F41.0
Interview mit Hysteriis zu "Near Life Experiences"
Interview
Nach einer Panikstörung benannt ist F41.0, das Projekt von Hysteriis, vielen sicherlich auch bekannt durch seine Mitwirkung bei KRATEIN, GOAT INFERNO, NUKULAR und vor allem ATRAS CINERIS. Mit „Near Life Experiences“ hat er nun sein Debütalbum veröffentlicht, welches sich mit den Abgründen der menschlichen Psyche beschäftigt. Tatkräftige Unterstützung beim Gesang erhielt Hysteriis dabei von den Gästen Lord Asgoroth von KRATEIN und ATRAS CINERIS, sowie Frederic von TODTGELICHTER und KRATEIN. Hysteriis zeichnet auf „Near Life Experiences“ schwarzmetallische Landschaften voller Wut und Verzweiflung, Black Metal zwischen Alptraum und Wahnsinn.
Seit wann besteht das Projekt F41.0, und wie kam es zu der Idee, dieses ins Leben zu rufen?
Ich glaube, ich habe 2007 damit begonnen, auf eigene Faust komplette Stücke zu schreiben. Anfangs noch aus dem eher halbernsten Gedanken heraus, einen Ausgleich zu meinen, zu diesem Zeitpunkt zahlreichen, musikalischen Baustellen zu schaffen. Mit der Zeit reifte in mir allerdings zunehmend der Drang auszuloten, wo meine musikalische Seele liegt. Und mit dem ersten geschrieben Song „Krankheit“ war klar, wohin die Reise geht. Heute ist das Projekt eine Art Sucht für mich!
Du hattest zwar Gäste auf „Near Life Experiences“, aber im Grunde bestehen F41.0 nur aus dir. Weshalb hast du dich dazu entschieden, keine Band mit weiteren Mitgliedern zu gründen?
Eben aus oben genannte Gründen. F41.0 ist, im Gegensatz zu KRATEIN beispielsweise, mein persönliches Sprachrohr auf ideologischer und musikalischer Ebene. Eine egozentrischere Art des Tagebuchschreibens, wenn du so willst. Und letzteres schreibt man im Regelfall auch alleine, oder?
Es wird sich aber, zumindest laut Plan, in Zukunft weiter so verhalten, dass Frederic (TODTGELICHTER) immer mal wieder Texte oder ein paar Gesangslinien beisteuern wird. Sozusagen als Gast, der regelmäßig zu Besuch kommt.
Wie kamst du darauf, dein Projekt nach einer Panikstörung zu benennen?
Die genauen Beweggründe zu erläutern würde den Rahmen wohl sprengen. Deshalb muss ich dich leider damit vertrösten, dass der Name für die Musik, Inhalt und Background gleichermaßen bewusst gewählt worden ist und von essentieller, zusammenfassender Bedeutung ist. So wie die Angst von grundlegender Bedeutung für die menschliche Natur ist eben.
Wie sind die ersten Reaktionen auf „Near Life Experiences“?
Gut, auch wenn sich mir bei fallenden Vergleichen zu Bands aus dem DS“BM“-Genre teilweise die Fussnägel aufrollen. Damit hat F41.0 bei genauerer Betrachtung nun wirklich nichts zu tun. Mich freut wiederum, dass sich manche Menschen die Zeit für Emails nehmen um mir ihre Erfahrungen mit „Near Life Experiences“ mitzuteilen. Es ist schon höchstinteressant wie unterschiedlich das Material und die Stimmung der Platte auf die Menschen wirkt.
„Near Life Experiences“ der Albumtitel, ist eine Änderung der Nahe-Tod-Erfahrung. Was steckt da dahinter bzw. was möchtest du damit zum Ausdruck bringen?
Das Album lebt von einem entrückten Idealbild- Lasst uns unsere inneren Schatten aus dem Keller holen und sie in einer Galerie ausstellen, sodass jeder sie bestaunen kann. So lässt sich jedes Stück als einzelne Momentaufnahme und gleichsam im gesamten Kontext der Galerie betrachten. Hinter dem Album steckt eine Menge Negativität, welche allerdings mehr kräftespendend als –zehrend ausgelegt wird. Und der Albumtitel fasst die vielen verschiedenen Aspekte dieses Übergedankens perfekt zusammen.
In welchem Zeitraum entstanden die Songs für das Album?
Puh. Wenn ich mich richtig erinnere dürften die Stücke im Zeitraum von 2007-2010 entstanden sein. Danach ruhte das Material erst einmal für ein Jahr, bis ich im Sommer 2011 an die Aufnahmen ging.
Bei „Krankheit“ bedienst du dich bei Hermann Hesse. Wieso hast du ausgerechnet dieses Gedicht ausgewählt? Was bedeutet es dir, und was bedeutet dir Hermann Hesse und sein Schaffen?
Das war Frederics Input zu dem Song. Er war von Anfang an von der Musik, und der Idee hinter dem Stück, begeistert und wollte etwas beitragen . Also zeigte er mir eines Tages das mir bis dato unbekannte Gedicht und ich spürte sofort, dass die Zeilen für den Song wie geschaffen waren.
Über die Bedeutung des Lebenswerks Hesses muss nicht diskutiert werden. Er war im Gegensatz zu vielen sonstigen „Ikonen“ der deutschen Kunstgeschichte tatsächlich eine Lichtgestalt.
Den Text zu „Fluchtpunkt“ lieferte von Frederic von TODTGELICHTER und KRATEIN. Inwiefern unterscheidet sich dieser zu deinen eigenen Texten?
Es ist vielleicht nicht ganz unwichtig zu erwähnen, dass die Texte zu „Dazwischen“ und dem Titeltrack die ersten sind, die ich überhaupt geschrieben habe. Bis vor kurzem fühlte ich mich nicht dazu in der Lage zufriedenstellende, den Songs gerecht werdende Texte zu verfassen, und eigentlich ist es auch eher widrigen Umständen zu verdanken, dass ich mich da selbst ins kalte Wasser geworfen habe. Mit dem Ergebnis bin ich allerdings mehr als zufrieden. Jedoch kann es durchaus sein, dass Frederic bei weiteren Veröffentlichungen einen stärkeren Einfluss auf die Texte haben wird als bisher. Ich schätze seine Bildsprache sehr, und da er das Konzept hinter F41.0 verinnerlicht hat, spricht nichts dagegen ihn da weiter einzubinden. Die Texte zu Stücken wie „Moloch“ (TODTGELICHTER), „Fluchtpunkt“ oder dem KRATEIN-Debüt sprechen qualitativ für sich!
Was fasziniert dich an den Abgründen der menschlichen Psyche?
Ich finde es vor Allem faszinierend, wie der Mensch versucht das, was ihn mitunter stärkster Antrieb ist, so nachhaltig zu unterdrücken! Wir sind davon besessen eine möglichst gute und eigenständige Figur in der Öffentlichkeit abzugeben um nicht aus der Rolle zu fallen. Dabei sind es unsere Ängste, Gedanken und unterbewussten Instinkte, die uns wirklich eigenständig machen. Und genau diese Eigenschaften werden tunlichst versucht in den Keller zu verbannen. Die Angst vor der eigenen Nichtig- und Bedeutungslosigkeit ist dabei treibende Kraft. Die Angst, sang- und klanglos von dieser Bühne zu gehen treibt uns dazu eine menschliche Identität anzunehmen, die um alles in der Welt geschützt werden muss. Widersprüchlich und traurig, wenn man mich fragt!
Welche musikalischen Einflüsse sind in das Album eingeflossen?
Natürlich spielt extremer Metal aller Facetten für F41.0 eine gewaltige Rolle. Jedoch bemerke ich, dass verstärkte Aspekte genrefremder Elemente Einzug nehmen, vor allem in der Melodieführung. Das soll nicht heißen, dass ich plane, den gewählten Weg zugunsten einer weiteren Zwittererscheinung (wie „Post2 Black Metal und Konsorten) zu verlassen. Das Kreuzen zweier unterschiedlicher Musikrichtungen haben sich genug anderer Kapellen auf die Fahnen geschrieben. Es braucht nicht noch ein Möchtegern-innovatives Machwerk, dass sich vor allem durch Wilderei in allen möglichen Musikstilen definiert.
„Near Life Experiences“ ist die erste Veröffentlichung von Empyre-Music. Was gab den Ausschlag, den Weg über dieses Label zu gehen?
Für mich stand der Gedanke im Vordergrund F41.0 die größtmögliche Hingabe einer Plattenfirma genießen zu lassen. Also war der Schritt zu einem jungfräulichen Label recht naheliegend, da beide Parteien miteinander wachsen und reifen konnten, und die Priorität klar bei „Near Life Experiences“ liegt. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit KRATEIN (für die Empyre Teile des Merchandising übernimmt) gab es eigentlich nichts, was gegen eine Zusammenarbeit gesprochen hat.
Von wem stammt das passende Coverartwork? Hattest du irgendwelche Vorgaben gegeben?
Die Illustrationen stammen von Sascha W. , einem extrem talentierten Künstler und gutem Freund von mir. Er hat Musik, Texte und Background von mir zur Verfügung gestellt bekommen und hat daraufhin diese atemberaubenden Gemälde angefertigt. Die Originale sind übrigens auf meiner Facebook-Seite zu bestaunen. Für das geniale, finale Design ist dann weitere enge Vertraute von mir, Ms.Khao? (Vortex Of Khao?) veranwortlich gewesen.
Wie sieht es eigentlich mit deinen anderen musikalischen Betätigungsfeldern im Moment aus?
KRATEIN steckt immer noch im Songwriting für den „Trauma“-Nachfolger. So ganz untätig sind wir also nicht, auch wenn es nach außen hin sicher den Anschein hat (und ein Release mit auch noch auf sich warten lassen wird). ATRAS CINERIS haben sich 2011 aufgelöst und (THE TRUE) NUKULAR pausieren.
Gibt es schon Pläne, wie es mit F41.0 weitergehen soll?
Klar gibt es die. Ich bin gerade dabei die Arbeiten am Nachfolger zu „Near Life Experiences“ fertigzustellen. Ob es bereits dieses oder Anfang nächsten Jahres ins Studio geht wird die Zeit zeigen. Ansonsten überlege ich, bei einem ansprechenden Angebot (bezüglich Location und Billing) F41.0 auf die Bühne zu holen. Aber eins nach dem Anderen!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir für das Interview! Hört euch „Near Life Experiences“ an und entscheidet, ob ihr F41.0 unterstützen wollt. Ansonsten greift tunlichst zu genialen Platten von PORTA NIGRA, TODTGELICHTER, MEMBARIS, SIGNUM:KARG und natürlich KRATEIN!