Eternal Tears of Sorrow
Eternal Tears Of Sorrow
Interview
Mit “Children Of The Dark Waters” hat die finnische Düsterkombo ETERNAL TEARS OF SORROW ein neues, opulentes Werk geschaffen, welches durchaus mit den Großtaten vergangener Tage mithalten kann. Um was es darin geht, warum es zum zwischenzeitlichen musikalischen Ausstieg kam und darüber hinaus noch vieles mehr beantwortet uns Sänger und Bassist Altti Veteläinen.
Zuallererst einmal: Gratulation zu eurem neuen Album. Ich denke, dass es sich keinesfalls hinter den ohnehin schon starken Vorgängeralben verstecken muss. Wie sind denn die Reaktionen generell darauf ausgefallen?
Vielen Dank! Es freut mich wirklich sehr zu hören, dass dir unser neues Werk gefällt. Wir haben darüber hinaus natürlich auch schon ein paar mehr Reaktionen bekommen bzw. gelesen. 99% Prozent der ersten Eindrücke waren sehr positiv und ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Menschen sehr gespannt auf das Album sind. Das ist ohnehin das beste Feedback, was eine Band bekommen kann, wenn die Fans, die Hörer die jahrelange harte Arbeit, die du in ein solches Album steckst, würdigen und dann am Ende letztendlich auch noch mögen.
Worum geht es denn in “Children Of The Dark Waters“ genau? Was ist die literarische Idee hinter dem Konzept?
“Children Of The Dark Waters“ erzählt die Geschichte von bemitleidenswerten Kindern, die geopfert wurden, um die gefallene Seele Ravenhearts wiederauferstehen zu lassen. Nach diesem grausamen Ritual ließ man die Kinder in einem dunklen See verschwinden, damit am nächsten Morgen niemand hinter dieses dunkle Geheimnis kommen konnte und niemand je etwas vom Schicksal dieser armen Lebewesen erfahren sollte. Allerdings konnte es dabei natürlich nicht bleiben. Jeden siebten Vollmond erhoben sich die Geister dieser Kinder aus den dunklen Wellen, um zu den Orten zurück zu kehren, wo sie ihre Kindheit verbracht haben… um wieder in ihre Heimat zu gelangen. Tragischerweise müssen sie vor jedem Sonnenuntergang wieder in dem See verschwinden, sodass das schreckliche Geheimnis, welches die Kinder umgibt, für immer vor dem Tageslicht geheim gehalten wird.
Diesen See, von dem du erzählst, soll wohl auch das Cover darstellen…
Genau. Aber nicht nur das Album-Cover, auch die kompletten Bandphotos wurden alle mit diesem See als Hintergrund aufgenommen und unterstützen damit natürlich die Geschichte des Titelsongs.
Bleiben wir noch einen Moment bei der Geschichte um Ravenheart. Akt I gab es bereits auf dem Vorgängeralbum. Wo genau ist die Trennung der beiden Teile? Wo sind die Unterschiede?
Beide Teile basieren auf der gleichen Angelheart-Ravenheart-Geschichte. Man kann schon sagen, dass Akt II eine Art Fortsetzung von Akt I ist, allerdings wäre es falsch zu denken, dass Akt II genau dort beginnt, wo Akt I aufhört. Es geht eher darum, dass hier nun die Geschichte der Kinder erzählt wird, welche in Akt I bereits angedeutet, aber nicht wirklich ausgiebig behandelt wurde. Eine Art Erweiterung, wenn du so willst.
Was bedeutet das Album denn für dich, für die Band und wie passt es in die Discographie von ETERNAL TEARS OF SORROW?
Das Album bedeutet uns allen sehr viel. Jetzt, wo es fertig ist, würde ich sagen, dass es eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Album unserer Karriere ist. Wir sind wirklich zu 100% Prozent mit allem zufrieden, vom kleinsten Detail, welches punktuell an genau der richtigen Stelle eingefügt wurde, bis hin zur Musik und der Aufmachung insgesamt, so wie es die Menschen, die es kaufen, letzten Endes auch in der Hand halten. Das Album ist ja schon eine ganze Weile fertig und wenn wir uns heute noch mal zusammensetzen und es anhören, würden wir nichts anders machen wollen als damals, als wir es entwickelten. Es reflektiert nahezu perfekt unsere Vorstellung von EToS und unsere Vorstellungen von Musik.
Hast du so etwas wie einen Lieblingssong?
Nein, eigentlich nicht. Es gibt viele gute Songs, die ich sehr gerne höre. Das wechselt auch oftmals von Tag zu Tag. Am Besten fährt man eigentlich damit das komplette Album zu hören, nicht einzelne Lieder.
“COTDW“ enthält auch wieder eine Ballade. “Sea Of Whispers“. Sollte jedes gute (ETOS-)Album auch eine Ballade enthalten?
Es ist nicht unbedingt notwendig, Balladen auf einem Album zu haben. Aber manchmal tut es einfach gut einen etwas langsameren Song zu haben, um die Atmosphäre ein wenig zu beruhigen und dem Hörer auch eine kleine Pause zu gönnen. Balladen erweitern ohnehin das Repertoire an Atmosphären, welche du über schnellere Songs vielleicht gar nicht erzeugen kannst.
In diesem Beispiel, “Sea Of Whispers“, geht es im Speziellen um Träume, Einsamkeit und den Verlust im Leben.
Wenn du jemandem “COTDW“ in einem Satz beschreiben müsstest, der es zuvor noch nie gehört hat. Was würdest du sagen?
Ich würde es als eine dunkle, emotionale, fesselnde Reise auf den Grund von finsteren Gewässern beschreiben.
Gibt es irgendetwas Bemerkenswertes bezüglich der Aufnahmen oder war alles „business as usual“?
Im Prinzip geht alles immer den handelsüblichen Weg… Man fängt mit dem Schlagzeug an und hört mit dem Keyboard und Gesang auf. Dieses Mal gab es allerdings in technischer Hinsicht eine kleinere Veränderung: Wir versuchten sooft wie möglich Analogverstärker einzusetzen und weniger mit digitalen zu arbeiten. Du bekommst so einfach eine ganz andere Geräuschkulisse und letzten Endes klingt es auch viel mehr oldschool als zuvor.
Ihr greift in euren Liedern auch oftmals auf weiblichen Gesang zurück. Warum?
Das hat auch wieder etwas mit der Atmosphäre zu tun. Mit weiblichem Gesang kannst du eine ganz besondere Atmosphäre schaffen, selbst wenn sie hauptsächlich nur in Chören im Hintergrund zu hören sind. Wenn du allerdings eine „richtige“ weibliche Sängerin mit an Board hast, kannst du etwas kreieren, was auf der einen Seite zerbrechlich, auf der anderen Seite einfach wunderschön ist. Kein Keyboard vermag so etwas auszudrücken. Es ist zwar nicht festgelegt, dass man sie auf jedem Album einsetzen muss, aber wenn der Song es erfordert, bauen wir sie natürlich mit ein.
Wie wählt ihr die richtigen Frauen für diesen Job aus? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ihr so was wie eine Casting-Show ins Leben ruft…
Da täuscht dich dein Eindruck nicht. Ziemlich viel läuft über Bekanntschaften und auf Freundschaftsbasis. Wir haben viele Freunde im Musikgeschäft und der Szene, daher ist es am einfachsten, bei denen nachzufragen, wenn mal wieder etwas Derartiges ansteht. Miriam kennen wir schon so viele Jahre, dass wir ihr gar nicht groß erklären mussten, was sie tun soll. Sie ist derart professionell, dass sie von ganz alleine ihre Stimme in den Song integriert hat. Wir brauchen uns also gar nicht nach anderen Sängerinnen umzuschauen. Eine Ausnahme ist Heidi, die wir hinzugeholt haben, weil wir ein bisschen mehr Flexibilität in den höheren Tonlagen wollten.
Immer wenn ich eure Musik höre, habe ich den Eindruck, dass Gitarre und Keyboard auf ewig dazu verdammt sind gegeneinander anzukämpfen. Welches Instrument ist für den Sound von EToS wichtiger?
(lacht) Wir sehen das nicht als einen Kampf an. Beides sind sehr unterschiedliche Instrumente, die sich eher unterstützen als bekämpfen. Natürlich ist die Gitarre ein ganz elementarer Bestandteil von Heavy Metal, sodass man eigentlich sagen muss, dass sie ein kleines bisschen wichtiger ist. Keyboards sind heutzutage allerdings auch schon sehr weit verbreitet in der Szene.
Dass wir letztlich miteinander reden können, war ja ebenfalls nicht unbedingt vorhersehbar. 2001 habt ihr euch aufgelöst…
Das stimmt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir der Musik überdrüssig geworden, was ganz einfach damit zusammenhing, dass wir in vier Jahren ganze vier Alben veröffentlicht haben. Wir fühlten uns ausgebrannt und jeder spürte, dass es an der Zeit war mal einen Gang zurück zu schalten und eine Pause einzulegen, in der man sich auch mal völlig anderen Dingen widmen kann. Die Entscheidung wieder anzufangen kam dann in einer Diskussion mit Jarvo ungefähr zwei Jahre später auf. Wir hatten ja nach wie vor Lust unter dem Banner EToS Songs zu komponieren, wollten dieses Mal allerdings darauf achten, dass die Musik nicht den Rest unseres Lebens verdrängt und genug Zeit für andere Dinge bleibt. Ich bin wirklich froh, dass wir die Entscheidung getroffen haben zurück zu kommen, denn die Zeit nach dem Comeback war großartig und wir haben es geschafft eine gewisse Balance zwischen Musik und anderen wichtigen Dingen in unseren Leben zu finden.
Und dennoch hat Petri Sankala die Band verlassen und musste durch Juho Raappana ersetzt werden. Wieso hat Petri die Band verlassen, wieso denkst du, dass Juho genau der richtige Mann für EToS ist?
Petri musste die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Er hatte schon seit einziger Zeit schlimme Rückenschmerzen und irgendwann merkte er, dass es einfach nicht mehr geht. Also fällte er die für ihn harte Entscheidung die Band zu verlassen.
Mit Juho ging dann alles sehr schnell. Er ist sehr talentiert und eine großartige Persönlichkeit, was auch letztlich für uns ausschlaggebend war ihn zu fragen. Von Anfang an fühlte es sich so an, als ob er schon immer in der Band gewesen sei.
“Before The Bleeding Sun“ erschien via Spinefarm. Jetzt arbeitet ihr mit Massacre Records zusammen. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Unser eigentliches Label heißt Suomen Musiikki, Massacre Records kümmert sich nur um den Vertrieb in Europa. Zum Wechsel kam es, weil wir nicht so ganz mit der Situation zufrieden waren. Spinefarm hat so wahnsinnig viele Bands und nimmt sogar jetzt im Moment immer noch neue unter Vertrag. Das bedeutet natürlich im Gegenzug, dass sie nicht die Zeit haben allen Bands die gleiche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das war der Hauptgrund, warum wir zu einem kleineren Label wechselten, was uns jedoch umso mehr unterstützt. Wir sind mit der jetzigen Situation auch sehr zufrieden.
In meiner Rezension habe ich geschrieben, dass es neben eurer aktuellen Scheibe besonders die neue AMORPHIS ist, auf die ich mit besonderer Spannung gewartet habe. Ihr kommt immerhin aus dem gleichen Land, besteht da irgendein Kontakt zueinander?
Oh ja! Aber sicher hören wir ihre Musik. Wir sind sogar schon zusammen aufgetreten. Ihr neues Album habe ich schon ein paar Mal durchgehört. Ich finde, dass es richtig gut geworden ist. Meiner Meinung nach eines ihrer besten… zusammen mit “Karelian Isthmus“, “Tales…“ und “Silent Waters“.
Welche Bands würdest du ansonsten noch zu den wichtigsten Vertretern eures Landes zählen?
Auf jeden Fall SENTENCED, die immer noch unschlagbar an der Spitze stehen. Dann aber natürlich auch WINTERSUN, KALMAH und noch viele andere.
Vielleicht hast du es gelesen. Demnächst wird ein BURZUM-Film erscheinen, der sich natürlich mit dem Beispiel selbst, aber auch mit der Black-Metal-Szene als solchen beschäftigen soll. Was denkst du darüber?
Oh, ehrlich gesagt habe ich davon bis jetzt gerade noch gar nichts gehört! Nun, ich habe niemals ihre Musik gehört, von daher berührt es mich jetzt nicht unbedingt. Wenn ich Black Metal hören will, greife ich eher zu SATYRICON, DIMMU BORGIR und ein paar anderen, habe allerdings dabei auch nicht verfolgt, was so in der Szene vorgeht.
Letzte Frage: Wie schaut es denn mit einer Tour, vielleicht in Deutschland, aus?
Wir werden tatsächlich die ein oder andere viel versprechende Show spielen, hoffentlich wird auch eine in Deutschland dabei sein!
Dann danke ich dir für die Zeit, die du genommen hast, die Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören dir!
Vielen, vielen Dank für das Interview. Join the sorrowful parade of the children!
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