Fall Of Serenity
Fall Of Serenity

Interview

Wann kann man einer Band Durchhaltevermögen attestieren? Genau dann, wenn selbige gerade im Begriff war, den Underground mit einem Deal zu verlassen, daraufhin jedoch das gesamte Erfolgsgehäuse zusammenbrach und sie wieder ganz von vorne anfangen durfte. Fall Of Serenity sind also gebrannte Kinder, wenn es um Businessquerelen geht. Vielleicht glänzt ihr neues Werk "Royal Killing" genau deswegen mit aggressivem Death Metal aus der schwedischen Schule. Gitarrist Eddy Langner gibt Auskunft.

Fall Of SerenityHi Eddy! Warum killt Eure neue Platte königlich?

Weil es das war, was wir wollten, schon als wir den Albumtitel suchten. Es sollte keine „Standard-Metalscheibe“ werden, sondern ein großer Schritt im Vergleich zu unserem Debüt. Quasi ein königlicher Schritt. Haha! Im Ernst, „Royal killing“ ist ein cooler Name für ein Metal-Album und wir sind froh, dass es bis jetzt überall gut ankommt.

Das erste, was mir direkt ins Auge bzw. Ohr gestochen ist, war der cleane Gesang. Wie kam es zu diesem geglückten Experiment?

Da wir ebenfalls beim Gesang versucht haben, uns weiter zu entwickeln. War der zu monotone Gesang doch ein Manko der letzten Scheibe. Als wir zwei Songs zu Demozwecken aufgenommen haben, wurde der Versuch gestartet, mal clean zu singen. Das hat funktioniert
und wir haben das in die neuen Songs integriert. Lustig ist aber, dass sich gerade an diesem Stilmittel die Geister zu scheiden scheinen. Viele finden es wie wir sehr gut. Andere wiederum können gar nicht damit und unterstellen uns teilweise schon Kalkül in Hinsicht auf die Verkäufe. Ist natürlich Blödsinn, obwohl wir sicher auch die eine oder andere Scheibe
verticken wollen. Aber deshalb haben wir das sicher nicht mit in die Songs einbezogen. Es lockert eben den Gesang etwas auf.

Warum hat es so eine lange Pause zwischen den Alben gegeben? Geplant war das neue Werk doch für Ende 2002? Business-Querelen?

Oh ja. Und zwar erhebliche. Mir liegt es fern über jemanden herzuziehen, und deshalb kann ich nur sagen, dass unser damaliges Label eins der vielen war, das es nicht geschafft hat, sich über Wasser zu halten. Dazu kamen noch Besetzungswechsel, vor allem an der wichtigen Drumposition. Das alles hat uns eineinhalb Jahre zurückgeworfen. Ich denke und hoffe aber, dass wir jetzt ein gutes und starkes Bandgefüge haben und das nächste Album etwas zügiger folgen wird.

Inwieweit geht man aus diesem Business-Mist gestärkt hervor?

Im ersten Moment denkt man: „Oh scheiße, alles vorbei!“ Es ist aber nur eine Frage der Motivation und des Willens, sich da wieder hoch zu kämpfen. Wir haben den Weg einer typischen Demoband zum Plattendeal eben zwei bis drei Mal bestritten. Und das zeigt mir zumindest, dass Fall Of Serenity großes Potential hat, wo es doch viele sogenannte, auch gute, Demobands gibt, die es nicht schaffen. Das ist jetzt nicht böse oder überheblich gemeint, sondern einfach nur Fakt. Wir jedenfalls lassen uns von Problemen nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen.

Wie lernt man als Undergroundband, wem man vertrauen kann und wem nicht?

Genau weiß man das nie. Wenn aber auf alle ausgemachten Forderungen Ausreden folgen, kann man schon fast davon ausgehen, dass man abgezogen wird. Bei unserem neuen Label Metal Age Productions läuft das bislang bestens. Alles wurde eingehalten, und zwar
ohne Verzögerung. Auch die Kommunikation zwischen Label und Band stimmt. Sicherlich ist es noch kein Label was für eine Band Bäume ausreißen kann, aber sie arbeiten hart für die ihre Bands. Das ist wichtig und kommt uns und ihnen auf alle Fälle zugute. Mein Rat an
andere Bands: Nicht entmutigen lassen und weitermachen, solang es Spaß macht und man noch den Drang nach oben verspürt.

Was ist sonst noch so passiert seit „Grey Man’s Requiem“?

Bis auf die Besetzungswechsel und Business-Kacke eigentlich nichts Negatives. Wir haben es trotzdem geschafft, immer live aktiv zu bleiben. Ein neues Label haben wir gefunden, eine Booking Agentur (www.blackearthpromotion.com) ebenso. Ja, und jetzt läuft es besser denn je….

Wie kommt eine deutsche Band an ein slowakisches Label?

Indem man nachfragt. In Deutschland gibt es momentan nicht so viele seriöse Alternativen. Und von allen Angeboten, die wir hatten, schien uns das von Metal Age am besten. Wir hatten auch ein Angebot von einem größeren Label, aber da hätte die Platte noch bis Ende
2005 warten müssen. Das wäre dann doch zu lang gewesen. 4 Jahre zwischen 2 Alben? Wir sind doch nicht Metallica…hehe!!!

Ihr habt früher mal etwas in Richtung MetalCore gemacht, oder? Ich erinnere mich da an eine Split mit Heaven Shall Burn.

Ja, kann sein. Das hieß damals aber nicht so bescheuert. Und vor allem hat es da noch keinen
Metalhead ernsthaft interessiert. Wir kommen aus derselben Ecke wie HSB. Sowohl geographisch, als auch szenetechnisch. Die Split war für beide Bands das quasi erste Release. War ’ne schöne Zeit und die Platte erzielt durch den coolen Erfolg HSBs beträchtliche Summen bei ebay. Hab mal gehört, dass da einer 60 Euro bezahlt hat. Warst das du? Huuuh…gruselig!!!!

Nee Du! Das kann ich mir als armer Schreiberling nicht leisten. 🙂 Weint Ihr jetzt nicht ein wenig, daß Ihr in Richtung Death Metal weiter gemacht habt? Man schaue mal, wo HSB heute stehen.

Nö, das passt schon. Ich bin sogar froh, dass wir nicht eine weitere von den vielen Metalcore-Bands sind, die sich im Moment auf dem Markt tummeln. HSB haben großes Potential und hart gearbeitet, um da zu stehen, wo sie jetzt sind. Wir gönnen es ihnen jedenfalls sehr und wir haben immer noch den besten Kontakt zu den Jungs. Also von Futterneid kann man da
nicht sprechen.

Glaubt Ihr, MetalCore ist ein Trend, der schnell wieder verschwindet?

Naja, jedenfalls sehe ich diesen „Trend“ nicht so konstruiert wie beispielsweise den New-Metal-Boom. Die Bands sind größtenteils wirklich echt und verstellen sich nicht. Die sind schon seit Jahren im Untergrund unterwegs. Allerdings hat das die große Mehrheit gar nicht registriert. Bedenklich ist allerdings, dass die sogenannten Major-Labels inzwischen jede x-beliebige Metalcore-Band signen. Bei Bands wie HSB oder auch Unearth kann ich das voll nachvollziehen. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass jetzt versucht wird, den letzten Cent aus diesem Hoch zu quetschen. Egal, ob Qualität oder nicht. Verschwinden
werden solche Bands nicht, dafür haben sie zu große Ideale. Aber gesundschrumpfen wird sich das Ganze mit Sicherheit. Und zwar bald.

Ihr mögt Cover, oder? Warum ist nach bekannten Größen auf der letzten CD die Wahl diesmal auf die wesentlich undergroundigeren Impending Doom gefallen, die es ja leider nicht mehr gibt?

Genau aus diesem Grund. Wir sehen Cover-Songs als coole Möglichkeit, Bands, die wir mögen, musikalisch oder persönlich Tribut zu zollen. Da die Impending Doom-Leute gute Kumpels von uns sind, haben wir uns entschlossen, ’nen Song von ihnen aufs Album zu
nehmen. Ist echt schade, dass es die Band nicht mehr gibt.

Wenn Bands irgendwann mal einen FOS-Song covern, welcher sollte es sein und warum?

Ich denke „When The Sun Falls“ von der „Smoldering Doom“-EP. Die war unser erstes Release 1998. Der Song ist im Nachhinein betrachtet unserem Können damals weit voraus gewesen. Das ist der einzige Song von dem Release, den wir heute noch live spielen. Der hat
was.

Wie läuft die Tour mit Dismember? Ein paar Gigs mußten leider abgesagt werden, was zu verärgerten Fanreaktionen geführt hat. Wie habt Ihr das erlebt?

Die beiden Absagen am Anfang der Tour waren schon ein kleiner Schock. Wir hatten schon Angst, dass das Ganze ins Wasser fallen würde. Aber jetzt läuft, soweit ich weiß alles gut. Wir sind aber allerdings erst ab dem 22.11.04 in Hamburg dabei. Freuen uns schon wie Sau
drauf….

War Dismember Eure absolute Wunschband zum Supporten?

Kann man schon so sagen. Das war aber echt der pure Zufall und Glück die Promo der neuen CD an die richtigen Leute gesendet zu haben. Denen hat’s gleich gefallen und wir waren dabei.

Letzte Frage: Kann es sein, daß Ihr den Thron der schwedischsten deutschen Band Fleshcrawl angreift?

Nein. Wir machen unser Ding und schauen nicht so sehr nach anderen. Fleshcrawl sind cool, aber ’nen Wettstreit haben wir nicht vor. Außerdem sägen schon lange Fragments Of Unbecoming an deren Thron…hahahaha!

Galerie mit 20 Bildern: Fall Of Serenity - Summer Breeze Open Air 2024
16.11.2004

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