Firespawn
Tod, okkulte und dunkle Gewalt - Interview mit Victor Brandt zum Debütalbum "Shadow Realms"

Interview

Das trümmert, Baby! Die Band FIRESPAWN besteht zwar aus lauter bekannten Gesichtern der Stockholmer Death-Metal-Szene, allerdings scheinen sich die fünf Herren Brandt, Petrov, Friberg, Folkare und Modin in erster Linie zusammengefunden zu haben, um nochmal Extreme auszuloten, von denen sie bei ihren Hauptbands die Finger lassen würden. Wir haben Gitarrist Victor Brandt zum Plausch geladen, und er erzählt uns euphorisch von „Shadow Realms“, diesem hässlichen Biest, das er und seine Kollegen da von der Kette gelassen haben.

Wenn man „Shadow Realms“ hört, versteht man, dass die Songs nicht zu ENTOMBED (A.D.) passen würden. Sind die Songs nebenher entstanden und übrig geblieben oder hast Du sie ganz gezielt in einer Songwritingsession für FIRESPAWN geschrieben?

Den größeren Teil habe ich in den letzten zwei Jahren geschrieben, aber ein Teil der Riffs sind bis zu neun Jahren alt. Wenn ich ohne groß darüber nachzudenken mir meine Gitarre schnappe und komponiere, ist es oft so, dass es sich dann genauso wie jetzt bei FIRESPAWN anhört. Das klingt dann etwas mehr nach Florida als wenn ich für ENTOMBED schreibe. Ich spiele und höre beides gern, weswegen es eine sehr natürliche Sache ist. Ich hatte also einen Teil schon fertig, bevor wir mit der Band angefangen hatten, aber als wir dann mit FIRESPAWN losgelegt haben, hatten wir so großen Spaß zusammen, dass es wirklich nicht mehr schwierig war, noch mehr Material zu schreiben. Wir verstehen uns wirklich gut und ergänzen uns hervorragend.

Welche Grenzen gibt es bei der Musik von FIRESPAWN?

In gewisser Weise haben wir keine Grenzen. Die einzige Richtlinie ist, dass wir die Musik selbst mögen müssen. Aber es ist eigentlich klar, dass wir vor allem extremen Death Metal mögen. Es ist also extremer Death Metal, der sich von dem abhebt, was wir in unseren anderen Bands machen. Bei den Texten wollen wir die Wirkung der Musik verstärken und einen noch stärkeren Gesamteindruck unserer Vision geben. Tod, okkulte und dunkle Gewalt. Wir haben danach gestrebt, eine Scheibe abzuliefern, die wir selbst gerne hören wollen. Ich denke, das ist das Wichtigste, dass man selbst mag, was man macht, und Spaß dabei hat. Dann spielt alles andere eine nicht mehr ganz so große Rolle. Bands, die uns inspiriert haben, sind MORBID ANGEL, CANNIBAL CORPSE, DEICIDE, BEHEMOTH, SUFFOCATION, (alte) SLAYER, POSSESSED, AUTOPSY, TRAUMA, HATE ETERNAL und viele andere. Das Wichtigste ist, dass wir selbst zufrieden sind. Es ist zwar schwer, zu einhundert Prozent mit allen Details zufrieden zu sein, aber ich weiß auch nicht, ob man das überhaupt sein kann. Wenn man zufrieden ist und hinter dem Material steht, dann ist es genau so, wie es sein sollte. Wenn man dann die Platte veröffentlicht, rausgeht und live spielt und sich an eine neue Scheibe setzt, wird alles noch besser.

Bei FIRESPAWN könnt Ihr Euch alle austoben und zeigen, was Ihr an Euren Instrumenten drauf habt. Habt Ihr Euch gegenseitig zu immer neuen Extremen angespornt?

Ja, das haben wir wirklich. Wir lieben Herausforderungen und jetzt hatten wir noch nicht die Erwartungshaltung wir bei unseren anderen Bands. Für uns war alles also noch sehr frisch und spannend. Wir konnten selbst bestimmen, was wir machen wollen und wie wir es machen wollen. Wir haben vielen Dingen auf dieser Platte einfach freien Lauf gelassen.

 

Erzähl mal ein bisschen von Eurem Gründungsmythos – wie habt Ihr Euch kennengelernt, und warum Ihr fünf?

Wir kennen uns von früher und verstehen uns wirklich gut. Wir spielen in aktiven Bands, aber wir wollen noch mehr spielen und noch extremere Sachen ausprobieren. Und dadurch, dass wir die gleichen Voraussetzungen und den gleichen Lebensstil haben, funktioniert das wirklich gut. Nicht jeder hat die Hingabe und den Hunger, den wir haben.

Wir lieben es zu spielen, vor allem so häufig wie möglich. Das hier ist mehr ein Lebensstil als alles andere. Metal ist halt die Musik, für die wir leben, und auch wenn wir uns in unseren respektiven Hauptbands austoben können, so lieben wir noch extremere Musik und Herausforderungen. Das alles haben wir hier: Ich mag es, Musik zu schreiben, und ich hatte jede Menge Material in der Hinterhand, das zu extrem ist, als dass es zu ENTOMBED gepasst hätte. Ich haben also mit LG (Petrov, Sänger bei ENTOMBED A.D., Anm. d. Red.) gesprochen, ob wir nicht noch mehr machen wollen, und er meinte, dass das perfekt klingt. Alex Friberg (Bassist bei NECROPHOBIC, Anm. d. Red.) sprach ein paar Wochen später mit LG, ob er nicht was Neues auf die Beine stellen wolle, und dann erzählte er ihm, dass wir erst neulich darüber gesprochen hätten. Damit kam alles in Gang. Später kamen noch Fredrik (Folkare, Gitarrist bei UNLEASHED, NECROPHOBIC, Anm. d. Red.) und Matte (Modin, Schlagzeuger bei RAISED FIST, ex-DARK FUNERAL, ex-DEFLESHED, Anm. d. Red.) dazu, und zwischen uns hat es schnell sowohl auf der menschlichen als auch musikalischen Ebene gefunkt. Wir sind eine verdammt gute Gang, liegen in den meisten Punkten auf der gleichen Wellenlänge und wollen einfach nur raus und liefern.

Inwiefern seid Ihr eine richtige Band? Werdet Ihr auch live auftreten?

Wir sind eine extrem richtige Band. Wir haben ja erst unser Album veröffentlicht und all das. Wir haben kurz vor der Veröffentlichung von „Shadow Realms“ das erste Mal live gespielt, und die nächsten zwei Auftritte im nächsten Jahr sind mittlerweile bestätigt – House Of Metal und das Gefle Metal Festival. Außerdem arbeiten wir jetzt mit einer Bookingagentur zusammen, weswegen da noch einiges kommen wird.

Seid Ihr auch außerhalb des Proberaums gut befreundet?

Na klar! Wir machen die üblichen Metalgeschichten zusammen – wir schauen, dass wir auftreten können, trinken Bier und proben.

Du bist ein guter Gitarrist, aber spielst oft Bass und singst sogar. Hast Du ein Lieblingsinstrument?

Danke für die Blumen! Ich mag sowohl Gitarre und Bass extrem gerne, und ich denke, dass sich beide Instrumente sehr voneinander unterscheiden. Bass ist eher ein Instrument, das vom Zusammenspiel mit dem Schlagzeug lebt. Ich liebe die Variationen, die beide Instrumente bereit halten.

Welchen musikalischen Hintergrund hast Du?

Als ich klein war, lief bei mir zu Hause ziemlich viel Rock. Aber auch viel Jazz und Klassik. Als ich dann angefangen habe zu spielen, hatte ich gerade Death Metal für mich entdeckt. Das hat mein Dasein ziemlich auf den Kopf gestellt, und seitdem bin ich nicht mehr davon losgekommen. Das ist genau mein Ding!

Seit neuestem spielst Du auf Tour Bass bei SIX FEET UNDER – wie bist Du bei Mr. Barnes & Co. gelandet?

Ich kenne ihren Bassisten Jeff Hughell, wir spielen beide Warwick-Bässe. Die SIX FEET UNDER-Tour kollidierte mit dem errechneten Geburtstermin von Jeffs Kind, weswegen er aussetzen wollte. Da haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich einspringen wollte. Aber sicher doch! Also bekam ich ein Flugticket und eine Setlist zugeschickt. Wir waren vorher gerade mit ENTOMBED auf Tour in Südamerika, weswegen ich nach meiner Rückkehr nur noch den Flieger nach Deutschland nehmen musste, um SFU zu treffen. Wir haben kein einziges Mal zusammen geprobt, sondern sind sofort auf die Bühne und haben losgelegt. Das war verdammt cool! Gute Gang, mit der ich viel Spaß hatte!

Danke für das Interview!

06.12.2015

- Dreaming in Red -

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