Fireball Ministry
Fireball Ministry

Interview

Black Sabbath – nicht mehr existent, Ozzy Osbourne – nach Unfall vielleicht für immer weg von den Bühnen dieser Welt. Es sieht schlecht aus für Leute, die Musik mögen, die tief und fest in den 70ern verwurzelt ist. Doch seit Ende letzten Jahres, seit der Veröffentlichung von Fireball Ministry’s Europadebüt "The Second Great Awakening", gibt es wieder Hoffnung für Fans jener Musikrichtung. Demnach ließ ich es mir nicht nehmen, Gitarristin Emily mal etwas genauer auf den Zahn zu fühlen.

Fireball MinistryWie kam es zu Fireball Ministry? Was ist die Bedeutung hinter dem Namen?

Der Name kommt von einem geistlichen Amt, dessen Gottesdienste immer im lokalen Fernsehen von Ohio übertragen werden. Dort haben James (g/v, Anm. D. Verf.) und ich uns getroffen. Dabei entstand ein ganz besonderer Vibe. Deswegen dachten wir, Fireball Ministry sei ein guter Name für unsere Band.

Eure CD heißt „The Second Great Awakening“. Warum the second?

„The Second Great Awakening“ ist eine Bezeichnung für eine Zeit im späten 18. Jahrhundert, als durch die Lande ziehende Kirchentreffen und Zeltrevivals in den USA in Mode kamen. Diese Zeltrevivalmetaphorik und -Bildsprache war schon immer ein Teil der Band. Man muss nur die Religion durch den Rock ersetzen. Das war auch unser Coverkonzept für das Album. Da dies noch dazu unsere zweite Scheibe ist, erhält der Titel eine doppelte Bedeutung.

Eure Musik ist tief in den 70ern verwurzelt. Was hat die Musik dieser Zeit deiner Meinung nach so faszinierend gemacht?

Ich mag den Gitarrenklang dieser Zeit, als die Musiker noch Tube Amps benutzt und diese einfach angekurbelt haben. Es ist offensichtlich, dass seitdem in punkto Technologie soviel passiert ist, was bessere Aufnahmemöglichkeiten ermöglicht und das Spielen von Musik erleichtert. Deswegen haben sich leider zu viele für den „schrecklichen Ton“ entschieden.

Würdest du sagen, dass Black Sabbath euer Haupteinfluss sind?

Einer der Einflüsse sind sie mit Sicherheit. Es gibt aber auch noch großartige andere Bands aus den 70ern, z.B. Captain Beyond, Buffalo oder Sir Lord Baltimore, die grandiose Musik geliefert, aber die Zeit nicht überdauert haben wie Sabbath. Blue Cheer und die NWOBHM gehören auch noch zu unseren Einflüssen.

Die Vocals von James klingen manchmal wirklich wie ein junger Ozzy. Was denkst du, wenn du ihn heute siehst?

Ich werde ihn mir immer wieder anschauen, wenn er Zakk (Wylde, Anm. d. Verf.) in der Band hat. Ozzy kann auf eine lange Karriere zurückblicken, aber jetzt mit seiner versagenden Gesundheit wird er wohl kaum noch länger performen können. Aber das Ozzy-Empire ist in der Tat ein Wunder.

Wie steht es bei dir mit modernen Bands wie z.B. den Spiritual Beggars, die den 70ern Tribut zollen genau wie ihr?

Ich mag Grand Magus sehr. Eigentlich alles, worin Wino involviert ist. Dazu kommen noch Drunk Horse, Puny Human, Goat Horn und Dixie Witch. Diese Liste könnte ich jetzt ewig fortführen.

Hast du neben Doom-, Stoner und 70ies Rock noch andere musikalische Vorlieben?

Ja, ich mag Country sehr gerne. Roy Acuff and the Carter Family, Willie Nelson, Dolly Parton, Hank Williams. Ich bin jemand, der auf einfache Musik steht, wo es nur auf die Stimme und Gitarre ankommt.

Welche Ziele habt ihr mit „The Second Great Awakening im Auge?

Das Hauptziel ist, ein größeres Publikum als vorher anzusprechen. Ich glaube, unsere Musik hat etwas, das eine Vielzahl von Musikliebhabern und -kennern ansprechen kann.

Wer hatte die Idee zu diesem Old-School-Zigeunerartigen Artwork? Wo ist die Verbindung zur Musik?

Das Artwork behandelt das Hauptthema von Fireball Ministry: ein Rock n‘ Roll Church Revival. Gezeichnet hat es Dan Brereton, der auch für die Nocturnals-Comic-Bücher verantwortlich ist. Wir haben ihm ein paar Fotos von uns samt der übergeordneten Idee geschickt. Das Covergemälde hat er zurück geschickt. Wir finden es sehr gelungen.

Im Dezember wart ihr auf Tour mit Uriah Heep und Blue Oyster Cult. Die Leute, die diese Konzerte besucht haben, dürften eher aus dem älteren Semester gewesen sein. Wie wollt ihr die junge Generation für euch erschließen?

Die Tour mit Uriah Heep war einfach fantastsich. Sie waren unglaublich jeden Abend. Sie sind begnadete Musiker. Es stimmt, viele im Publikum waren etwas älter, aber sie hatten oft ihre Söhne und Töchter im Teenage-Alter dabei. Am Ende war es also ein Multi-Generationspublikum. Das hat sich für uns ausgezahlt. Ein kleines Mädchen kam sogar mit seinen Eltern extra aus Italien, um uns zu sehen. Sie ist erst 6 und somit wohl unser jüngster Fan.

Der Name Black Sabbath ist nun schon öfters in diesem Interview gefallen. Ihr werdet oft als „The new Black Sabbath“ bezeichnet. Wie geht ihr damit um? Setzen euch diese Vergleiche unter Druck?

Ja, total. Ich meine, wenn man schon verglichen wird, ist Sabbath bestimmt nicht die schlechteste Partie, aber ich möchte nicht, dass die Leute denken, dass wir das auch von uns selbst sagen. Ich denke, durch diesen Vergleich ist es vielen nicht möglich, unser Album unvoreingenommen anzuhören, weil sie so vorher schon gewisse Vorstellungen von uns und Erwartungen an uns haben. Ich weiß von mir selbst, dass ich immer sehr skeptisch bin, wenn eine neue Band mit alten Helden verglichen wird. Ich möchte lieber als Fireball Ministry bekannt werden als als die neuen „bitte Bandname hier eintragen“.

Eure Band besteht aus zwei männlichen und zwei weiblichen Mitgliedern. Geschlechterkampf vorprogrammiert?

Nein, auf keinen Fall. Wir kommen alle gut miteinander aus. Auseinandersetzungen, die es immer mal gibt, haben aber nie was mit Geschlechterkampf zu tun. Es geht eher darum, wer am letzten Abend zu viel getrunken hat und für die Sauerei verantwortlich ist.

Wie sehen die Zukunftspläne von euch aus?

Im März touren wir drei Wochen durch England mit CKY. Für den Sommer sind noch einige weitere Aktivitäten angedacht.

Ich bedanke mich für das Interview. Die letzten Worte an eure deutschen Fans und die, die es werden wollen, gehören dir.

Stay true. Danke schön.

03.02.2004

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