Finnr's Cane
Interview mit The Bard zu "Wanderlust"
Interview
„FINNR’S CANEs Debüt ‚Wanderlust‘ zählt zu den unterbewertesten Post Black Metal-Alben des letzten Jahres.“ Dieser Meinung sind zumindest Prophacy Productions, die die Kanadier prompt unter Vertrag genommen haben und dieses Debüt nun wiederveröffentlichen. Aus diesem Grunde haben wir uns The Bard von FINNR’S CANE zum Interview vorgeknöpft, um mehr über die Senkrechtstarter aus Nordamerika heraus zu finden.
Hallo! Wie geht’s dir heute?
Hallo, Mir geht’s gut, vielen Dank.
Euer Debüt “Wanderlust” wird derzeit von Prophecy Records wiederveröffentlicht. Wie kam es zu dem Deal bei diesem Label?
Thor Wanzek wurde auf “Wanderlust” aufmerksam und kontaktierte uns dann für ein Interview in seinem Magazin. Glücklicherweise hat er unsere Musik dann Prophecy Productions empfohlen und dann kam eines zum anderen.
Was könnt ihr über die noch recht junge Zusammenarbeit berichten? Und was erhofft ihr euch von diesem Vertrag mit einem großen, renommierten Label?
Biser verlief die Zusammenarbeit großartig. Wir sind wirklich beeindruckt, wie professionell das Label arbeitet und wir freuen und auf eine gemeinsame Zukunft.
Warum habt ihr euch eigentlich von eurem bisherigen Label Frostscald Records getrennt?
Unser Deal mit Frostscald war nicht exklusiv, also hatten wir die Freiheit, zu wechseln, wann immer wir wollten. Und als das Angebot von Prophecy kam, konnten wir einfach nicht abschlagen. Wir wussten, dass ein solcher Deal uns sehr viele Türen öffnen würde.
Für diejenigen, die noch nicht so viel von euch gehört haben: Erzähl doch mal ein wenig über die Band, die Mitglieder, euren bisherigen Werdegang usw.!
FINNR’S CANE gründeten sich 2008. The Peasant und ich haben zusammen gejammt und improvisiert und haben die Musik, die dabei entstand, sehr genossen. Es gab keine konkreten Pläne, eine Ban dzu gründen, doch mit der Zeit beschlossen wir dann, dass dieses Projekt es wert ist, sich intensiver damit zu befassen. Kurz danach kam The Slave zu uns und FINNR’S CANE war geboren.
Wie bereits angesprochen: “Wanderlust” nennt sich euer Debüt, das von eurem neuen Label wiederveröffentlicht wird. Warum eigentlich dieses Re-Release? Wenn ich mich nicht täusche, kann man das Original doch bei eurem alten Label noch erwerben?
Ich weiß gar nicht, ob unser altes Label “Wanderlust” noch offiziell verkaufen darf seit wir den Deal mit Prophecy haben, aber wie auch immer, wir lassen die Labels das unter sich ausmachen. Und Prophecy dachten, dass es das beste wäre, das Album nochmal zu veröffentlichen, wir haben dem zugestimmt. Außerdem wurde für das Re-Release ein neues Artwork entworfen und es enthält einen Bonus-Track.
Musikalisch seid ihr im Post Black Metal zu hause, wieso habt ihr euch für diese Art von Musik entschieden? Habt ihr bestimmte Vorbilder? Für Fans welcher Bands könnte eure Musik geeignet sein?
Wir haben uns niemals bewusst entschieden, eine bestimmte Art Musik zu machen, es kam einfach so aus uns heraus. Ich denke, wir wollten etwas anderes machen als traditionellen Black Metal und die Idee, Elemente aus Rock und Jazz einzugliedern, hat uns sehr angesprochen. Ob es Bands gibt, die mit uns vergleichbar sind, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen.
Charakterisierend für euren Sound sind meiner Meinung nach die ausufernden Instrumentalparts und der sehr hintergründig, selten eingesetzte Gesang. Doch genau diese Punkte könnten auch als Makel eurer Musik betrachtet werden, machen sie die Titel doch etwas monoton und lassen das Gefühl aufkommen, ihr kommt nicht so recht auf den Punkt. Ich nehme aber an, das wollt ihr gar nicht?
FINNR’S CANE ist eigentlich eher eine Instrumental-Band. Ich denke, wenn man diese Art atmosphärische Musik spielt, dann muss man der Musik auch den Raum geben, allein zu atmen und ihre Wirkung zu entfalten. Zu viele Vocals können den Hörer davon ablenken, wirklich in den Klängen und der Atmosphäre zu versinken.
Besonders ist weiterhin, dass ihr keinen Bass habt, sondern stattdessen ein Cello nutzt. Das ist ziemlich einmalig! Wie kamt ihr auf diese Idee? War das geplant oder habt ihr einfach keinen Bassisten gefunden? 😉
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir uns nie bewusst dazu entschieden, keinen Bass in der Band zu haben, die Situation ist natürlich entstanden. Während wir an “Wanderlust” gearbeitet haben, haben wir uns in die kalte, unheimliche Atmosphäre verliebt, die daraus entstand, dass wir ohne Bass aufgenommen haben. Irgendwann haben wir dann einfach beschlossen, es so zu lassen, vielleicht auch, weil das eben nicht viele Bands machen. Parts, die mehr Tiefe erforderten, haben wir dann mit dem Cello gefüllt.
Womit befasst ihr euch in euren Texten? Und ist die Hintergründigkeit der Vocals in euren Songs Ausdruck dessen, dass die Texte keinen so hohen Stellenwert einnehmen wie die Musik?
Auf “Wanderlust” spielen die Lyrics tatsächlich keine große Rolle. Die meisten entstanden beim Improvisieren und handeln von Themen wie dem Leben im Norden, der Einsamkeit, Isolation, von Erinnerungen usw. Ich sehe die Stimme wie eine Art Instrument: Sie muss nicht immer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, besonders nicht, wenn die anderen Instrumente auch für sich allein schon eine gewisse Atmosphäre kreieren.
Ich mag das neue Cover des Albums sehr. Wer hat es entworfen? Mochtet ihr das alte nicht mehr?
Dankesehr! Benjamin Konig von LUNAR AURORA hat das Artwork entworfen (auf www.sperber-illustrationen.de kann man sich mehr seiner Werke ansehen). Wir lieben das alte Cover noch immer, aber es musste einfach ein neues her, um das Original vom Re-Release auch optisch zu unterscheiden.
Ihr kommt aus Kanada. Wie würdet ihr die dortige Metal-Szene beschreiben, vielleicht auch im Vergleich zu der in Europa, wenn ihr etwas dazu sagen könnt? Gibt es genug Publikum für eure Art von Musik in Kanada?
Es gibt einige Fans dieser Musik hier in Kanada, aber die meisten bevorzugen Death Metal oder andere extremere Genres. In Europa scheinen wir auf jeden Fall größeren Anklang zu finden. Warum das so ist, weiß ich nicht genau, aber uns wurde schon häufig gesagt, dass wir einen “europäischen Sound” haben.
Dann würde es sich ja anbieten, hierzulande auch live zu spielen. Gibt es dahingehend schon Pläne?
Momentan gibt es noch gar keine Pläne, in Europa zu spielen, doch wir würden uns sehr freuen, wenn wir diese Chance bekämen.
Denkst du, dass eure Musik sich eher für kleine Clubs eignet, sodass eine bestimmte Atmosphäre aufkommen kann, oder könntet ihr euch auch vorstellen, auf größeren Festivals zu spielen?
Unsere Musik würde definitiv besser in einen kleinen Club passen. Die kalte, triste Atmosphäre, die unsere Songs erschaffen würde auf einem großen Festival niemals dieselbe Wirkung haben.
Wie sind die weiteren Pläne FINNR’S CANEs? Schreibt ihr schon neues Material?
Wir haben bereits Songs für unser zweites Album geschrieben und gehen auch bald ins Studio.
Vielen Dank für das Interview. Möchtest du noch etwas los werden?
“Wanderlust” wird am 20. Mai via Prophecy Productions wiederveröffentlicht, hört doch bei Gelegenheit mal rein! Vielen Dank für die Zeit und die Unterstützung.
– The Bard