Eyehategod
Interview mit Brian Patton zu "Eyehategod"
Interview
EYEHATEGOD sind nach 14 Jahren Studioalbumpause endlich wieder mit dem selbstbetitelten Comebackalbum „Eyehategod“ zurück im Geschehen! Dabei präsentieren sich New Orleans‘ Sickest, die Mitbegründer des dreckig rohen Sludgecore, musikalisch erneut sehr authentisch abgründig fies. „Eyehategod“ lebt von quälenden Soundkakophonien, wie sie nur die Mannen um Fronter Mike IX Williams so hinbekommen. Wir sprachen mit Gitarrist und Gründungsmitglied Brian Patton.
Zuerst möchte ich dir mein aufrichtiges Beileid zum Tod eures Schlagzeugers Joey LaCaze ausdrücken. Ist es richtig, dass seine Schlagzeugaufnahmen noch auf diesem Album enthalten sind? Könnte man „Eyehategod“ als eine Art Tribut an ihn sehen?
Ja, auf gewisse Weise. Es war so beabsichtigt. Alles war aufgenommen und bereit für das Mixen, als er verstarb. Wir sind sehr dankbar, dass er auf dem Album enthalten ist. Er spielte großartig darauf, und wenn ist das ein Tribut an sein großes Talent, aber auch dafür, ein großartiger Freund gewesen zu sein. Er wird furchtbar vermisst und diese Aufnahmen sind eine sehr schöne Sache, sich an ihn zu erinnern.
„Eyehategod“ ist euer erstes Studioalbum nach 14 Jahren. Wie fühlt es sich an, mit einem neuen Album zurück zu sein? Hattet ihr irgendwelchen Druck gefühlt während des Songwritings oder der Aufnahmen?
Zuerst ist es einfach fantastisch, dass die Aufnahmen fertig sind und das Album jetzt veröffentlicht wird. Das war auf jeden Fall überfällig und wir sind schon dabei, neues Material für das kommende Album zu schreiben. Wir hatten die Absicht, es schon lange fertigzustellen, aber es scheint, dass uns immer etwas dazwischengekommen ist.
Es gab keinen Druck. Wir machten einfach das, was wir immer tun, und alles kam natürlich. Wir schreiben die Musik, die wir mögen, es ist wirklich so einfach, und wenn das auch noch anderen Leuten gefällt, ist das großartig. Aber das letzte, was wir tun, ist zusammensitzen und darüber nachzudenken, was die Leute denken werden, und zu versuchen, diese zufriedenzustellen.
In welchem Zeitraum wurden die neuen Songs geschrieben?
Da gibt es einige Songs, die schon seit einiger Zeit bestehen. Einer von denen, die es nicht auf das Album geschafft haben, wird schon seit einigen Jahren immer wieder von uns gespielt; wie auch einzelne Riffs. Es sind einige Songs übrig von den Aufnahmesessions, welche wir noch in irgendeiner Form veröffentlichen werden. Das meiste Material wurde aber in den letzten beiden Jahren geschrieben, bevor wir mit den Aufnahmen begannen.
Ihr hattet Ende 2012 mit Billy Anderson angefangen aufzunehmen, der auch 1996 „Dopesick“ produziert hatte. Aber diese Aufnahmen konnten nicht fertiggestellt werden. Was waren die Gründe hierfür? Was hatte sich an der Zusammenarbeit im Vergleich zu „Dopesick“ verändert?
Vieles hat sich verändert. Scheiße, die vor Jahren war, als wir zuletzt mit Billy aufgenommen hatten. „Dopesick“ entstand in einem Studio, das viele anderweitige Verpflichtungen hatte und eine strikte Deadline, weshalb wir unter ziemlichem Zeitdruck standen. Es endete damit, dass wir zusammen mit ihm in Kalifornien mixten, und währenddessen gab es Umstände, während wir den Mix hörten, was dazu führte, dass wir nicht exakt das hörten, was wirklich da war. Und es waren nur Joey und ich anwesend. Natürlich nicht die beste Situation für eine gute Aufnahme. Aber wenn ich zurückblicke, mag ich das Album wirklich sehr.
Dieses Mal wollten wir es noch einmal mit Billy versuchen. Er ist ein alter und guter Freund der gesamten Band. Aber wieder einmal lief viel scheiße, und es wurde zu einer unangenehmen Situation für uns alle. Die einzige Sache, die wir verwenden konnten, waren die Schlagzeugaufnahmen. Es war währenddessen eine Filmcrew vor Ort, die eine Dokumentation über Billy filmte, und wir konnten nicht einen Furz lassen, ohne dass eine Kamera auf uns gerichtet war. Wieder einmal waren Umstände vorhanden, die nicht optimal waren, und es fühlte sich alles falsch an, was um uns rum war. Wir wollten diesen Weg nicht weiter einschlagen.
Ihr habt dann mit Stephen Berrigan aufgenommen. Wie verliefen die Aufnahmen mit ihm? Worin siehst du die Unterschiede zwischen Stephen und Billy?
Steve ist auch ein alter Freund von den Anfangstagen der Band und nahm uns in unserem Proberaum auf. Wir haben dort einfach den Bass und die Gitarren gespielt. Es war ziemlich relaxt. Er arbeitet auch da, wo Phil arbeitet, und Mike wohnt daneben, es hat alles gepasst. Steve machte einen großartigen Job.
Das Album wurde von euch selbst finanziert, richtig? Weshalb?
Das ist einfach. Wir wollten niemandem gegenüber Rede und Antwort stehen außer uns selbst. Wir entschieden uns dazu, alles in die eigene Hand zu nehmen, selbst zu finanzieren und dann an Plattenfirmen zu lizenzieren. So haben wir die volle Kontrolle über unser Material und liefern es zu unseren Bedingungen.
Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen „Eyehategod“ und euren vorherigen Alben?
Das ist eine schwierige Frage. Ich persönlich denke, dass es da gar keine großen Unterschiede gibt. Wie ich schon sagte, tun wir einfach das, was natürlich aus uns herauskommt. Es ist ein EYEHATEGOD-Album durch und durch. Es kann sein, dass man den Gesang jetzt etwas besser versteht, es mag hier und da etwas Swing haben, was wir vorher nicht versucht hatten, aber im Gesamten ist es EYEHATEGOD in seiner pursten Form.
Was kannst du uns über euren neuen Schlagzeuger Aaron Hill berichten? Wie seid ihr auf ihn gekommen? Wie ist das Bandfeeling jetzt?
Er ist ein junger Typ, der mit einigen Bands in New Orleans jammt. Ein netter Mensch und großartiger Schlagzeuger. Wir erhielten einige Angebote von besser bekannten Drummern, die mit uns spielen wollten, aber wir wollten es familiär halten. Jim und Gary hatten mit ihm etwas gearbeitet und es passte. Er hat Spaß daran, Teil von EYEHATEGOD zu sein, und spielt wie verrückt. Was kann man schon mehr wollen? Die Band befindet sich in guter Stimmung. Wir sind immer noch dankbar, dass wir das machen können, und erfreuen uns daran.
Ihr feiert jetzt auch euer 25-jähriges Jubiläum mit EYEHATEGOD. Was waren denn die Highlights eurer Karriere? Eure Band wird von anderen auch immer wieder gerne als ein Hauptgrund genannt, selbst solche Musik zu spielen – hattet ihr jemals erwartet, dass eure Musik mal solch einen Kultstatus erreichen kann?
Zur Hölle, nein! Wir haben nie versucht, sowas zu erreichen. Wir spielen einfach die Musik, die uns gefällt und die wir selbst gerne hören. Wenn wir jemanden beeinflusst haben, ist das natürlich zweifelsohne ein Kompliment für uns.
Es gab viele Highlights, für mich war es immer das Reisen. Ich kam durch die Band an einige fantastische Orte, und die Möglichkeit, das zu machen, indem man einfach Musik spielt, ist eine wundervolle Sache. Wir waren glücklich genug, eine volle Tour mit PANTERA in den Neunzigern gespielt zu haben, das war eine großartige Zeit!
Wo wir gerade bei PANTERA sind, die ja auch aus New Orleans stammten. Hat sich die berühmte Szene eurer Heimatstadt in den letzten Jahren auf irgendeine Weise verändert?
Die Clubs, in welchen wir spielen, wechseln hier und da, aber das familiäre Verhältnis der Szene in New Orleans ist stärker als jemals zuvor. Da sind einige neue Gesichter und neue Bands, aber die meisten Leute, die Musik spielen, machen das schon seit Jahren. In anderen Worten gesagt: Es hat sich nicht viel verändert. Das ist ziemlich gut für uns.
Werdet ihr nach Deutschland auf Tour kommen?
Wir haben definitiv geplant, mit unserem neuen Album eine Tour zu spielen. Wir versuchen, das für später in diesem Jahr klarzumachen. Eine Sache, die wir hassen, ist die verfluchte Politik des Musikgeschäfts. Wir hoffen, dass das letztendlich alles noch in Kürze klappt, ansonsten wird es sich auf Anfang nächsten Jahres verschieben.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir für das Interview. Ich schätze das sehr und kann es kaum erwarten, wieder in Europa zu spielen. Musik zu machen ist alles, was wir können, und wir möchten uns auf diesem Weg bei allen Leuten bedanken, die unsere Musik anhören!
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