Fear Factory
Interview mit Dino Cazares zu "Genexus"

Interview

 

Fear Factory

Ich habe mich sowieso schon öfters gefragt, ob der Einsatz einer Drum Machine sich nicht ohnehin perfekt in euer Bandkonzept fügt. Plötzlich ist die Maschine ein Teil eures Sounds.

Natürlich! Ich weiß nicht, warum die Fans es nicht mochten und was daran falsch war: „Das klingt gar nicht menschlich.“ Was zur Hölle erzählt ihr da? (lacht) Worüber haben wir denn die verdammten letzten 25 Jahre gesungen?

Und was gefällt dir besser, wenn du jetzt vergleichen müsstest?

Ich mag beides. Es kommt immer drauf an. Am liebsten mag ich einen Hybrid aus beidem, aus Mensch und Maschine. Das ist es auch, was wir auf „Genexus“ gemacht haben. Mit unserem Live-Drummer haben wir die Spuren live eingespielt und dann haben wir seine Tracks stellenweise durch mechanischere Sounds ersetzt. Dabei haben wir aber darauf geachtet, das menschliche Element nicht vollkommen herauszunehmen. Wir können nicht perfekt sein – deshalb haben wir das menschliche Element drinnen gelassen. Dadurch haben wir diesen Vibe bekommen, den wir dann mit den elektronischen Sounds gemischt haben. Und ich finde die Kombination klingt fantastisch.

Wie sieht es mit deinem Gitarrensound aus? Fügst du dort auch nachträglich Sounds ein um diesen maschinellen Klang zu bekommen?

Alles fängt mit der rechten Hand an, meiner Spielhand. Du kannst mir jeden noch so schäbigen Verstärker holen und mich einstöpseln – ich werde klingen wie ich. Zudem benutze ich diese kleine Sache namens Kemper. Du hast vielleicht davon gehört, der volle Name ist Kemper Profiling Amplifier. Im Grunde kannst du damit die Sounds echter Verstärker klonen und in diesem Profiling Amp speichern. Den kann man dann direkt an den Computer anschließen und anfangen aufzunehmen. Es ist sehr einfach und sehr praktisch und ich liebe es, denn ich kann damit um die Welt reisen und habe meinen Sound immer bei mir. Jedes Mal wenn ich live spiele, klingt es exakt wie auf dem Album. Vollkommen egal, wo auf der Welt ich mich gerade befinde. Ich liebe es, wie die Technologien immer ausgefeilter werden – nicht nur in unseren Laptops und Mobiltelefonen sondern auch im Bezug auf Musik. Ich kann einfach einen Knopf drücken und mir einen der gespeicherten Sounds aussuchen und einen Effekt oder was auch immer ich will darüber legen. Das Ding ist so klein, dass ich es mit ins Flugzeug nehmen kann.

Aber vermisst du nicht manchmal trotzdem den organischen Sound, den nur ein großer Röhrenverstärker in deinem Rücken dir gibt?

Klar, deshalb klone ich ihn mir ja. (lacht) Du kannst einfach die Seele eines Verstärkers stehlen und sie im Kemper speichern. Es klingt exakt so wie der Verstärker, den ich mag.

Hast du auf „Genexus“ auch wieder achtsaitige Gitarren verwendet?

Ja, ich benutze Achtsaiter auf FEAR-FACTORY-Platten seitdem ich wieder zurück bei der Band bin. Auf „Mechanize“ gab es sie zu hören, auf „The Industrialist“ und auch auf „Genexus“. Aber der größte Teil der Songs wird auf der siebensaitigen Gitarre gespielt.

Ist es noch eine Herausforderung für dich zwischen siebensaitiger und achtsaitiger Gitarre zu wechseln? Der Hals ist ja schon noch ein Stück breiter.

Klar, der Hals ist breiter, aber mit der Zeit bekommt man das schon hin. Man gewöhnt sich dran.

Es gab auch einen Besetzungswechsel bei FEAR FACTORY. Matt DeVries am Bass wurde für „Genexus“ durch Tony Campos ersetzt. Kanntet ihr beiden euch schon vorher und habt zusammen gespielt?

Ja, Tony und ich sind seit zwanzig Jahren befreundet. Er war in einer lokalen Band hier aus Los Angeles und als wir mit FEAR FACTORY starteten war er in einer anderen kleinen Death-Metal-Band aus der Umgebung. Ein paar Jahre später war er dann bei einer Truppe namens STATIC-X. Wir haben STATIC-X auf unsere erste Tour mitgenommen, damals 1995. Wir kennen ihn also schon sehr lange. Er spielt außerdem mit mir zusammen bei meinem Death-Metal-Projekt ASESINO. Es ist cool ihn jetzt in der Band zu haben, weil er einfach ein alter Freund ist. Es ist schade, dass Matt nicht mehr auf Tour gehen möchte, aber wir verstehen natürlich, dass er Zeit mit seiner Familie verbringen möchte. Matt hat zwei kleine Jungs und er will sie aufwachsen sehen. Er will da sein und auf sie aufpassen.

Wie vereinbarst du Familie und Tourleben?

Natürlich vermisse ich meine Familie auch wenn ich auf Tour bin. Aber ich vermisse es auch live zu spielen, unterwegs zu sein. Es ist Teil meines Lebens und meine Frau, meine Familie und meine Freunde verstehen das. Ich muss auf Tour gehen, damit ich meine Rechnungen bezahlen kann.

Wo wir gerade von Tourleben sprechen. Ihr werdet sehr bald in den USA zusammen mit COAL CHAMBER auf Tour sein, die ebenfalls vor kurzem ein Album herausgebracht haben. Verfolgst du die Nu-Metal-Szene, die ihr ja definitiv mit FEAR FACTORY inspiriert und initiiert habt?

Gibt es da wirklich noch so eine große Szene? Die einzige neue Band, die irgendwie in Richtung Nu Metal geht und mir gerade einfällt ist eine Truppe namens EMMURE. Aber wirklich beschäftigt habe ich mich auch nicht mit denen. Aber natürlich sind die ganzen Old-School-Bands noch unterwegs. KORN und LIMP BIZKIT sind viel in Europa unterwegs, ILL NINO sind auch noch dabei. Die meisten von denen sind gute Freunde und ich verfolge das natürlich. Aber was wirklich neue Bands angeht, bin ich nicht so auf dem Laufenden.

Hast du denn sonst irgendwelche Favoriten unter den aufstrebenden Metal-Bands, von denen du dir vorstellen könntest, dass sie in naher Zukunft mal groß werden?

Ich kann natürlich nicht vorhersagen, wer mal richtig groß wird. Wünschen würde ich es allen. Es gibt aber eine Band, die ich sehr mag. Mittlerweile haben sie glaube ich drei Alben oder so. Sie heißen BORN OF OSIRIS. Ich habe außerdem einen guten Freund in Australien. Er ist Solo-Gitarrist und sein Name ist Paul Wardingham. Ein fantastischer Gitarrist.

Werden FEAR FACTORY diesen Sommer in Europa unterwegs sein?

Ja, wir starten nächste Woche und werden eine Menge Sommerfestivals spielen. In Deutschland sind wir unter anderem beim With Full Force, dann spielen wir beim Resurrection Fest in Spanien und noch bei vielen mehr. Wir werden drei Wochen in Europa sein, dann geht es zurück nach Hause, wo wir die COAL-CHAMBER-Tour machen. Danach geht es nach Südamerika und dann nach Japan – und im November zieht es uns wieder nach Europa. Dort spielen wir eine Headliner-Tour anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von „Demanufacture“.

Einen ordentlichen Terminplan habt ihr da. Ich hoffe, ich schaffe es zu einer der Shows und kann mir die neuen Songs live anhören. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!

Ich bedanke mich!

Galerie mit 15 Bildern: Fear Factory - DisrupTour 2023 in Köln

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06.08.2015

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