Eternal Deformity
Pech mit Keyboardern

Interview

Die Polen ETERNAL DEFORMITY haben jüngst mit „No Way Out“ ein hervorragendes und düsteres Werk in der Schnittmenge zwischen Black-, Death-, und Gothic Metal vorgelegt. Wir haben mit den Herren über ihre Band, die Szene in Polen, Headbangen zu Tenhi und Gewalt im Proberaum gesprochen.

ETERNAL DEFORMITY – Die Band

Grüßt euch! Zu Beginn des Interviews wäre es klasse, wenn ihr euch und ETERNAL DEFORMITY kurz vorstellt.

A: ETERNAL DEFORMITY sind seit ungefähr 23 Jahren aktiv. Das Line-Up besteht aus fünf hübschen, aber nicht mehr ganz jungen Herren:

Eternal Deformity Bandfoto

Wie du sagst, ETERNAL DEFORMITY wurden 1993 gegründet. Wie hat sich die Metal-Szene und Metal als Musik selbst seitdem verändert? Welchen Änderungen waren ETERNAL DEFORMITY unterworfen?

A: Viele Bands aus den neunziger Jahren haben auf ihren Alben experimentiert und hatten keine Angst vor Herausforderungen. Ich kann mich sehr gut an diese Zeiten erinnern, weil ich mit dieser Szene aufgewachsen bin. Früher war es nicht so leicht an Platten zu kommen und wenn du dann deinen Favoriten gefunden hast, war das beinahe wie ein Lotteriegewinn. Heute braucht man nur einen Klick, egal wofür du dich interessierst und du kannst die Sachen direkt nach der Veröffentlichung hören. Dies ist natürlich zunächst einmal gut. Bevor du dich entscheidest eine CD zu kaufen, kannst du reinhören und prüfen, ob das Geld gut angelegt sein wird oder nicht.

Unsere Musik kann heute als eine Mischung verschiedener Metal-Stile beschrieben werden, man findet Doom-, Black-, Death-, Progressive-, und Gothic Metal-Elemente. Zu Beginn unserer musikalischen Reise waren wir sehr vom Doom Metal beeinflusst, welcher in Neunzigern sehr populär war. Mit der Zeit änderte sich dies, wir wollten schlicht und einfach nicht auf ein einziges Genre limitiert werden. Wenn du mehr darüber wissen willst, hör dir einfach unsere Alben an, beginnend mit „Forgotten Distant Time“ und endend bei „No Way Out“.

Im Vergleich zu anderen Bands hattet ihr nicht sehr viele Änderungen im Line-Up. Kannst du etwas zum Verhältnis der Bandmitglieder erzählen?

P: Insgesamt hatten wir fünf Line-Up-Wechsel zwischen 1997 und 2016. Wir hatten immer sehr viel Pech mit unseren Keyboardern. Davon gab es vier verschiedene in der Band. Sind wohl irgendwie insgesamt komplizierte Menschen (lacht). Wir sind Freunde, aber es gibt Zeiten in denen wir kämpfen und mit kämpfen meine ich, dass wir Schläge und Tritte austeilen. Also, es ist insgesamt sehr ernst, insbesondere unter dem Einfluss von Alkohol (lacht). Diese Kämpfe entstanden meistens deshalb, weil wir die Ziele der Band im Blick hatten. Zudem wollten wir so unsere Vision durchsetzen (lacht).

„No Way Out“ – Das neue Album

Eternal Deformity- No Way Out (Cover)

Kommen wir nun zu eurer aktuellen Platte „No Way Out“. Diese wurde ursprünglich in 2015 veröffentlicht und ist nun nochmal mit einem neuen Artwork und einem neuen Logo veröffentlicht worden. Warum habt ihr euch dazu entschieden?

P: Wir haben eine gewisse Anzahl von Kopien erstellen lassen, während wir nach einem Label gesucht haben. Wir wurden dabei von einer PR-Firma unterstützt und dank dieser haben wir schließlich den Kontakt zu ToT [Temple of Torturous] aus Schweden herstellen können.

Die Anpassung zu einem besser passenden Covermotiv war im Deal mit ToT inkludiert. Das neue Layout sieht fantastisch aus und macht in Bezug auf die Texte zudem mehr Sinn.

„No Way Out“ wirkt auf mich düsterer und erwachsener als bisherige ETERNAL DEFORMITY-Veröffentlichungen. Wie steht ihr zu dieser Meinung? Gab es vielleicht eine Art Veränderung bei euch?

A: Danke für die anerkennenden Worte bezüglich „No Way Out“. Wir versuchen den Hörer mit jedem Album in unsere Klangwelt zu entführen, ohne dabei Vergangenes zu wiederholen. Wir wollen den Hörer überraschen. Diesesmal sollte eine wirklich dunkle und verzweifelte Aura erzeugt werden, ohne dabei die für uns typische melodische Note aufzugeben. Das war nicht ganz einfach umsetzen, aber vielleicht haben wir den gewünschten Effekt erzielt.

„No Way Out“ steht zwischen den Genres und scheint von sehr vielen Einflüssen berührt zu sein. Könnt ihr etwas über diese Einflüssen von ETERNAL DEFORMITY bzw. den Einflüssen der einzelnen Bandmitglieder berichten?

A: Unsere Musik ist zunächst einmal vom Metal, aber weiterhin auch durch Pop, Folk und andere Stile beeinflusst. An dieser Stelle möchte ich keine konkreten Bands des Genres benennen, insbesondere solche, welche wir lieben und rezeptieren. Wir möchten nicht im Prisma dieser Einflüsse gesehen werden. Dabei versuchen wir unseren eigenen Weg zu gehen, welchen wir augenzwinkernd als Deform Metal bezeichnen. Wir merken, dass es schwierig ist Vergleiche zu vermeiden, allerdings bevorzugen wir es, wenn das Publikum dies für sich selbst herausfindet.

Die Metalszene in Polen

Wie funktioniert die Metalszene in Polen und wie ist das Verhältnis dieser Szene zu ETERNAL DEFORMITY?

A: Die aktuelle Metal-Szene in Polen ist die Stärkste seit Jahren. Wir haben großartige Bands auf die wir wirklich stolz sein können. Diese Bands werden nicht nur zunehmend in Polen, sondern auch in anderen Ländern wertgeschätzt. Ich habe den Eindruck, dass weltweit mehr und mehr Fans ihre Augen und Ohren zur polnischen Szene ausstrecken. Diese Szene ist nicht nur beeinflusst, sondern übt vielmehr zunehmend selbst einen Einfluss auf Bands in anderen Ländern aus. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung und ich erwarte nicht, dass mir jeder zustimmt.

Zum polnischen Untergrund haben wir eine gute Beziehung, allerdings haben wir aus Sicht der Publisher kein echtes Glück in Polen. Wir sind keine reine Black oder Post Black Metal-Band, wir spielen keinen makellosen Death oder Old School Thrash Metal. Diese Genres sind in Polen sehr populär. Das hat wohl alles mit unseren Verlegerproblemen in Polen zu tun. Plattenfirmen unterstützen einfach Bands mit einer klaren Stilistik, da diese einfacher zu vermarkten sind. Außerdem habe ich das Gefühl, dass die Metalfans in Polen insgesamt eher zu extremen Bands tendieren. Melodischere Bands sind aktuell nicht sehr angesagt. Abgesehen davon haben wir aber sehr aufopferungsvolle Fans, welche uns den Antrieb zum Weitermachen geben.

Kannst du uns, nach diesen interessanten Ausführungen zur polnischen Szene, auch noch etwas zu euren Fans in Deutschland erzählen?

A: Ich weiss gar nicht so genau, ob wir überhaupt Fans in Deutschland haben, aber zutreffendenfalls respektieren wir diese genauso wie die Fans aus anderen Ländern. Die Herkunft spielt für uns keine Rolle. Schließlich sind wir alle Metalbrothers (lacht).

P: Die deutschen Fans sind großartig. Sie sind immer sehr ruhig während der Konzerte und drehen nicht komplett durch oder ähnliches. Sie hören wirklich aufmerksam zu, deshalb siehst du keine verrückten Mosh Pits. Das ist aber nur eine Beobachtung, als ich euer schönes Land für ein paar Gigs besucht habe. Ein Freund von mir, der in Deutschland wohnt, hat mir mal erzählt, dass die deutschen Fans das Maximum aus ihren Konzertkarten herausholen wollen. Deshalb betrinken sie sich nicht wie die Verrückten, um das Konzert nicht verpassen. [Anmerkung Stefan: Sicher?!] Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Im letzten Jahr habe ich auf dem Prophecy Fest ein deutsches Mädel zu TENHI headbangen gesehen (lacht).

Abschließend noch die Frage nach euren Plänen für die Zukunft. Werden ETERNAL DEFORMITY demnächst einmal in Deutschland auftreten?

A: Aktuell konzentrieren wir uns auf die Promotion unseres neuen Albums. Im nächsten Jahr wollen wir wieder mehr live spielen. Bisher sind wir für zwei Konzerte in Polen gebucht. Wie geht es danach weiter? Das ist im Moment schwer vorherzusehen. Wir würden sehr gerne einmal außerhalb von Polen spielen. Bezüglich möglicher Konzerte in Deutschland sind wir offen für Vorschläge und Unternehmungen. Wir haben Lust in Deutschland zu spielen und würden bei dieser Gelegenheit auch gerne euer sagenhaftes Bier probieren (lacht)

Das klingt sehr vernünftig. Danke für das Interview!

Quelle: metal.de
08.01.2017
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