gibt es da vielleicht eine andere, spezielle Geschichte hinter eurem Namen?
Ja, der Name stammt zum Teil von „Kill Bill 2″… Ich bin ein großer Fan von Martial Arts und der Name ist hauptsächlich inspiriert von Hongkong-Kung-Fu-Filmen, wie beispielsweise „Five Fingers Of Death“ („Fünf Finger Des Todes“; Anm. d. Red.), und „Iron Fist“ („Eiserne Faust“; Anm. d. Red.). Wir dachten, dass es ein Bandname ist, den du entweder liebst oder hasst, aber an den du dich definitiv erinnern wirst.
Euer Album heißt „The Way Of The Fist“ („Der Weg Der Faust“; Anm. d. Red.). Zusammengenommen mit den Texten, die zumindest meiner Meinung nach weitestgehend einige rohe und derbe Situationen und Vorgehensweisen beschreiben: Würdest du sagen, dass ihr eine aggressive Band seid? Was steckt hinter dem Titel, was wollt ihr uns damit und den Liedern selbst sagen?
Wenn es zu den Texten kommt singen wir nicht über Drachen, Mythologie oder irgendein Fantasy-Zeug. Es geht nur um reine menschliche Emotionen. Siehst du, irgendwo in uns drin sind wir alle Jäger, Kämpfer, gnadenlose Überlebensmaschinen. Es ist in unseren Genen verankert. Aber wenn du dich umschaust siehst du Leute, die es unterdrücken und in ihren von Neonlicht erhellten Zellen leben, gezähmt und fügsam.
Heavy Metal sollte den inneren Kern in Bewegung setzen, der während des Bildungsprozesses unserer oberflächlichen Zivilisation vergessen wurde. Heavy Metal verbindet Leute mit ihren Wurzeln. Das ist, was wir tun.
Interessante These, wenn du mich fragst auch etwas fragwürdig. Aber zurück zu eurem Album. Wie haben die europäische Presse und die europäischen Fans bisher reagiert? Wie reagierten die amerikanischen Kollegen und Fans? Ist es miteinander vergleichbar?
Wir kamen gerade in Europa an und die ersten Shows waren wirklich verrückt – und total ausverkauft. Die Fans haben jedes Wort mitgesungen, was ziemlich verblüffend ist und ein warmes Willkommen auf unserer ersten Tour durch Europa darstellt.
Weißt du, wir waren immer schon die „Band des Volkes“, in Amerika wurden wir berühmt dank unseren Fans. Und ich denke, es wird dasselbe sein, wo auch immer wir hinkommen. In den USA waren wir absolut benachteiligt. Die Mainstream-Medien dachten, wir seien zu heftig um uns zu behandeln und die Untergrundpresse dachte, wir seien nicht wichtig… Also hatten wir am Anfang keinerlei Presse. Aber die Fans haben gesprochen. Sie haben bei den Radiostationen angerufen und nach unseren Liedern verlangt, sie kamen zu unseren Auftritten und kauften unsere CDs. Sie trugen die Flagge! Am Ende hatten wir 300.000 Platten verkauft und Millionen von Fans hinzugewonnen. Und das ist, was wirklich wichtig ist. Wir machen etwas, das eine Menge Leute gerne hören und sich damit verbunden fühlen.
Klingt nach dem Beginn einer Erfolgsgeschichte! Apropos Auftritte und Erfolgsgeschichte. Ihr seid gerade auf Europa-Tour mit DIMMU BORGIR und euren amerikanischen Kollegen von LAMB OF GOD und UNEARTH. Kennt ihr bereits welche oder sogar alle der Bands persönlich? Was sind eure Erwartungen bezüglich der Tour?
Wir spielten mit LAMB OF GOD in Irland und mit UNEARTH hatten wir ein Radio Festival in den Staaten. DIMMU BORGIR hab‘ ich ein paar Mal live gesehen. All diese Bands sind richtig gut. Es ist ein intensives Billing, und es ist cool, dass unterschiedliche Metal-Arten dort präsent sind.
Was denkst du über dieses Paket? Findest du, dass die unterschiedlichen Stile zusammenpassen? Soweit ich weiß, gibt es doch einige große Unterschiede zwischen Fans des melodischen Schwarzmetalls und Metalcore-Fans.
Nur weil jemand einer Band einen Sticker aufgedrückt hat, heißt das nicht, dass ich da einen Unterschied mache. Für mich ist das alles einfach Metal. Ich mag ACCEPT genauso wie ich PANTERA liebe, oder sagen wir KILLSWITCH ENGAGE. Ich kümmere mich nicht darum, in welches Sub-Genre irgendeine dieser Bands fällt. Ich denke die Leute sollten auf unsere Gemeinsamkeiten schauen und nicht auf unsere Unterschiede. Sie sollten sich erinnern, welche Bruderschaft dieses Genre einst war. Ich applaudiere dem Metal Hammer, der dieses Billing zusammengestellt hat, da dieses Paket das repräsentiert, wofür das Magazin steht: Allerlei Metal ohne Unterscheidungen.
Lassen wir das mal als Appell für sich sprechen und so stehen. Ihr hattet schon ein paar große Touren und Auftritte bisher. Wie kamt ihr dazu? Ihr konntet mit Bands wie KORN, ATREYU, DISTURBED, SLIPKNOT und TRIVIUM spielen, um nur ein paar zu nennen. Das ist normalerweise nicht die Art Band, mit der eine „neue“ Band spielen kann. Hat es etwas mit Verbindungen/Beziehungen zu tun?
Wenn diese größeren Bands oder die Festivals ihre Line-ups zusammensuchen, versuchen sie offensichtlich ein Billing zu erstellen, das Leute anzieht. Dafür schauen sie sich die Beliebtheit der Bands und deren Fanbasis an. Das hatte also ebenfalls etwas mit unserer eingefleischten und hartnäckigen Fanbasis zu tun, die sich schon zu bilden begann, lange bevor wir einen Plattenvertrag hatten und das Album in den Läden stand.
Zu der Zeit als unser Album erschien, warteten so viele Leute darauf, dass es innerhalb der ersten drei Tage in den USA komplett ausverkauft war und in die Billboard-Charts einstieg.
Also war es ganz natürlich, dass eine Menge Leute uns sehen wollten, was uns als Supportband für die Touren interessant werden ließ. Wir tourten und tourten und letztendlich erklomm die Band die Stufe hin zu einem Headliner. Unsere letzte Tour war eine Headliner-Tour und nahezu jede Halle war ausverkauft.
Wow, da muss ja wirklich einiges abgegangen sein. Ich habe übrigens gelesen, dass Jeremy (Schlagzeug; Anm. d. Red.) und Darrell (Gitarre; Anm. d. Red.) vor Längerem bei W.A.S.P. gespielt haben. Wie kam es dazu, dass sie ihren gespielten Stil komplett gewechselt haben, von traditionellem Heavy Metal hin zu New Metal?
Dafür gibt es eine sehr simple Erklärung… Ich habe 95% der Musik selbst geschrieben, daher kannst du keinerlei Ähnlichkeiten zu W.A.S.P. feststellen. Aber um die Fragen zu beantworten, die manche Leute haben dürften: Jeremy war einer der am meisten gesuchten Schlagzeuger in Los Angeles, weswegen er von einer Menge Bands für Touren und Aufnahmen angeheuert wurde. W.A.S.P. war nur eine von ihnen. Er war/ist eigentlich eher bekannt für seine fetzenden Double-Bass-Rhythmen. Daher fing ich an, mit ihm zu arbeiten. Wir beide mögen die gleiche Art Musik. Darryl stieß erst wesentlich später zu der Band, als die Aufnahmen für das Album schon fertig waren und wir einen zweiten Live-Gitarristen suchten. Also kam er zur Band hinzu und lernte unsere Lieder. Selbst wenn er von W.A.S.P. beeinflusst gewesen wäre, hätte er nichts zu unseren Liedern beitragen können. Darrell wurde später mit Jason Hook ersetzt – einem bekannten Fetzer, dessen Koteletten einfach der Wahnsinn sind und dessen Stil auch besser zur Band passt.
Na, damit dürfte das ja nun geklärt sein. Und da wir gerade über eure Mitglieder sprechen: Wie begann eigentlich alles? Ich konnte im Internet dazu keinerlei Informationen finden.
Ich startete die Band 2005 und ich hatte eine bestimmte Vision, einen sehr bestimmten Klang, hinter dem ich her war. Ich wuchs in Europa auf, also war ich stark beeinflusst von der gesamten europäischen Metal-Szene, von IRON MAIDEN bis hin zu ACCEPT. Zur gleichen Zeit mochte ich aber auch die großen Grooves von amerikanischen Bands wie PANTERA. Also wollte ich Gemeinsamkeiten für die europäischen Harmonien und die amerikanischen Power-Grooves finden. Dabei machte ich mir auch den modernen Klang und Stil zunutze, den ich durch das Spielen von tiefer gestimmten Gitarren mit modifizierten Amps und dicken Saiten entwickelte.
Als ich dann genug Lieder für ein Album zusammen hatte, rekrutierte ich systematisch den Rest der Mitglieder: Jeremy Spencer (Schlagzeug), Matt Snell (Bass) und Ivan Moody (Gesang). Zusammen nahmen wir dann das Album auf.
Es dauerte insgesamt zwei Jahre, aber als es endlich fertig war, kamen ein paar der Lieder in der Untergrund-Szene in Umlauf und verbreiteten sich wie ein Buschbrand. Innerhalb von ein paar Wochen stellten sich Horden von Metalheads hinter die Band. Unsere Auftritte waren ausverkaufte, irre Schlachtfelder… Es brauchte nicht lange, bis die Labels das bemerkten. Wir unterzeichneten letztendlich einen Vertrag mit The Firm/EMI, unter der Bedingung, dass sie unser Album so veröffentlichten wie es war, so wie wir es aufgenommen hatten.
Euer Album wurde ja von euch selbst produziert und finanziert. Wann wurde es denn aufgenommen? Habt ihr geahnt, dass die Dinge so laufen könnten wie sie es taten und dass ihr damit so bekannt, um nicht zu sagen berühmt, werden würdet? Was ist das Geheimnis hinter dem wirklich schnellen Anstieg eures Bekanntheitsgrades? Hat es wieder etwas mit euren Fans zu tun, die auch unter dem Namen „Knuckleheads“ („Schwachkopf“ oder „Armleuchter“; Anm. d. Red.) bekannt sind?
Natürlich sind gutes Management und ein Label, das an dich glaubt, auch sehr wichtig. Aber letzten Endes kann kein Geld der Welt die Leute dazu bringen, deine Musik zu mögen. Also falls du es nicht schaffst die Fans selbst zu gewinnen, ist es völlig egal, wie hart ein Label dich durchzudrücken versucht. Sie würden damit nicht durchkommen. Wir waren sehr glücklich, dass unsere Fans knallhart sind, bis hin zum Extrem. Sie kamen, um jeden Auftritt zu sehen, und sie kauften sich die CD und schickten uns Bilder, auf denen sie die CD hochhielten. Als wenn sie sagen wollten: „Wir unterstützen euch Leute, wir werden eure Musik nicht klauen.“
Ich denke, das war eine Sache der Ehre und des Stolzes für sie…
Ja, solch gute Fans kann kein Geld der Welt ersetzen. Darauf könnt ihr wirklich stolz sein! Damit wären wir aber auch schon am Ende angelangt. Last but not least: Was sind eure Aussichten für die Zukunft? Sind schon andere Dinge geplant, als durch die Welt zu touren? Eventuell neues Material und die Veröffentlichung eines neuen Albums?
Nachdem wir die Europa-Tour beendet haben, werden wir damit anfangen, unser neues Album aufzunehmen. Wir planen, für die Sommerfestivals und im Herbst zurückzukommen, wir wollen von jetzt an wirklich mehr Zeit in Europa verbringen. In diesem Durchlauf sind die ersten Shows schon ausverkauft und es sieht danach aus, als würde es bei den Restlichen auch so ausgehen. So lange Leute kommen um uns zu sehen, werden wir auch wiederkommen.
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