Famyne
"Jeder der Songs kam wie ein Gast zufällig zu einer Party."
Interview
Was ist für euch die Essenz von Doom? Welchen Ratschlag würdet ihr vielleicht einer neuen Doom-Band geben?
Christopher: Das ist eine schwierige Frage. Und sie kann verschieden beantwortet werden, wobei alle Antworten richtig sind, da Musik und Kunst sehr fluide sind. Für uns ist der Kern von Doom allerdings starke, ehrliche Reflektion. Wir sind keine Nihilisten, Zyniker oder ständig pessimistisch in unserem Alltag, aber wir erkennen die Tendenz von manchen Leuten, zu diesen paradoxerweise beruhigenden Sichtweisen im Leben zurückzukehren, da sie zumindest eine Art von Antwort auf scheinbar unbeantwortbare Fragen liefern können, wo andere in unserer momentanen Welt nicht wirklich zu haben sind. Musikalisch ist die Geschwindigkeit oder eher das Fehlen jener im Doom das, was den Raum gibt, um das oben Beschriebene in Erwägung ziehen zu können. Also sich quasi in jeder Note, jedem Riff oder den Lyrics so richtig zu marinieren. Was einen Ratschlag angeht: Sei du selbst in dem, was du erschaffst und leg dich nicht fest, wie ein Song zu klingen hat bis er beendet ist.
Ich finde, dass Tom eine gewisse nasale Qualität in seinem Gesang hat, nicht unähnlich zu anderen britischen Sängern Pat Walker von WARNING und 40 WATT SUN kommt mir etwa in den Sinn, aber er hat auch längere Harmonien parat, also geht diese Frage eher an ihn: Wie gehst du ans Komponieren der Gesangslinien heran, damit sie den Song verstärken? Ich finde, die Stimme gibt eine zusätzliche emotionale Komponente, die so in dieser Qualität nicht jede Doomband hat.
Tom: Vielleicht hatte ich einen Virus während der Aufnahme? Könnte auch meine Nase sein. Nein, ohne Spaß, ich probiere nasale Färbungen eher zu vermeiden, also entschuldige ich mich hierfür und verspreche, nächstes Mal besser vorbereitet zu sein! Was die Komposition der Gesangslinien angeht, gibt es keinen Plan, es ist alles nur Instinkt. Ich gehe überhaupt nicht mit Theorie oder vorher geschriebenen Noten herein. Auf den Instinkt zu hören, ist bei mir die natürlichste Art und Weise, Musik zu machen. Danke für das Kompliment der emotionalen Qualität, erneut weise ich darauf hin, dass das wahrscheinlich dem instinktiven und intuitiven Ansatz an unsere Musik zu verdanken ist, im Gegensatz zu einem mathematischen oder Musiktheorie-getriebenen Ansatz. Das ist etwas, was wir als Band nicht sein wollen oder hoffen niemals zu sein.
Ähnlich zu Tom die Fragen an Michael an den Gitarren aber auch Michael am Schlagzeug: Was ist wichtig für euch persönlich beim Komponieren für FAMYNE speziell, aber vielleicht auch allgemeiner beim Spielen von Doom oder Musik im Allgemeinen?
Martin: Als Gitarrist finde ich es am wichtigsten, nicht in die eigenwilligen Fallen des Griffbretts zu geraten. Während Doom natürlich ein sehr Gitarren-zentriertes Genre ist, finde ich es allerdings interessanter, Ideen von ausserhalb einfliessen zu lassen und diese auf die Gitarre zu übertragen. Beispielsweise stammen viele Ideen bei uns in FAMYNE von einzelnen gesungenen Stimmmelodien und in einer Art Bewusstseinsstrom werden sie ausgearbeitet. Das erlaubt es, eher externe Einflüsse einzuweben, was die Songs interessanter macht.
Tom: Mir ist beim Komponieren am wichtigsten, das ich auch selbst das mag, was ich erschaffe. Dass es authentisch ist. Und das wir genug Abwechslung zwischen den Stücken haben. Ich mag es, Sounds und Stile miteinander zu vermischen und – wo immer möglich – den eher unausgetretenen Pfad zu nehmen, auch wenn das oft nur sehr subtil ist.
Top 5 aller britischen Bands?
Christopher: CARDIACS, PENTANGLE, JUDAS PRIEST, COCTEAU TWINS, der frühe ROBIN TROWER
Top 5 von britischen Bands die niemand kennt, die aber alle kennen sollten?
Christopher: SKULL TANK, SILAS, SUMER, GODLESS SUNS, STRUCK/DOWN
Was macht das Leben bei euch in Canterbury? Was gibt es neben dem Bischofssitz Interessantes oder Wichtiges in der Stadt, das die meisten Leute noch nicht kennen?
Christopher: Canterbury ist der Ort, an dem das Christentum quasi erneut gestartet wurde, nachdem die Römer weg waren, die Wikinger haben mehrere Eroberungszüge gestartet. Es ist einen Tagesritt von Rochester entfernt, was selbst einen Tagesritt von London entfernt ist. Deshalb sind an diesen Punkten Burgen! Alle innerhalb eines Tagesritts erreichbar! Christopher Marlowe, der Schreiber von Dr. Faustus und Zeitgenosse von William Shakespeare, hat hier gelebt und wurde hier auch ausgebildet bevor er ins Auge gestochen und getötet wurde.
Was ist die größte Lehre aus eurer bisherigen Karriere?
Christopher: Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, probier es nochmal. Es ist ein Klischee, ja, aber ziemlich wahr. Mach einfach weiter, bis du es nicht mehr machen willst oder kannst. Irgendwann kommt schon was dabei rum, auf die ein oder andere Weise.
Ihr seid hypothetisch für Tee und Kekse bei ihrer Majestät eingeladen, um eure Musik vorzustellen. Welchen Song wählt ihr aus und warum?
Christopher: Ich glaube, ich muss deine Blase ein wenig zum Platzen bringen, aber die Queen bevorzugt wahrscheinlich britische Biscuits (nicht die sprachlichen „false friends“ cookies – Anm. d. Red.), keine Cookies wie einen simplen reichhaltigen Tee oder Puddingcreme. Um deine Frage zu beantworten, wir haben einen unveröffentlichten Track von unserem Debütalbum namens „Grand Majesty“, der vielleicht sogar irgendwo im Internet herumfliegt. Es ist ein episches Doom-Stück und unser bisher längster Song. Wir sind zwar keine Royalisten, aber das wäre wahrscheinlich der passendste Tracks in einem so „königlichen“ Setting. Wir werden diesen Track in Zukunft sogar rausbringen, haltet Augen und Ohren offen!
Viel Erfolg mit „II: The Ground Below“, danke fürs Interview und Platz für letzte Worte:
Christopher: Danke dir und für alle, die momentan ein wenig mit dem Leben kämpfen – wir sind bei euch, haltet durch und macht weiter!
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Stile | Doom Metal |
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