Exit Eden
"Das Nonplusultra ist es, eigene Songs zu performen."
Interview
EXIT EDEN veröffentlichen heute fast sieben Jahre nach ihrem Debütalbum „Rhapsodies In Black“ ihr neues Album „Femmes Fatales“, auf welchem neben Coversongs im Symphonic-Metal-Gewand erstmals auch sechs Eigenkompositionen zu finden sind. Wir haben mit einer der drei Sängerinnen, Anna Brunner, über das neue Album, die lange Abwesenheit und die Zukunft der Band gesprochen.
Hi Anna, ich hätte ja nicht gedacht, dass ich dieses Interview führen würde. Was hat euch nach sieben Jahren bewogen, das Kapitel EXIT EDEN noch einmal aufzuschlagen?
Es ist natürlich nicht so, dass wir sechs, sieben Jahre gewartet haben, um dann in einem Jahr dieses Ding rauszuhauen. Wir wollten schon nach der ersten Platte eine zweite machen. Es war schon besonders, dass das so lief, mit diesen Coverversionen im Symphonic-Metal-Stil und uns vier Ladies, die sich vorher noch nicht alle kannten. Als es dann um Album Nummer zwei ging, kam der Labelwechsel von Starwatch zu Napalm Records, das hat sich alles ein bisschen gezogen. Als wir dann bereit zum Loslegen waren kam Covid und dann hat es alles wieder zwei Jahre gedauert, bis man wusste, ob es weitergeht. Doch dann haben wir uns wieder zusammengefunden und die Scheibe fertig gemacht.
Das war lustig, wir haben beim Release der ersten Single über WhatsApp zusammen geschrieben und konnten alle nicht fassen, dass das jetzt wirklich passiert. Wir drei Mädels sind wirklich happy damit. Jetzt sind wir da und es ist auch so schön, dass die Leute noch Interesse haben. Das ist für mich nicht selbstverständlich.
Dieses Mal seid ihr ja auch mit eigenen Songs am Start. Wie kam es denn dazu, war das zum Zeitpunkt der ersten Scheibe schon eine Idee?
2017 war das noch ein reines Coverding, da war das ja auch noch keine so große Sache, dass man Popsongs in Metalsongs umbaut. Für uns ist das super cool, die Songs zu covern und in ein eigenes Gewand zu stecken, aber das Nonplusultra ist es, eigene Songs zu performen. Da kannst du noch mehr Gefühl reinbringen in deine eigene Performance. Das Feeling, etwas ganz Neues zu erschaffen, ist halt mega schön. Wir sind deswegen mega stolz darauf, dass wir uns etwas treu geblieben sind mit den sechs Coversongs, aber eben auch sechs eigene Songs kreieren konnten für die zweite Platte.
Wonach habt ihr denn die Coversongs ausgewählt? Sind das alles Favoriten von einer von euch?
Witzig ist, dass ich nach der ersten Platte eine riesige Liste mit Songs, die ich im EXIT-EDEN-Stil gut fände auf dem Handy hatte. Aber als es dann um die Songs für die Scheibe ging, ist uns klar geworden, dass wir nicht zufällig irgendwelche Songs zusammenwerfen wollen, sondern, dass es alles aus einem Guss kommt und ein Album wird, das du am Stück anhören kannst und zusammen mit den eigenen Songs auch nach einem zusammenhängenden Album klingt. Es sollte keiner klanglich rausfallen. Wir sind ein bisschen erwachsener geworden bei der Wahl der Coversongs.
Der Symphonic Metal und die Düsternis unserer Musik ist uns natürlich wichtig. Es sollte bei den Coversongs also von der Thematik oder dem Feeling, der Musik oder dem Grundvibe des Originals her zu unserer Idee passen.
Die Spannbreite ist ja auch wirklich groß, alte Songs, neue Songs, mal Männer, mal Frauen am Mikrofon…
Wir haben ja mit Hannes Braun (KISSIN‘ DYNAMTITE – Anm. d. Red.) zusammengearbeitet bei der Produktion und letzten Endes war es dann eine gemeinsame Entscheidung zwischen ihm und dem Label. Er als Produzent hat sich halt schon vorstellen können, dass dieser Song mit uns Sängerinnen im sinfonisch-bombastischen Stil gut passen könnte. Wir sind auch ganz froh, dass wir das ein bisschen abgeben konnten und sind aber auch mega happy mit der Auswahl und haben uns total gefreut, die im Studio einzusingen.
Wie habt ihr drei Sängerinnen denn die Gesangsparts unter euch aufgeteilt?
Das Schöne ist ja, dass Hannes uns alle drei kennt und er als Produzent kennt auch unsere anderen Bands. Er hat eine Idee, die musikalisch sehr oft stimmt und gleich gut anfühlt. Aber wir haben im Studio oft auch einfach ausprobiert. Oft war aber klar, die macht die Strophe, ich mache die etwas rougheren Parts oder irgendwelche Shouts.
Zuerst war Marina im Studio, da war ich auch dabei, danach habe ich meine Parts aufgenommen und zum Schluss kam Clementine ins Studio. Das hat sich so ein bisschen aufgebaut. Schön war für mich, dass ich bei allem mit dabei sein konnte und mit allen an diesem kreativen Projekt arbeiten konnte. Wir haben jetzt nicht alle alles eingesungen und dann hat der Produzent ausgewählt, sondern wir hatten schon eine Idee vorneweg.
Wer hat denn die Instrumente eingespielt?
Wir haben in unserem Produzentenumfeld die üblichen Verdächtigen, mit denen man gerne arbeitet. Jim Müller von KISSIN‘ DYNAMITE und auch LEAGUE OF DISTORTION hat viele Gitarren eingespielt. Unser anderer Produzent Julian Breucker hat auch viele Gitarren eingespielt. Wir haben einfach ein eingespieltes Team, bei dem wir wussten, dass es läuft und auch vom Stil her passt. Jim hat mit uns von EXIT EDEN auch schon einmal einen Gig gespielt.
Apropos Gig: Wie sieht es denn mit Liveauftritten in kommender Zeit aus?
Wir sind mega heiß darauf, die Musik auch live zu spielen, aber wir müssen jetzt auch ein bisschen abwarten, wie das neue Album angenommen wird. Du hast es ja schon selber angesprochen, dass man nach dieser langen Pause nicht weiß, ob das Interesse noch da ist. Ich glaube zwar, dass schon, aber auch von Labelseite wollen die erstmal abwarten und gucken, wie es läuft. Ich bin guter Dinge, dass wir dann auch auf Tour gehen oder einzelne Konzerte und Festivals spielen. Für uns wäre das riesig.
Mit dem Albumtitel „Femmes Fatales“ und euch drei als Sängerinnen präsentiert ihr euch als rein weibliche Metalband. Davon rücken in letzter Zeit immer mehr in den Fokus. Ist das für euch auch Part eures Images, oder würdet ihr auch einen Sänger aufnehmen, wenn der gut zu euch passen würde?
Du stellst Fragen (lacht). Ich habe da nicht so drüber nachgedacht. Wir haben ja ein Feature mit Marko Hietala, es ist ja nicht so, dass wir was gegen Männer haben. Ich weiß es nicht, wir drei harmonieren einfach gut zusammen. Klar, bei der Platte „Femmes Fatales“ passt es natürlich gut, wenn man auch für das weibliche Empowerment mit steht, aber da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht.
Ich habe dabei an NERVOSA, CRYPTA oder die BURNING WITCHES gedacht, die ja bewusst Frauenbands bleiben. Die Frage rührt eher daher, dass ich es total schade finde, dass der Metal immer noch so eine männerdominierte Gemeinde ist und Musikerinnen gerne noch mehr im Genre ankommen können.
Auf jeden Fall! Wir sind auf einem guten Weg, aber noch längst nicht bei der Ausgeglichenheit, die hoffentlich eines Tages erreicht wird.
Dann wäre es ja gut, wenn ihr nicht wieder sieben Jahre für eine neue Platte braucht.
Das stimmt, wir haben sogar schon Ideen für ein nächstes Album, aber wir bremsen uns auch. Wir wollen im Hier und Jetzt sein und erst einmal diesen Schritt gehen und genießen. Wir brennen aber alle dafür, dass es auch weitergeht mit uns und nicht noch einmal sieben Jahre dauert.
Wie habt ihr es denn geschafft, Marko Hietala für das Feature zu gewinnen? Ich weiß, dass er eigentlich eher featurescheu ist.
Wir hatten das nicht geplant mit ihm. Wir hatten den Song im Studio eingesungen und als ich den Part mit „Rush, get away!“ gesungen habe, meinte Hannes, ich sollte das wie Marko Hietala singen. Dann haben wir uns angeschaut und gedacht, das wäre ja eine krasse Idee. Napalm und Hannes haben das dann möglich gemacht.
Wenn du Featureanfragen bekommst und selber schon raushörst, dass das zu dir passt und du dich darin wohlfühlst, dann sagt man eher bei einem Feature zu, als bei einem wo man die Musik vielleicht nicht so toll findet und nicht an das Projekt glaubt. Also ich glaube, er hat schon an das Projekt geglaubt und wird den Song toll gefunden haben. Es ist ihm ein bisschen auf den Leib geschrieben.
Wenn wir noch auf das Cover der Scheibe zu sprechen kommen. Für mich versprüht das so ALICE-COOPER-Vibes, was ja auch zum „Poison“-Cover passen würde. Wie seid ihr auf die Gestaltung gekommen?
Wir drei haben viel überlegt, wie es auf Fotos, Videos und von der Stimmung her aussehen sollte. Es ging noch mehr von Marina und Clementine aus, die sind da richtig aufgegangen und haben super Ideen gehabt. Wir wollten die Gegenbewegung zum klassischen Metal sein, wir wollten das Poppige mit den Designerkleidern, mit diesem etwas Schickeren, mit dem düsteren Hintergrund, diesen ALICE-COOPER-Vibe, das hast du schon gut benannt, verbinden. Das ist ja auch EXIT EDEN, wir kommen aus verschiedenen Welten und werfen das zusammen. So ist dann durch Probieren dieses Artwork entstanden.
Damit sind wir dann auch schon am Ende angekommen, wenn du noch letzte Worte loswerden möchtest, dann gerne!
Ich betone am Ende immer noch gerne, wie glücklich ich darüber bin, dass die Leute noch Interesse an EXIT EDEN haben. Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass nach so langer Zeit ohne neue Platte dann noch Interesse da ist. Wir haben das bei den Konzerten mit unseren eigenen Bands ja auch gemerkt, dass immer wieder nach EXIT EDEN gefragt wurde. Das finde ich schön und ich freue mich, dass das Interesse jetzt belohnt wird. Wir haben uns mega ins Zeug gelegt und freuen uns nun auf das Feedback und alles, was noch kommt.