Excrementory Grindfuckers
Interview mit Rob zu "Bitte nicht vor den Gästen"
Interview
Vor kurzem ist das neue Album der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS namens „Bitte nicht vor den Gästen“ erschienen, das die respektlosen Hannoveraner sowohl musikalisch als auch inhaltlich deutlich gereift zeigt. Beachtliches Können an den Instrumenten und subtilerer Humor zeichnen die mittlerweile dritte Scheibe aus, auf der die GRINDFUCKERS zeigen, was sie wirklich drauf haben. Doch beim Publikum scheinen sie damit auf taube Ohren zu stoßen. Haupt-Grindfucker Rob gab Auskunft über Freud und Leid des Grindfucker’schen Daseins, die Hartnäckigkeit von Stigmata und wie es ist, missverstanden zu werden. Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS sind jetzt nicht plötzlich ernst geworden. Sie sind auch keine traurigen Clowns. Sie möchten nur etwas mehr von dem Respekt haben, den sie tatsächlich verdient haben. Und das zurecht. All diejenigen, die wieder auf ein chaotisches Nonsense-Interview hoffen wie beim letzten Mal, muss ich demnach leider enttäuschen. Der Informationsgehalt ist mit dem vom letzten Mal dafür aber auch absolut nicht zu vergleichen.
Du bist dir bewusst, dass ich wieder keine Fragen vorbereitet habe? Das könnte diesmal wirklich zum Problem werden, da ich diesmal keine Chicks dabei habe, die für Ablenkung sorgen könnten.
Ja, das letzte Mal mit Henni im Bus, das war schon witzig. Aber damals gab’s auch kaum ein relevantes Thema. Wenn ich das Interview heute lese, lache ich mich jedes mal noch drüber schlapp. Das war ein netter Gag, aber ein richtiges Interview wohl kaum.
Es hat mich immerhin 18 Stunden gekostet, um alles so originalgetreu aus dem Chaos herauszuhören und niederzuschreiben.
Au Backe, aber das wird dir dieses Mal ja erspart bleiben, zumal keine Chicks dabei sind und auch die anderen beiden Trottel fehlen, die normalerweise alles vollquatschen. Also Henni und… naja, Christus ist eher schweigsam. Wobei Henni ja auch nicht mehr in der Band ist. Der Kontakt ist aber nicht abgebrochen. Er kommt immer mal wieder vorbei und checkt eine Probe mit uns aus. Aber jetzt möchte ich dich mal was fragen: Findest du, dass unser neues Album gleichwertig zum letzten ist?
Ich finde die Scheibe besser als das letzte Album, aber nicht so stark wie das erste. Wobei ich dazu sagen muss, dass euer Debüt damals etwas komplett Neues war und ich dazu noch sehr jung. Der Vergleich verbietet sich demnach schon fast. Ich finde das neue allerdings besser als „Fertig machen, Szene putzen“, weil es wieder spontaner und anarchischer wirkt.
Ein Unterschied zur letzten Scheibe ist, dass wir diesen extrem flachen Blödelhumor abgelegt haben. Die neue Scheibe ist in der Tat ausgefeilter und stand tatsächlich unter dem Motto „No Bullshit!“. Es sind zwar wieder ein paar Nummern dabei, bei denen schon von Trash reden muss, aber die meisten Tracks sind richtige Songs mit richtigen Ideen dahinter, und das möglichst fett umgesetzt. Die Interludes von „Fertig machen, Szene putzen“ haben wir diesmal weggelassen, genauso wie die Dreißigsekünder, bei denen der Song nach einer Pointe zu Ende ist. Wir haben uns diesmal hingesetzt, um Songs zu machen, die über drei, vier Minuten hinweg von vorn bis hinten funktionieren. Ich finde das Album auf jeden Fall hörbarer. Man kann es sich anmachen – auch nicht angetrunken und meinetwegen sogar alleine – und es nervt nicht so wie „Fertig machen, Szene putzen“. Die Platte kann ich mir nicht einmal selber komplett anhören. Nach spätestens einem Drittel geht sie mir auf den Sack.
Die Weiterentwicklung muss man euch wirklich zugestehen. Vor allem auch musikalisch, z.B. bei „Nicht schon wieder“, der ja enorm nach DIMMU BORGIR klingt.
Der Song zielt auch tatsächlich auf diesen ganzen Bombast-Black Metal ab. Das Lustige an der Sache ist ja, dass dieser Opener überhaupt nicht komisch ist und keine Lachnummer drin hat. Der ist einfach nur straight auf die Fresse und so wollte ich ihn auch haben. Wir wollten von vorn herein die Erwartungshaltung gleich einmal spalten. Denn landläufig heißt es ja „GRINDFUCKERS? Das ist ne Scheißband mit Scheißmusikern, die Scheißsongs mit Scheißsound und beschissenen Texten machen. Die können nichts anderes außer lustig sein.“ Gerade diese DIMMU BORGIR-Geschichte hat sich angeboten, um den Leuten zu zeigen, dass wir im Grunde genommen auch etwas ganz anderes machen könnten. Tun wir aber nicht, denn trotzdem ist es immer noch so verpackt, dass man den GRINDFUCKERS-Song noch als solchen erkennen kann. Ich finde gerade die Tracks, die nicht so offensichtlich sind, z.B. auch „Halb und Halb“, sehr gut. Obwohl man so was von sich selber ja, glaube ich, nicht sagen darf. Aber bei „Halb und Halb“ hätte ich nicht gedacht, dass das so gut funktioniert. Der Song hat auch weder einen Gag noch eine Pointe, aus der man einen Lacher machen könnte.
Das stimmt – dieser Haudrauf-Humor ist nicht mehr so vorhanden, wie zum Beispiel noch auf der ersten Platte.
Eben! Und das sollte auch so sein. Nicht, dass wir jetzt irgendwie erwachsener geworden wären, aber wir können auch nicht jedes Mal dieselben Gags nehmen. Irgendwann nutzt sich das ab. Du hast gesagt, dass die Platte wieder mehr von dieser Unbekümmertheit des Debüts hat. Das hängt auch damit zusammen, dass man sich hinsetzt und versucht, mit Erwartungshaltungen zu spielen. Wenn wir heute ein neues GRINDFUCKERS-Album aufnehmen, ist das nicht mehr wie früher, als alles scheißegal war, sondern machen uns Gedanken, was die Leute hören wollen und welche Musik wir machen wollen. Das ist natürlich von vorn herein etwas konstruktiver angelegt. Man will sich ja auch von seiner besten Seite zeigen. Bei dieser Scheibe habe ich mich insbesondere bei der Produktion ziemlich ausgetobt.
Das hört man. Hast du wieder selbst produziert?
Ja, wie bei der letzten Scheibe ja auch bereits. Damals haben wir auch schon alles mit Home-Recording gemacht. Diesmal habe ich mir bei uns im Proberaum ein kleines Studio eingerichtet und im Endeffekt eigentlich nicht viel geändert im Vergleich zu früher. Ich nehme in meinem kleinen Bunker viele Sachen auf, dann kommen die ganzen Sänger dazu, die rotzen ihre Parts ein, ich mische alles ab und mastere. Da fragt man sich doch, wozu man überhaupt noch Studios braucht, wenn man das auch zu Hause im Proberaum machen kann.
Da muss ich dir Recht geben. Gerade bei „Nicht schon wieder“ hört man so gut wie keinen Unterschied. Die Produktion könnte tatsächlich aus einem norwegischen Hochglanz-Produktionsbunker stammen.
Der Sound ist auch wirklich brutal. Ohne allerdings so zu klingen, als ob man ihn nicht doch noch hätte besser machen können. Die Platte sollte auf jeden Fall gleichwertig mit diesem ganz Musikindustrie-Auswurf sein. Wenn ich mir anhöre, was teilweise aus professionellen Studios über Labels veröffentlicht wird, denke ich mir oft, dass sie lieber einen Teil der Promotiongelder in die Produktion gesteckt hätten, anstatt so einen Scheiß heraus zu bringen. Da finde ich unsere Produktion teilweise besser, als das, was so auf den Markt kommt.
Aber diese Bands gehen auch auf Nummer sicher. Wenn man sich zum Beispiel gerade eine Band wie SONIC SYNDICATE anschaut, die derzeit unglaublich gehypt wird. In den Interviews heißt es ja immer „wir sitzen zwischen den Stühlen, sind nicht vergleichbar, versuchen unseren eigenen Stil zu finden“. Dann hab ich einen Track gehört und der klang eins zu eins wie IN FLAMES. Gleicher Produzent, gleicher Snare-Sound, gleicher Gitarrensound und sogar die Vocals fand ich ähnlich. Dann schaust du dir das Bandfoto an und dann wird einiges klar. Eine sechsköpfige Band, allesamt unter 20, ein Shouter mit Kajalstift und eine knackige Bassistin. Die muss ja auch irgendwie die Kids anlocken. Diese Band ist das perfekte Produkt. Hat gerade ihr Debüt rausgebracht, klingt aber schon wie ein alter Hase, der bereits alles hinter sich hat. Solche Bands braucht kein Mensch, aber so ist das leider heutzutage. Im Prinzip haben wir uns mit unserer fetten Produktion fast schon wieder angebiedert.
SONIC SYNDICATE sind sowieso ein Paradebeispiel dafür, was man mit genug Marketingbudget alles erreichen kann. Wenn man sich mal anschaut, wo diese junge Band überall eingekauft wurde: Wacken, die MEGADETH-Tour, die sind vom Burger King-Magazin bis MTV überall zu finden. Im Endeffekt klingen sie genau wie SCAR SYMMETRY mit dem Unterschied, dass sie eben eine Frau am Bass haben.
Und SCAR SYMMETRY sind ja auch nur ein SOILWORK-Klon. Nur ohne Eier. Auf dem Summer Breeze fand ich die noch ganz geil, aber als ich mir die Platte angehört habe, wusste ich genau, wo der Fehler liegt: alles ist total schematisch zusammengestellt. Und genau das haben wir ja in „Malen nach Zahlen“ persifliert. Was die da machen, das kann jeder. SCAR SYMMETRY und SONIC SYNDICATE mögen alles nette Leute sein. Aber das Problem ist, dass mittlerweile die Industrie bestimmt, wie groß eine Band wird. Und leider funktioniert das.
Ihr selbst seid da ein gutes Gegenbeispiel. Ihr macht eure Promo komplett selbst und seid trotzdem in aller Munde.
Es war immer wichtig für mich, dass wir diese ganze Geschichte unabhängig von der Industrie auf Hobby-Level machen und eben schauen, wie es läuft. Die Sache wurde zum Selbstläufer und genau so sollte das auch sein. Die Leute sollten entscheiden, ob wir relevant sind oder ob man uns in einem Jahr wieder vergessen hat. Im Endeffekt hat es aber mehr Leute gezogen, als wir uns je erträumt hatten. Und dann kommt man eben auch an solche Dinge heran, die sonst nur Label-Bands haben. Wie zum Beispiel an den Summer Breeze-Gig, der einfach der Hammer war. Zumindest von unserer Seite aus. Allein schon die Gelegenheit, auf so einer riesigen Bühne zu stehen war für uns schon sehr eindrücklich. Genauso das Party.San, wo du vor 5000 Leuten stehst. Ein wenig Macht hat der Hörer anscheinend doch noch.
Ihr seid wahrscheinlich einfach anders genug. Ihr bedient ein Publikum, das in diesem Bereich ansonsten keine Auswahl hat. Die einzigen Alternativen, die man da hätte, wären vielleicht J.B.O. auf der einen und die JAPANISCHEn KAMPFHÖRSPIELE auf der anderen Seite. Ihr seid irgendwie die Schnittmenge.
Das könnte man so sagen, das passt eigentlich ganz gut. J.B.O. haben wir demletzt auch mal kennen gelernt, als wir sie supported haben. Auch sehr nette Leute. Aber klar, die arbeiten auf einem ganz anderen Level.
Wobei die ihren Zenit meiner Meinung nach schon lange überschritten haben.
Das ist bei Humorbands leider so. Irgendwann hat man seine Pointe eben gehabt und es zündet nicht mehr so. Dafür haben J.B.O. eine treue Fanbasis, auf die sie bauen können. Unabhängig davon, ob die Leute von der Band noch etwas erwarten, ist auf ihren Konzerten immer was los. Sie haben kein Problem damit, eventuell schon zum alten Eisen gezählt zu werden. Und Wacken spielen sie auch mit schöner Regelmäßigkeit. Ich bin jetzt nicht der Riesen-J.B.O.-Fan. Ich fand die eine zeitlang recht lustig, aber sie haben keine Platten, die ich mir von vorn bis hinten anhöre, weil mir dieser Pop-Faktor doch etwas zu weit geht. Das ist mir etwas zu mainstreamig, was jetzt aber kein Vorwurf sein soll. Kritik prallt an ihnen sowieso ab, denn was will man mehr erreichen, als J.B.O. schon erreicht haben? Sie sind immer noch DIE Spaßband in Deutschland. Konkurrenz gibt es da nur wenig. Vielleicht KNORKATOR noch, wobei die schon eher wieder in unsere Ecke tendieren. Aber auch wieder mit ganz anderer Schlagseite.
Sind eigentlich schon Labels auf euch aufmerksam geworden?
Labels nicht, nein. Hier und da mal ein paar kleinere Vertriebe, aber mehr nicht. Wir haben aber auch nie ein Label gesucht. Und es ist äußerst selten, dass mal ein Label auf dich zukommt und meint „hey, hier, lasst uns mal ne Platte rausbringen“. Normalerweise hätten wir auch Promo-Päckchen rumschicken können und hoffen, dass sich irgendein Label unser annimmt. Aber ich sehe das auch immer aus der Sicht, dass ein Label immer versucht, Geld zu verdienen. Es ist ja nicht so, dass du einen Vertrag unterschreibst und dir dann nie wieder Sorgen machen musst. Im Gegenteil: du unterschreibst quasi einen Arbeitsvertrag und musst dafür sorgen, dass das Label den Hype um dich immer weitertragen kann. Ein Label will seine Themen groß aufziehen. Unser Projekt ist zwar bekannt wie ein bunter Hund, aber trotzdem müsste das viel größer aufgezogen werden. Ein Label hätte sicher kein Verständnis dafür, dass wir nur zehn Gigs pro Jahr spielen. Und da wird die Sache dann halt irgendwann auch zum Job. Ich kann mir nicht vorstellen, diese Sache auf einem Level zu betreiben, auf dem ich mein Privatleben aufgebe, um jedes Wochenende unterwegs zu sein, damit das Label halbwegs mit den Verkäufen zufrieden ist. Mir geht es bei der Sache um den Spaß und den haben wir auch jetzt schon. Wir fahren kreuz und quer durch Deutschland, spielen auch in Österreich und Holland, und dort war nie tote Hose. Was soll da durch ein Label noch besser werden?
Es dürfte sowieso eine Illusion sein, sich um nichts mehr sorgen zu müssen. Die ganzen Vorschüsse, die ein Label in eine Band steckt, will es ja auch irgendwann wiedersehen.
Man muss auch immer sehen, welche Mucke man macht. Wir als GRINDFUCKERS haben sicher auch keine reelle Chance, bei einem Label eine Nummer zu werden. Das muss man so sehen. Wenn du einen Sound fährst, der auch international funktionieren kann, dann schicken die dich meinetwegen auch über den Balkan oder in den Ostblock. Aber unser Sound ist nicht unbedingt kompatibel mit nicht-deutschem Publikum. Die Texte und auch die Coverversionen, die wir bringen, sind einfach zu sehr auf Deutschland fixiert. Humor wird auch überall anders aufgefasst. Polen hat zum Beispiel eine starke Death- und Black Metal-Szene. Ich glaube kaum, dass man da als Humorband viel reißen kann.
Euren Bekanntheitsgrad habt ihr euch zu dem Preis erkauft, dass ihr überall als talentfreie Saufmusiker verschrien seid. Hadert ihr mit diesem Schicksal?
Nun ja, wir kämpfen dagegen an. Die letzte Scheibe „Bitte nicht vor den Gästen“ war eine Platte, die unseren Kritiker aber auch Leuten, die uns vielleicht aus den falschen Gründen mögen, beweisen sollte, dass wir es durchaus mit anderen Bands aufnehmen können. Dass wir trotzdem als Saufmucke abgetan werden, damit müssen wir einfach leben. Wir sind dadurch bekannt geworden und das wird auch immer so bleiben. Was mich am meisten bestürzt, ist, dass wir selbst dann noch die Sauf- und Partymucker wären, wenn wir jetzt ein komplett unlustiges, straightes Thrash, Death oder Black Metal-Album, von mir aus auch ein Hip Hop-Album mit sozialkritischen Texten, einspielen würden. Es würde keinen Unterschied machen. Dieses Image werden wir nicht mehr los. Und das finde ich ziemlich schade. Die meisten Reviews waren auch hauptsächlich auf unseren Ruf bezogen und nicht auf das Album. Etwas skurril fand ich, dass in einem Review sogar „Ein bisschen Grind muss sein“ genannt wurde [befindet sich auf dem Debüt „Guts, Gore & Grind“ – Anm. d. Red.].
Es hat sich etwas getan. Nur diese Entwicklung hört irgendwie keiner. Wir haben ein halbes Jahr an diesem Album gearbeitet und unseren Sound wirklich nach vorn gebracht. Und wenn die Leute dann einfach darüber hinwegsehen und das teilweise sogar ignorieren, ist man doch etwas desillusioniert. Das nächste Mal werde ich wohl entweder wieder eine Blödelplatte machen oder ich lege das Projekt komplett ab und mache etwas Neues unter komplett neuem Namen, damit die Leute keine voreingestellte Meinung haben. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass ich nie wieder etwas mit den GRINDFUCKERS mache. Im Gegenteil. Wenn wir noch ein Album machen, wird das vielleicht sogar eine Doppel-CD. Die erste CD soll dabei die Leute belustigen – vielleicht sogar im Style der ersten Scheibe – und die zweite Scheibe wäre dann bitterböse und komplett ohne Lacher.
Ich frage mich schon länger, wie tragfähig das Konzept der Schlagerverhunze überhaupt ist. Mit der neuen Scheibe habt ihr euch ja auch tatsächlich ein Stück davon entfernt. Ihr könntet euch allerdings auch zu einer Art „JAKA für die Metalszene“ entwickeln. JAKA halten der gesamten Gesellschaft den Spiegel vor – ihr der Metalszene im Besonderen.
Wir kennen JAKA sehr gut und haben nicht zuletzt auf der Fleischmarsch-Tour festgestellt, dass wir in vielen Punkten dieselbe Einstellung haben. Was JAKA machen, ist natürlich sehr eigen. Wir werden jetzt nicht versuchen, sie zu imitieren. In seiner Grundaussage deckt sich das mit dem, was ich auch wahrnehme. JAKA kommentieren in ihren Texten aber nicht einmal – sie halten tatsächlich einen Spiegel vor, ohne zu werten. Und das finde ich bemerkenswert. Wenn wir so ein Konzept umsetzen und mehr Gewicht auf unsere Texte legen würden, würde das aber wahrscheinlich genauso untergehen, wie jetzt die Fortschritte beim aktuellen Album. Bei JAKA schaut man sich bei der Mucke eher die Texte an, bei uns holt man sich nebenbei mal ein Bier. An dieser Einstellung kann man leider nicht viel machen, da sind wir unglücklicherweise etwas festgefahren. Das müssen wir uns eingestehen.
Wenn es eine neue Scheibe gibt – das muss ich immer in Anführungszeichen setzen, denn planen tun wir eh nie etwas, bis auf den Re-Release der demnächst ansteht – wird die in Richtung vermehrt eigener Songs mit griffigeren, provokanteren Texten gehen. Aber nicht im Sinne von Porn-Grind. Das ist nicht meine Schiene und hat auch nicht zur Band gepasst. Es wird wohl immer humoristisch und mit einem Augenzwinkern sein, aber eben anspruchsvoller.
Wann habt ihr Porn-Grind gemacht?
Porn-Grind im klassischen Sinne nie. Auf der „Fertig machen, Szene putzen“ war ein Track drauf, der damit etwas gespielt hat. Porn-Grind ist für uns aber keine Alternative. Wenn wir schon sagen, dass Schlager auf Grind keine Perspektive hat, hätten wir mit Porn-Grind ja noch weniger Möglichkeiten.
Porn-Grind hat seine besten Tage auch schon hinter sich.
Finde ich auch. Mittlerweile ist es ja so, dass viele Imitatoren das ganze noch unnötig in die Länge ziehen. Jeder, der einen PC zu Hause hat, kann mal eben schnell einen Porn-Grind-Track zusammenbasteln, sogar ohne Gitarre. Da wird eben der Drumcomputer bis zum Erbrechen aufgedreht. Da hört man aber auch heraus, wer etwas davon versteht, und wer nicht. Irgendwann wird das auch lächerlich. Gerade bei myspace ist es witzig zu sehen, wie viele Leute sich unter „Porn-Grind“ eintragen. Das sind 10.000 Projekte, von denen vielleicht ein einziges mal eine Idee hat. Und schocken tut das schon lange nicht mehr.
Die Bands, die früher einmal OK waren, wie jetzt z.B. GUT oder MUCUPURULENT, machen heute auch etwas ganz anderes.
COCK AND BALL TORTURE, mit denen wir demletzt einmal gespielt haben, sind jetzt auch nur noch im Slo-Mo-Modus unterwegs. Wir haben uns noch nie wirklich mit der Grindcore-Szene befasst, weil wir selber auch nie eine Grindband waren. Es ist immer ganz witzig, irgendwelche Foren zu durchblättern, wo eben solche Porn-Grind-Bands abgefeiert werden, und auf den GRINDFUCKERS nur herumgehackt wird à la „scheiiiße, die Band geht ja gaaaar nicht“. Dabei kannten viele vor uns Grindcore nicht einmal. Es gibt einen Haufen Leute, die noch nie Grindcore gehört haben, aber uns für Grindcore halten. Eigentlich ist es Irreführung, aber mittlerweile ist das so populär geworden, dass man meinen könnte, wir wären eine Grindcore-Band.
Hörst du selber noch Grindcore?
Ja, hin und wieder. Aber dann nur wirklich interessante Sachen. NASUM, der Klassiker eben, oder auch NAPALM DEATH, wobei die ja nicht wirklich Grindcore sind. Die würde ich schon eher unter Death Metal einordnen. ROTTEN SOUND finde ich auch ganz gut und technische Sachen wie PSYOPUS, die viel mit progressiven Elementen machen. Das straighte Geknüppel ist nur cool, wenn es nicht zu elektronisch klingt, sondern wirklich roh und brutal. SANITY’S DAWN aus Hannover sind ganz gut oder auch PIG DESTROYER. Ich kenne aber auch nur die Cream of the Crop, die Top 5, die man als Grindcore-Hörer eben kennt. Den ganzen Underground kenne ich nicht. Da gibt es auch viel zu viele Bands, die einfach nur schlecht sind oder keine Ideen haben.
Es gab mal eine sehr coole Band vom Bodensee, ANALTERROR DER MEGASCHWÄNZE, die ziemlich crustigen Grindcore gemacht hat. Die waren sehr cool.
Allein der Bandname schon! (lacht) ENTRAILS OUT hatten mal eine Coverversion der VENGABOYS auf einer Platte.
Wenn wir gerade bei Coverversionen sind: wie sieht es eigentlich mit COUNTERFORCE aus?
2002/2003 hatte ich ja ein Soloalbum geplant, wusste damals aber noch nicht, dass es mit den GRINDFUCKERS so dermaßen abgehen würde. Da muss man eben Prioritäten setzen, wenn man ohnehin wenig Freizeit hat. Ich sag’s mal so: ich mache den GRINDFUCKERS-Blödsinn so lange mit, wie es eben läuft. Wir machen die Grindcore-Schiene, solange die Leute und wir Spaß daran haben. Wenn aber mal eine Pause kommt, mache ich auf jeden Fall ein COUNTERFORCE-Album fertig, keine Frage. Dann wird es aber kein zweites „Popdivas Go Metal“ sein, sondern eigene Songs, die ich auch komplett alleine einsingen werde. [Auf „Popdivas Go Metal“ hat Rob Songs bekannter Pop-Sängerinnen gecovert und durch die Death Metal-Mühlen gedreht, sodass sehr hörenswerte Interpretationen dabei herauskamen – Anm. d. Red.] Das hat aber nichts mit den GRINDFUCKERS zu tun, da ist null Schnittmenge. Ich produziere ja nebenbei noch für andere Bands, was auch sehr aufwändig ist. Im Grunde habe ich mir geschworen, dass ich nach der neuen JAKA, die ich derzeit produziere, keine weiteren Produktionsjobs für andere Bands annehmen werde. Dann hänge ich das alles an den Nagel.
Wie Peter Tägtgren, haha!
Quasi, ja. Er hat wahrscheinlich ein ähnliches Zeitproblem. Er muss sich ja schon für HYPOCRISY und PAIN aufteilen, und wenn man dann noch für andere Leute arbeiten muss, lebt man irgendwann nur noch für den Job. Derzeit mache ich JAKA fertig, DRONE hab ich gemacht, SONIC FRONT und SYLENT GREEN waren dabei. Es macht zwar durchaus Spaß, mit anderen Bands zu arbeiten, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass man die Zeit auch in seine eigenen Songs stecken könnte. Ich habe genug Material für ein COUNTERFORCE-Album. Es ist nicht so, dass ich Schwierigkeiten hätte, ein Album aus dem Boden zu stampfen.
Was war „Popdivas Go Metal“ dann für ein Ansatz?
Die Songs sind schon sehr alt. Die habe ich 2001 aufgenommen, als ich auf meinen Studienplatz gewartet habe. Das Wartesemester habe ich damit ausgefüllt, indem ich das Album aufgenommen habe. Es war aber kein Konzept, das ich mir lange überlegt habe.
Wolltest du damals schon eigene Songs aufnehmen?
Die Platte war eher ein Testlauf. Ich hatte noch nicht so viel Erfahrung mit Recording und habe mit der Scheibe das Set-Up ausprobiert. Als die Reaktionen darauf gut waren, wollte ich mit genau demselben Sound mein erstes Soloalbum machen. Aber da kam dann dieser him dazwischen, der Arsch, und hat gemeint „hey, lass uns doch mal was Abgefahrenes machen“. So sind die GRINDFUCKERS entstanden und plötzlich kam alles ganz anders, als man es geplant hatte.
Gab es eigentlich mal rechtliche Probleme wegen der Coverversionen?
Probleme gab es da nie, weil die Scheibe ja nie rausgekommen ist. „Popdivas Go Metal“ hab ich nie in der Vertrieb gegeben oder verkauft oder so, sondern nur an meine Kumpels verteilt. Dass es aber ratzfatz ins Internet geht und das Ding heute jeder Depp kennt, war so nicht geplant. Aber so lief das bei den GRINDFUCKERS ja auch. „Guts, Gore & Grind“ war auch nur eine Ansammlung von Aufnahmen, die wir ein halbes Jahr lang gesammelt haben. Die haben wir auch nur unseren Kumpels gezeigt und dasselbe Spiel ging von vorne los. Das geriet ein bisschen außer Kontrolle, aber wir tragen auch keine Verantwortung. Wir haben nichts verkauft, keinen Euro damit gemacht und damit sind die Urheber im Grunde in Ruhe gelassen. Wenn wir die Scheibe jetzt im September bzw. Oktober wieder veröffentlichen, werden wir sie natürlich richtig pressen lassen und die Songs bei der GEMA anmelden. Auf professionellem Level können wir uns da keine rechtlichen Probleme leisten.
Was ist der Grund für den Re-Release?
Es gibt immer wieder Anfragen von Leuten, die die Scheibe haben möchten. Aber wir können sie ja nicht herausgeben, aufgrund der rechtlichen Geschichte. Wenn wir über die GEMA gehen, ist das legal und dann können wir die Scheibe auch an die Leute verkaufen. Die GEMA-Gebühr ist dann im Kaufpreis drin und wir sind rechtlich aus dem Schneider. Die Scheibe gibt es dann über unsere Internetseite zu beziehen. Und um die Scheibe auch für Leute interessant zu machen, die die MP3s schon haben, packen wir noch ein paar Bonustracks mit drauf, die wir angesammelt haben.
Wie zum Beispiel diese Unplugged-Sachen…
Genau. Hast du da mal reingehört auf unserem myspace-Profil?
Ja, ich find’s grauenhaft.
Ja! (lacht) Das hab ich mir gedacht. Das waren natürlich spontane Sachen. Wir haben einfach fünf Mikrofone in den Raum gestellt, jeder hat sich sein Plätzchen gesucht und dann haben wir die Songs einfach mal provisorisch eingespielt.
„Guts, Gore & Grind“ wird aber nur wiederveröffentlicht, nicht aber neu eingespielt oder remastered oder?
Nein, nein. Neu einspielen? Um Gottes Willen! Das würde auch den Charme der Originale kaputtmachen. Das einzige, was wir machen werden, ist ein wenig nachmastern, gerade im Bereich Lautstärke. Derzeit klingt die Scheibe noch relativ dumpf und leise. Aber ansonsten bleibt die Aufnahme, wie sie ist. Das wird auch im Interesse der Leute sein, die das Ding dann bestellen.
Was wir noch gar nicht thematisiert haben ist der him-Split!
Gut, der ist aber auch schon eine Weile her. Oder möchtest du drüber reden?
Nein, um Gottes Willen! (lacht) Ich bin sogar froh, dass das nicht zum Thema gemacht wird. Er taucht ja auch noch auf dem Album auf. Ansonsten hätte ich mir anhören dürfen „die GRINDFUCKERS ohne him sind nicht mehr so witzig und klingen so doof“, wobei das alles Quatsch ist. Unabhängig davon, ob him dabei ist oder nicht, hätte das Album genau so geklungen. Vielleicht wäre es ein bisschen verspielter gewesen. Aber das war’s dann auch.
Wir müssen wirklich nicht drüber reden. Du hast jetzt selber damit angefangen!
Sicher, das ist jetzt meine Schuld. Aber er ist ja immer noch mit an Bord. Er macht jetzt die ganze Promo und die Bestellsachen. Auch wenn man ihn dadurch nicht mehr als aktives Mitglied wahrnimmt gehört er immer noch zur Familie. Er ist auch nicht in Wut gegangen oder so, und wir haben ihn auch nicht gekickt. Das ist genauso, wie man bei metal.de irgendwann mal aufhört. Ich war ja auch mal Redakteur und bin euch trotzdem nicht böse, nur weil ich nicht mehr für euch schreibe, haha!
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