Extol
Extol
Interview
Am 17. September gastierten die Norweger EXTOL im Zuge ihrer Supporttour für OPETH im Hamburger Grünspan. Ein Indiz dafür, dass mit dem überraschenden Album „Blueprint“ nun endlich die Türen für größere Fanscharen geöffnet werden. Während mein Kollege Thomas OPETH-Tausendsassa Mikael Åkerfeldt auf den Zahn fühlte, gesellten sich mit Ole Halvard Sveen und dem wiedereingestiegenen Tor Magne Glidje zwei völlig übermüdete EXTOL-Gitarristen zu mir.
Euer aktuelles Album heisst “Blueprint” [dt.: Blaupause, Entwurf, Anm.d.Red.]. Eine Blaupause wofür?
Ole: Der volle Titel des Albums ist „The Blueprint Dives“ und bezieht sich eher auf die Lyrics, die als Fragmente einen Teil des Ganzen ausdrücken sollen…
Tor: Der Titel spiegelt den Fakt wieder, dass unser Verständnis der Realität und des Lebens eigentlich nur eine Kopie ist, eine bescheidene Methode unsere Gedanken und unsere Umwelt zu interpretieren.
Es ist ja nun schon eine Weile her, seit Ihr „Blueprint“ veröffentlich habt. Wie sind seitdem die Reaktionen der Fans und der Presse ausgefallen?
Ole: In Europa waren die Reaktionen größtenteils positiv. Ich denke mit „Blueprint“ adressieren wir ein größeres Publikum. Wir haben z.B. auch Feedback von Leuten erhalten, die nur auf pure Rockmusik stehen und das ist cool. Ebenso haben sich aber auch Vollblutmetaller positiv geäußert. Beim US-Markt ist es etwas anders, da drüben momentan der Metalcore sehr groß ist. Unsere Musik geht ja in eine völlig andere Richtung, daher ist es für uns schwerer dort Fuß zu fassen. Im Großen und Ganzen waren es aber positive Reaktionen.
Mit Euren ersten drei Alben hattet Ihr eher den Status eines Insider-Tipps. Hat sich das seit „Blueprint“ geändert?
Ole: Ich würde sagen ja.
Tor: Ich denke auch, zumindest gehen wir in die richtige Richtung. Wir erreichen mehr Menschen, was wir z.B. auch solchen Touren wie der mit OPETH zu verdanken haben.
Ole: Genau, unsere Touren sind jetzt auch größer als zuvor. „Blueprint“ hat einfach ein größeres Potential, auch was z.B. den Mitsingfaktor der Songs angeht.
Hättet Ihr denn aus heutiger Perspektive irgendetwas anders gemacht, oder ist „Blueprint“ immer noch das Album, das ihr damals machen wolltet?
Ole: Es war damals das richtige Album und ist es heute auch noch. Wir spielen die Songs immer noch gerne Live. Für uns ist „Blueprint“ immer noch frisch und ich denke nicht, dass es uns in nächster Zeit ermüden wird.
Letztes Jahr verließen Euch beide Gitarristen. Einer davon, Christer Espevoll, ist der Bruder Eures Fronters Peter. Wie hat er reagiert, als Christer seinen Ausstieg bekannt gab?
Ole: Es war für uns alle eine seltsame Situation, denn zu der Band gehörten eigentlich immer David [Husvik, Drums, Anm.d.Red.], Peter und Christer. Plötzlich wollte Christer sich nicht mehr in dem Maße in die Band einbringen, wie es die anderen Jungs taten. Es gab keinen Streit oder so etwas, beide Parteien haben ihre unterschiedlichen Pläne akzeptiert, also gab es auch keine Wut oder Hass. Mit zwei neuen Gitarristen ist es so etwas wie ein Neuanfang. Wir wollen die Band zu neuen Ufern führen, also mehr Gigs spielen und so weiter.
Entgegen der Majorität der meisten norwegischen Bands seid Ihr nicht einfach in die Schublade des norwegischen Death/Black Metals zu stecken. Wie würdet Ihr jemanden, der keine Ahnung hat, was Ihr macht, Eure Musik beschreiben?
Tor: Uh, das könnte ein Problem werden, hehe. Viele Leute würden wahrscheinlich nicht zustimmen, wie auch immer wir unsere Musik betiteln, eben weil sie so verschieden von „normaler“ Musik ist. Es muss wohl so etwas sein wie…experimenteller…Hard Rock mit…Metaleinfluß, hehe.
Ole: Wenn man sich unser aktuelles Album kauft und ein reines Death Metal Album erwartet, wird man enttäuscht sein. Ebenso wird man enttäuscht sein, wenn man denkt, es wäre ein Hardcore oder Rockalbum. Man muss aufgeschlossen sein und der Musik richtig zuhören.
Auch wenn Ihr keine Hellseher seid: Denkt Ihr denn, die experimentellen Elemente könnten jemals den Metalanteil überwiegen?
Tor: Das ist wirklich schwer zu sagen, denn ich denke die energischen, aggressiven Elemente werden immer vorhanden sein, wie auch immer die aussehen mögen. Ich finde eh, das unsere Musik kein Metal mehr ist aber sie ist immer noch harte Musik. Auf die Popschiene werden wir aber nie abgleiten, haha!
Habt Ihr bereits angefangen an neuem Material zu arbeiten und wenn ja, könnte Ihr uns sagen, in welche Richtung es diesmal geht?
Ole: Wir haben bereits einige Ideen zusammen, haben aber noch nicht angefangen sie zu proben oder auszuarbeiten. Ich denke aber, dass das kommende Album „Blueprint“ ähnlicher sein wird, als den vorrigen drei Alben. Es wird also kein großer Schritt in eine andere Richtung.
Tor: Es wird keine so große Überraschung, wie es „Blueprint“ war.
EXTOL existieren nun schon seit etwas mehr als zehn Jahren. Was war der absolute Höhepunkt und was der absolute Tiefpunkt Eurer Karriere?
Ole: Der Tiefpunkt war definitiv die beschissenste Tour, die wir je hatten, nämlich unsere US-Tour diesen Sommer. Zwei Wochen nach Tourbeginn mussten wir unseren Manager feuern, weil so einige unschöne Dinge passiert sind. Die Tour fiel einfach auseinander. Eigentlich sollten wir ganze drei Monate durch die Staaten touren aber nach zwei Monaten brachen wir die Zelte ab und fuhren nach Hause, weil es für uns wirtschaftlich nicht mehr tragbar war.
Tor: Wir konnten es uns nicht mehr leisten, drüben zu bleiben. Plötzlich hatten wir keine Gigs mehr und verloren durch die ganzen Probleme eine Menge Geld.
Ole: Wir hofften zwar, dass diese Tour der Kracher werden würde aber im Endeffekt war es alles fucked up. Der Höhepunkt dagegen ist sicherlich unsere momentane Europatour mit OPETH. Wir können jeden Tag vor etwa 1000 Leuten spielen, das ist einfach überwältigend. Die Jungs von OPETH sind absolut nette Jungs, ebenso wie ihre Crew. Alles läuft einfach perfekt!
Letzte Frage für heute: Habt Ihr mit Eurer Glaubenseinstellung [Alle Mitglieder von EXTOL sind gläubige Christen, Anm.d.Red.] Probleme in der Szene?
Ole: Nicht mehr. Als Black Metal in Norwegen so richtig groß und die ganze Scheisse dort abging, war es schon stressig für uns. Mittlerweile respektieren uns die Leute so wie wir sind und wir tun ihnen gegenüber das Gleiche. Es ist also keine große Sache mehr.
Tor: Es gibt immer Leute, die ein Imageproblem mit EXTOL haben mögen. Dass wir nicht böse genug sind oder so. Das ist aber kein Problem für uns, sondern eher ein Problem dieser Leute, die unbedingt auf ein solches Image achten.
Dann danke ich Euch für das Interview und wünsche Euch alles Gute für die heutige Show und Eure Zukunft.
Danke Dir und auch an alle Fans, die uns supporten und auf unsere Gigs kommen. Das bedeutet uns wirklich viel.
Mehr zu Extol
Band | |
---|---|
Stile |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37295 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!