Five Finger Death Punch
Interview mit Jeremy Spencer zu "The Wrong Side Of Heaven...Part 2"

Interview

Five Finger Death Punch

FIVE FINGER DEATH PUNCH konnten mit ihrem letzten Album „The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell Part 1“ weltweit die Charts knacken. Ob der zweite des Teil des Albums ähnlich erfolgreich sein wird? Wir sprachen mit Schlagzeuger Jeremy Spencer u.a. über den zweiten Teil und warum SLAYER und ANTHRAX Einfluss auf ihn hatten.

Hi Jeremy, schön, mit dir zu plaudern. Ihr seid ja gerade in Berlin, hattest du denn schon Zeit, etwas von der Stadt zu sehen? Oder macht ihr im Moment nur Promotion?

Nein, leider haben wir bisher wirklich nur Promoarbeit gemacht und nichts von der Stadt gesehen.

Na ja, vielleicht könnt ihr es noch nachholen. Egal, lass uns ein wenig über den zweiten Teil von „The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell“ reden. Zoltan (Bathory, Gitarre) hat mir vor ein paar Monaten schon so einige Details verraten. Wie war der Aufnahmeprozess des Album denn für dich?

Also ich muss sagen, dass wir sowohl beim Songwriting als auch danach im Studio in einem ziemlich gutem Fluss waren. Wir hatten einen ganzen Haufen starker Songs, 25 Stück oder mehr, was es uns schwer machte, auszuwählen, welche denn nun auf das Album kommen sollen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, aus dem Album zwei Teile zu machen. Dabei haben wir noch nach der richtigen Balance zwischen den fetten und schweren Tracks und den etwas softeren Stücken gesucht. Und mit zwei Teilen konnte man das wirklich gut umsetzen. Wir sind jedenfalls mit beiden Teilen richtig glücklich.

Das kann ich gut nachvollziehen, da beide Alben sehr stark geworden sind. Allerdings hattet ihr auf dem ersten Teil natürlich als Gast jemanden wie Rob Halford von JUDAS PRIEST, was nicht ganz so leicht zu schlagen ist. Waren beim zweiten Teil denn auch wieder Gäste dabei?

Ja, wir hatten schon ein paar Gäste dabei, allerdings werden diese nicht auf dem regulären Album zu hören sein. Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, dies lediglich auf einer Bonus-CD oder für den japanischen Markt zu veröffentlichen. Es ist also hierbei ein Unterschied zum ersten Release.

Was ich sagen muss ist, dass ich dein Schlagzeugspiel auf dem Album echt klasse finde. Nein, das ist nicht ganz richtig. Ich mag dein Spiel auf jedem Album von FIVE FINGER DEATH PUNCH.

Danke! (lacht)

Es ist für dich persönlich eigentlich schwer, deine Parts für diese Band auszuarbeiten oder geht dir das eher locker von der Hand?

Nun, dass es mir locker von der Hand geht… na ja, am Ende natürlich schon irgendwie. Die Arbeit mit den anderen Jungs spornt einen immer an. Wenn man mal irgendwo hängt, dann gibt es eine gewisse Energie, die von dieser Band ausgeht. Auch in kreativer Hinsicht. Wir arbeiten jetzt ja auch schon ein paar Jahre zusammen und jeder kennt den anderen gut. Und so weiß man, wie man seinen Einsatz zu spielen hat. Auf jeden Fall bin ich mit dem Resultat auf beiden Teilen sehr zufrieden.

Wenn ich an eure Liveauftritte denke: Ist es für dich denn nicht ziemlich hart, 90 Minuten lang diese Art von Musik zu spielen? Ich meine, da sind Blastbeats ohne Ende…

Aber sicher, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Allerdings treffe ich vor den Shows immer gewisse Vorbereitungen wie Stretching usw. Außerdem achte ich gut auch mich und sehe zu, dass ich körperlich in der Lage bleibe, 100 Prozent Leistung zu bringen. Es ist ja auch der eigene Antrieb, immer die beste Leistung zu bringen und deshalb gibt es eben Dinge, die man beachten muss.

Wenn wir schon bei Liveauftritten sind: Im November seid ihr ja in Deutschland unterwegs.

Genau, zusammen mit AVENGED SEVENFOLD als Headliner.

Richtig. Ich habe schon jetzt Mitleid mit den Jungs, da ihr ihnen in den Hintern treten werdet.

(lacht) Also wir sind jedenfalls sehr glücklich und dankbar für die Möglichkeit, mit AVENGED SEVENFOLD aufzutreten. Und natürlich werden wir unsere gewohnte FIVE FINGER DEATH PUNCH-Show bieten. Nächstes Jahr werden wir wiederkommen und eine Headlinertour bei euch durchziehen.

Seid ihr mit den Jungs von AVENGED SEVENFOLD denn befreundet? Oder ist die Tour lediglich Business?

Ich habe noch nicht alle von ihnen kennen gelernt, allerdings sind die Musiker, die ich kenne, einfach supercool. Außerdem passt das musikalisch auch recht gut zusammen. Die Reaktionen auf diese Tour sind jedenfalls sehr, sehr positiv und wir sind schon tierisch aufgeregt deswegen!

Ihr spielt ja auch in recht großen Hallen, deswegen bin ich mal sehr gespannt, wie es so werden wird. Ich habe euch bisher leider noch nicht live sehen dürfen. Um noch mal auf das Album zu kommen. Mit dem ersten Teil von „The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell“ habt ihr nicht nur die US-Charts weit oben geknackt, auch in Deutschland seid ihr ziemlich weit oben gelandet. Hat euch das noch irgendwie überraschen können?

Es hat uns fast umgehauen! Mit dem Album haben wir in vielen Ländern die Charts knacken können. Und seitdem Release haben wir so viel um die Ohren. Angefangen mit Promoterminen, dann Auftritte bei den großen Festivals, die Planung von der kommenden Tour und dann die Headliner-Tour später, jetzt der Release des zweiten Teils. Man, ich kann dir sagen, es geht ganz schön was ab momentan. (lacht)

„American Capitalist“ konnte damals auf Platz 77 einstiegen, „The Wrong Side Of Heaven…“ bereits auf dem vierten Platz. Bei meinem Review des Albums haben ich zwar gesagt, dass es die bisher stärkste Scheibe von euch ist, aber die Charteinstiege haben mich echt positiv überrascht.

Danke Mann, das freut mich echt zu hören. Weiß du, vielleicht liegt das auch daran, dass die Zeit für solch ein Album einfach reif war. Timing ist natürlich auch ein großer Faktor. Aber ich bin wirklich dankbar dafür, dass die Leute sich die Platte gekauft haben, wo man sie doch heutzutage überall im Netz umsonst bekommen kann.

Tja, für CD-Verkäufe ist es momentan eine sehr harte Zeit. Diese ganzen Downloadgeschichten… ich will davon nichts wissen, da ich in dieser Hinsicht ein ziemlicher Purist bin. Ich brauche ne CD oder eine Platte, mit Cover etc.

Es geht mir genauso! Wenn ich ein Album haben möchte, dann gehe ich in den Laden und kaufe mir es. Ich will im Booklet blättern, mir das Artwork anschauen usw.

Genau! Das Artwork! Bei vielen Scheiben macht es unheimlich viel Spaß, es sich genauer anzuschauen. Das Cover zu „American Capitalist“ war zwar schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber es hatte eine Aussage, ein Statement. Wer hat sich eigentlich für die Cover eurer neuen beiden Alben verantwortlich gezeigt?

Das war ein Typ namens Greg Capullo, der schon Sachen von Spawn oder Batman illustriert hat. Zoltan und er haben sich diesbezüglich zusammengesetzt und er hat es dann ausgearbeitet. Also ich finde diesen Comicstil echt cool und er passt auch zu dem ganzen Thema.

Das sehe ich genauso. Es gibt so viele kleine Details und die Aussagekraft ist ebenfalls enorm.

Danke dir. Wir sind jedenfalls mit dem Cover mehr als zufrieden.

Um noch mal auf die Songs des Albums zu kommen. Auf dem ersten Teil gab es Knaller wie „Lift Me Up“, „Watch You Bleed“ oder „Anywhere But here“. Auf dem zweiten Teil krachen Nummern wie „Battleborn“, „Weight Beneath My Sin“ oder „Cradle To The Grave“. Welche der Tracks sind denn deine Favoriten?

Auf jeden Fall finde ich „Battleborn“, welches auch unsere erste Single ist, überragend. Es hat so ein wenig den Geist der alten Thrash-Metal-Helden. Außerdem ist die Nummer schon ein wenig wegweisend für das ganze Album.

Zoltan hat mir beim letzten Album erzählt, dass ihr euch auch nicht so richtig einig werden konntet, welche Stücke auf das geplante Album kommen sollten. Ziemlich schwierige Situation, was?

Ja klar. Aber aus diesem Grund haben wir uns ja auch dazu entschieden, das Album in zwei Teilen herauszubringen. Wir waren so stolz auf die Songs, dass wir uns von keinem einzelnen trennen wollten. Tja, und so sind es eben zwei Teile geworden.

Es kommt mir aber auch so vor, als ob ihr ne ganze Portion Energie zurückerlangt habt. Ihr hattet in den letzten Jahren ja leider auch so einige Tiefpunkte. Würdest du denn sagen, dass du nun endlich in der Band angekommen bist, bei der du es liebst zu spielen?

Na klar! Wir machen Alben, die wir auch gerne selbst hören möchten. Und wir sind alle mit sehr viel Herzblut an der Sache beteiligt. Wenn es dann mal eine eher dunklere Phase gibt, dann macht sich das natürlich auch bemerkbar. Allerdings hoffe ich, dass die Leute hören können, wie Rund die Sache bei diesem Album lief. Ich liebe diese Band und bin sehr dankbar, in dieser Band spielen zu dürfen. Wir sind mit den Jahren mehr und mehr zusammengewachsen und ich denke, dass wir im Moment richtig gut sind.

Es überrascht mich immer, wenn ich im Internet oder sonst wo lese, dass FIVE FINGER DEATH PUNCH Hard Rock sein sollen. Ich würde euch ja eher in die Kategorie Melodic Thrash Metal stecken.

Nun, ich denke, beides steckt in der Musik, wobei es mir eigentlich ziemlich egal ist, wo die Leute uns sehen. Nennen wir es doch einfach Heavy Hard Rock! (lacht)

Damit wäre ich auch einverstanden. Letztens hat mich ein Kumpel gefragt, wie ich eure Musik beschreiben würde. Da fiel mir spontan ein, euch als melodischere PANTERA zu bezeichnen. Vielleicht auch ein wenig wie ANTHRAX mit John Bush.

Yeah, damit kann ich gut leben, denn ich liebe beide Bands! (lacht)

Bezüglich ANTHRAX. Wenn ich mir im Internet Livemitschnitte von euch anschaue und dann dein Drumkit sehe, muss ich immer an Charlie Benante (Drummer von ANTHRAX) denken, der sein Kit ähnlich gestaltet. Gibt es für dich den eigentlich auch noch eine Art Vorbild in der Szene?

Na klar, ich habe wegen Charlie überhaupt erst angefangen, Doublebass zu spielen! (lacht) Oder wegen Dave Lombardo von SLAYER. Ich liebe dieses Jungs einfach. Die haben für mich damals eine ganze Welt eröffnet, vor allem, was Doublebass angeht. Es gibt natürlich sehr viele gute Schlagzeuger da draußen, aber um alle zu nennen, wäre die Zeit zu knapp. Die beiden genannten Musiker haben mich allerdings in meinen jungen Jahren sehr beeinflusst, auch in der Hinsicht, was ich heute so mache.

Ich war ziemlich überrascht vom Ende des zweiten Teils von „The Wrong Side Of Heaven…“, aufgrund eures Covers von „House Of The Rising Sun“. Wie seid ihr denn ausgerechnet auf diesen Song gekommen?

Ivan (Moody, Gesang) kam mit der Idee um die Ecke, weil er den Song einfach sehr gerne mag und ihn auch hin und wieder vor sich hinträllert. Wir waren von der Idee begeistert und haben ihn mit einem FIVE FINGER DEATH PUNCH-Überzug versehen und ein paar Kleinigkeiten abgeändert. Er klingt jetzt jedenfalls sehr nach uns. Der überarbeite Text hat natürlich auch seinen Reiz…

Ja, das ist mir direkt aufgefallen. Da wurde an manchen Stellen rumgefeilt.

Ivan hat sich da noch ziemlich eingebracht und ihn in einen anderen Kontext gepackt. Es sind teilweise nur Kleinigkeiten, aber man hört es schon heraus.

Diesen Song zu covern ist natürlich schon ein Unterfangen, was auch in die Hose hätte gehen können Die alte Version der ANIMALS war schon cool. Aber eine so heftige Version der Nummer habe ich vorher noch nie gehört.

Wir sind sehr zufrieden mit der Version.

Okay Jeremy, ich bin soweit durch mit meinen Fragen. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf eure Tour. Was können wir denn von den Gigs erwarten? Eine Stunde, zwei Stunden Spielzeit?

Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir spielen werden. Also zwei Stunden werden es, im Vorprogramm von AVENGED SEVENFOLD, wohl nicht werden, aber eine dreiviertel Stunde oder ne Stunde werden es schon sein. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, ob die Leute den zweiten Teil genauso gut aufnehmen werden, wie Part 1.

Ich denke schon, es spricht momentan ja eigentlich nichts dagegen! Jeremy, vielen Dank für das Interview! Wir sehen uns auf Tour.

Ich danke dir, pass auf dich auf.

23.11.2013
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