EUROBLAST Festival X Interview
"Die meiste Zeit liegt man sich einfach nur in dem Armen."
Interview
Das diesjährige Euroblast war ein Erfolg auf ganzer Linie. Doch obwohl das Festival bereits mehrere Jahre in Folge ein hochkarätiges Line-Up auffährt, das allen Fans von progressiven und modernen Metal feuchte Höschen bescherrt, müssen die veranstalter jedes Mal aufs Neue hinter den Kulissen Höchstleistungen erbringen. Mit Koffein, Adrenalin und viel Herzblut sind Daniel Schneider, John Giulio Sprich und ihre Crew von Anfang an dabei. Wir haben Daniel einige Tage nach dem Event über Candlelight Dinner, Crowdfunding und die Zukunft von Euroblast ausgefragt. Lest HIER den ausführlichen Festivalbericht.
Daniel – nach dem letzten Blast standet ihr finanziell vor einigen Hürden und habt sogar eine Crowdfunding-Campagne gestartet. Auffällig war, dass auch ganz viele Musiker euch da unterstützt haben. Wie kam es dazu, dass ihr diesen Schritt gehen musstet und wie war das Feedback?
Für uns steht immer ein Festival mit einem außergewöhnlichen Line-Up und einer besonderen Atmosphäre im Mittelpunkt. Alles startete 2008 mit zwölf Bands an einem Tag, und nach einem dreimaligen Locationwechsel wuchs das Festival auf drei Tage mit mittlerweile 50 Bands auf zwei Bühnen heran. Für ein Indoor Festival mit 80% internationalen Acts standen wir dadurch vor einigen organisatorischen und natürlich auch finanziellen Herausforderungen. Trotzdem haben wir die Entwicklung des Festivals nie in Frage gestellt, dafür war das Feedback der Musiker und Besucher auch viel zu positiv. Wenn du von allen Seiten hörst so weiterzumachen und die Besucher aus der ganzen Welt (sogar aus Südafrika, Saudi-Arabien, Australien etc.) anreisen um in Köln eine große Party zu feiern, dann ist klar dass du nicht einfach aufhörst. Wenn man von so einer Welle der Euphorie getragen wird, denkt man auch mal über unkonventionellere Methoden nach. Es war nur eine logische Konsequenz, die Unterstützung unserer Fanbase und der Musiker mit einer Crowdfunding Kampagne aufzufangen. Die Idee dazu stammte sogar von einem treuen Besucher. Wir sehen die Kampagne auch eher als eine Art Stiftung, mit der die Euroblast Idee aufrecht erhalten werden kann. Daher gibt es auch keinen zeitlichen Rahmen oder ein festes Ziel, wie es bei anderen Kampagnen üblich ist. Trotz des vielen Mutmachens im Vorfeld waren wir überrascht, wie gut die Kampagne angekommen ist. Immerhin bieten wir auch besondere Gimmicks für unsere hartgesottenen Fans 🙂
Ihr habt euch wirklich viel Mühe gegeben und sogar für die Spender gekocht? Was noch?
Das ist richtig! Es gab die perfekte kulinarische Einstimmung am Abend vor dem Festival – ein 3-Gänge Menü für drei Besucher. Auch viele der anderen Specials, oder auch „Perks“ genannt, waren etwas Besonderes. Zum Beispiel bieten wir neben den individualisierten Donor Shirts und Posters auch ein Bad in unserer Badewanne, ein Kochbuch mit ausgewählten Rezepten vieler Euroblast Veteranen, einen Blick hinter die Kulissen einer Euroblast Produktion, die Möglichkeit seine Lieblingsband anzukündigen, den Remix eines eingereichten Songs von Remi Gallego aka „The Algorithm“, ein spezielles Bandcoaching und vieles mehr an. Die Perks werden auch jeder kommenden Festival Edition angepasst und bleiben somit Up-to-Date.
Dieses Jahr lief das Festival deutlich besser, oder irre ich mich? Wie war das Blast 2014 aus deiner Sicht?
Dieses Jahr lief es insgesamt viel runder, vor allem organisatorisch. Das lag vor allem daran, dass wir dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge in der Essigfabrik waren und somit aus den Erfahrungen vom letzten Jahr lernen konnten. Außerdem hatten wir dieses Jahr mit drei Tagen Sonnenschein und der Möglichkeit in Festivalnähe zu campen einfach die viel besseren Vorausetzungen. Auch unser Team war wieder perfekt aufeinander eingespielt, was einen großen Anteil an der bisher am besten laufenden Produktion ausgemacht hat. Auch wenn wir im letzten Jahr den wohl größten Sprung in Bezug auf das Line-Up mit Meshuggah als Headliner gemacht hatten, war unser zehntes Festival das ausgereifteste und erfolgreichste bisher.
Was waren deine Highlights – musikalish und organisatorisch?
Es ist wirklich sehr schwierig musikalische Highlights zu nennen wenn man das Glück hat so viele großartige Bands einladen zu können, die der eigenen Wunschliste entspringen 🙂 Es war wieder für jede Gemütslage was da – bei Vildhjarta und Heart of A Coward hat der Moshpit sowas von gebrannt, Animals As Leaders waren einfach unfassbar, Monuments haben wiedermal bewiesen dass sie eine der besten Live-Bands sind die ich kenne. Aber auch die kleineren Bands standen den Großen in Nichts nach! Auch die zweite Bühne hatte viele Highlights, von dem stimmungsvollen Akustik Set von Agent Fresco wo ich Leute mit Tränen in den Augen beobachten konnte bis hin zum totalen Abriss von Bear, die ihren letzten Song sogar mitten im Publikum gespielt hatten – ja, damit meine ich auch das Drumset.
Mein Organisatorisches Highlight dieses Jahr war ganz klar, dass ich durch das gute Teamwork überhaupt die Zeit hatte, mir so viele Bands anschauen zu können.
Ganz auffällig war wieder das familiäre Flair zwischen Musikern, Bands und Organisatoren – es gab kaum Abgrenzungen und es fand überall ein reger Austausch statt. Was ist deiner Meinung nach der Grund?
Es mag kitschig klingen, aber die familiäre Atmosphäre von der alle sprechen ist wirklich etwas ganz besonderes und charakteristisch für das Euroblast seit dem aller ersten Mal. Um zu wissen was damit gemeint ist, muss man einfach mal dabei gewesen sein. Wie du schon sagtest, uns ist es wichtig, dass es kaum Abgrenzungen gibt. Musiker und Fans sollen sich auf dem Gelände treffen und gemeinsam feiern. Über 80% der Besucher sind selbst Musiker, es ist echt unglaublich wie viel Talent sich an einem Wochenende zusammenfindet. Die Bewunderung untereinander ist allgegenwärtig und die meiste Zeit liegt man sich einfach nur in dem Armen. Wir versuchen einfach den Bands und den Besuchern eine schöne Zeit zu machen, dafür sorgt das gesamte Team. Wir haben vor allem das Glück ein musikalisch sehr offenes Publikum mit einer großen Vorliebe für progressive Musik aller Spielarten anzuziehen. Diese Wertschätzung spüren auch die Musiker, und so findet man schnell zusammen.
Es gibt kaum ein anderes Festival in Deutschland, bei dem so viele Musiker im Publikum stehen und den Bands auf die Finger gucken. Ist es schwierig in diesem relativ frischen Musikgenre jedes Jahr ein abwechslungsreiches Line-Up aufzustellen ohne sich zu wiederholen?
Es ist schon jedes Jahr eine neue Herausforderung ein passendes Line-Up auszuwählen, aber auch ein großes Privileg. Dadurch dass wir ein sehr offenes Publikum haben sind uns auch kaum Grenzen gesetzt. Natürlich gibt es ein paar Euroblast Veteranen die regelmäßiger spielen als andere, aber wir versuchen immer den ein oder anderen unbekannten Leckerbissen einzubauen der die Leute einfach aus den Socken haut. So wie bei unseren Secret Acts. Wenn Besucher auf uns zukommen und sagen wie geflasht sie von einer Band sind die sie vorher noch nicht kannten, das ist einfach großartig. Im Gegenzug kriegen wir häufig Tipps über andere Bands die wir noch nicht auf dem Schirm hatten. Die Szene ist noch jung, und wir wachsen alle gemeinsam mit ihr. Es ist so als wäre das Euroblast Festival jedes Jahr ein Abbild der natürlichen Evolution der progressiven Musikszene 🙂 Dabei ist eine große musikalische Bandbreite wichtig, die u.a. auch elektronische Musik einschließt.
Kannst du schon etwas für das nächste Jahr prognostizieren? Stehen Bands und/oder Veränderungen an?
Viel kann ich leider noch nicht verraten, dafür ist es jetzt noch zu früh. Aber wir sind schon wieder mitten in den Vorbereitungen für 2015. Es wird einige Überraschungen geben! Und eins ist sicher – wir werden wieder alles daran setzen das vorige Jahr noch zu toppen!
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