Exmortem
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Interview
EXMORTEM sind eine der dienstältesten dänischen Death Metal-Bands, obgleich sich in der Truppe keinerlei wirkliche Gründungsmitglieder mehr befinden. Vermutlich unter anderem geprägt durch den stetigen Line-Up-Wechsel, fahren die Jungs auf ihrem neuen Album "Funeral Phantoms" eine ungewohnt brachiale Schiene. Dazu stand metal.de das konstante Glied der Band, Gitarrist und Songwriter Martin Thim, Rede und Antwort.
Cheers Martin! Was läuft so in Dänemark?
Hi, es wird gerade richtig kalt hier, aber uns geht es prächtig. Wir haben soeben eine Show beim Aalborg Metal Festival gespielt, das war wirklich großartig. Es ist wirklich super, das neue Material endlich Live zu präsentieren – wir haben bisher noch auf keines unserer Alben derart intensive Reaktionen erhalten.
Damit möchte ich auch direkt fortsetzen, also mit eurem bald erscheinenden Album “Funeral Phantoms”. Wo liegt die Quintessenz eures bisher sechsten Albums? Gibt es wesentliche Unterschiede, die man im Hinblick auf euer älteres Material nennen sollte?
Die Essenz des neuen Albums liegt ganz sicher in der dunklen Atmosphäre, die wir dort gezeichnet haben, die ist wichtiger als alles andere. Das war unser wahres Ziel und wir waren wirklich erfolgreich. Es gibt sehr viele Unterschiede verglichen mit den älteren Sachen. Die Songstrukturen, die Geschwindigkeit (es existieren viel mehr langsamere Parts), die Vocals, der Sound und wie gesagt das gesamte Feeling. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis und haben auf ein Neues bewiesen, dass wir uns mit jedem Release weiterentwickeln und uns immer noch übertreffen können!
Auf “Funeral Phantoms” habe ich viele langsame, groovende Parts wahrgenommen, die eine düstere, undurchschaubare Atmosphäre transportieren. War das eure Intention, den blastenden Death Metal etwas zurückzuschrauben und mehr Atmosphäre einzubringen?
Absolut! Du hast den Nagel voll auf den Kopf getroffen, für uns war die Atmosphäre das Wichtigste, nicht Technik, Speed oder sonst irgendwas. Weißt du, schnell und technisch anspruchsvoll zu spielen kann durchaus sehr brutal sein, allerdings denke ich mittlerweile, dass “Funeral Phantoms” unser bisher brutalstes Werk ist, da dieser Stil vom Feeling her viel intensiver ist.
Ihr habt ja in vielen verschiedenen Studios um Aarhus herum aufgenommen. Warum habt ihr nicht ein Studio gewählt, indem ihr das gesamte Album aufnehmt? Wo haben denn die Aufnahmen überall stattgefunden und wie diese Phase für euch?
Wir wollten diesmal grundlegend anders vorgehen und haben die Aufnahmen daher vollständig selber übernommen. Wir hatten eigentlich nicht eingeplant, verschiedene Plätze zum Aufnehmen zu verwenden, aber das hat sich dann so ergeben. Wir hatten eine genaue Vorstellung von dem, was als Ergebnis herauskommen sollte, demnach waren wir auch fähig alles so zu realisieren, auch wenn es manchmal ein wahrer Kampf war. Wir haben unseren Rehearsal benutzt, ein Studio und ein kleiner Raum, der mal zu einem Studio werden soll. Es spielt aber keine Rolle, ob der Raum nun grün oder blau ist, solange du weißt, was du willst. Im Vergleich zu den anderen Releases, haben wir keine Voraufnahmen von den Vocals, Extra-Gitarren usw. gehabt, sodass die Studio-Phase auch eine sehr Kreative war.
Wieder habt ihr einen neuen Mann hinter den Fellen. Mit Michael Pedersen und besonders Reno Killerich hattet ihr zwei Drummer mit viel Erfahrung und weiteren berühmten Projekten im Team. Was kannst du über Morten Siersbæk erzählen? Ist er fähig, die hohe Drummer-Qualität bei EXMORTEM aufrecht zu erhalten?
Morten ist ein sehr guter Drummer, der die Linie unserer hochklassigen Schlagzeuger ganz sicher weiterführt. Ich ziehe es wirklich vor mit Morten zu arbeiten, anstelle von irgendeinem unserer vorherigen Mitglieder.
Da ihr in EXMORTEM schon länger keine Gründungsmitglieder mehr beherbergt, denkst du ihr repräsentiert die grundsätzliche Marschroute der Band noch immer, oder hat sich ebendiese mit den viele Line-Up-Wechseln auch geändert?
Wir haben uns ganz sicher über all die Jahre verändert und es wäre auch garantiert langweilig, wenn nicht. Ich habe kein Problem mit der Tatsache, dass sich keine Gründungsmitglieder mehr in EXMORTEM befinden. Ich war bereits in der Band, als das erste Album erschien und den Namenswechsel habe ich auch mitbekommen (von MORDOR in EXMORTEM). Demzufolge fühle ich mich nahezu als Gründungsmitglied, ich bin jetzt 13 Jahre bei EXMORTEM aktiv, auch wenn ich nicht selber auf dem Debüt zu hören bin.
Wenn du die Einflüsse von EXMORTEM kategorisieren müsstest, wo würdest du da ansetzen? Ich bin mir sehr unsicher, da sich meiner Ansicht nach viele Stile zu einem Grundgerüst zusammensetzen.
Ja, richtig! Unsere Einflüsse stammen von überall her…wirklich schwer zu sagen, wir mögen allesamt unterschiedliche Sachen. Solange es nicht die richtige Art von Atmosphäre und Feeling aufbaut, kann ich mit sämtlicher moderner Mucke nichts anfangen – zu glatt gebügelt, zu freundlich klingend, ich bevorzuge es hart und rau, hehe.
Der Titeltrack eures neuen Albums ist inspiriert durch die serbischen Todeskommandos in deren Bürgerkrieg in den Neunziger-Jahren. Wie kamt ihr zu diesem Thema? Thematisch hebt sich der Song etwas von den Anderen ab, die weitestgehend von menschlicher Schwäche erzählen. Ich gehe mal davon aus, das Artwork steht in Verbindung damit, richtig?
Die Inspiration für diesen Song kam ursprünglich durch eine Fernsehsendung zu diesem Thema, die Mich sehr beschäftigt hat. Dennoch passt das ganz gut in das Konzept auf “Funeral Phantoms”, da Kriege schließlich auch irgendwo das menschliche Versagen repräsentieren. Das Konzept ist sehr ANTI, wenn man das so sagen kann – das Ganze korrespondiert natürlich auch mit dem Cover.
Denkst du die Menschheit ist zu schwach, um den Aufbau von Regimes, die auf Religion basieren zu stoppen? Wie würde eine perfekte Welt in deinen Augen ausschauen?
So wie es momentan aussieht, scheint es nicht so, als würde die Menschheit irgendwann aufwachen. Du kannst einzig auf kommende Generationen hoffen, doch im Kern läuft hier zweifelsfrei einiges falsch und es passiert viel Scheisse! Um eine perfekte Welt zu beschreiben, bräuchte ich locker ein dickes Buch, aber es wären definitiv wesentliche Veränderungen notwendig!
Dänischer Death Metal erfreut sich im Underground gerade großer Beliebtheit. Ich gehe mal davon aus, dass du schon viele Jahre in dieser Szene verkehrst. Hast du vielleicht einen Geheimtipp auf Lager, von dem wir bisher noch nichts gehört haben könnten?
Ich kenne eigentlich keine dänische Death Metal Band, die sehr unbekannt ist und die ich dringend weiterempfehlen würde. Allerdings mag einer noch sehr jungen Truppe wie AVARICE in einiger Zeit vielleicht ein großer Wurf gelingen – wenn sie denn so weitermachen.
Abgesehen von ein paar wenigen Bands wie EXMORTEM, ILLDISPOSED oder PANZERCHRIST, kommen jetzt nicht gerade die ganz großen Death Metal Gruppen aus Dänemark, obwohl bei euch viele Bands existieren, die sicher das Zeug dazu hätten. Woran mag das liegen? Wird Metal in Schweden oder Finnland besser unterstützt als in Dänemark? Wie siehst du das?
Ja, in Dänemark gibt es derzeit haufenweise gute Bands, deren Musik besser als je zuvor ist. Ich denke dahingehend sind wir im Aufschwung – Dinge beginnen sich in die richtige Richtung zu entwickeln, viel mehr Bands erhalten internationale Plattenverträge, spielen Touren und so weiter. Wir sind also auf dem Weg nach ganz oben, aber du musst bedenken, dass dies ein langer Prozess ist, daher ist es schon richtig zu sagen, dass Schweden und Konsorten noch die Nase vorn haben.
Zum Schluss danke ich dir für das Interview und gratuliere nochmals für das gute “Funeral Phantoms”! Die letzten Worte gebühren selbstverständlich dir!
Vielen Dank für das Interview, wir sind gespannt auf die Reaktion der Fans auf unser neues Album und freuen uns besonders die Songs jetzt Live präsentieren zu können!
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