Firewind
Firewind
Interview
Nachdem sich Tausendsassa Gus G. einiger "Altlasten" entledigte (DREAM EVIL, NIGHTRAGE, MYSTIC PROPHECY) gehört sein Herz in erster Linie den Power/Melodic-Metallern FIREWIND. Rein qualitativ war bei der bunten Truppe sowieso immer alles im Lot und auch das neue Werk "The Premonition" verwöhnt den Fan mit gigantischen Melodien, virtuoser Gitarrenzauberei und der richtigen Portion Härte. Doch nach zahlreichen Besetzungswechseln in der Vergangenheit scheint das Line-up endlich mal stabil zu sein. Schlagzeuger Mark Cross erklärt, warum es in der Band derzeit so gut funktioniert, spricht über seine Beziehung zu Deutschland und vieles mehr.
Mark, dies ist nun deine zweite Scheibe mit FIREWIND. Wie stark konntest du dich auf dem neuen Album einbringen?
Auf diesem Album konzentrierte ich mehr auf Lyrics und Melodien in einigen Songs und bei der Pre-Production auf Fills und Arrangements. Ich hatte zwei Lieder für „The Premonition“ geschrieben, aber wir entschieden, diese eventuell für das nächste Album zu verwenden. Viel Material blieb draußen, aber ich glaube, dass wir wirklich die besten Songs ausgesucht haben. Irgendwann kam mir die Idee den „Allegiance“ Nachfolger „The Premonition“ zu nennen. Der Titel passte irgendwie genial zu den Texten und soll bitte nicht negativ oder politisch aufgefasst werden, im Gegenteil, „The Premonition“ soll das Vorgefühl eines guten Albums und eines gesunden Jahres 2008 repräsentieren 🙂
Auf dem neuen Album befinden sich ja mal wieder einige fantastische Hits! Mich verwundert es immer wieder, wie ihr diese tollen Melodien hinkriegt. Erzähl uns doch mal ein bisschen was über den Songwriting-Prozess bei FIREWIND. Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, was ein Song haben muss?
Es ist sehr wichtig mit einer Band gut spielen zu können, das heißt, aufeinander eingespielt zu sein. Nach so vielen Shows entsteht ein Knowhow, musikalisch so wie auch persönlich, man erkennt dann automatisch die Reaktion des anderen. Das macht die ganze Arbeit beim Songwriting einfacher und interessanter. Ich glaube, dass jeder in der Band diese gewisse „Etwas“ besitzt, das zu diesem Endresultat führt. Gus und Bob (Katsionis, Keyboards und Rhythmusgitarre – Anm. d. Verf.) sind die Hauptsongwriter von FIREWIND und jeder von uns arbeitet dann individuell an dem Material, ob es Texte, Riffs, Arrangements oder Melodien sind. Jeder schmeißt seine Ideen dann dazu. Das ganze wird dann hin und her gemailt, überarbeitet und im Proberaum fertiggebastelt. Wichtig ist, dass wir gut untereinander zurecht kommen und keinerlei Egos existieren, von wegen…. „Hey, das ist meins und das muss so sein…“ FIREWIND haben eine Richtlinie und dementsprechend schreiben wir auch und Apollo (Papathanasio, Sänger – Anm. d. Verf.) ist eben ein sehr charismatischer, melodischer Sänger mit einer warmen, rauen Stimme, das macht die ganze Sache einfach, schöne Melodien zu verwirklichen! Ein Song sollte immer interessant gestaltet sein und gute Melodien sind eben genau das, worauf jeder anspringt.
Worin besteht deiner Meinung nach der Hauptunterschied zwischen „Allegiance“ und „The Premonition“?
„Allegiance“ war und ist ein sehr starkes Album. Es war der „Kennenlernprozess“ der jetzigen Besetzung, hahaha! Ich kann mich noch an die erste Jamsession erinnern, wo wir eigentlich nur MEGADETH, MAIDEN, THIN LIZZY und SCORPIONS spielten, um uns zu beschnuppern! Eine Stunde später entstand „Healing Tool“ und es war klar, dass wir zusammen arbeiten werden. „Allegiance“ entstand eigentlich sehr gelassen und schnell, während wir für „The Premonition“ doch etwas mehr Zeit investierten und dem Album etwas überlegter entgegentraten. Man muss ja den Vorgänger toppen, was auch immer das heißen mag, grins. Ich bin froh, dass unsere Musik nicht hervorgewürgt werden muss, sondern jeder voller Ideen ist, die man zusammen bearbeitet. Das macht „The Premonition“ und die Band definitiv stärker.
FIREWIND liefern beständig hohe Qualität ab. Was ist euer Geheimnis?
Wie ich schon erwähnte, Verständnis und enge Zusammenarbeit! Jeder hat seinen Anteil und lässt das Ego zuhause. Nur so kann eine Band funktionieren. Sehr wichtig ist auch, dass bei uns jeder einen freien musikalischen Lauf hat und spielen kann, wie er will, that’s the secret!
Gus G. meinte, das neue Album würde Gitarren-lastiger ausfallen. Was meinst du dazu und was stellt für dich als Drummer die Herausforderung dar, in einer Melodic-Metal-Band zu spielen?
Haha, hat er das gesagt? Ich dachte, er hätte diesmal weniger gespielt! Ich glaube, dass ist der Mix, die Rhythmusgitarren sind meiner Meinung nach einfach nur „etwas“ zu laut, aber ok! Es macht Spaß und finde es sehr interessant mit FIREWIND und Gus zu spielen, denn er ist gerade erst 26 und quält seine ESP wie ein 40-Jähriger. Ich frage mich immer wieder wie der Bub soviel 70er- und 80er-Jahre-Gefühl hervorrufen kann. Bob dagegen ist das 90er-Element obwohl er älter ist als Gus, aber diese Kombination ist einfach der Hammer, besonders wenn er mit der linken Hand Gitarre und der rechten Keyboard gleichzeitig Twinsolos abfeuert und Gus noch dreistimmig mitmacht, herrlich. Petros (Christo, Bass – Anm. d. Verf.) dagegen ist das Urgestein, der das Bassspielen mit mir gnadenlos durchhämmert und Apollo füllt jede Halle mit seiner Stimme und bestätigt mir immer wieder, dass ich in einer Rock’n’Roll-Band und in keiner Klischee-Power-Metal-Band bin.
Wenn ich einen Song benennen müsste, der mir nicht gefällt, würde ich das Cover „Maniac“ nehmen. Liegt vielleicht daran, dass ich generell keine Coversongs mag, vielleicht aber auch, weil der Song nicht zum Rest des Materials passen will – keine Ahnung. Erzähl mir doch etwas über den Hintergrund dieser Coverversion.
Ein Coversong entsteht meistens für viele nur um eine B-Seite zu schmücken, für uns geht es eher darum einen guten Song zu covern, weil es uns Spaß macht. Ich sehe das nicht als falsch an, denn wir haben alle mal in Coverbands angefangen und wir haben jetzt die Möglichkeit unsere Lieblingssongs a la FIREWIND zu präsentieren. Schon vor Jahren hatten FIREWIND mal die SCORPIONS gecovered, auf der „Falling To Pieces“-Single, außerdem BLACKFOOT’s „Teenage Idol“ und jetzt eben „Maniac“. Wir fanden, dass dieser Song einfach den richtigen Drive nach vorne hat und es auch mega Spaß gemacht hat, ihn zu spielen UND er hat es sogar auf das Album geschafft! Meiner Meinung nach ist der Song auch für sich genommen stark!
Einer meiner Lieblingssongs des Albums ist „Circle Of Life“. Ich finde, der Song hat einen starken SCORPIONS-Touch. Was hältst du von der Band?
SCORPS? Daran hätte ich gar nicht gedacht, aber vielleicht ist in dieser Melodie von den Jungs doch was in meinem Unterbewusstsein hängengeblieben. Die Musik ist von Gus, der die SCORPS sehr schätzt und Fakt ist, dass sie Megasongs schreiben und geschrieben haben! „Circle Of Life“ ist meiner Meinung nach ein guter Rocker, in den Lyrics dazu beschreibe ich ein wenig meine Lebenserfahrungen der letzten Jahre und Apollo fügte genau treffend die letzen Lines hinzu.
FIREWIND sind gewiss keine alltägliche Power-Metal-Band. Man kann stets diesen klassischen Hard-Rock-Vibe spüren, ähnlich wie bei Bands der Marke MASTERPLAN oder NOCTURNAL RITES. Was denkst du, stehen FIREWIND dem Metal oder eher dem Hard Rock näher?
Schwer zu sagen, jeder hat da andere Ansichten. Ich glaube aber, FIREWIND gehören in beide Kategorien, Metal und Hard Rock, dennoch finde ich es übertrieben immer in eine Kategorie gesteckt werden zu müssen. Ist man Metal, muss das brutal und schnell sein und man darf keine Balladen schreiben. Wenn man es aber doch tut, finden es die einen cool und die anderen zu kommerziell. Also wie man es macht, ist es nicht richtig. Wir machen das, was uns Spaß macht, denn hier geht es um Musik und kein Konzept und die meisten Einflüsse liegen bei uns in den 70ern und 80ern! Also doch mehr Hard Rock? Lach.
Leider scheinen FIREWIND in Deutschland immer noch ein „Geheimtipp“ zu sein, vielleicht auch weil ihr eben keine stereotype Power-Metal-Band seid. Wie siehst du das und welchen Erfolg habt ihr in anderen Ländern?
Ich glaube, dass wir mit FIREWIND und unserem Dickkopf viele Wände durchbrochen und bewiesen haben, dass wir „ECHT“ sind und alles, was wir gesagt, auch eingehalten haben, ob stereotyper Power Metal oder nicht! Wir haben gesagt, dass wir touren werden und die letzten 15 Monate spielten wir über 100 Shows weltweit. Das war nicht einfach, denn das kostete viel Geld und Kraft. Unsere Logistik stimmte und zum Glück ist keiner durchgedreht und das Line-up steht immer noch!! Wir haben dadurch hauptsächlich unseren Status in Asien, Großbritannien, den USA und Südeuropa sehr gestärkt, das war nicht einfach und jetzt seit ihr dran, har har! Sicher ist, dass wir vieles richtig gemacht und alles mitgenommen haben, was möglich war, egal wie, ob Afrika, Taiwan, Japan, Kanada, Amerika, Skandinavien, Mittel- und Südeuropa usw. Ich glaube, dass wir bis jetzt noch nicht die richtige Chance bekommen haben in Deutschland richtig Feuer zu legen und die Festivals uns noch als zu kleine Band bezeichnen. Ich weiß auch nicht woran das liegt. Ich weiß nur, dass viele andere Länder nach unseren Shows aufgewacht sind und uns gerne wieder sehen wollen, nachdem wir bewiesen haben, dass wir vielen anderen Bands den „Arsch“ abspielen und keine Gefangenen nehmen. Das hat jetzt mit Arroganz gar nichts zu tun, ist einfach nur die pure Wahrheit. FIREWIND ist einfach eine gute und starke Liveband, die gerne spielt und das ohne Grenzen. Apollo hat seinen Job als Grundschullehrer hingeschmissen, um sich FIREWIND 100% zu widmen, das sagt doch schon alles. Hut ab!
Das Line-up von FIREWIND war in der Vergangenheit sehr unbeständig, jetzt scheint ihr erstmals eine stabile Besetzung zu haben. Besteht da in der aktuellen Besetzung einfach eine spezielle Chemie? Kannst du dir vorstellen, der Band für eine längere Zeit anzugehören?
Absolut! Das hat auch die Stärke des neuen Albums bewiesen! Eine gesunde Zusammenarbeit und ein festes Line-up sind unschlagbar! Das ist das Geheimnis einer erfolgreichen Band. Natürlich ist es nicht einfach von der Musik zu leben und viele sehen es als Hobby und andere widmen sich vielen Projekten auf einmal, das kann nicht gut gehen, wenn man einer Truppe angehört. Eine Band ist wie eine Firma und Familie, man muss sich ein Ziel setzen und sich gnadenlos darauf konzentrieren und es durchziehen, nur so funktioniert das.
Laut deiner eigenen Homepage bestand deine Verbindung zu Griechenland schon lange bevor du bei FIREWIND eingestiegen bist. Wie bist du eigentlich mit Gus G. und der Band in Kontakt gekommen?
Ja, ich bin in jungen Jahren mit meiner Mutter nach Griechenland gezogen und bin dort zum Teil aufgewachsen. In Athen habe ich auch die deutsche Schule absolviert. Danach war ich mal in England und für mehrere Jahre wieder in Hamburg, endete aber letztendlich doch wieder in Griechenland, weil dieses hin und her nur Stress mit meiner Frau brachte und irgendwann muss man sich entscheiden, wo man bleibt, haha. Gus lernte ich 1999 kennen und er rief mich dann 2005 an, ob ich mal auf ’ne Tasse Tee Zeit hätte und so gab es dann ein Erdnussbuttersandwich und „A night out in Thessaloniki“, einfach herrlich! Der Rest ist Geschichte…
Gus ist definitiv der „Leader“ von FIREWIND und seit er frühere Bands wie DREAM EVIL, NIGHTRAGE oder MYSTIC PROPHECY verlassen hat, scheint er sich voll und ganz auf FIREWIND zu konzentrieren. Inwiefern profitiert ihr als Band davon?
Man kann nicht alles auf einmal machen, aber man muss sich den Status ergattern! Genauso war es bei mir und ich wurde früher auch eher als „schwierig“ oder als „Drumhure“ bezeichnet, weil es eben jedes Jahr ein neues Album und eine neue Band gab. Alle Hintergründe jetzt zu erläutern, wäre sinnlos, es passierte eben, aber nicht absichtlich. Es ist so, als hätte es nicht sein sollen, wer weiß, vielleicht hat sich das jetzt mit FIREWIND erledigt. Gus wollte sich damals auf FIREWIND konzentrieren und einfach mal ausprobieren, wie es hinhaut und nach unseren Gesprächen schmiss ich auch alles hin und sagte zu, auch noch mal von vorn anzufangen. Seitdem geht es gewaltig nach vorn. Man muss sich eben auf eine Sache konzentrieren und dran glauben, sonst geht das nicht. Wie ich schon sagte, man muss sich ein Ziel setzen und natürlich spielt etwas Glück bestimmt auch eine Rolle und das besteht darin, das richtige Team zu haben.
Beim Lesen deiner Homepage war ich ohnehin erstaunt, in wie vielen Projekten du schon involviert warst. Hast du eigentlich noch ein paar Soloprojekte am laufen?
Ich werde mich, wenn die Zeit dazu da ist, wieder darum kümmern, ich habe noch zwei Projekte offen, die ich vor zwei Jahren auf Eis gelegt habe. Es wäre schade, sie im Schrank verrotten zu lassen und ich werde sie irgendwann veröffentlichen. Ansonsten ergeben sich gelegentlich Sessionjobs, die ich gerne übernehme, aber nur wenn sie auch wirklich interessant sind.
Dein Vater ist ja Brite, deine Mutter Deutsche, das ist interessant. Du bist in England aufgewachsen, wie sieht denn eigentlich deine Beziehung zu Deutschland aus?
Eine seltene Zusammenstellung, meine englischen Großeltern waren davon nie begeistert! Gelegentlich bin ich immer wieder in London und Hamburg, aber die Sehnsucht neigt doch mehr zu Hamburg und ich spiele immer wieder mit dem Gedanken, dort hinzuziehen, wer weiß… In Eimsbüttel nachts um halb eins… Na Jungs, wie isset?
Ich habe gehört, LED ZEPPELIN seien ein großer Einfluss für dich in deiner Jugendzeit gewesen. Was denkst du eigentlich über ihre Reunion? Warst du in London beim Konzert?
Aber natürlich waren sie ein Einfluss! Bonham war ein Tier und so einen Groove und Wumms gab es lange nicht mehr! Das war einfache pure Inspiration! Damals hinterließen John und viele andere Drummer ihren Stempel, während wir heute von der alten Generation schwärmen. Eine Weiterentwicklung gab es sicherlich, bei uns kann man auch all diese Elemente finden, aber ich glaube, dass es leider wenige Drummer geben wird, über die man soooo lange reden wird. Woran das liegt? Dazu müsste ich weiter ausholen und das hebe ich mir für das Interview mit „Drums und Percussion“ auf! Leider hab ich diese Reunionshow verpasst, aber ich wäre gerne da gewesen!!!
Gibt es eigentlich Musiker, mit denen du gerne mal zusammenspielen würdest? Du kannst auch tote Musiker nennen.
Ja, mit JUDAS PRIEST. Und mit Jim Morrison wird später nachgefeiert. Aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf „The Premonition“ und die Tour dieses Jahr!
Be there or be square…
Mehr zu Firewind
Band | |
---|---|
Stile |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!