Extol
Interview mit David Husvik zum selbstbetitelten Comeback-Album
Interview
Nach einer langen Auszeit haben sich die norwegischen Prog-Metaller EXTOL vor kurzem mit ihrem selbstbetitelten Comeback-Album eindrucksvoll zurückgemeldet. Grund genug für uns, Drummer David Husvik etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. Dabei erfuhren wir nicht nur, wie sich die „neuen“ EXTOL von den „alten“ unterscheiden, sondern auch, dass die Zukunft des Metals in uneingeschränkter Kreativität liegt und warum die Band uns ihr neues Material vorerst leider nicht live auf der Bühne präsentieren kann.
Hey David, alles klar bei euch? Danke, dass ihr mir ein paar Fragen beantwortet!
Hallo, bei uns ist alles bestens. Danke, dass du unserer Band deine Aufmerksamkeit widmest!
Ihr habt gerade ein großartiges neues Album veröffentlicht und sowohl die Fans als auch die Presse scheint es sehr zu mögen. Hattet ihr mit diesem einhellig positiven Feedback gerechnet oder hat euch das doch überrascht?
Ich muss sagen, dass wir alle von den Reaktionen auf das neue Album überwältigt sind. Wie du sagst scheinen sowohl Fans als auch Medien ihre Freude an dem Material zu haben, in das wir so viel Arbeit gesteckt haben. Einerseits ist es erstaunlich, dass sich so viele Leute noch an uns erinnern, aber auf der anderen Seite sind wir total überzeugt von den Songs und dem Endprodukt, das wir nun präsentieren können. Insofern sollte es eigentlich keine allzu große Überraschung sein, dass es anderen ebenfalls gefällt.
Vor den Arbeiten an diesem Album habt ihr eine mehrjährige Auszeit von EXTOL genommen. Was waren die Gründe dafür und wie wusstet ihr, dass die Zeit reif ist, wieder als Band zusammenzukommen?
Wir brauchten ein wenig Luft zum Atmen, schätze ich. Wir haben 14 Jahre lang ununterbrochen Gas gegeben und einige von uns mussten einen Gang zurückschalten um unser Privatleben zu ordnen. Peter hatte mit einem Tinnitus zu kämpfen, er konnte keine lauten Geräusche mehr ertragen, und ohne ihn konnten EXTOL nicht existieren. Es gab einfach zu viele Anzeichen dafür, dass es das Beste wäre, die Band für eine Weile auf Eis zu legen.
Ich war schließlich derjenige, der als erstes versuchte, das Boot wieder zu Wasser zu lassen, aber nach einigen Anläufen gab ich es irgendwie auf. Erst nachdem wir vor zwei Jahren Pläne für eine mögliche Dokumentation über die Band diskutierten, schlug Peter vor, dort weiter zu machen, wo wir 2007 aufgehört hatten. Ursprünglich sollte auch EXTOLs Original-Gitarrist Christer Espevoll Teil des Line-Ups sein, aber das war zeitlich nicht machbar für ihn. Daher beschlossen Ole (Børud, Gitarre/Bass – Anm. d. Red.), Peter (Espevoll, Christers Bruder und EXTOL-Sänger – Anm. d. Red.) und ich die Sache alleine ins Rollen zu bringen.
Wie würdest du die Entwicklung der Band seit ihrer Gründung beschreiben? Worin unterscheiden sich die „neuen“ EXTOL von der „alten“ Band vor eurer Auszeit?
Mitte der Neunziger fingen wir mit einer schnellen, progressiven Mischung aus Death- und Black-Metal an. „Undeceived“ aus dem Jahr 2000 zeigte uns als technischere Death-lastige Band. Auf „Synergy“ von 2003 entwickelten wir uns weiter, kehrte aber zugleich auch zu unseren Wurzeln im Thrash-Metal zurück. Fusion-Elemente machten dieses Thrash-Album aber etwas merkwürdig und möglicherweise einzigartig. „Blueprint“ von 2005 ist gleichermaßen ein Alternative-Metal Album wie ein Progressive-Rock-Album. Die Scheibe hebt sich von den anderen deutlich ab, weil beide Gitarristen neu waren und sie den Sound drastisch beeinflusst haben.
Als wir uns nun neu formierten, um ein neues Album zu machen, griffen wir den Death-Metal-Faden dort auf, wo wir ihn im Jahr 2000 zurückgelassen hatten, aber gleichzeitig bemühten wir uns, uns zu erneuern, innovativ zu sein und unserer Kreativität keinerlei Grenzen zu setzen. „Extol“ ist wesentlich druckvoller als die vorherigen Alben, es verfügt über eine bessere Produktion und ist in meinen Augen ein „vollendetes“ Album.
Wann habt ihr mit dem Songwriting für das neue Album begonnen? Hat sich eure Kompositionsweise nach der langen Pause verändert?
Mit dem eigentlichen Songwriting-Prozess begannen wir vor rund zwei Jahren, einige der Ideen stammen aber noch von unseren frühen Jahren, andere entstanden irgendwann während unserer langen Auszeit. Peter und ich hatten seit neun Jahren keine Songs mehr mit Ole zusammen geschrieben, nach dieser langen Zeit wieder zusammenzukommen hat uns daher sehr inspiriert. Die Vorgehensweise war diesmal komplett anders, wir haben überhaupt nicht gemeinsam geprobt. Die meisten Ideen wurden als MP3-Dateien per E-Mail hin und her geschickt und wir trafen uns dann immer wieder, um die Songs zusammenzusetzen. Seinerzeit entstanden die meisten Stücke ausschließlich im Probenraum.
Eure Musik ist sehr vielschichtig und setzt sich konsequent über klassische Genre-Grenzen hinweg, was in eurer Anfangszeit noch eher ungewöhnlich war. Wie schätzt du die Entwicklung innerhalb der Musikszene seit damals ein?
Ich denke, dass heute immer mehr Bands ihren musikalischen Horizont erweitern und das halte ich für eine gute Sache. Ich respektiere diejenigen, die einem bestimmten Genre treu bleiben und ihre eigene Vorgehensweise dabei immer weiter verfeinern, aber man verpasst so viel, wenn man seine Kreativität einschränkt. Ich hoffe, dass der Metal und seine Erschaffer sich in Zukunft noch aufgeschlossener zeigen werden. Auf diese Weise könnte das Genre jene Fans, die vor vielen Jahren aus Langeweile die Lust daran verloren, zurückgewinnen.
Welche neuen Bands findest du derzeit am spannendsten?
Wenn ihr es nicht ohnehin schon getan habt, solltet ihr unbedingt mal CONVERGE, REVULSED, THE MEALSBEAST EXPERIMENTS und DROTTNAR antesten.
Wann können wir hier in Deutschland damit rechnen, EXTOL wieder live zu sehen? Gibt es schon konkrete Tour-Pläne?
Bislang gibt es noch keine Pläne. Unser Sänger Peter kämpft immernoch mit seinem Tinnitus und sorgt sich wegen der Lautstärke auf der Bühne. Das macht die Sache schwierig im Bezug auf zukünftige Live-Shows. Es gibt nichts, was wir lieber tun würden, als loszuziehen und das neue Material live zu spielen. Aber so wie die Dinge momentan stehen, wird es möglicherweise noch eine Weile dauern, bevor das passieren wird.
Gibt es sonst noch etwas, was du den Fans hier in Deutschland mit auf den Weg geben möchtest?
Nun, ich empfehle euch dringend, unser neues Album „Extol“ zu kaufen, das in zwei unterschiedlichen CD-Versionen, als Download und auch auf Vinyl erschienen ist. Ende des Jahres wird auch eine Dokumentation über EXTOL erscheinen. Passt auf, dass ihr das nicht verpasst!
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Stile | Djent, Melodic Death Metal, Neo-Thrash, Progressive Metal |
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