F.U.B.A.R.
Interview mit Sänger Luc zum neuen Album "Lead Us To War"
Interview
Obwohl sie so manchem Underground-affinen Hörer durch diverse hochklassige Splits und EPs längst ein Name sein dürften, haben sich die Niederländer F.U.B.A.R. was das Veröffentlichen von ganzen Alben angeht nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Mit „Lead Us To War“ ist nach „Justification Of Criminal Behaviour“ (2005) im Juni gerade einmal die zweite Langrille in elf Jahren Bandgeschichte veröffentlicht worden. Die kann mit ihrer Dynamik, ihrer Energie und den vielen hörenswerten Details dafür nur umso mehr überzeugen – was die Band zu dem Album, zu ihren Einflüssen, zu ihren Splitveröffentlichungen und zu vielem mehr zu sagen hat, lest ihr hier im Interview mit Leadsänger Luc.
Moin Leute!
Zunächst: Gratulation zum neuen Album! Wie sind denn die Reaktionen bisher so ausgefallen?
Hi Stephan, vielen Dank für das Kompliment. Die Reaktionen reichen so weit von gut bis großartig. Wir sind damit also sehr zufrieden.
Da das Album ja schon im Juni veröffentlicht wurde, habt ihr vielleicht bereits genug Abstand gewonnen, um uns selbst eine mehr oder weniger objektive Bewertung des Albums zu geben? Wie fühlt es sich sozusagen jetzt, ein paar Wochen nach der Veröffentlichung an? Und gibt es irgendwelche signifikanten Unterschiede zwischen „Lead Us To War“ und älteren Releases?
Wir denken immer noch gleich über die Platte: Wir finden, dass es ein großartiges Album ist. Die Produktion von JB ist unglaublich. Er versteht unsere Musik und weiß, wie man ihr den Extrapunch verleiht. Wir sind außerdem auch sehr happy mit unserem variablen Songwriting und der Abwechslung in den Songs. Es fühlt sich nach einem schönen Schritt nach vorne an. Wir werden auf diese Weise weitermachen, von unseren kleinen Fehlern lernen und versuchen, uns beim nächsten Mal darauf zu konzentrieren, ein noch besseres Album aufzunehmen. Wir suchen bei jedem Release von Neuem dessen Sound aus, aber jetzt wissen wir, dass dies der Sound ist, den wir für unsere Full-Length-Alben brauchen. Für 7″es bemühen wir uns eher um einen dreckigeren Klang, aber für die unsere Alben funktioniert die klare, brutale Produktion am besten.
„Lead Us To War“ ist nach „Justification Of Criminal Behaviour“ von 2005 euer zweites Full-Length-Album. Seitdem ist bei euch zwar in Sachen Veröffentlichungen trotzdem einiges passiert – ihr habt ja eine ganze Menge Splits mit den verschiedensten Bands herausgebracht -, aber inwiefern hat sich in dieser Zeit denn eure Herangehensweise an die Musik verändert? Schreibt ihr eure Songs heute anders oder nehmt sie anders auf als damals, 2005?
Ja, das stimmt, wir waren ein bisschen langsam was Full-Length-Alben angeht, da wir eben diese Masse an Splits gemacht haben. Das ist etwas, was wir von jetzt an ändern wollen. Jetzt im Moment arbeiten wir an einer vollen 7″ und an einer Splitveröffentlichung, aber dann werden wir ein neues Album schreiben. Darauf, auf volle Alben, wollen wir uns mehr konzentrieren. Das ist schon mal eine Sache, die sich geändert hat. Was das Songwriting angeht denke ich, dass wir mehr neue Ideen zulassen und nutzen und dass die Songs facettenreicher sind – nicht mehr nur schnell schnell schnell. Und wir probieren viel mit den drei verschiedenen Sängern rum [Neben Luc betätigen sich auch noch Bassist Bas und Gitarrist Mark am Mikro. – Anmk. d. Red.], machen damit Platz für neue Ideen. Wir haben so viele Möglichkeiten, das versuchen wir auszuloten. Ich glaube, wir machen eine gesunde Entwicklung durch, wobei trotzdem noch jeder weiß, dass das der F.U.B.A.R.-Sound ist.
Und generell: Wie waren denn so die Songwriting- und Aufnahmesessions zu „Lead Us To War“. Kannst du uns ein paar Impressionen verschaffen?
Wir fangen immer damit an, neue Musik zu schreiben, wir proben einen Abend pro Woche und schreiben einen neuen Song pro Woche. Wenn wir fünf neue Songs haben, setzen sich Bas, Mark und ich hin und schreiben die Gesangslinien. Dann fangen wir an, die Songs zu proben. Dieser Prozess geht weiter bis wir genug Songs für die Platte haben und dann buchen wir das Studio.
Gestern habt ihr ein Video namens „Communication Into Nothing“ auf eurem Facebook-Profil gepostet. Wenn Youtube mich nicht anlügt, ist das das dritte Video, das ihr gemacht habt – wie war das denn so, im Vergleich mit den Arbeiten zu euren früheren Videos?
Das ist das erste Mal, dass wir ein tatsächliches Musikvideo gedreht haben, die letzten Videos bestanden alle aus Live-Aufnahmen von verschiedenen Shows, die dann zusammengeschnitten wurden. Diemal fragten wir unseren Freund Joost von Soundshapes, ob er mit uns an einem Clip für den kürzesten Song des Albums arbeiten wollte. Das war eine coole Sache und ich denke, wir werden ein weiteres Video für einen anderen Song auf der CD drehen. Einfach, weil es geil ist, das zu machen.
Gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass das Video „Communication Into Nothing“ heißt? Auf dem Promo-Download, den ich habe, heißt der Song „Everything’s Fucked Up Beyond All Recognition“, während der Song „Communication Into Nothing“ ganz anders klingt … ist da etwas mit meiner Version schiefgelaufen oder war das eine Entscheidung, die ich nicht verstehe?
Ja, ich verstehe in der Tat, dass das komisch aussieht. Irgendwas ist mit der Tracklist falsch gelaufen als das Master erstellt wurde, was wir viel zu spät herausgefunden haben. Die CD, die jetzt in den Läden steht, hat die richtige Tracklist, aber die, die digital für die Promotion herausgesendet wurden, haben noch die falsche Running Order und vermischte Songtitel. Das ist peinlich, aber das Label konnte da auch nichts mehr machen, weil die Promotion schon in vollem Gange war.
Lass uns doch ein bisschen über eure Einflüsse sprechen: Ich höre in eurer Musik natürlich einen starken Einfluss vom Oldschool Grindcore, aber auch Death Metal und Punk Rock – soweit nichts ungewöhnliches. Aber ist es möglich, dass ich auch ein bisschen Black Metal höre? (Vor allem in „Scaring The Monsters“.) Und wie würdest du selbst eure Einflüsse beschreiben? Kannst du ein paar Bands nennen, die sich auf euch als Band und/oder als Musikfans ausgewirkt haben?
Du hast absolut Recht, wir haben uns für den Song von Black Metal beeinflussen lassen. Wir sind da sehr verschieden mit unseren persönlichen Musikgeschmäckern, manche von uns sind Fans von BRUCE SPRINGSTEEN und TOM WAITS, andere hören viel PINK FLOYD oder auch IMMORTAL. Ich persönlich bin ein riesiger Fan von TRAGEDY, VICTIMS und WOLFBRIGADE, aber wir hören auch Bands wie IGNITE, MISERY INDEX, AT THE DRIVE IN, TENACIOUS D, HIS HERO IS GONE, SEVERED HEAD OF STATE, CLUTCH, PHOBIA, BRUTAL TRUTH, DROPDEAD, CROSSED OUT, INFEST und so weiter. Das ist alles so unterschiedlich und wenn du privat Musik hörst, dann kann das passieren, dass du die ganze Woche nur Black Metal hörst. Dann kommst du im Proberaum an und schreibst ein neues Gitarrenriff, welches dann eben nach Black Metal klingt. Das ist so ungefähr, wie das bei uns funktioniert. Und ich finde das cool. Wir sind kein kompletter Oldschool-Grindcore, sondern versuchen, ab und zu mal etwas anderes unterzumischen.
Und da ich es mir relativ schwierig vorstelle, im Grindcore einen einzigartigen, persönlichen Stil zu haben, der sich von anderen Bands des Genres unterscheidet: Was ist denn deiner Meinung nach das, was F.U.B.A.R. wie F.U.B.A.R. klingen lässt? Was sind sozusagen eure eigenen, speziellen Trademarks?
Ich glaube, die Hauptsache ist, dich nicht selbst in die Schublade zu packen, traditionellen Grindcore machen zu müssen – stattdessen probieren wir lieber neue Dinge, versichern uns aber trotzdem, dass es immer noch den F.U.B.A.R.-Sound hat. Wir mischen das alles ein bisschen, manchmal mögen Leute das nicht, manchmal schon. Das ist aber egal, solange wir damit glücklich sind.
Soweit ich weiß, ist „Lead Us To War“ euer erster Output via Hammerheart Records? Wie kam denn dieser Deal zu Stande? Haben sie euch kontaktiert oder kam die Initiative von euch?
Das stimmt, ja. Na ja, das war alles ziemlich einfach. Wir gaben ihnen das neue Album, nachdem wir es aufgenommen hatten, und als sie es hörten, mochten sie es und sagten uns, sie wollten es veröffentlichen.
Soweit sind wir sehr zufrieden mit HHR. Ihre Promotion und Unterstützung ist großartig. Die Kommunikation läuft auch sehr glatt. Als Grindcore-Band erwartest du eigentlich nicht viel mehr als dass dein Album veröffentlicht wird, dass es in Distros auftaucht und dass du selbst ein paar Exemplare hast, um sie auf Shows zu verkaufen. Jedes bisschen Extra ist also schon aufregend. Wir sind sehr zufrieden mit HHR, da sie die Musik, die sie herausbringen, wirklich supporten und selber auch echte Musikfreaks sind.
Und wie ist es so, mit Hammerheart zusammenzuarbeiten, auch im Vergleich mit anderen Labels, mit denen ihr gearbeitet habt?
Wie ich sagte, als Grindcore-Band bist du glücklich über jedes bisschen Mühe, dass dein Label zeigt. Und wir haben immer mit Labels gearbeitet, die ihre Bands supportet und für ihre Releases geackert haben. Wir waren glücklich, dass sie unsere Musik und all unsere Ideen bezüglich Splitveröffentlichungen herausgebracht haben. Wir sind also jedem Label dankbar, mit dem wir gearbeitet haben und das uns unterstützt hat. Hammerheart geben sich die Extramühe, die wir schätzen und das ist, was uns glücklich macht.
Das war’s dann auch schon von mir – vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören natürlich dir!
Stephan, vielen Dank für diese Unterstützung und das tolle Interview, es waren Fragen, die ich mit Freude beantwortet habe. Und auch ein großes Dankeschön an all die Grinder, die uns supporten. Wir sehen uns im Pit!
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