Feuerschwanz
"Zur vollen Power von FEUERSCHWANZ gehören auch die Texte."
Interview
FEUERSCHWANZ goes international! Die Folk-Metal-Band hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt und möchte ihre Musik auch im Ausland bekannter machen. Deswegen veröffentlichen sie mit „Warriors“ eine Zusammenstellung ihrer beliebtesten Stücke der letzten vier Jahre in englischer Sprache. Obendrauf gibt es ein neues Lied und eine Coverversion, sodass wir genug Gründe hatten, um uns mit Hauptmann Feuerschwanz (Peter Henrici) über die aktuellen Entwicklungen auszutauschen.
Moin! Wollen wir ein bisschen über euer „neues“ Album quatschen? So richtig neu ist „Warriors“ ja nicht.
Ja, wir sind entspannter als bei einem richtig neuen Album. Jetzt zum zwanzigjährigen Jubiläum bringen wir die englischsprachige Platte heraus.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die größten Hits der letzten Jahre nochmal auf Englisch aufzunehmen?
Da wir seit ein paar Jahren in der Folk-Metal-Szene unterwegs sind, wollten wir unseren englischsprachigen Fans ein Geschenk machen. Zur vollen Power von FEUERSCHWANZ gehören auch die Texte und deren ganze Energie bekommst du nicht mit, wenn du kein Deutsch kannst. Wir sind der Ansicht, dass Fantasythemen weltweit verbreitet sind und da müsste für uns mehr möglich sein, wenn wir uns noch mehr reinhängen.
Wie habt ihr die Texte übersetzt? Seid ihr da möglichst wörtlich vorgegangen oder musstet ihr viel verändern?
Hodi [Prinz R. Hodenherz III, Ben Metzner, Gesang, Flöte und Dudelsack, Anm. d. Red.] hat verschiedene Ideen gehabt. Es gab Songs, die ließen sich einfach übersetzen, weil der Flow gestimmt hat, was das Wichtigste am Gesang ist. Wenn der mächtig und episch klingt, die Worte aber nicht, dann mussten wir neue Worte finden, die gut klingen und die Bedeutung verändern. Bei „Circlepit Of Hell“ war das nicht einfach, aber „Purgatory“ war nur eine Übersetzungsleistung.
Jedes Lied hat seine Geschichte – „The Forgotten Commandment“ war lange Zeit unser Sorgenkind, weil nichts funktioniert hat. Die Übersetzung, die wir erarbeitet haben, ergab auf Englisch keinen Sinn. Wir haben mit Muttersprachlern zusammengearbeitet, die uns dabei geholfen haben. Ich freue mich, dass „Das Elfte Gebot“ mit dabei ist, auch das Feature mit Chris [Harms, LORD OF THE LOST, Anm. d. Red.] gefällt mir sehr gut.
Der ist doch bei „Memento Mori“ dabei, oder?
Oh ja stimmt, die verwechsle ich immer! (lacht) Er sollte eigentlich bei „The Forgotten Commandment“ mitmachen, aber das wäre zu wenig Text für zwei Leute gewesen.
Die beiden Stücke passen auch gut zusammen.
Für mich ist das eine Einheit – „Memento Mori“ ist der Nachfolger zu „Das Elfte Gebot“. Wir haben bei FEUERSCHWANZ immer an unserer Identität gebastelt, die Stücke kamen nie aus einer Gussform. Nun wird es langsam immer durchgehender.
War das auch der Grund, warum ihr die letzten vier Jahre auf „Warriors“ fokussiert habt?
Ja, uns war klar, dass diese Zeit im Fokus stehen wird, auch weil wir seit 2020 einen großen Erfolgsschub haben. „Schubsetanz“ wäre noch cool gewesen, aber es wäre auch nicht einfach, das von einem anderen Label zu bekommen. Die Bürokratie dahinter wäre sehr kompliziert gewesen, weswegen wir uns auf die Napalm-Songs beschränkt haben.
Mit „Hurra, Hurra, Die Pest Ist Da“ habt ihr letztes Jahr einen eurer alten Songs live im neuen Gewand präsentiert. Wäre ein Album mit Neuaufnahmen alter Songs im aktuellen FEUERSCHWANZ-Stil für euch denkbar?
Das würde von der Entwicklung der Band her nicht passen, da die alten Stücke noch eine andere Szene bedient haben. Einen Folk-Rock-Song in einen Metalsong zu verwandeln bereitet gewisse Schwierigkeiten. Es ist einfacher, wenn du durchgehend den gleichen Stil hattest. Darum sind wir auf die Idee noch nicht gekommen.
Es gibt drei Phasen von FEUERSCHWANZ: Die ersten drei Alben habe hauptsächlich ich gemacht, da ging es noch anders zu. Das waren sozusagen meine „guten alten Zeiten“ (lacht). Die anderen Bandmitglieder lassen schon durchscheinen, dass es gut ist, dass das jetzt vorbei ist. Als die jungen Wilden dazukamen, hat sich das Songwriting verändert. Insbesondere Hodi hat schon mehrere Schaffensphasen durch – vom „Sexmussisten“ zum Metalsongwriter und Musketierrocker bei DARTAGNAN.
Ein neues Stück habt ihr mit „The Unholy Grail“ auch dabei. Praktischerweise finden sich darauf Features von ORDEN OGAN und DOMINUM wieder, mit denen ihr auch auf Tour geht – das war doch geplant, oder?
Ja, das war geplant. Wir freuen uns, dass die Bands da so kooperativ sind. Mit Hodi, Seeb [Levermann, ORDEN OGAN, Anm. d. Red.] und Dr. Dead [Sänger bei DOMINUM, Anm. d. Red.] funktioniert der Track echt gut.
Mir fallen nicht viele Bands eures Genres ein, die auf Englisch singen. Meist sind die Stücke auf Deutsch oder in einer alten Sprache, wie „Herr Mannelig“ von IN EXTREMO zum Beispiel.
Stimmt, das meinte auch ein Fan zu uns, dass wir da eine neue Nische entdeckt haben. Wir wollen unsere Basis aber nicht verschrecken, indem wir komplett auf Englisch umswitchen. Die Fans sind zurecht sensibel, daher werden wir das nicht tun. Aber in dieser schnelllebigen Zeit musst du dir ständig etwas Neues überlegen.
Das kann auch gut gehen, die DONOTS haben vor knapp zehn Jahren erfolgreich von Englisch auf Deutsch gewechselt.
Oh krass, das muss ich mir mal reinziehen. Der DONOTS-Sänger ist ja ein Multitalent, der kann auch super moderieren. Er ist ein bisschen ein Vorbild. Ich bin auch nicht mehr der Gleiche wie vor 20 Jahren. Damals war ich ein ungelernter Bassist, der seine Karaokekünste zur Schau stellte und heute bin ich zum Growler der Band geworden. Hodi hat nebenbei ein bisschen gegrowlt und beschäftigt sich nun mit dem Heldengesang als Bariton. Das ist viel schwieriger als bei den ganzen Tenören, da du mehr Arbeit reinstecken musst, um höhere Töne zu erzielen.
Wie würden FEUERSCHWANZ heißen, wenn ihr einen englischen Bandnamen hättet?
Es gibt doch diese total erfolgreiche Band mit „Dragon“ im Namen…
DRAGONFORCE?
Ja, aber das wäre zu langweilig. Die direkte Übersetzung, naja, COCK OF FIRE (lacht) – das wäre die Jack-Black-Übersetzung. Da könnte man vom pornoesken FLYING DICKS bis zu irgendwas Coolem mit „Dragon“… man, warum ist DRAGONFORCE schon vergeben? TWO DRAGONS AND A CAPTAIN? Es würde auf jeden Fall nicht so erfolgreich werden.
Habt ihr Pläne, mit dem neuen Album im Ausland vermehrt live zu spielen?
Wir spielen Festivals in Belgien und Portugal. Im Dezember gibt es die erste kleine Europatour, wo wir in den Niederlanden, Frankreich und Italien spielen. Wir probieren es step-by-step aus. Da fangen wir fast bei null an – du musst dir deine Hörerschaft dort aufbauen. Wir hoffen, dass „Warriors“ uns dabei hilft, denn das Interesse im Ausland ist vorhanden. Napalm Records ist ein gutes Label und eine große Hilfe, da es viele Partner im Ausland hat.